Für meinen Mann und mich sind Panikattacken erst seit 4 Wochen ein Thema, letzten Samstag kam es dazu, dass wir gemeinsam vor Panik wegkippten.
Seit August kränkelte mein Mann so unbestimmt vor sich hin, mal wieder die Bandscheiben, mal was anderes. Anfang September hatte er dann einen Schlaganfall, konnte für wenige Minuten nicht sprechen, in der Folge den linken Arm nicht richtig steuern. Wegen der oft schlimmen Bandscheibenbeschwerden konnten wir aber das Geschehen nicht richtig einordnen. Erst 3 Wochen später kam er in eine Stroke Unit zur Behandlung, Mitte Oktober auf Reha. Wir hatten natürlich beide große Angst wegen der Erkrankung, ich habe mich täglich um ihn gekümmert und wir waren uns sehr nahe, waren auch zuvor die letzten 7 Jahre gute Lebenspartner (sind insgesamt 31 Jahre ein Paar, bin 47, er 50 Jahre alt). Zeitgleich glitt sein Arbeitgeber, bei dem er seit 32 Jahren war, in die Insolvenz. Nun hatten wir auch Sorge wegen seines Arbeitsplatzes.
Zugleich war ich ziemlich überlastet mit Arbeit, meine Arbeit ging ja weiter, dazu unsere Hunde pflegen, Haushalt, Krankenbesuche, einen Hund operieren lassen, die kranke Oma, etc...ich war ziemlich urlaubsreif und angeschlagen, die Tage wurden mir zu kurz.
Während des Kuraufenthaltes veränderte sich mein Mann binnen kürzester Zeit (3 - 4 Tage!). Er wurde sehr mürrisch, wollte nicht mehr, dass ich ihn besuche. Als er heimkam, wurde alles noch schlimmer. er schloss sich ein, malte nur noch Bilder, war z.T. aggressiv, kam nur zum Schlafengehen raus. Ich schob zuerst alles auf den Schlaganfall.
Das alles machte mir allmählich schreckliche Angst. Täglich versuchte ich ein Gespräch, aber er wies mich schroff ab. Dann hatte ich den Verdacht, dass da ein Kurschatten mitspielen könnte, setzte eine Detektei an und wurde bestätigt.
Ich stellte ihn zur Rede und es war, als ob er in diesem Moment erwacht. Eine Ehefrau und Mutter einer kleinen Tochter hatte ihn auf Kur gekrallt (er hatte gar nicht gesucht, was ich wirklich glaube)und dort ein sexuelles Verhältnis mit ihm angefangen, obwohl er gar nicht richtig konnte. Es war wie eine Urlaubsliebe. Als er daheim war, telefonierten sie täglich miteinander. Sagar als sie 14 Tage später wieder am Heimatort war, rief sie immer noch bei uns an. Er gestand also alles und verstand sich irgendwie selber nicht.
Ich sprach mit der Frau, die alles abstritt um dann MIR SMS zu schreiben mit unverschämtem Inhalt, denn sie müsste unbedingt wissen, wie es meinem Mann nun ging. Sie ist eine frühpensionierte Polizistin, die ihre berufliche Erfahrung für ihre Zwecke als gut grüne Witwe nutzt. Da rief ich ihren Mann an, schrieb ihr später noch einen Brief, was ich alles weiß über sie und seitdem herrscht Ruhe.
Meine erste Panikaktion war, alle unsere Telefone zu zerstören und neue Nummern zu beantragen. War sicher auch realistisch.
Nun gab es erstmal immer wiederkehrend absolute Heultage, wo ich mich nicht von den Geschehnissen befreien konnte. Einen Tag lang dachte ich ständig daran, wie schön es sein müsste zu sterben und plante mich zu erhängen. Meist sind diese schlechten Tage am Wochenend, unter der Woche gibt mir die Arbeit Struktur und Ablenkung.
