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Hey,
ich habe mich entschlossen meine Gedanken und Gefühle über Angst anderen Personen zu teilen. Dies habe ich bis jetzt noch nie jemanden erzählt.
Zu mir ich bin 29 Jahre und studiere Elektrotechnik im Master.

Angefangen hat alles in der 5ten Klasse im Kunstunterricht. Ich hatte plötzlich das Gefühl, den Bezug zur Realität zu verlieren. Außerdem hatte ich dabei große Angst mein Gedächtnis zu verlieren können. Ich bin dann kurz Aufgestanden und nach wenigen Minuten war alles wieder weg.
Die nächsten zwei Schuljahre waren wirklich, wirklich besch... Ich bin in der Hauptschule gelandet und hatte ständig solche Anfälle im Unterricht. Ich hatte immer Angst davor, dass ich in Ohnmacht fallen könnte und dass dann die anderen Schüler lachen könnten und der Notarzt kommen würde. Ich war sehr ängstlich und habe in der Schule öfters in die Hose gemacht (ok an der Stelle muss ich heute etwas schmunzeln). Ich bin in den Unterrichtsstunden häufig aufs Klo, oder habe gesagt dass mir schlecht sei. Alle haben über mich gelacht (Ich sehe mich nicht immer als Opfer^^).
Ich habe in den Panikattacken Todesangst gehabt, habe ständig meinen Puls geprüft am Hals und dachte ich muss sterben. Ich war da auch noch sehr jung und hatte keine Ahnung warum ich so etwas habe, bzw. was das überhaupt soll. In der 7ten Klasse musste ich mein erstes Referat halten ,ich hab Thema noch vor Augen. Es ging um Pyramiden und wie sich die Pharaonen bestatten ließen. Ich hatte 2 Seiten aus Wiki abgelesen und dabei eine Attacke. Danach wurde ich 1 Jahr ausgelacht usw. Naja trotzdem hatte ich zum Glück immer einen Freundeskreis im Leben, der nie in solchen Situationen dabei war. Also konnte ich sozusagen in meiner Freizeit ganz normal sein, auch wenn ich Vormittags in der Klasse versagt habe.
Ich konnte erstaunlich gut damit umgehen, obwohl im Referat so untergegangen
bin war ich später ganz normal am Fußballplatz - das finde ich gerade selber erstaunlich habe darüber noch nie richtig nachgedacht-
In der 8ten musste ich dann wieder ein Referat halten. Mein Thema: Die Geschichte des Fußballs in 5 Minuten ...
Diesmal hab ich mich richtig gut vorbereitet ich wusste alles auswendig und habe keine Zettel mitgenommen. Ich hatte extrem schiss, dass ich den Erwartungen meiner Mitschule nachkomme ( Ich habe vorm Referat tuscheln gehört: wieder der, der hat doch vor einem Jahr fast kollabiert). Irgendwie hat mich das motiviert ich habe mir außerdem zu der Zeit immer Eminem angehört (8mile) dadurch kam ich mir etwas cooler vor
Das Referat war ein Erfolg ich fühle mich stark und die nächsten Jahre war alles ok.

Nun bin ich seit 4 Jahren an der Uni und ich habe gelegentlich wieder diese Anfälle (zumindest mach ich mir nicht mehr in die Hosen )
Also ich habe ausschließlich in Situationen, in denen ich nicht entkommen kann diese Gefühle. Also Hörsaal, Kino etc.
Auch nicht in jedem Hörsaal und nicht bei jedem Prof.. keine Ahnung auf was meine Angst wert legt..
Ich habe dann erstmal den Gedanken: in deiner Reihe sitzen 3 Leute, das heißt wenn du gehen willst sind sie wohl genervt. Dann steigert sich der Gedanke: du kannst jetzt nicht gehen, wenn du jetzt aufs Klo gehst und dann danach wieder einen Anfall haben solltest, könntest du nicht schon wieder aufs Klo gehen.
- Angst nimmt zu, Hände werden nass, ich kann nicht mehr Schreiben nur noch kritzeln, Hände werden bissl taub manchmal. Das geht dann manchmal so 15 min dann geht's weg.. Manchmal wird's aber so schlimm, dass ich wieder Realitätsverlust-Gefühl bekomme und dass ich gleich umfallen könnte.

