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Hallo ihr Lieben,

Ich wollte mal nachhören, ob es hier Betroffene gibt, die besonders im Urlaub stark an Panik und Ängsten leiden, sprich wenn sie in einer fremden Umgebung sind und von zu Hause weg sind.
Bei mir fing es letztes Jahr damit auf Kreta an. Es war ein Alptraum. Im Herbst wiederholte es sich im Holland Urlaub. Nun graut es mir schon vor dem nächsten Urlaub und eigentlich bin ich immer sehr gern gereist.
Hat hier jemand Erfahrungen und evtl auch Tipps?

25.04.2024 18:33 • 03.07.2024 x 3 #1


51 Antworten ↓


@Sun2009 Vielleicht was mitnehmen, was Vertrautheit schafft!

A


Panikattacken und Ängste im Urlaub

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@Sun2009 Leider muss ich Dir berichten, dass ich all meine Panikattacken woanders hatte. Zu Hause hatte ich nur diese innere Unruhe, die Angst vor der Angst sozusagen, aber die Attacken immer auswärts. Die erste hatte ich in London. Ich dachte damals, auf meinem Grabstein steht London als Sterbeort!
Zu Deiner Frage: Ich würde auch etwas mitnehmen, an dem Du Dich „festhalten“ kannst und Dir das Gefühl von Heimat und Vertrautheit gibt. Das ist ganz wichtig! Natürlich würde ich auch Medikamente mitnehmen und den Körperkontakt zu geliebten Menschen suchen, wenn es soweit ist.

@Sun2009
So ne Angst und Panikstörung kann einem verdammt viel kaputt machen. Weil sie eben häufig genau dann auftritt, wenn man gerade Dinge macht, die man gerne tut.
Wichtig ist:
Nicht vermeiden. Wenn du zukünftig anfängst Urlaube zu vermeiden, wird sie sich den nächsten Bereich suchen und so wird dein Radius immer kleiner.
Ich kenne das auch, die meisten Attacken hatte ich immer bei Dingen außerhalb der Wohnung, obwohl ich immer gern etwas unternommen hab.
Aber egal ob Kino, in den Urlaub fahren, Freunde besuchen, es blieb kein Bereich verschont und es hat echt lang gedauert, bis ich das halbwegs wieder im Griff hatte.
Ich hatte dann halt auch gar keinen Spaß mehr an Unternehmungen, weil ich genau wusste, gleich geht’s wieder los.
Durch die Angst vor der Angst wurde das aber ne Selbsterfüllende Prophezeiung und so wurde es tatsächlich leider immer häufiger, dass die Attacken kamen, bis ich sie dann auch teilweise zuhause hatte.
Ist ein langer Weg, aber mit Menschen an der Seite die einen bestmöglich unterstützen wird es besser werden.

Was entspannt dich denn, wenn zu zuhause bist? Ein gewisser Tee? Unter die Decke kuscheln? Wie entspannst du zuhause?
Davon möglichst viel mit in den Urlaub nehmen und dir selbst immer wieder die Sicherheit geben, dass alles gut ist und dass dir nichts schlimmes passieren wird.
Ich weiß, das ist nicht einfach, aber am wichtigsten ist eben: auf keinen Fall von der Angst einschränken lassen.
Die meisten Menschen mit Angststörung und co sitzen nicht ausschließlich zuhause, weil ihnen das gut gefällt, sondern weil die Angst ihren Radius komplett eingeschränkt hat. Die meisten waren früher selber sehr unternehmungslustig, sind arbeiten gegangen…bis die Angst die Führung übernommen hat und jetzt auf dem Fahrersitz des Lebens sitzt.
Du kannst sie Angst nicht zuhause lassen, sie ist jetzt nun mal da. Aber du kannst ihr verbieten auf dem Fahrersitz des Lebens Platz zu nehmen und sie auf die Rückbank verweisen. Der Fahrersitz gehört dir! Auch wenn es sich im Moment nicht so anfühlt. Also erkämpfe ihn dir zurück.
Aber: je stärker du versuchen wirst, die Angst ganz aus dem Auto zu werfen (oder sie am Rastplatz zu vergessen) desto mehr wird sie auf sich aufmerksam machen, desto stärker wird sie.
Sie ist nun mal da, sie gehört dazu. Ignorieren, nicht bekämpfen, weil das wird nix.
Je mehr sie merkt, dass du auf ihre albernen Versuche deine Aufmerksamkeit zu bekommen nicht mehr eingehst, desto stiller wird es auf dem Rücksitz. Aber das geht leider nicht innerhalb weniger Wochen.

