Zitat von muenchner78:Ich hatte schon als Jugendlicher eine leichte Angst vor dem Sterben. Und im Laufe der Jahre, als auch noch meine Panikattacken hinzukamen, wurde es immer schlimmer. Um es klar zu sagen: Das Sterben an und für sich ist für mich nicht das Problem. Sondern eher die Vorstellung, für immer und ewig nicht mehr existent zu sein.
Ich hatte und habe immer noch ähnliche Erfahrungen. Mir überkommt der Gedanke an die Nicht-Existenz immer im Bus, wenn ich nach Feierabend wieder nach Hause fahre. Dabei ist es nicht einmal ein Gedanke im herkömmlichen Sinne, sondern eher ein Gefühl. Dieses Gefühl ist einmalig und kommt nur in dieser Situation. Es ist eine sehr besondere Art von Traurigkeit und einem eiskalten Schaudern.
Ich glaube der Tod ist eine Grenze. Eine Grenze für unsere Vorstellung, denn unser Verstand wurde für den Tod nicht gemacht. Wir wissen was auf Erden mit Menschen passiert, wenn sie sterben, aber wir hoffen dennoch auf ein Leben nachdem Tod. Ich glaube wir können uns nicht vorstellen wie der Tod ist. Den Tod, so denke ich, kann man sich gar nicht vorstellen, denn er liegt außerhalb unseres Vorstellungsspektrum. Ich vergleiche das immer gerne mit einem Blinden. Wenn jemand sein ganzes Leben Blind ist, dann kann man noch so viel versuchen, aber er wird nicht verstehen, wie die Farbe Rot aussieht. Oder allgemein was Sehen ist. Er kann es nicht. Es liegt außerhalb seines Verstandes und seiner Erfahrung. Tod zu sein, wird wahrscheinlich genau so ablaufen.
Wir können uns kein Ende vorstellen, weil wir es nicht gewohnt sind diese Grenze zu erfahren zu haben. Ich denke es kommt keine Dunkelheit nachdem Tod, auch kein Nichts. Wenn man stirbt dann ist das Bewusstsein vermutlich ebenfalls nicht mehr aktiv. Wir nehmen also nichts mehr wahr. Folglich auch keine Dunkelheit und kein Nichts.
Tod zu sein, und so formulierte es schon das Musical Tanz der Vampire ist komisch. Ironischerweise ist der Tod das Normalste, das Sicherste und das Vertrauteste was die Menschheit und das Leben kennt. Der Tod gehört zu uns, wie die Geburt. Das ist erstmal Fakt und ich weiß, dass dies zu schwierig, zu abstrakt und zu unangenehm für unser Verstand ist.
Zitat: Versucht mal Euch vorzustellen, wie es war als ihr noch nicht geboren ward. Ihr habt praktisch bis zu Eurer Geburt Millionen Jahre nicht existiert. Wer sich versucht das vorzustellen, weiß wovon ich rede.
Ich glaube das unser Verstand nicht ausreicht um diesen Gedanken zu fassen und zu ertragen. Ich selbst hab mir das so oft vorgestellt und habe die Nicht-Existenz immer mit der Dunkelheit gleichgesetzt. Aber eines Tages kam mir ein anderer tröstender Gedanke. Mein Bewusstsein wird mit den Jahren in die Vergangenheit unschärfer. Ich kann mich nicht mehr entsinnen, welcher Moment der erste Moment war, in dem ich irgendwas wahr nahm. Und da kam es mir schlag auf schlag. Ich machte mir selbst Angst, denn ich setzt die Dunkelheit als zwingend voraus als Nicht-Existenz. Dabei stimmt das doch gar nicht! Du hast schon immer gelebt, du warst schon immer da und du wirst bleiben, bis an Ende aller Zeiten! Nur die Formen der Existenz verändern sich. Jetzt bist du ein Mensch, aber was warst du früher? Als das Universum aus der Singularität (jener Ort an den es noch kein Zeit und kein Raum gab, der Anfang vom Anfang) herausgeboren wurde und es zum Urknall kam, warst du schon da! Ja, wir alle waren da! Als das erste Feuer im Universum entstand und sich die ersten Moleküle miteinander verbanden waren wir alle schon entstanden. Nun vielleicht waren wir nicht reif um uns selbst zu betrachten, aber unser Material war schon da! Und als der erste Homo Sapiens auf Erden wandelte, war der Weg gelegt damit du entstehen konntest! Wir machen einen furchtbaren Fehler, wenn wir unsere Nicht-bewusstsein mit Dunkelheit gleichsetzen. Bevor wir als Menschen geboren waren und sich damit das menschliche Bewusstsein bildete, waren wir und sind noch ein Teil des Universum. Und weißte was das Beste ist? Wir werden es für alle Zeit auch bleiben!
