Ich melde mich hier einfach mal, weil ich Euch beschreiben möchte, wie es meinem Liebsten geht und weil ich gerne wissen würde, ob Ihr der Meinung seid, dass ich mich richtig verhalte.
Zur Situation:
Mein Verlobter (28) hat immer wieder mit Ängsten zu kämpfen, die ihn übermannen und lähmen. Seinen Ursprung hat das wohl alles darin, dass er als Jugendlicher viel gemobbt wurde und kaum wirklich irgendwo Anerkennung gefunden hat.
Am deutlichsten kommt seine Angst zum Vorschein, wenn es darum geht, sich mit mehreren Menschen gleichzeitig auseinander zu setzen. EIn Familiengeburtstag oder eine EInladung führt dazu, dass er sich tagelang vorher schon sehr stark reinsteigert und dann echte körperliche Beschwerden bekommt ... Kopfschmerzen, zittern, unwohlsein ... die ganze Palette. Trotzdem hat er es, nachdem er es mir eingestanden hat (dazu nachher mehr) dreimal versucht ... einmal haben wir es wirklich geschafft, dass er sich nach einer schweren ersten Stunde wohl gefühlt hat. Das war ein Riesenerfolg.
Gleichzeitig hat er sehr wenig Selbstbewusstsein, was sich unter anderem darin äußert, dass er ständig angst hat, mich zu verlieren. Weil er irgendwie glaubt, dass sein wahres ich nicht liebenswert ist oder so was in der Art, hat er leider von Anfang an immer wieder gelogen ... ich denke, er hatte einfach angst, dass ich ihn nicht lieben würde, wenn er mir sagt, wie es wirklich ist. Natürlich verkraftet er es auch schlecht, wenn ich mich mit anderen Leuten unterhalte und gut verstehe ... vielleicht einfach, weil es mir um so viel leichter fällt, mit Menschen umzugehen als ihm, vielleicht weil er angst hat, ich verlasse ihn für jemanden mit weniger Vorgeschichte.
Heute hat er sich mir anvertraut, was ein weiteres Problem angeht: im Dezember ist er zu mir gezogen und ist seitdem auf der Suche nach einer neuen Stelle. Ich weiß zwar schon länger, dass Bewerbungsgespräche und ein neues Arbeitsteam für ihn sehr schwer sind, wusste aber bisher nicht WIE schwer (auch, wenn ich es manchmal vermutet habe). Seit heute weiß ich, dass er mindestens 2 mal zum Vorstellungsgespräch bzw. probearbeiten nicht war, weil er es einfach nicht geschafft hat. Ich bin sehr froh, dass er heute ehrlich war und sich mir anvertraut hat ... bisher hat er mir immer Geschichten erzählt, warum er abgelehnt wurde.
Puuuuh ... das ist schon so viel und trotzdem nur ein kleiner Teil von dem, was ich so erzählen könnte ...
nun zu dem, wie ich damit umgehe und zu meiner Frage an Euch, ob ihm das hilft oder alles nur noch schlimmer macht:
Ich liebe ihn sehr und ich möchte ihm zeigen und beweisen, dass ich ihn als Mensch liebe, und dass ich gerne mit ihm alles durchstehe und ihm helfe, seine Ängste zu überwinden.
Ich habe ihm immer wieder klar gemacht, dass er sich mir immer anvertrauen kann, dass ich ihn liebe, wie er ist, und ihn eben nicht weniger liebe, auch wenn immer mehr seiner Lügen aufkommen ... teilweise, weil er es mir im Nachhinein erzählt, tielweise weil es einfach aufkommt.
Ich höre ihm zu, ich sage ihm immer wieder, dass ich an ihn glaube, aber ich dränge ihn auch, gerade, was den Job angeht, den Schritt zu machen ... und wenn ich mit hin fahren muss.
Ich selbst bin ein eher positiver Mensch ... ich habe mir bewusst beigebracht, kleine, schöne, kraftspendende und positive Momente bewusst in meinem inneren abzuspeichern wie Bilder und abzurufen, wenn mich irgendwelche Belastungen erdrücken. Das versuche ich auch immer wieder, bei ihm zu schaffen. Wenn es ihm gerade gut geht, klappt das auch, aber immer, wenn es ihm schlecht geht, werden selbst die kleinsten negativen Eindrücke und Erlebnisse so stark, dass sie alles andere überlagern und ich es nur mit sehr viel reden und halten und zuhören schaffe, das wieder ein bisschen zu relativieren.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich kann ihm mit meiner Liebe und meinem Vertrauen wirklich helfen, aber manchmal fürchte ich auch, ich werfe damit nur eine Decke über die Probleme.
Mir macht es manchmal ziemlich zu schaffen, dass ich, wenn er mir was erzählt, nicht weiß, ob ich das nu glauben kann, oder ob er nur erzählt, was er glaubt, dass ich hören will ... nicht weil er mutwillig lügen will, sondern weil er angst hat, mich zu enttäuschen, wenn er wieder mal gescheitert ist.
Ich weiß aus Erfahrung, wie fies es ist, wenn nahestehende Personen Zweifel an der Ehrlichkeit haben, aber ich weiß halt auch, dass er das auch mit mir shcon sehr oft gemacht hat ...
Ihr habt Erfahrung mit solchen Dingen:
ist es besser für ihn, wenn ich einfach weiter bedingungslos zu ihm halte ? ... wird allein dadurch, dass er daran irgendwann wirklich glaubt, sein Selbstvertrauen wieder aufgepeppt?
oder sollte ich ihm hart und klar sagen, dass er Hilfe braucht ?
Habt Ihr irgendwelche Tipps für mich ?
22.08.2011 12:19 • • 29.08.2011 x 1 #1