Zitat von Sun2009:
Ich wollte mal nachhören, ob es hier Betroffene gibt, die besonders im Urlaub stark an Panik und Ängsten leiden, sprich wenn sie in einer fremden Umgebung sind und von zu Hause weg sind.

Das zwar nicht, aber ich kann woanders einfach überhaupt nicht schlafen. Die letzten Urlaube, die ich vor 30 Jahren machte, endeten immer mit Nervenzusammenbrüchen wegen kompletter Übermüdung. Seitdem bin ich einfach nicht mehr in Urlaub gefahren. Das muss ich mir nicht geben.

Zitat von Sun2009:
Hallo ihr Lieben, Ich wollte mal nachhören, ob es hier Betroffene gibt, die besonders im Urlaub stark an Panik und Ängsten leiden, sprich wenn sie ...

Mir geht es ganz genauso..
Anfangs bin ich trotz Angststörung in den Urlaub geflogen. 2018 nach Miami und 2020 auch nach Mexiko. Beides über 10 Stunden Flug.. Es war trotzdem noch toll und ich konnte es abgesehen von wenigen Ausnahmen genießen.
Letzten Sommer musste ich den Flug nach einem Zwischenstopp abbrechen und konnte nicht weiter in die Türkei fliegen. Dieser Abbruch hat mir seitdem viele Schwierigkeiten gemacht. Die Angst hat sich gemerkt, dass ich mich in die Knie hab zwingen lassen und es mir viele Monate echt schwer gemacht. Erst jetzt langsam wird es etwas besser mit normalen Unternehmungen, die mir bis letzten Sommer kaum etwas ausgemacht hatten

Deswegen kann ich nur zustimmen.. der Angst bloß nicht nachgeben

Ich habe leider auch schon Urlaube gecancelt wegen Angst und Depri. Seit ich den Tinnitus habe, bin ich auch noch nicht wieder geflogen, weil ich mich nicht traue. Aber es ist natürlich richtig, dass die Vermeidung die Kreise immer kleiner macht…. wann ist denn euer Urlaub geplant? LG

Zitat von Sprotte:
Seit ich den Tinnitus habe, bin ich auch noch nicht wieder geflogen, weil ich mich nicht traue.

Warum das ? Ich habe seit fast 40 Jahren Tinnitus, aber das würde mich vom Fliegen nicht abhalten. Ich würde allerdings nicht fliegen, weil ich Angst vor dem Abstürzen habe

@Schlaflose So ganz genau weiß ich das, ehrlich gesagt, nicht. ‍️

Also den Urlaub canceln werde ich nicht. Ich habe schon vor Jahren verinnerlicht und auch gelernt nichts zu vermeiden, da dann alles schlimmer wird.
Aber diese Angst vor der Angst, dass es wieder passieren wird... die bekomme ich nicht in den Griff. Es ist mir nun schon 3 mal passiert, als ich woanders geschlafen habe (2 Urlaube, 1 Tagung) es ist grässlich. Ich wollte diesmal auf jeden Fall mein Promethazin und Opipramol mitnehmen

@Sprotte wir fliegen am 14.7.
Bis dahin wollte ich jetzt dringend mit meiner Therapeutin dran arbeiten

@f-c-t-a nimmst du Medikamente?

@WayOut wow vielen Dank für deinen Text! Da stecken viele Dinge drin, die ich versuchen werde mitzunehmen. Ich weiß nicht was ich mir da für einen Mist eingefangen habe im letzten Sommerurlaub. Ich lag abends im Bett, meine Familie schlief schon und plötzlich ging mein Kopfkino los... fremdes Land, keiner versteht dich, keine deutschen Ärzte, was ich wenn ich hier verrückt werde... all so ein Mist. Total irre. Und dann ging der ganze Spuk los.

