Ein Schock hat eine plötzliche, unerwartete Ursache und verursacht schlimme psychische und sonstige Schäden.
http://www.ise-regensburg.de/trauma_konzept.htm
Das fände ich schlimm, wenn der natürliche Tod eines hochbetagten, kranken Elternteils bei dem sich vermutlich ebenfalls im Rentenalter befindenden Kind einen emotionalen Schock zur Folge hätte. Da würde ziemlich viel schon vorher in der Psyche nicht stimmen.
Ich meine, die Sterbesituation deines Vaters war geradezu ideal:
- der Tod kam im Prinzip erwartet
- der Tod kam von ihm sogar erhofft, da er große Schmerzen hatte und den Tod doch wohl als Erlösung erwartete
- er musste nicht alleine sterben und du wurdest davon nicht erst im nachhinein informiert,
sondern ihr konntet euch noch voneinander verabschieden und er konnte in Ruhe sterben.
Oder war er nicht mehr bei Bewusstsein?
Jedenfalls hast du selbst dich von ihm verabschieden können. Dass gibt einem Frieden, und du sagst sogar selbst, dass es dich glücklich macht - das finde ich schön!
Muss man wirklich weinen müssen, wenn ein Elternteil mit 85 (nach Krankheit) stirbt? Ich finde nicht. Der Tod gehört ganz normal zum Leben dazu. Dass die eigenen Eltern eines Tages sterben müssen, das wissen wir spätestens, seit wir etwa 10 Jahre alt sind und können uns emotional darauf lange vorbereiten.
Das durchschnittliche Alter, das Männer heute bei uns erreichen, sind rd. 78 Jahre. Da sind 85 Jahre ja schon ein beachtliches Alter, da kann man den anderen m.E. schon gehen lassen, ohne ein Drama daraus zu machen. Damit tut man m.E. niemandem etwas Gutes, auch sich selbst nicht.
Das einzige, das m.E. auf etwas Unverarbeitetes schließen lässt, ist dein verstärktes Essbedürfnis. Vielleicht soll es die Leere füllen, die der Tod deines Vaters jetzt erstmal in deinem Leben erzeugt hat? Denn dass eine Person, die uns viel bedeutet hat, estmal eine Lücke bis Leere hinterlässt, ist ziemlich natürlich, meine ich.
War dein Vater dein Haupt-Bezugspunkt in deinem Leben?
Dass du keine Panikattacken mehr hast: Freue dich darüber.
Hatte dein Vater möglicherweise etwas mit deinen Panikattacken zu tun? Vielleicht ganz, ganz früher ...?
Aber wenn sie erstmal weg sind, würde ich mir darüber den Kopf nicht unnötig zerbrechen.
Die Rituale für die Zeit nach dem Sterben, die in den großen - oder allen? - Religionsgemeinschaften entwickelt und gepflegt wurden, sind wahrscheinlich v.a. für die Hinterbliebenen in dieser Zeit hilfreich, um wirklich und umfassend Abschied nehmen zu können. Z.B. die 6-Wochen-Messe bei den Katholiken, die 7-Tage-Wache usw. bei den Juden usf.
Vielleicht kannst du etwas davon für dich umsetzen?
Ich wünsche dir einen gelingenden Abschied.
GastB