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Ich möchte euch von meiner ständigen Angst vor Krankheiten, insbesondere vor Krebs, berichten. Ich bin 33 Jahre alt, habe einen guten Job, bin verheiratet und habe ein Kind. Trotz dieses scheinbar glücklichen Lebens kann ich mich nicht darauf konzentrieren, weil meine Lebensqualität durch meine Ängste stark beeinträchtigt ist.

Niemand in meinem Umfeld merkt, wie schlecht es mir innerlich geht. Nach außen wirke ich fröhlich und gesprächig, doch innerlich zerfrisst mich die Angst. Ständig suche ich meinen Körper nach Anzeichen von Krankheiten ab, aktuell besonders meine Brust. In den letzten Monaten war ich deswegen bei mehreren Ärzten und hatte mehrere Ultraschalluntersuchungen. Die Meinungen der Ärzte gingen so weit auseinander, dass ich sogar eine Biopsie machen ließ. Seitdem vertraue ich keinem Arzt mehr, da jeder etwas anderes sagt…

Vor zwei Tagen spürte ich zufällig einen Schmerz in meiner Brust beim anfassen und entdeckte nach etwas rumtastet einen Knoten. Ob er schon dort war oder ob es überhaupt zur Brust gehört, weiß ich nicht.
Jetzt plagen mich wieder die Gedanken an Krebs und die Angst vor der Zukunft. Ich brauche dringend Gewissheit, ob alles in Ordnung ist. Aber wieder zum Arzt zu gehen, macht die Sache nicht besser, finde ich. Ich hüpfe wieder in ein Ärzte Marathon Das versuche ich zu vermeiden, aber es gelingt mir nicht.
Früher hatte ich nach dem Arzttermin meistens ein gutes Gefühl und war erleichtert.
Mittlerweile denke ich, er hat was übersehen hat nicht genau hingeschaut. Er hat mich nicht ernst genommen etc. Ich habe ständig Todesangst und habe deshalb auch lange Zeit nicht fliegen können. Meine starke Flugangst habe ich Jahre später allein besiegt, aber die Hypochondrie bekomme ich einfach nicht in den Griff.

Ich war bereits in Therapie, aber sie hat mir nicht geholfen. Die Gesprächstherapie führte sogar zu einer Depression, sodass ich sie abgebrochen habe. Meine Krankenversicherung würde weitere Sitzungen bei einem neuen Therapeuten übernehmen, aber ich finde keinen passenden. Vor allem sind die meisten schon ausgebucht.

Ich weiß nicht mehr weiter und hoffe, dass jemand von euch einen ultimativen Tipp, eine Idee oder eine Buchempfehlung hat, die mir helfen könnte. Gibt es etwas, das euch geholfen hat, mit solchen Ängsten umzugehen? Ich bin für jede Hilfe dankbar.

01.08.2024 09:50 • 02.08.2024 x 2 #1


8 Antworten ↓


Zitat von Ktc91:
Ich habe ständig Todesangst

Die Angst vor dem Tod basiert auf und entsteht aus dem Gefühl, zu sein. Der Tod versinnbildlicht das Ende des Sein-Erlebens, des Ich-bin-Erlebens. Die Unlogik dahinter erschließt sich, sobald man sich vor Augen führt, dass ein Ende des Ich-Erlebens ja zwangsläufig auch jegliches damit (vermeintlich) verbundene Leid ausschließen würde. Angst vor dem Tod ist also letztlich ein Widerspruch in sich.

Ich sehe darin eher einen zeitlichen Aspekt: Ich möchte jetzt nicht tot sein bzw. sterben. Darin enthalten sind Ängste um die dann Hinterbliebenen, um Nicht-Erreichtes, Nicht-Erlebtes, Reue usw. Die Show geht ohne mich weiter...

Die Show endet jedoch phänomeno-logisch gesehen, mit mir. Es ist zwar nachvollziehbar aber eben unzutreffend sich Gedanken über eine objektive Zukunft ohne mich als deren Erleber zu machen.

Dass man dies trotzdem immer wieder tut, lässt m. E. auf eine nicht ganz stimmige Lebensführung schließen.

Zitat von Ktc91:
Ich brauche dringend Gewissheit, ob alles in Ordnung ist.

Nichts ist in Ordnung, wenn keine Ordnung im Geist herrscht. Die Ordnung im Geist wird nicht durch Heilsdiagnosen im Außen erzeugt, sondern im Geist. Die Ordnung (bzw. Unordnung) geht vom Geist aus.
Zitat von Ktc91:
Ständig suche ich meinen Körper nach Anzeichen von Krankheiten ab

Suche lieber den Geist nach heilsamen Gedanken ab und kultiviere sie.
Zitat von Ktc91:
Früher hatte ich nach dem Arzttermin meistens ein gutes Gefühl und war erleichtert.

Hypochondrie verhält sich wie die Zwangserkrankung: Sie ist ein Kreislauf, der sich selbst erhält und stützt.
Zitat von Ktc91:
Die Gesprächstherapie führte sogar zu einer Depression, sodass ich sie abgebrochen habe.