@Sun2009
Ja, das ist so typisch für Angst.
Ich war IMMER ein Mensch, der erst zum Arzt gegangen ist, wenn nichts mehr ging.
Ja, auch nicht richtig.
Aber ohne Erklärung habe ich dann irgendwann nen „Pinn im Kopp“ gekriegt und es ist richtig schwer, wieder normal zu werden.
Erst mit den vielen Jahren habe ich jetz nach und nach gelernt, warum das irgendwann eskalieren musste, so wie ich gelebt hab.
Aber für mich war das ein ganz normales durchschnittliches Leben.
Erst in den Therapien hab ich gelernt, dass mein Leben alles andere als normal gelaufen ist.
Und so gesehen ist meine extreme Angst ein reset Knopf fürs Leben gewesen.
Alles neu ordnen und strukturieren.
Lernen auf mich zu achten, Grenzen zu setzen, nicht alles für Zuneigung tun, nein sagen können etc…

Ich habe zum Glück keine Ängste, wenn es in den Urlaub geht, aber am liebsten bin ich natürlich in meiner vertrauten Umgebung, was durch einen Wohnwagen möglich ist. Meine kleine Höhle.

Aber ich kann dennoch vielleicht ein wenig mitreden...
Zitat von Sun2009:
fremdes Land, keiner versteht dich, keine deutschen Ärzte, was ich wenn ich hier verrückt werde... all so ein Mist.

Ich sehe sehr viel negative Formulierungen. Klar. Wir haben Angst.
Was ich noch nicht vor allzu langer Zeit gelernt habe: Stoppen, wenn man bemerkt, dass man denkt. Innehalten. Nachdenken, was dann passieren würde, wenn passieren würde.
Und vor allem: Du bist nicht alleine. Deine Familie wird alles tun, wenn was Schlimmes passiert, dass du gesund wirst. Auch Ärzte, die kein Deutsch können, wollen, dass du gesund wirst.
Gebe deinen Ängsten Gegenargumente. Oder eher: Diskutiere mit deinem Unterbewusstsein. Meinetwegen diskutiere es in Grund und Boden. Logisch. Aktiv und möglichst rational.
Wenn du Panik aber dennoch kommt, da man zu langsam war, um die Gedanken zu bemerken, dann lasse sie zu. Dann ist sie schnell wieder vorbei. Kämpfe auf keinen Fall gegen sie an. Dadurch wird dein Gehirn nur lernen, dass es anscheinend Anlass gibt vor Panik Angst zu haben und prompt ist man in seiner Angst vor der Angst drinnen ...

Wenn es nicht geht mir sich selbst im Kopf logisch zu diskutieren, kann es helfen sich Mal bei jemanden abzuladen. Irgendjemand muss dann eben Mal ein paar Minuten zuhören.

Lass dich nicht unterkriegen.
Akzeptiere dieses Problem, aber diskutiere auch mit deinem Unterbewusstsein, dass überreagiert. Und es ist OK, wenn es nicht direkt funktioniert. Irgendwann macht es dann Klick.
Es ist wichtig dem Unterbewusstsein akzeptierend klar zu machen, dass diese angebliche Bedrohung keine ist und wenn der Gedanke kommt nicht direkt Oh Gott! zu denken, sondern zu versuchen sie erst einmal nur zu beobachten und dann darüber aktiv nachzudenken. Auch Gedanken sind nur so gruselig, wie man sie werden lässt.
Kann man natürlich leicht sagen ...

Sonst würde ich schreiben empfehlen, wenn keine gedankliche Diskussion geht oder niemand da ist. Beim Schreiben kann man nur aktiv denken und so über Lösungen nachdenken und mal seine Gefühle raus lassen. Ich habe dafür immer im Notfall ein Buch im Schrank, wo ich bisher nicht rein schreiben musste.

Es ist wichtig zu erkennen, woher die Ängste kommen und dort dann zu arbeiten.

Ich wünsche dir viel Kraft und hoffentlich einen besseren Urlaub als die letzten.
Ich werde mich ebenfalls bald in der Hinsicht herausfordern und bin nervös, aber auch aufgeregt. Ich lasse böse Gedanken gar nicht erst zu. Ich möchte mich überraschen lassen. Kann dann am Tag der Abfahrt Panik bekommen oder bitterlich weinen, wenn es so sein soll.
Aber das wird dann auch vorübergehen.

