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Hallo,

Ich kann die Diagnose Panikstörung immer noch nicht so richtig verstehen, vielleicht kann mir hier jemand helfen.

Panikattacken ok, manchmal kommen sie täglich, manchmal 2-3 in der Woche und manchmal 3 pro Monat.

Aber warum geht es mir dann täglich so mies? Kann das eine gemischte Störung sein?

30.10.2021 06:47 • 31.10.2021 #1


13 Antworten ↓


Panikattacken, Kosten viel kraft und energie. Eine panikattacke gleich manchmal einen ganzen arbeitstag. Man ist einfach koerperlich erschoepft und muede.
Es gibt aber auch panikzustaende die dauern laenger an.. Ziehen sich durch den ganzen tag. Das ist meistens der fall wenn man die panikspitzen nicht zulaesst und sich schnell ablenkt. Kann in manchen momenten sehr gut sein sie zu unterdruecken, doch manchmal ist es besser zu versuchen diese spitze auszuhalten damit das adrenalin zum hoehepunkt kommt und danach voll abgebaut werden kann. Denn der koerper kann auf einmal nur begrenzt adrenalin ausschuetten (dauer so um die 20-25 min) Danach gehts denn in die entspannungsphase und denn ist ruhe. Lenkt man sich vorher ab kann es einer achterbahn gleichen und es geht immer wieder bergauf.

Wenn du erstmal so eine erfahrung mitgemacht hast, kann es sein das du sehr sensibel auf deinen koerper achtest und somit jede kleinste veraenderung wahr nimmst.. Ansonsten weiss ich ja nicht was dich sonst noch so belastet..auch altlasten koennen sich noch ein Ventil ueber den koerper suchen und auf sich aufmerksam machen, wenn sie nicht verarbeitet sind.

A


Panikstörung verstehen?Brauche da Hilfe!

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Zitat von Bubbles:
Hallo, Ich kann die Diagnose Panikstörung immer noch nicht so richtig verstehen, vielleicht kann mir hier jemand helfen. Panikattacken ok, manchmal kommen sie täglich, manchmal 2-3 in der Woche und manchmal 3 pro Monat. Aber warum geht es mir dann täglich so mies? Kann das eine gemischte Störung sein?

Lieber Bubbles,
die Bezeichnungen der psychischen Diagnosen sind im Fluss. Wir sind keine Maschinen, bei denen eine defekte Zündkerze oder ein Kolbenfresser festgestellt werden kann. Die Diagnosen unterliegen den Moden, den Zeiten, dem Zeitgeist und den Festlegungen von Gremien wie der WHO. Was vor hundert Jahren als Krankheit bezeichnet wurde, gilt heute als gesund. Ich finde es auch ungünstig, sich Diagnosen von Psychiatern und Psychologen geben zu lassen, um sie dann mit dem Spruch: Ich habe XYZ mit und vor sich herzutragen. Warum sage ich das? Weil ich der Überzeugung bin, dass solch eine Bezeichnung und der Gedanke ich habe das Leiden manifestiert. Was man hat, das gibt man nicht wieder weg. Psychische Leiden bieten auch Vorteile: man ist in einem Schonraum, kann sich darauf berufen und ggfs. seine Umgebung damit instrumentalisieren. Ich finde es besser, psychische Leiden als eine Wolke zu sehen, sagen wir mal eine schlimme giftige schwarze Wolke, die auch wieder wegziehen oder sich auflösen kann. Ärzte brauchen die Diagnosebezeichnungen für die Anpassung der richtigen Behandlungsoptionen, die Abrechnung und für die Statistik. Als Patient sollte man meiner Meinung nach aber eher Abstand von Diagnosen nehmen und sich als gesunden Menschen bezeichnen, der leidet.
Vielleicht machen meine Gedanken etwas Sinn für Dich.
Liebe Grüße

Im Moment reagiere ich auf alles sehr sensibel. Ein Kaffee trinken geht nicht, ein Schluck Wein auch nicht. Fremde Gerüche die plötzlich kommen machen mir Angst.

Jedes Stechen, Ziehen und Vibrieren im Körper machen mir Angst es wäre was schlimmes.

Und das läuft den ganzen Tag so. Therapie hilft nach sechs Monaten überhaupt nicht.


@Fauda die Schwarze Wolke soll einfach weiter ziehen. Die Kraft wird immer weniger.

Vielleicht bleib ich einfach nur noch Zuhause, da fühle ich mich sehr oft am sichersten. Oder ich nehme wieder Medikamente.

Hallo @Bubbles

Zunächst einmal: Ich selbst habe nur noch sehr selten Panik-Attacken und das auch nur in ganz spezifischen Situationen. Eine richtige Panikstörungen habe ich nie gehabt. Sage ich nur, um klarzustellen, dass ich hier kein Experte bin.

Zitat von Bubbles:
Aber warum geht es mir dann täglich so mies?