Warum habe ich so furchtbare Angst? Weil mein Mann über drei Jahre verteilt immer wieder mal auf verschiedene Art ein Verhältnis mit seiner direkten Arbeitskollegin ausgelebt hatte. Das war nun seit 7 Jahren vorbei, ist mir aber wie neu im Gedächtnis. Ich war Jahre wie in Trance und depressiv, hatte das Gefühl, Jahre tot gewesen zu sein und möchte NIE MEHR so etwas erleben müssen. Wir haben uns sehr viel neu erarbeitet all die Jahre und nun das!
Wir gaben uns Zeit bis Anfang Januar um zu überlegen, ob wir uns scheiden lassen oder nicht. Haben über Theratalk.de und Eheberatungsratgeber unsere Beziehung durchleuchtet. Haben festgestellt, dass viel Liebe zwischen uns vorhanden ist und wir uns eigentlich nicht trennen wollen. Wir möchten weiter an unserer Beziehung arbeiten und sie reparieren. Der Witz: an einem Wochenende auf Kur waren wir uns so besonders nahe, wie schon lange nicht - am nächsten Tag (!) hat sie ihn angesprochen bei einem Malkurs dort und dann zwei Tage später verführt. Es ist, als ob die Zeit zwischen diesem Wochenende und der Aufdeckung ein schlechter Traum ist.
Nun dachte ich, der Schrecken ist am Abklingen, die Panik und die Aufregung nehmen ein Ende. Doch seit Freitag spitzte sich die Situation zu. der Arbeitgeber verschickte Briefe, wer wieder einen Arbeitsplatz hat- er bekam nichts undwartet unter Anspannung. Ich räumte alte Kontoauszüge auf und vermisste einen, auf dem exakt 30 Euro abgebucht wurden. Sofort dachte ich an Prepaid-Handy-Gebühren. Gab zu dem Termin gar keinen Sinn, apäter fiel mir ein, dass es was ganz anderes war. Aber von einer Sekunde zur anderen geriet ich vollkommen in Panik, dachte, die Frau ruft ihn schon wieder an und er sie. Ich hyperventilierte, Riesenblutdruck, Schwindel, Wegkippen,...Mein Mann geriertselber in Panik, weil er unschuldig ist und sich so vor meiner Panik erschrak. Er kippte um, konnte kaum noch sprechen, Kopfweh---So lagen wir zusammen auf dem Fußboden, schleppten uns noch zum Telefon, falls neuer Schlaganfall und Notarzt nötig. Wäre schlecht gewesen, da Tür verschlossen, weit weg und 4 große Hunde im Haus, die keinen Notdienst reinlassen.
Dann schliefen wir auf der Couch, endlich, ich wache seit Wochen jede Nacht um 2, 3 oder 4 Uhr auf, kann dann nicht mehr schlafen, habe manchmal Albträume, mit und ohne Frau.
Am nächsten Tag mussten wir uns richtig erholen, er hatte Zittern, konnte den kranken Arm schlechter steuern als sonst und wahnsinnige Kopfschmerzen. Der Arzt meinte heute, sowas kann durchauseinen neuen Schlaganfall auslösen.
Nun möchte ich eigentlich auf ein schönes Leben zusteuern, mache mir aber Sorgen, wegen unerwarteter Situationen. Eigentlich bin ich ja insgesamt robust. So etwas von einer Sekunde auf die andere, weil ich mich so wegen des Auszugs erschrocken habe, ist mir noch nie im Leben passiert.
Was meint ihr: muss ich nun auch was einnehmen, muss ich öfter mit Panik rechnen?
Gibt es etwas Allgemeingültiges, was ihr erfahrenen Menschen mir raten würdet?
Liegt eine Veranlagung dazu in der Familie? Unsere Tochter (23, Studentin) meinte, sie hat manchmal so etwas in leichter Form in Menschenmengen.
Danke euch für Tipps.
26.01.2009 20:17 •
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