So hart es klingt, aber eine Depression ist meistens eine wichtige und notwendige Schlüsselstelle in der persönlichen Ent-Wicklung. Innerhalb einer Therapie kann sie eine neue Etappe bilden, eine Umformulierung der Symptome (z. B. Hypochondrie) innerhalb der Suche nach dem ursprünglichen Problem.

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Permanente Krankheitsangst - Wie komme ich da raus?

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Hi Ktc91,

willkommen im Club. Ich kann sehr genau nachvollziehen wie du dich fühlst. Ich bin 37 Jahre alt und mir geht es ganz genau so.
Aktuell ist es wieder richtig wild und es beeinträchtigt und stört mich einfach extrem.
Du bist also nicht allein damit! Leider bin ich selbst noch ganz am Anfang und habe noch keine Therapie oder Ähnliches versucht. Aber wir schaffen das schon und können auch bald einfach ganz frei leben!

@Lou1988 tut mir unendlich leid für dich.
Ich drück uns beiden ganz fest die Daumen, dass wir aus dieser Situation ganz schnell wieder rauskommen..

Ich hab dir einen Buchtipp. Es ist nicht das typische Inspirierende-Sprüche Buch, sonder basiert darauf, wie Gehirn/Seele/Nervensystem miteinander arbeiten. Wenn das Nervensystem zu lange im Panikmodus ist, entstehen zahlreiche psychische und physische Notstände.

Die zwei Autoren von dem Buch (The secret language of the body, bisher leider nur in Englisch) haben total lehrreiche Instagramaccounts, eine davon hat sich mit Nervensystemarbeit von CFS geheilt. Dadurch bin ich auf das Buch gestoßen, ich liege seit einem Jahr mit CFS zuhause.
Im Endeffekt ist mein jetziger Zustand nur eine Ansammlung jahrelanger Hypochondrie und Stress, von Außen betrachtet sah mein Leben super schön und easy aus. Als sich dann ein traumatische Events und ein EBV dazu kamen war das Fass voll und ich lag da.

Ich bin selbst noch nicht ganz durch beim Buch, aber bin sehr begeistert. Das sind ganz klare Ansätze, mit denen ich was anfangen kann. Auf ihrem Instagram sieht man auch Erfahrungsberichte von allem möglichen. Autoimmunerkrankten, Angsterkrankungem, Fibromalgy etc.
Ihr Instagram heißt: iamjenmann

Mir hat es geholfen endlich die Angst und meine Symptome zu verstehen. Und mit den passenden Training findet man da auch wieder raus.

Zitat von moo:
Die Angst vor dem Tod basiert auf und entsteht aus dem Gefühl, zu sein. Der Tod versinnbildlicht das Ende des Sein-Erlebens, des Ich-bin-Erlebens. Die Unlogik dahinter erschließt sich, sobald man sich vor Augen führt, dass ein Ende des Ich-Erlebens ja zwangsläufig auch jegliches damit (vermeintlich) verbundene Leid ausschließen würde. Angst vor dem Tod ist also letztlich ein Widerspruch in sich.


Die Angst vor dem Tod entsteht mAn allerdings nicht nur aus dem Bewusstsein des Ich-Erlebens, sondern auch aus der Ungewissheit darüber, was mit und nach dem Tod kommt.

Diese Ungewissheit oder Unsicherheit kann die Angst verstärken, unabhängig davon, ob es ein Ende des Leidens geben wird oder nicht.

Zudem kann sich die Angst - gerade bei der Angst vor Krebs - auch aus der Vorstellung ergeben, dass der Tod das Bewusstsein abrupt und möglicherweise schmerzhaft beenden könnte.

Diese Vorstellung von einem Nichts oder einer potenziellen Qual vor dem endgültigen Ende kann diese Angst hervorrufen, selbst wenn das zukünftige Ich dann nicht mehr existieren würde, um sie retrospektiv einordnen zu müssen.

Menschen neigen zudem dazu, Angst vor dem Unbekannten zu haben. Der Tod stellt ein ultimatives Unbekanntes dar, dessen Natur und Ablauf vom Menschen nicht sicher verstanden werden können, wenn es über die medizinische Komponente hinausgeht.

Diese Ungewissheit und die Vorstellung über diesen abstrakten Zustand können die Angst weiter verstärken.

Desweiteren kann die Angst selbst auch als eine evolutionäre, mechanistische Reaktion interpretiert werden. Der Selbsterhaltungstrieb hat sich entwickelt, um das Überleben zu sichern. Diese tief verwurzelte Reaktion kann zu Angst vor dem Tod führen, selbst wenn das Ende des Ich-Erlebens mit einem Fehlen von Leid assoziiert wird.

Zusammengefasst würde ich also konstatieren, dass die Angst vor dem Tod multidimensional ist und nicht nur auf der Vorstellung des Endes von Leid basiert, sondern auch auf den erkenntnistheoretischen Unsicherheiten und Unbekannten, tief verwurzelten Überlebensinstinkten und dem abstrakten Begriff des ultimativen Endes.

Zitat von moo:
Die Show endet jedoch phänomeno-logisch gesehen, mit mir. Es ist zwar nachvollziehbar aber eben unzutreffend sich Gedanken über eine objektive Zukunft ohne mich als deren Erleber zu machen.