Aus Panik- und Angststörungen kann die berüchtigte Angst vor der Angst entstehen. Das hatte ich auch bis an den Punkt, wo ich den ganzen Tag nur noch mit meinen Ängsten beschäftigt war. Dass einen das völlig erschöpfen kann, ist wohl klar. Hinzukommen können dann noch depressive Zustände, die das Problem noch weiter verschlimmern.

Zitat von Bubbles:
Vielleicht bleib ich einfach nur noch Zuhause, da fühle ich mich sehr oft am sichersten.

Vor Jahren wurden meine sozialen Ängste so schlimm, dass ich kaum noch die Wohnung verließ, nur noch ganz schnell zum Einkaufen, wenn es nicht mehr anders ging. Hätte ich da nicht gegengesteuert, wer weiß, wie weit das in Richtung Agoraphobie gegangen wäre. Das ist definitiv keine Lösung!

Zitat von Bubbles:
Therapie hilft nach sechs Monaten überhaupt nicht.

Sprich mit Deinem Therapeuten darüber, sage ganz ehrlich, dass das alles nicht zu wirken scheint und wie Du Dich im Moment fühlst.

Zitat von Bubbles:
Oder ich nehme wieder Medikamente.

Ja, was spricht dagegen?

Medikamente können hilfreich sein. Therapie ebenfalls. Letztlich geht es darum, dass Du ein besseres "Standing" bekommst. Dich wieder sicher fühlst, auch außerhalb Deiner Wohnung. Das geht Schritt für Schritt.

@Spaceman meine Angst spricht dagegen. Habe sie schon Mal genommen und irgendwan ging es mir wieder gut.
Jetzt habe ich Angst vor Serotonin-Syndrom und Herzproblemen durch die Medis.

Hattest Du seinerzeit irgendwelche Herz- oder Serotoninsyndrom-Probleme?

Das Serotoninsyndrom ist selten und entsteht meistens durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Mache Dir klar, dass Deine diesbezüglichen Ängste unrealistisch sind. Rede mit einen Psychiater darüber und lasse Dir Medis verschreiben, bei denen das noch unwahrscheinlicher ist.

Auch bei den Herzproblemen. Sollten die überhaupt auftreten, dann sind sie vorübergehend. Aber auch hier blockiert die Angststörung eine Heilung. Sobald Du da Probleme bekommst, setzt Du sie - unter ärztlicher Kontrolle - eben wieder ab.

@Spaceman nein außer Herzstolpern Mal mehr Mal weniger hatte ich damals nicht. Das habe ich jetzt auch noch.
Es ist wie eine Blockade im Kopf.

@Bubbles
Ich bin ebenfalls kein Experte, bei mir wurde allerdings ebenfalls eine Panikstörung diagnostiziert.

Meistens ist der Auslöser zu viel Stress über einen sehr langen Zeitraum oder ein traumatisches Ereignis (bei mir war es ein beinahe Kreislaufkollaps auf dem Motorrad wegen Hitze).

Es ist üblich, dass die Angst erstmal nur bei diesem Bereich bleibt. Also mir speziell Motorrad fahren und/oder starke Hitze.
Oftmals springt die Angst aber auf andere Bereiche über, sie generalisiert sich also, daher der Begriff Generalisierte Angststörung.
Ich konnte nicht mehr alleine Einkaufen gehen, alleine Autofahren, alleine bei uns im Wald spazieren oder generell alleine sein, weil ich panische Angst davor hatte, Ohnmächtig zu werden und dass niemand da ist, der mit dann helfen könnte.

In meiner Hochphase war mir auch schnell alles zu viel. Gerüche, Geräusche, Licht, viele Menschen.
Da liegt zum einen daran, dass Panikattacken total anstrengend sind, so wohl geistig als auch körperlich, weil der Körper in Sekunden alles mobilisiert, um sich einer Kampf- oder Flucht-Situation zu stellen.
Zum anderen gibt es in unserem Körper ein sog. Alarmsystem, dass sich in bestimmten Situationen aktiviert, wodurch unser Gehirn viel mehr Informationen aufnimmt und verarbeitet. Z.B. wenn du spät Nachts ein Geräusch hörst und aufstehst, um nachzusehen was das war. Dann bist du schlagartig hellwach, hochkonzentriert und analysierst jedes Geräusch und jeden Schatten ganz genau.
Bei Menschen mit Panikstörung ist das Alarmsystem generell erstmal höher eingestellt, als bei anderen.
Du kannst das wie den Lautstärkeregler an einem Lautsprecher sehen. An manchen Tagen oder in bestimmten Situationen dreht das Alarmsystem auf und in anderen ruhigen Umgebungen wieder runter.
Bei mir hat das Alarmsystem immer ordentlich aufgedreht, wenn ich allein war oder meine Probleme alleine angegangen bin wie Einkaufen oder Autofahren.
Und das ist für den Kopf natürlich super anstrengend, weil alle Sinneseinflüsse viel intensiver und schneller verarbeitet werden als sonst. Daher kann es auch schnell zu einer Reizüberflutung kommen und zu dem Gefühl, dass einem alles zu viel wird.
Irgendwann nach vielen Wiederholungen hat mein Alarmsystem kapiert, dass es locker bleiben kann in Situationen wie alleine Einkaufen oder Autofahren, weil das einfach nur alltägliche Situationen sind.