So das wars im Groben und Ganzen. Ich bin auf jeden Fall keiner der wegen seiner Angst spezielle Situationen meidet, wusste auch vorm Studium, dass ich viele Vorträge etc. halten muss. Bin auch ziemlich gut im Studium. Trotzdem fehlt mir Stabilität. Ich hab manchmal das Gefühl, dass ich ein bisschen wie ein Kartehaus bin. Wenn etwas schlechtes kommt zweifle ich alles an, denke dass ich mein Studium nicht mehr schaffe etc.
Denke dass das nicht wirklich normal sein kann... Es fehlt ein bisschen die Fähigkeit Gefahren einzuschätzen zu können und sich selbst zu beruhigen können.

Hoffe ihr habt ein paar Anregungen

29.03.2018 21:25 • 29.03.2018 x 1 #1


10 Antworten ↓


Sam, willkommen bei uns. Bisher keine therapeutischen Erfahrungen?

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Panikattacken seit 18 jahren

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Hey,
Mir geht es ähnlich wie dir. Denn mich begleiten meine Angst und Panikattacken auch schon 10 Jahre.. damals hab ich meine erste Panikattacke durch meine Höhenangabe bekommen und danach sind die Panikattacken auch so in dem Alltag aufgetreten.. Sie wurden schlimmer als ich mehrfach mit dem Tod konfrontiert wurde...

Meine Attacken sind mal mehr und mal weniger.. es gibt Wochen ohne Angst und Panik und es gibt mehrere Tage hintereinander wo die Panik wieder eine große Rolle spielt..

Nur ist es ein Teufelskreis, wenn man Angst hat, legt man automatisch seine ganze Aufmerksamkeit auf den Körper und achtet auf alle Symptome..
Ich habe meistens Atemnot, kalte Hände, schnellen unregelmäßig Puls. Wenn ich zu dem Höhepunkt meiner Panikattacke komme bin ich wie benommen und alles wirkt nicht real. Habe dann auch echt Angst in Ohnmacht zu fallen denn so fühlt es sich an... oder im schlimmsten Falle zu sterben...

Aber nach den Attacken sage ich mir immer wieder hey du hast es wieder überlebt

Ich versuche einfach die Panikattacken zu akzeptieren und mit ihnen zu leben.
Oft lese ich hier und suche Rat bei Gleichgesinnten, da es mich ruhigt zu wissen, das es anderen auch so geht.. bisher habe ich es nämlich noch nicht geschafft zu einem Therapeuten zu gehen, da ich nicht möchte das jemand denkt, das ich durchgeknallt bin.. viele von meinen Freunden Familienmitglieder verstehen nämlich meine Attacken nicht.

Vielleicht hilft es dir auch , alles von der Seele zu schreiben...

Hey, ihr beide seit mein altes Ich. Keine Hilfe holen, einsam ab und zu meinen, sterben zu müssen und weiter machen. Ich hab dies 17 Jahre mit mir rumschleppt. Überlegt mal, was Stärke zeigen wollen, mit Verletzlichkeit zu tun hat.

Ich weiß nicht ob immer Therapie das beste ist.
Ich habe gelesen, dass oft erstmal Antidepressiva gegeben wird. Ich mein, das ist schon bisschen Overkill...
Zumindest je nach dem wie stark die Einschränkung ist. Gut ich bin ehrlich ich bin misstrauisch gegenüber Medizin.
Ich weiß nicht ob es mir es wirklich wert ist, dass ich alle 1-2 Wochen mal 20 Minuten Panik habe, Antidepr. zu nehmen..