Dieser Gedanke ist für mich unendlich tröstend. Nein, sogar viel mehr. ich weiß nun das ich ein Platz im Universum habe und das ich diesen immer haben werde. Der Tod beendet vielleicht meine menschliches Bewusstsein, aber ICH als Geist, als physisches Körper und als lebendiger Nachruf in den Köpfen anderer Menschen werde weiterhin so quick lebend sein, wie früher. Vielleicht sogar noch viel viel lebendiger! Wir verlassen beim Tod nicht die Erde, wir sind die Erde, wir sind das Universum, wir alle sind der Kanal in dem das Universum durch uns denkt. Jeder deiner Gedanken ist real und wird in der Gesamtheit des Universums leben.
Mein Geist wird jene Gegenstände durchdringen die ich erschaffen habe (andere Menschen werden wieder diese Gegenstände ansehen und sich darüber neue Gedanken machen), mein Körper wird zu Erde, oder zur Asche oder zu Rauch. Aber nichts von dir geht verloren, du existierst in anderer Form weiter.
Zitat:
Ich kann sogar, wenn ich mich in den Tod hineinversetze eine Panikattacke gezielt auslösen. Wahnsinn oder? Ich weiß nicht, wie ich das in den Griff bekommen soll.
Sieh dich im Spiegeln an, sieh dir die Welt da draußen an, sieh dir die Wolken an, die sich Tag für Tag formen. Warum solltest du dir Gedanken machen über dem Tod? Der Tod ist zu groß für unser Verstand. Unser Verstand vermag nur die Dunkelheit zu sehen, aber der Tod an sich ist nichts anderes als eine Übergabe in eine neue Form des Lebens. Weißt du, du besteht selbst aus unendlich viel Leben! In dir tummelt sich so viel Leben. Bakterien, Zellen die sich teilen, DNA... du bist selbst ein Universum. Und wenn die Sonne in dir, ich setze dies mal mit deinem Gehirn gleich, in dem sanften Schlaf der Ruhe hinabgeleitet, dann ist es noch lange zu Ende mit DEINEM Universum. Deine Bestandteile gehen in neue Bestandteile über, deine Person wird weiter in den Erinnerungen deiner Mitmenschen weiterleben und jeder Gegenstand, den du angefasst hast, wird für immer deinen Abdruck haben. Du bist nicht weg! Deine Existenz geht hinüber in die universale Existenz des Lebens. Dein Tod öffnet anderen das Leben, sowie andere dir das Leben geöffnet haben. Und nichts als das Leben wird dich nach deinem Tod erwarten. Die Dunkelheit bleibet dir fern.
Ich stelle mir das immer so vor, dass die Geburt und der Tod nichts anderes sind als Straßenbahnen oder Taxen die mich vom einem zum anderen Ort hinfahren. Und jedes Mal wenn ich aussteigen bin ich was anderes! Eigentlich finde ich den Gedanken mehr als tröstlich, eigentlich finde ich diesen Gedanken ganz toll! Ich hab daraus neue Kraft geschöpft und genieße es ein Mensch zu sein und mit meinem Gedanken die Welt hier und jetzt zu färben, zu beeinflussen und zu formen. Klar, irgendwann ist diese Zeit zu Ende und na klar habe ich auch Angst vor dem Kontrollverlust, aber ich meine Angst vor der Dunkelheit ist gewichen, wenn ich mir vorstelle das jedes einzelne Atom meines Körpers, jeder noch so kleinste Teil wieder zu dem wird was es mal war: Das Universum.
Also Kopf, stoßen wir auf eine ewige Existenz in verschiedenen Reinkarnationen an! ich jedenfalls freue mich schon immer gelebt zu haben und weiterhin ewig zu leben!