@Krylla lieben Dank für deine Nachricht. Ich habe dann immer die große Angst, bspw es schlafen schon alle im Urlaub und ich bekomme Panik, dass ich dann durchdrehe und mir keiner helfen kann, ich mich nicht mehr beruhigen kann etc etc
So richtige Katastrophengedanken. Das ist total krank und ich weiß nicht, wie und warum mein Körper oder Gehirn so was entwickelt hat aber es ist einfach nur ekelig

@Sun2009
Dann würde ich mich fragen: Was wäre, wenn es so wäre?
Ich persönlich würde jemanden wecken. Die Person wird verwirrt sein, aber sicherlich nicht einfach sich wieder hinlegen.
Dann erkläre ich ihr was das Problem ist und, wenn möglich, wie sie mir helfen kann.
Als Kind hatte ich eine Phase, wo ich furchtbare Angst hatte Seife zu schlucken, da meine Mutter mir leider erklärt hat was passiert, wenn man zu viel Seife trinkt. Mein Gehirn hat das total falsch eingeschätzt.
Damals waren das meine ersten Panikattacken und natürlich war ich aufgeschmissen. Was hat mir am Ende geholfen?
Erstens: Man darf die Panik zulassen. Angst haben ist ok.
Zweitens: Meine Klassenlehrerin. Sie hat nicht mit mir über mein Problem geredet oder auf mich eingeredet. Das einzige, was sie tat, war meine Hand zu nehmen und immer, wenn ich anfing mich anzuspannen, mich daran zu erinnern meine Hand zu entspannen. Dazu durch die Nase ein und langsam durch den Mund ausatmen. Ich war also auf Atmung und auf meine Hand konzentriert. Hab total vergessen, dass ich nach dem Schwimmunterricht aus Versehen etwas Seife in den Mund bekommen hatte.

Ich denke, dass du deinem Gehirn in dem Moment vor allem klar machen solltest, dass du nicht alleine bist, nur weil alle schlafen. Man kann sie einfach wecken. Dann schlafen sie nicht mehr.
Und vielleicht hilft dir mein alter Trick ein wenig, wenn du Sorge hast, dass Reden die nicht helfen kann.

Tatsächlich kenne ich niemanden, der mit dieser Technik angefangen hat zu lernen mit Panik umzugehen. Vielleicht weil die meisten nicht in der Grundschule mit ihren Problemen angefangen haben?
Leider weiß ich daher nicht, ob es bei anderen und vor allem dann erwachsenen funktioniert. Mir hilft es immer noch, aber ich bin damit aufgewachsen. Damit überstehe ich auch kleine Fahrten mit dem Bus, also über 10 Minuten und bis zu 30.
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Zitat von Sun2009:
ich weiß nicht, wie und warum mein Körper oder Gehirn so was entwickelt hat

Ich persönlich habe bei mir inzwischen bemerkt, dass ich irgendwann verlernt habe meinem Körper zu vertrauen, dass der, genauso wie ich, leben will.
Damit kämpfe ich aktuell.
Ich vertraue einfach nicht darauf, dass das schon klappt und ich fähig bin.
Eine kleine Sache und ich drehe genauso am Rad wie du es tust. Ich weiß also was du meinst. Es ist echt schwer das nachhaltig zu unterbinden.
Fühle dich gedrückt und du bist damit nicht alleine. Gedankenkarusselle sind wirklich fiese Zecken.

@Krylla da sagst du was... was Gedanken anstellen können, ist absoluter Wahnsinn... fühl du dich auch mal gedrückt. Das Forum hier ist mir auch eine große Stütze.
Habe mir überlegt, wenn ich am ersten Urlaubsabend eine Attacke bekomme sollte, schreibe ich hier... hier sind immer nette Leute und das hilft schon etwas

Gibt's denn hier eventuell Leutchen, die auch dieses Problem im Urlaub hatten und die es evtl geschafft haben , dass keine Attacken mehr kommen?

A


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