Hallo Zusammen, wo soll ich anfangen...ich bin hier gelandet, weil die Überschrift passte und habe mich neu registrieren lassen weil es ein nächster Schritt ist in Richtung Hoffnung und ich die gezielte Psychotherapie und medikamentöse Behandlung einfach als allerletzten Schritt sehe.
Nun zu meiner Geschichte: Kurz gesagt habe ich natürlich wie alle hier in diesem Themenbeitrag Angst vor dem Sterben / Tod. Es fing bei mir wirklich bewusst an, als ich so 10/11 Jahre alt war denke ich. Heute bin ich 35.
Seither mache ich mir Gedanken was der Ursprung meiner Angst ist, was mir damit gesagt werden will von oben, was ich lernen soll durch diese Angst? Könnte es damit zu tun haben, dass ich eine sadistische Großmutter hatte, die mich mal über einen Brunnenschacht gehalten hat und drohte, mich dorthin hineinzuwerfen wenn ich nicht brav bliebe – um nur eines ihrer Spielchen zu nennen? Könnte es damit zu tun haben, dass ich als Kind und Teenager von meiner Mutter seelisch und körperlich aufs Grausamste misshandelt wurde und nie elterliche Liebe und Vertrauen genossen habe? Nun, mit Sicherheit HAT es was damit zu tun, aber da ich an meiner Vergangenheit nichts ändern kann, und mit meinen Eltern und mir eine Art Frieden geschlossen habe, suche ich heute nach der Antwort auf die Frage was verdammt soll ich bitte verstehen? Was lernen? wie damit umgehen? Aber vor allem „WIE WERDE ICH SIE ENDLICH LOS FÜR IMMER?!“
Die erste Panikattacke an die ich mich erinnere ist mit 10/11 gewesen, da hat man tatsächlich an einem ruhigen Sonntagmittag auf ZDF ein wohl afrikanisches Volk gezeigt, welches zwei Männer gelyncht hat, weil die irgendwas verbrochen haben. Zum Schluss hat man sie bei lebendigem Leibe in Brand gesetzt. Ich erinnere mich nur daran, dass der Reporter das noch lebende Gesicht des Verbrechers zoomte (nach dem der Brand erloschen war) und diese Person noch LEBTE und leise jammerte. Ich bin panikartig zu meiner Schwester gerannt und heulte und hatte Angst, die Arme war jedoch 8 und wollte ihre Ruhe. Meine Eltern ansprechen? Daran war nicht zu denken.
Und so lebte ich phasenweise immer meine Depressionen so taufte ich das was ich mir nicht erklären konnte. Die Angst kommt OHNE jede Vorwarnung, sie gibt manchmal Jahre lang Ruhe und kommt zu den unmöglichsten Zeitpunkten und ist einfach da, und nun ist sie so stark, dass sie mich am LEBEN hindert, welches ich so liebe. Sie LÄHMT mich.
Und immer ist es die Vorstellung nicht mehr zu existieren, keinen Körper zu haben, keinen Verstand, keine Musik mehr hören zu können, keinen Kaffee zu trinken, mit Menschen Lachen, Singen, Tanzen, Weinen, Küssen, Sex. Der Gedanke an den letzten Atemzug, das Schließen der Augen beim Sterben, das verursacht in meiner Magengegend diese schreckliche Angst (wie vor einer Prüfung). Was passiert mit meiner Seele wenn sie existiert und sich vom Körper trennt? Wo schwebt sie umher? Weiß ich dann wer ich bin und war? Weiß ich wo meine Liebsten sind? Werde ich reden können? Kann ich nicht als Geist weiter auf der Erde bleiben und die Menschen beim Leben beobachten? Die Natur genießen? Was für einen Sinn hat es als Lichtkugel herumzuirren und mich mit anderen zu verschmelzen? Und was ist dann? Gibt es einen endgültigen TOD als Seele? Dunkelheit? Wenn das Universum unendlich ist und Zeit relativ, was kommt denn danach oder dahinter? Versteht ihr? Wenn man solche Gedanken vorzugsweise in der Nacht hat, ist das schrecklich. Bin ich die Einzige auf Erden die sich darum Gedanken macht?
Und gestern habe ich weinend so viele Foren gelesen weil ich es endlich wagte, den Satz Angst vorm Sterben in Google einzugeben und mich damit auseinanderzusetzen. In einem Moment wo die Angst wieder lähmend und Panikartig in mir anstieg.