Das wird mit der Zeit besser werden, wenn du an deiner Panikstörung und deren Auslöser arbeitest.

Zitat von Fauda:
Lieber Bubbles,
die Bezeichnungen der psychischen Diagnosen sind im Fluss. Wir sind keine Maschinen, bei denen eine defekte Zündkerze oder ein Kolbenfresser festgestellt werden kann. Die Diagnosen unterliegen den Moden, den Zeiten, dem Zeitgeist und den Festlegungen von Gremien wie der WHO. Was vor hundert Jahren als Krankheit bezeichnet wurde, gilt heute als gesund. Ich finde es auch ungünstig, sich Diagnosen von Psychiatern und Psychologen geben zu lassen, um sie dann mit dem Spruch: Ich habe XYZ mit und vor sich herzutragen. Warum sage ich das? Weil ich der Überzeugung bin, dass solch eine Bezeichnung und der Gedanke ich habe das Leiden manifestiert. Was man hat, das gibt man nicht wieder weg. Psychische Leiden bieten auch Vorteile: man ist in einem Schonraum, kann sich darauf berufen und ggfs. seine Umgebung damit instrumentalisieren. Ich finde es besser, psychische Leiden als eine Wolke zu sehen, sagen wir mal eine schlimme giftige schwarze Wolke, die auch wieder wegziehen oder sich auflösen kann. Ärzte brauchen die Diagnosebezeichnungen für die Anpassung der richtigen Behandlungsoptionen, die Abrechnung und für die Statistik. Als Patient sollte man meiner Meinung nach aber eher Abstand von Diagnosen nehmen und sich als gesunden Menschen bezeichnen, der leidet.

Liebe Fauda
das finde ich richtig gut geschrieben, vielen vielen Dank, ich konnte davon auch viel mitnehmen! Du hast das so gut und klar zusammen gefasst, genau so sehe ich das nämlich auch! Ich hätte es aber nicht so schnell so gut zusammenfassen können.

Ich finde auch, Diagnosen dienen nur der Orientierung, so wurde es mir auch immer erklärt. Eine gute Therapeutin nutzt sie zur Beantragung der Therapie und zur Orientierung für ihre Arbeit, aber nie um jemand in eine Schublade zu stecken. Und sie kann diese ja auch in Abstimmung mit dem Klienten verändern.

Ein Beispiel wäre ja etwa, dass ein traumatisierter Patient es als sehr belastend empfinden kann, zu berichten, warum er da ist und ihn das erzählen an sich retraumatisiert ggf. Also bräuchte er zunächst Hilfen, also Skills, die ihn in die Lage versetzen, sich aus Überflutungszuständen heraus zu holen, bevor die Inhalte des Traumas vertieft würden beispielsweise.

Wenn ich nichts über diese Diagnose weiß, wäre es in dem Fall schlecht. Jemand anders empfindet es vielleicht sogar als absolut entlastend, sich gleich am Anfang möglichst viel von der Seele zu reden und geht danach positiv gestimmt aus der Sitzung. Das wäre nur ein Beispiel, warum auch ein/e Therapeut/in eben dies zur Orientierung braucht, es sollte aber eben niemals auch sich selbst übergestülpt werden, als wäre ich selbst diese Störung sozusagen.

Meine Psychiaterin hat mir zum Beispiel auch ein Medikament verschreiben wollen, welches passend für die generalisierte Angststörung sein soll. Ich habe sie darauf angesprochen, dass ich das nicht habe, ich habe vor fast nichts Angst und bin im Alltag in aller Regel tendenziell mutiger als andere, sehe weniger Gefahren, stürze mich in Dinge hinein, bei denen andere vorsichtig sind. Ich habe kaum Ängste, nur die traumatisch bedingten ganz klar umrissenen Ängste, die akut getriggert waren zu dem Zeitpunkt. Da sagte sie eben, das ist völlig egal, das Medikament wirkt angstlösend, und es ist einfach nur damals so zugelassen worden, mit dem Indikator der GAS. Das ist aber total unerheblich.

Liebe Grüße,
Nora

@sw00sh den genauen Auslöser zu kennen wäre nicht schlecht.
Das wird nach 20 Jahren mit dieser Störung auch nicht sehr einfach. Es kommt immer wieder obwohl es in dieser Zeit einige Male Veränderungen gab.

Vielleicht gibt es wirklich Menschen deren Hirnstoffwechsel gestört ist. Diese These möchte aber kein Therapeut hören.

Ich möchte einfach mein Leben lebenswert leben, es genießen meinen kleinen aufwachsen zu sehen usw. das ist so zurzeit nicht möglich. Arbeiten geht noch gerade so und dann kommt nicht mehr viel.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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