Menschen haben allerdings die Fähigkeit abstrakte Gedanken zu entwickeln und zu reflektieren.

Auch wenn wir nicht mehr existieren, können wir uns theoretisch und kognitiv über zukünftige Zustände und Ereignisse in der Welt und deren objektiver Kontinuität nachdenken selbst wenn es uns nicht mehr betrifft.

Diese Fähigkeit zur Vorstellung und Reflexion der Möglichkeiten ist unabhängig vom fortdauernden eigenen Erleben und lässt sich mMn auch nicht abstellen, sondern maximal in der Prämisse umdeuten, diese Zukunft der Möglichkeiten entweder unbedingt erleben zu wollen oder auch ohne sie gehen zu können.

Hallo Ktc91,

Deine Angst vor Krankheit wird stellvertretend für andere Ängste stehen.

Zitat von Ktc91:
Trotz dieses scheinbar glücklichen Lebens kann ich mich nicht darauf konzentrieren, weil meine Lebensqualität durch meine Ängste stark beeinträchtigt ist.

Schön, wenn Du ein glückliches Leben führst. Ich vermute mal, Dein Leben hast Du Dir weitgehend
genau so eingerichtet, wie Du es haben wolltest.

Deine Gesundheit ist unabhängig davon ein eigenes Thema. Die Gesundheit haben wir Menschen
nicht allein in unserer Macht. Dazu kommt noch, dass Du im Unterbewusstsein eventuell befürchtest,
dass alles, was Du Dir aufgebaut hast, durch eine Krankheit ernsthaft beeinträchtigt werden kann.
Wir Menschen haben alle ein ähnliches Risiko.
Zumindest teilweise müsen wir versuchen damit zu leben.

Zitat von Ktc91:
Niemand in meinem Umfeld merkt, wie schlecht es mir innerlich geht.

Warum geht es Dir schlecht? Du hast doch alles, bist noch gesund und erfolgreich.

Zitat von Ktc91:
Ich brauche dringend Gewissheit, ob alles in Ordnung ist.

Das ist schwierig? Kann ein Mensch diese Gewissheit überhaupt bekommen?
Wie soll das gehen?
Es ergibt ja wenig Sinn, wenn Du jede Woche zum Arzt gehst und Du Dir dort sagen lässt,
das Du nichts hast. Wo nichts ist, kann man nichts finden. Du kannst auch jede Woche Dein
Auto in die Werkstatt bringen, um dann zu hören, das es noch in Ordnung ist. Und Du kannst
auch andere Geräte vorsorglich schon mal überprüfen lassen, ob sie noch einwandfrei funktionieren.

Bei den Dingen wie Auto und elektrischen Haushaltsgeräten schaffen wir das im Kopf, erst
einmal ruhig zu bleiben.
Bei unserer eigenen Gesundheit gibt es einen inneren Regelkreis. Dieser Regelkreis läuft
zwischen den beiden Teilen Unterbewusstsein und Bewusstsein ab.

Deine Krankheitsangst entsteht ohne dass Du selbst viel dazu beisteuerst, in Deinem Unterbewusstsein.
Und mit Deinen bewussten Gedanken kannst Du, wenn Du das möchtest, diese Ängste wieder selbst
stoppen oder zumindest abbremsen. Machst Du das nicht, passiert das, was Du hier beshreibst.

Ich füge Dir hier mal einen Link zu einem Beitrg von mir ein. Vielleicht wird damit das Zusammenspiel
unterschiedlicher Gedanken deutlicher.

agoraphobie-panikattacken-f4/gedankenkarussell-stoppen-tipps-wie-man-es-schafft-t123286.html#p3090546

Falls Du Fragen dazu hast, können wir uns gern mal genauer darüber unterhalten.

Zitat von Ktc91:
Nach außen wirke ich fröhlich und gesprächig, doch innerlich zerfrisst mich die Angst.

Dies kenne ich. wenn Du beginnst zwischendurch immer mal ein klein wenig mehr bewusster zu denken,
werden Dich Deine Ängste nicht mehr so ärgern können.

Viele Grüße
Bernhard


@Ktc91 hi , ich hab fast die gleiche Geschichte wie du ! Ich litt von letzten jahr august bis februar unter schlimmen panikattacken und Angstzuständen . Hatte auch eine Therapie angefangen die nichts brachte das einzige was mir geholfen hat waren freunde viel unternehmen und kein social media.

Tja hatte 2 Wochen viel langweile war bei insta und zack eine influencerin erzahlt das sie brust k hat.

Und es fing wieder an ! Ich hab mich standig abgetastet. Und joa hab 2 knubbel gefuhlt in der achsel klein und wollte eigentlich nicht zum atzt. Gestern war ich doch une ich wunchte ich waere nicht gegangen . Er sagte jaa da sind 2 leicht geschwollene lymphknoten und wenn sie wollen konnen wir ne biopsie machen . Joa unnotig jezzt bin ich wieeer voll drin . Aber ich finde knubbel und so an der brust sollte man schon schallen lassen .




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Dr. Christina Wiesemann
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