Ich hatte in meinen ersten Ehejahren 98/99 eine Angstphase die lange dauerte, und sich im Bezug auf einen qualvollen Tod oder den Weltuntergang durch Nostradamus prophezeit zeigte. Angst vorm Einschlafen weil ich ja dann auch weg bin. Und ich war in den ersten Ehejahren glücklich!! Also keine konkreten oder bewussten Auslöser. Dann folgte eine Phase wo ich schwerste Angstzustände sogar am helligsten Tag hatte, sie waren lähmend, ich sah wie ein Zombie aus, aber sogar diese Angst habe ich ohne jemals darüber zu reden überstanden. Das war die schlimmste Phase, sich sogar am Tag damit zu beschäftigen, wie es ist, nicht mehr da zu sein, oder qualvoll um die Ecke gebracht zu werden. Meine Schwester musste mir versprechen, dafür zu sorgen, dass ich wirklich tot bin, denn die Vorstellung, lebendig begraben zu sein hat mich wahnsinnig gemacht.
Ich wartete immer dass die Angst einfach weggeht. Und das ging sie. So wie sie kam, so ging sie auch.
Dann habe ich mich getrennt, lebte alleine und kann mich nicht an wirklich schlimme AngstPhasen erinnern. Und wenn doch, so fand ich wohl immer einen Weg, meinem Gehirn zu sagen: „HALT!!“ Ich verdrängte sie erfolgreich. Obwohl ich immer dachte, ich hätte Angst vorm Alleine sein, so erlebte ich mich damals selbst als wahnsinnig happy und frei darüber, endlich meine eigenen 4 Wände zu haben und nur für MICH Verantwortung zu tragen. Ich genoss mein Leben als Single. Die Angst blieb fern.
Selbst dann als ich von meinem nächsten Partner seelisch und körperlich misshandelt wurde, kamen diese Angstzustände nicht. Diese Beziehung dauerte weniger als 2 Jahre und auch hier ging ich gestärkt aus der Beziehung heraus. Die Angst blieb fern.
Und dann vor zwei Jahren kam sie wieder: Nicht nur die Angst mit allen oben geschilderten Symptomen, sondern plötzlich die (kindliche) Angst vor bösen Geistern, die mir beim Schlafen die Decke vom Körper ziehen (Die Vorstellung daran es würde jetzt im nächsten Augenblick passieren, machte mich wahnsinnig vor Angst), Alpträume diverser Art (ich hörte plötzlich ein Riesen Monster auf mein Schlafzimmer zustürmen und wachte in dem Moment auf, in dem das Trampeln an der Zimmertür angelangt war und ich könnte schwören es war real!), und schließlich die felsenfeste Überzeugung darüber, dass mich eine starke, unsichtbare Kraft eines Nachts tatsächlich tief in mein Bett drückte um mich dann umzudrehen (ich wachte genau in der Drehbewegung auf, mit Herzrasen, Angst und Panik, und erlebte wie der rationale Teil meines Hirns mir zuredete: „Es GIBT keine Geister, schlaf weiter!“).
Ab diesem Zeitpunkt war es eine Katastrophe: Meine Wohnung, bisher der Ort der Geborgenheit, wurde plötzlich zu einem Ort der Angst. Ich hätte auch nachts auf dem Friedhof sitzen können. Angst vorm Duschen (jemand steht hinterm Duschvorhang und packt mich gleich), Zähneputzen (Monster im Spiegel wenn ich aufsehe), Angst vorm Schlafen gehen (das besagte böse Monster mit dem Deckenfetisch Ich habe Angst, ich werde wahnsinnig!
Dann war die Angst wieder weg. Ich weiß nicht WAS es war, aber die Angst ging wieder. Eines Morgens wachte ich auf und das Gefühl es ist vorbei breitete sich in meiner Seele aus. Und es WAR vorbei. Bis vor drei Monaten. Da fing es wieder an. Und das obwohl ich wieder so glücklich bin, Mann, Job, Geborgenheit, Liebe. Oder vielleicht gerade deswegen? Nun kommt auch noch die Angst vorm ALT werden hinzu...immer wenn ich denke es kann nicht mehr schlimmer werden, kommt DAS jetzt noch hinzu. Nicht aus kosmetischem Sinne schaue ich mir besorgt meine ersten Falten im Gesicht an, sondern weil sie mir sagen: Bald bist du TOT Bitte lacht nicht, aber jetzt kommt zu aller Angst auch noch die Gewissheit hinzu, dass die Zeit im Fluge vergeht, und ich nur mehr 40 oder 50 Jahre zu leben habe.
