Angst hat mich immer begleitet. Als mein Sohn hatte als Kleinkind Keuchhusten und ich habe Wochen gebangt, ob er mir bei einem Hustenanfall erstickt ... wir haben uns so manche Nacht um die Ohren geschlagen ... dann hatte mit 3 Jahren einen Atemstillstand in einem Kaufhaus. Der Arzt hatte morgens nicht die schwere Bronchitis erkannt. Er hustete und hustete und fiel dann einfach um ... nichts ging mehr. Krankenwagen dauerte zu lange, also ich mit meinem Kind auf dem Arm durch die Fußgängerzone ins Krankenhaus ... die Angst im Nacken. Die hat mich dann auch lange nicht mehr los gelassen, da die Ärzte sagten, dass er einfach empfindlich ist, was die Bronchien angehe und es immer wieder passieren könne - Bronchilastma und Inhalieren war angesagt und die Angst blieb wochenlang ... als dann nichts mehr passierte wurde ich wieder sicherer und die Angst war weg. Ich war und bin aber eine sehr ängstliche Mutter. Meine Kleine ist mir dann mit 3 WOchen fast in den Armen weggestorben - Diagnose Beinahe Kindstot - was es aber nicht war. Wissen wir heute, aber die Diagnose hat mich umgehauen und BAM hatte ich wieder ein Trauma zu bewältigen. Ich war völlig neben mir wochenlang und die Kleine hat 2 Jahre bei mir geschlafen. Darüber ging meine Ehe kaputt ... als es mir wieder gut ging, verließ mich mein Mann. BAM da stand ich dann - ohne Mann, ohne Job, ohne Haus, ohne alles und mußte schnell für mich und die Kids einen Ausweg finden. Im August zog mein Mann aus, im November war unser Haus verkauft und im Dezember war ich schon am Renovieren in der neuen Wohnung. Weihnachten in einem leeren Wohnzimmer und ohne Atmosphäre ... Januar waren wir in der neuen Wohnung drin ... Jobsuche ... Sozialamt ... Lebensberatung mit den Kindern ... Amtskram erledigt. Juni dann einen Job in der Fabrik bekommen. Jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag ging ich arbeiten. Später dann von Do - So und immer im Wechsel Früh-Spät. Das ging ne zeitlang gut. Unter der Woche kümmerte ich mich um alles was anfiel mit Schule, kranke Kinder, sonstige Termine und meine Sportstunden - den Haushalt nicht zu vergessen. Mein Ex hatte schon längst ne Neue und die Kids kamen damit nicht klar - mir tat es weh! Ich kam vor lauter Arbeit nicht mehr vors Loch und sah auch nicht sonderlich attraktiv aus! Meine Essgewohnheiten änderten sich dramatisch ... nie Zeit dafür. Ich trank kaum was - konnte nicht mehr richtig schlafen! Dann kam im Sommer 2007 mein Zusammenbruch. Bei uns auf der Kirmes. Ich hatte Frühschicht (also schon um 4:30 raus) - konnte Mittags ncht mehr schlafen - es war ein heißer Tag - noch schnell ne Runde Sport - relaxen in der Sonne - Essen? och, kann ich abends auf der Kirmes - Trinken? *grins* kann ich auch auf der Kirmes - mit meiner Freundin hier einen Sekt geschlürft und los! Über den Abend nicht viel Alk. getrunken - Stimmung war SUPER - hab sogar ein Crepes gegessen! - wollte dann nach Hause, aber eine Bekannte überedete mich noch zu bleiben. Ich wollte und konnte nichts mehr trinken. Also haben wir gequatscht - über ZÄHNE (das weiß ich noch) - dann wurde mir komisch und ich war auf einmal sooooooooooooooooooooooooo müde - ich sag noch ich geh jetzt besser heim! und das nächste was ich weiß ist, dass der Notarzt mich fragte ob ich Dro. nähme. Meine Bekannte sagte mir, ich sei einfach umgekippt. Augenbraue an der Theke aufgeschlagen und Hinterkopf am Betonboden! Alles war voller Blut - sämtliche Muskeln hatten sich entspannt und ich hatte einen komischen Geschmack im Mund. Ich weiß noch, dass ich auf eine Bahre gelegt wurde und in den Krankenwagen getragen wurde. Sie hatten meinen Sohn mittlerweile auch über Handy verständigt (der war auch auf der Kirmes) und der war erst ärgerlich schockiert und dann aber ganz lieb und fuhr mit ins Krankenhaus. Den Weg ins Krankenhaus muß ich wieder weggewesen sein - keine Erinnerung - totales Blackout .
Im Krankenhaus volle Testpalette und der Arzt meinte am Ende nur ganz trocken, ob ich Selbstmord auf Raten begehen wolle. Total ausgetrocknet und mangelernährt! Geklebte Augenbraue und getackerter Hinterkopf! Ich durfte noch nichtmal aufs Klo ! Sondern mußte dafür klingeln 2 Tage Krankenhaus und ne Menge gute Ratschläge für den Heimweg.
Tage danach konnte ich nicht gut alleine sein ... das erste Mal außer Haus war ein Horror - Panikattacke im Supermarkt. Ich konnte lange nicht ausgehen - Angst beim Sport zu versagen/umzukippen. Ich konnte nicht mehr arbeiten gehen - Luftnot usw. Es war schlimm - die Attacken hatten mich jeden Tag voll im Griff! Mein Hausarzt war ganz lieb und hat mir Schritt für Schritt zurück ins Leben geholfen, aber das Trauma kann er für mich nicht aufarbeiten. Ausgehen war lange nicht möglich - umso mehr wundert es mich, dass ich trotzdem alleine in die USA bin ... ich fing danach auch nochmal an zu arbeiten, aber diesmal unter der Woche - je wie ich gebraucht wurde. Das hat meine Tochter nicht verkraftet - bekam selbst PA´s (Papa war mit Freundin beschäftigt und hatte nie Zeit) - sie hatte große Verlustängste. Ich also auch noch die Nächte mit ihr durchgemacht und tagsüber arbeiten - abends meine Sportstunden. Mein Arbeitsvertrag lief zum Glück zum Jahresende aus und ich wollte ihn auch nicht verlängern ... wieder arbeitslos - Sorge, wo kommt das Geld her. Attacken kamen immer wieder mal - rissen mich total runter. Depri im Frühjahr - Neurologe empfiehlt ADs - will ich aber nicht. Kontakt zu alten Freunden wieder aufgenommen - das hat mich aus dem Tief rausgeholt! Seitdem geht es aufwärts. Meine Freunde haben schon eine Attacke mitbekommen - sind ganz lieb zu mir - freu mich, wenn es mit der Therapie los geht, denn nur die hilft mir die letzten Jahre so aufzuarbeiten, dass ich endlich besser damit umgehen kann. Wenn meine Kleine krank ist, falle ich in mein altes Muster und stehe jedes Mal Todesängste durch ... ich muß ne Menge aufarbeiten! Aber ich schaffe das und wenn ich zürückblicke, was ich in dem Jahr schon alles geschafft habe: ich verabrede mich zum Ausgehen, ich unternehme Sachen mit den Kids und ich plane einen normalen Tagesablauf. Mal geht´s gut, mal geht´s schlecht - wenn ich in einem Tief bin, bin ich auch wieder krank. Hab dann alles mögliche, was einen umbringt ... aber eigentlich hab ich nichts. Mein Hausarzt unterstützt mich immer noch ganz lieb ...
Also bleib ich dran und kämpfe weiter ... auch für mich scheint irgendwann mal wieder die Sonne !
02.10.2008 11:54 •
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