Eher würd ich mich mal mit Leuten drüber austauschen wollen, und vll auch mit solchen, die sowas gut im Griff haben.
Ich denke, dass ich ein paar Stützpfeiler brauche, sowas wie damals Eminem.. ich musste da nur an seine Texte denken, und dann ist mir in den Situationen nichts passiert. Wenn ich zum Beispiel jemanden kennen würde, der Panik überwinden hat, denk ich würde mir das Kraft geben.

so sehe ich das auch... ich tausche mich hier lieber mit Gleichgesinnten aus als irgendwelche Tabletten zu nehmen... ich find es halt auch schade das ich niemanden im Freundeskreis habe der das versteht oder gleich empfindet... der halt einem in so einer Situation gut zu redet..
aber es gibt halt so Foren wie dieses hier wo man sich auch austauschen kann

Nun, hier sind aber viele Therapieerfahrene dabei. Ob mit oder ohne Medis, ob mit oder ohne Therapie entscheidet ja jeder selbst.

Fragt sich eben nur, will man raus aus der Angst,oder lebt man mit ihr weiter? Irgendwas scheint ja nicht zu stimmen, wenn Panik und Co ihr Unwesen treiben.

Meine Beobachtung an mir ist eher, wenn ich mich lange nicht mehr mit Panikattacken beschäftigt habe, dann verschwindet das ganze meistens ersmal.
Wenn ich aber wieder daran denke, dann kommt es auch.. Deswegen frage ich mich ob eine Auseinandersetzung innerhalb einer Therapie, bei der man sich regelmäßig intensiv damit beschäftig wirklich was bringt.

Zitat von sam321:
Meine Beobachtung an mir ist eher, wenn ich mich lange nicht mehr mit Panikattacken beschäftigt habe, dann verschwindet das ganze meistens ersmal.
Wenn ich aber wieder daran denke, dann kommt es auch.. Deswegen frage ich mich ob eine Auseinandersetzung innerhalb einer Therapie, bei der man sich regelmäßig intensiv damit beschäftig wirklich was bringt.


Nennt sich Verdrängung. Funktioniert nur begrenzt. Angst entsteht, wenn ein Ungleichgewicht in dir vorhanden ist. Findet man das, kann man daran arbeiten. Meistens hat das viel mit eigenem Anspruchsdenken, oder das Gegenteil davon, zu tun. Schein und Sein kann da viel verstrubbeln. Angst ist ja nix anderes, als ein Urinstinkt um das Überleben zu sichern.

Fight or flight. Also, gegen was meint man ankämpfen zu müssen, oder vor was möchte man fliehen?

Garantiert ist es nicht der Ort, oder ein Vortrag. Man meint das, aber meistens steckt da die Angst vor Versagen, oder weiss der Himmel was, dahinter. Aber warum nur?

Übrigens sind das Therapiethemen. So läuft das in der Regel ab. Oder Verhaltenstherapie. Da geht das um das Abschwächen von Symtomen.

Man bekommt nicht automatisch Tabletten, wenn man zur Therapie geht. Tabletten verschreiben vor allem Psychiater. Du kannst auch zu einem Psychologen gehen. Verhaltenstherapie wäre ein gutes Mittel für Dich.
Und schau mal, ob es eine Selbsthilfegruppe in Deiner Umgebung gibt. Das könnte Dir auch gut tun.

Es ist einfach das Gefühl, an einem Ort sein zu müssen. Man möchte nicht, dass die anderen Leute extra aufstehen müssen, dass man raus kann.
Außerdem denk ich mir ja dann wenn ich jetzt aufs Klo gehe, würde es nächste Woche komisch sein, und ich könnte dann da nicht mehr gehen im Falle eines Anfalls.. eigentlich ziemlich primitiv das ganze aber auch schwer auszuhebeln..

Und kann mir auch nicht wirklich vorstellen, was da ein Therapeut für Ansätze hat, die einem da so extrem helfen können.
Man ist eben einfach im Raum und da kann man im Endeffekt viele tolle Atemtipps etc haben, doch wenn man nen Anfall hat, dann
kann man sich kaum selber helfen.. dann muss man das einfach aushalten.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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