Ich weiß, ich weiß Leute, ich habe so oft versucht mich zu trösten, mich sogar gerügt, mir gut zugeredet: „Herrgott reiß dich zusammen, du weißt ja auch nicht wie es war geboren zu werden, also wirst du das Sterben auch nicht merken. 40-50 Jahre? Mein Gott Sarah, stell dich halt an, manche Menschen haben nicht ein Krümel von dem gelebt was DU gelebt hast, manche Menschen sind mit 20 gestorben, 40 Jahre sind eine lange Zeit!“ „Von wegen“, sagt der andere Teil in mir. „Es ist nicht genug“. (nicht dass ich solche Sendungen früher mit Popcorn und emotionslosem Interesse geguckt hätte, aber heute machen sie mich fertig!!) Es macht mich fertig, an Menschen in meinem entfernten Bekanntenkreis zu denken, die an Krebs erkrankt sind, und wissen, dass sie mit 36 sterben werden, also in ein paar Monaten. Ich fühle mich automatisch in sie hinein und sterbe vor Angst und Panik. Wie muss es denen gehen, mit dem Wissen, bald nicht mehr da zu sein?
Ich habe mich erwischt, wie ich seit Neustem im Internet nach dem Geburtsjahr von gewissen Stars google und mir denke: „oh, der/die ist noch mal 10 Jahre älter als ich, ob sich der/die wohl auch frägt wie es ist, bald zu sterben?“ Oder ich sehe mir (in schlimmen Phasen) den Nachrichtenmoderator an und sage mir: „Schau, der lebt ja auch nicht ewig“. Ein anderer Teil meines Verstandes sagt dann: „Alles klar Alte, JETZT bist du wirklich krank, du bist total krank!“
Tja, ich denke das ist meine Geschichte im Großen und Ganzen.
Was ich gegen meine Angst alles schon getan habe? Ich vertraue seit Jahren auf Homöopathie, sie begleitet mich wirkungsvoll durchs Leben, ich mache die sogenannte Energietherapie nach Prof. Dr. Banis (Buch: Durch Energieheilung zu neuem Leben) und schwöre darauf, denn diese Behandlung löst mit Hilfe von Homöopathie die verschiedenen Blockaden der 7 Chakren eines Menschen. Das ist auch jahrelange Arbeit aber sie wirkt, denn sonst wäre ich ein verbitterter, von Neid und Missgunst zerfressener Mensch (wie meine Mutter) geworden, der im Strudel dessen gefangen ist, was ihm in seiner Kindheit schreckliches wiederfahren ist. Kurzum - ich schwöre darauf und habe mich als Mensch sehr viel lieber. Allerdings hoffte ich, dass die Angst auf einer Blockade beruht - negativ. Dennoch mache ich weiter, weil ich noch viele Konflikte auflösen muss Außerdem habe ich eine Psychotherapie gemacht, habe meine Angst angesprochen und bekam kurzum die Antwort: Kein Wunder - bei dem was Ihnen in Ihrer Kindheit passiert ist!“ Aber das Problem wurde weggeschoben, denn die wirklich gute Therapeutin sah die Ursache in meinen damaligen Trennungsgedanken.
Ich bin tiefer gegangen, habe auf Empfehlung eine Seelenheilerin besucht.
Und hierbei möchte ich betonen: Ich bin eigentlich ein sehr rational denkender Mensch, dessen Verstand rund um die Uhr rödelt und versucht, alles vernünftig zu erklären. Ich respektiere fast jede menschliche Einstellung, halte aber nichts von Hardcore-Esoterikern, die in mir unbekannten Hemisphären schweben und mich mit Sätzen wie alles wird gut, wir sind alle Eins (alles klar, ich bin also Eins mit der Seele eines Kinderschänders?!!) oder Sprüchen wie du musst vergeben, sonst bleibt deine Seele unerlöst, du musst dies und jenes zur Weißglut bringen. Esoterik in allen Ehren, aber der Begriff, bzw. die Angst des Menschen wird heute von vielen PseudoSchamanen, und anderen Heilern missbraucht, daher möchte ich nicht, dass Leser hier den Begriff „Seelenheilung“ in eben diese Schublade stecken. Getreu dem Motto: Was früher der Personal Trainer war, ist heute der Personal-Heiler.
