So, ich habe mich gerade eben angemeldet.
Zu meiner Person - ich bin 24 Jahre alt, Kaufmann im Groß - und Außenhandel.
Ich leide seit meinem 11. Lebensjahr - also seit 13 Jahren - unter Panikattacken.
Angefangen hat alles, als ich als Kind im Urlaub eine Frau habe ersticken sehen. Die Panikattacken kamen alle paar Monate mal, wenn meine Eltern sich heftig gestritten haben.
Plötzlich konnte ich nicht mehr mit dem Fahrstuhl fahren, erschien mir noch unproblematisch, gibt ja schließlich Treppen.
Mit 14 bekam ich dann Panikattacken, wenn meine Mutter zum Einkaufen gefahren ist und ich alleine im Haus war.
Das hat mir dann schon etwas Sorgen gemacht. Zwischenzeitlich war ich sogar noch (mit dem Auto) im Dänemark Urlaub. Passte in meinem Kopf alles nicht so ganz zusammen.
Mit ca. 16 Jahren konnte ich tagsüber alleine zuhause bleiben, aber keine Strecken mehr, egal ob in der Nacht oder am Tag, mit dem Fahrrad absolvieren. Mit 17 gab es dann einen Flug nach Wien aufgrund der Beendigung meiner Schule. 50 Minuten sind doch wohl nichts, dachte ich - der Hin - und Rückflug hatte mich komplett zerstört. Heulkrämpfe, Schweißausbrüche, Atemnot und ich war mir ziemlich sicher, ich sterbe. Die Attacke dauerte um die 3 Minuten (höchstens) - dann war auch alles in Ordnung. Naja, bis auf dass ich ca. 3 Stunden nicht ansprechbar und völlig down war.
Die erste Therapie beim Psychologen folgte. Es war ein super Typ und ich hatte Spaß dabei, jedoch habe ich nach 3 Jahren gemerkt, dass ich mich kein Stück nach vorne bewegt habe - im Gegenteil.
Die Angst vor der Angst siegte, sodass ich mein komplettes Leben eingeschränkt habe. Kein Urlaub, keine Fahrt nach Hamburg - ich habe mich immer im Umkreis von 10 km bewegt.
Ich war 19 und meine Jungs und ich, eine Gruppe von (inkl. mir) 9 Freunden buchten einen 10 - Tages Urlaub auf Mallorca. Die besten 10 Tage unseres Lebens sollten folgen. Mein Bett in meinem Zimmer war direkt unter dem Fenster, sodass ich Abends die Flugzeuge beobachten konnte. 1 Woche vor Antritt des Flugs ging es los - Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit - ich wollte stornieren, jedoch beharrte meine Mutter darauf, dass ich das durchziehe. So stand ich also eine Woche später am Flughafen um 9 Uhr morgens, 2 Tabletten vom Psychologen verschrieben und 5 B. intus - im Nachhinein bin ich froh, dass ich überhaupt ins Flugzeug durfte. Ich setzte mich total zugenebelt in den Flieger und wachte auf Mallorca wieder auf. Dasselbe beim Rückflug. Ist das das Ziel? Mit sicherheit nicht, ich will frei leben!
Mit 20 begann ich eine 12 - monatige Hypnosetherapie, die mich 3.500€ kostete. In diesem Sinne danke an meine Familie, dass sie mich unterstützt haben.
Diese Erfahrung war unglaublich gut um seinen Körper selbst besser zu verstehen. Aber hat es meine Panikattacken vermindert? Nein - und ich habe es inklusive Paniktagebuch und allem drum und dran durchgezogen!
Was machte ich nun? Ich fiel in ein Loch. Ich habe angefangen mich selbst zu hassen, war seit 5 Jahren nicht im Ausland, nicht shoppen in Hamburg mit meiner Freundin - nichts.
Depressiv fühlte ich mich, konnte nicht mehr in den Spiegel schauen, habe mich dafür geschämt, mich grün und blau geärgert, dass ich nichts tun kann, dass meine Angst vor der Angst stärker ist als ich und meine Fähigkeiten. Immer diese Lügen gegenüber meinen Freunden aufgrund Anfragen für Veranstaltungen oder Reisen.
Ich begann tacheles zu reden. Ich habe mir meine besten Freunde geschnappt und habe alles erzählt - einfach alles. So detailliert, dass nicht einmal dumme Fragen kamen. Glücklicherweise erhielt ich Verständnis, das war schon einmal Schritt eins. Aber letztendlich.. mein Leben ist immer noch krass eingeschränkt. Was nun?
Naja, wie schon erwähnt bin ich mittlerweile 24 und den Sch**** immer noch nicht los.
Ich kann sehr locker mit meiner Panik umgehen, sogar Witze drüber reißen, aber trotzdem siegt die Angst vor der Angst. Gestern las ich in einem Forum von einem Jungen Mann, der exakt dieselben Beschwerden hat/hatte und folgendes sagte:
'Ich habs einfach getan. Ich hab mich meiner Angst gestellt und es einfach durchgezogen. Klar habe ich gelitten aber das Gefühl wenn man etwas geschafft hat, kann einem keiner nehmen und ist unbezahlbar. Ich lasse mir bestimmt nicht mein Leben durch meine Ängste versauen, die mir realistisch gesehen nichts anhaben können.'
Amen, dachte ich nur.
Schaffe ich das auch? Ich weiß es nicht. Jedenfalls bucht mein Daddy mit mir einen Flug nach Miami, ich hoffe dass ich ihn auch antreten werde.
Mein Stand: immer noch eingeschränkt, seit 13 Jahren, ich fahre keine Autobahn, keine Großstadt - nichts.
Danke im Voraus, ich musste es einfach mal loswerden. Wir sind nicht alleine!
10.06.2015 15:19 •
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