Jedoch: Diese Frau ist super. Es gibt sicher mehr wie sie, aber die machen keine Werbung, und leere Versprechungen. So auch mein Engel wie ich sie nenne. Und an dieser Station endet meine Geschichte. Ich bin noch mitten in der Therapie, aber da ich keine 24 Stunden/Tag Behandlung genieße, muss ich die Tage in denen die Angst in mir die Überhand hat - so wie gestern - halt anders verbringen. Und ich versuche immer noch, alleine damit fertigzuwerden, bloß nicht das Licht wieder im Zimmer anzulassen (beim Schlafen) usw.
Der nächste Schritt - falls diese Heilung nicht wirkt - wird eine Hypnose sein. Ich möchte diese Angst einfach aus meinem Unterbewusstsein ausradieren lassen. Einen Versuch ist es wert.
Ich halte NICHTS von Psychopharmaka weil diese nur die Symptome bekämpfen, aber nicht deren URSACHE, und ich suche nach der URSACHE für diese Zustände und einem Weg, diese zu bekämpfen, sie zu vernichten. Denn wie gesagt, ich weiß, ich MUSS sterben irgendwann, aber ich habe verdammt noch mal die Schnauze voll davon, dass mich die beschriebene Angst und Panikattacke daran hindert das LEBEN zu GENIESSEN!
Ich mache sehr viel, und dazu gehört auch die Niederschrift meiner Geschichte. Ob sie nun gelesen wird oder nicht, es fühlt sich leichter an. Und die Tatsache, dass es doch so viele Mitleidende und viel Jüngere als mich gibt, ist ein Trost, wenn auch ein trauriger. Ich habe jedenfalls gestern das erste Mal geschlafen, ohne mich wieder gedanklich in das Sterben und nicht mehr da zu sein hineinzusteigern.
Sätze und Hilfeversuche die man sich bei mir sparen kann weil sie mir vielleicht zwar einleuchten aber mir nicht helfen? Ja, gibt es. Folgende:
„Das Sterben ist wie Einschlafen“ – Na prima, das ist ein Gefühl wie ausgelöscht werden. Klasse! Man existiert nicht mehr, und wenn, dann über Träume, aber wenn man nix träumt existiert man bis zum Aufwachen nicht, d.h. nach dem Sterben kommt NIX. NICHT tröstlich. Merke ich das? Natürlich nicht, aber die Vorstellung daran macht mich krank vor Angst.
„Versuch einfach, nicht daran zu denken, und / oder tief einzuatmen“ – Hab’s versucht, bin gescheitert.
Ich DENKE einfach ununterbrochen.
„Du musst unbedingt meditieren“ – Meditation ist für mich absolut nicht machbar. Mein Verstand kann vier Gedanken gleichzeitig denken und ist ständig in einer Kommunikation mit sich selbst (also in Denksträngen) In dem Moment wo ich versuche abzuschalten, denke ich daran, was noch alles erledigt werden kann, wann, und womit, was ich kochen soll usw.
„Du musst beten“ – Ja, ich bete oft, ich flehe den lieben Gott an – er möge mich endlich von dieser schei. erlösen oder mir endlich das Warum runter schicken, damit ich es verstehe. Bin ich gläubig? Ja, bin ich. Aber nicht gegenüber der Kirche, sind für mich persönlich Mafiosos nach den Politikern. Auch glaube ich nicht an einen strafenden Gott á la katholische Kirche. Ich glaube. Aber anders.
„Warum sich Gedanken machen über Etwas was du nicht verhindern kannst?“ – Danke, diese Frage stellt sich der rational denkende Teil meines Verstandes auch oft und versucht damit die Angst in mir zu beruhigen – leider erfolglos.
Phu, das war ein gutes Stück Arbeit. Ich danke jedem, der sich die Zeit genommen hat, das zu lesen, jedem, der mir vielleicht ein gutes Buch auf dieses Thema bezogen empfehlen kann. Meine Angst äußert sich wie gesagt in innerer Panik, lähmender Angst usw. Mein Herz wird eigentlich kaum schneller (außer bei Alpträumen), habe auch keine Atemnot oder andere körperliche Beschwerden. Es ist das INNEN und der Verstand der mich wahnsinnig macht. Der Kampf der IN mir ausgetragen wird, NICHT wahnsinnig zu werden. Sofort versuche ich mich durch gut zureden zu trösten, damit niemand merkt wie innerlich in Panik und Angst ich bin. Manchmal suche ich den Körperkontakt zu meinem schlafenden Mann. Das tut gut, aber auch nur kurz.
Tja. Einen schönen Tag allen.
19.11.2011 17:25 •
#226