Zitat von soleil: Finde ich schön, dass deine Bekannte dich so akzeptiert wie du bist und deine Angststörung nicht klein redet oder sonst was. In der Beziehung bin ich sehr verhalten. Ich mache da viel mit mir selber aus. Der Grund ist nicht, dass ich mich dafür schäme oder nicht zu meinen psychischen Krankheiten stehe, nein, ich stehe voll dazu. Ich möchte einfach nicht, dass man mich anders behandelt, wie einen Menschen, der gesund ist. Die Erfahrung habe ich nämlich leider gemacht. Wenn ich da mal nicht gut drauf war oder einfach wenig gesprochen habe, kam da auch schon Oh je, dir geht es nicht gut, hast du WIEDER deine Depressionen? Man wird einfach schnell darauf reduziert und das möchte ich nicht.
Liebe soleil, ich schreibe mal in deinen Text, um nichts zu übersehen, was ich schreiben möchte.
Das hilft mir schon sehr, dass sie es einfach nur akzeptiert, verhält sich auch ganz normal mir gegenüber, das weiß ich zu schätzen. Ich denke, dass es vielen von uns Erkrankten auch nicht weiter bringt, wenn dauernd Rücksicht genommen würde oder sich gar darüber lustig gemacht würde. Das würde womöglich wieder nur das Gegenteil verursachen und man würde sich noch schlechter fühlen und sich vielleicht noch mehr zurück ziehen.
Zitat von soleil: Von meiner Angsterkrankung weiss nur mein letzter Freund, mit dem ich zwischenzeitlich nur befreundet bin. Die Akzeptanz für Depressionen ist besser als die für Angststörungen. Damit können viele nichts anfangen, weil sie sich klar nicht einfühlen können. Wie auch? Die meisten haben ja diese leidvolle Erfahrung noch nie gemacht.
Sehe ich auch so. Es ist auch schade, dass in der heutigen Zeit, meiner Info nach 12 Millionen Menschen an einer Angsterkrankung leiden, es immer noch teilweise als Schwäche oder Tabu-Thema gilt. Ich denke, wenn darüber mehr aufgeklärt würde wie über andere Krankheiten auch, muss es nicht verstanden werden, aber Akzeptanz wäre schon ein großer Schritt. Wenn jemand (im Umfeld), mitbekommt, dass du in deren Augen nur Angst hast, fällt man schnell in die Opferrolle und wird auch noch angegriffen, ob verbal und/oder körperlich, so ist es mir mal passiert (ist eine längere Geschichte) - das ging dann bis zur polizeilichen Anzeige.
Zitat von soleil:Meine Strategie bei PA hat tatsächlich gut geklappt. Ich persönlich finde es problematisch, Attacken bis zum Schluss auszuhalten und regelrecht in ihnen zu versinken. Das raten ja einige Fachleute. Ich habe das damals auch praktiziert, aber mir tat es nicht gut und hat eher das Gegenteil bewirkt. Die Attacke war noch schlimmer. Also für mich war das nix.
Genau, davor habe ich nämlich auch echt richtig Angst, dass es dann noch Schimmer wird. Momentan geht es soweit nämlich. Anflüge, die aber auch nicht mehr so stark kommen, kann ich mit der Atmung wieder schnell gut in den Griff bekommen.
Zitat von soleil:Ich war auch eher ruhig in der Schule und schüchtern. Bei einem Klassenwechsel habe ich sehr gelitten. Ich fand keinen rechten Anschluss und fühlte mich ausgeschlossen. Damals tat ich mich schwer, Kontakte zu knüpfen. Meine Mutter sprach deswegen sogar mit der Klassenlehrerin. Ja, es war keine einfache Zeit. Schon im Kindergarten spielte ich immer alleine. Ich war ein dickes Kind und habe früh die Erfahrung von Mobbing gemacht. Du weisst ja, Kinder können grausam sein.
Das klingt traurig, ich hatte zwar in der Grundschule mit den Mitschülern keine Probleme (hatte mich aber auch immer mit den Ruhigeren abgegeben, da fühlte ich mich sicherer), - wobei der Wechsel Grundschule und weiterführende Schule in Verbindung mit einem Umzug stand, ich fühlte mich aus meinem alten Umfeld herausgerissen, die Umgebung war neu, die Kinder....alles anders und neu, das war damals sehr schlimm für mich. In der weiterführenden Schule war es mit den Mitschülern auch ok, es war eher unser Klassenlehrer und manche andere Fachlehrer, die schlimm mit Schülern umgegangen waren. Deshalb hatte ich damals noch einmal einen Schulwechsel mit einer Mitschülerin zusammen, die auch meine gute Freundin war, in Kauf genommen. Das war eine soweit gute Zeit.
Zitat von soleil:Masken aufzusetzen ist auch ein Selbstschutz. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass derjenige nicht authentisch ist. Aber der Meinung bin ich nicht. Ich trage nur nicht mein Innerstes nach aussen. Man macht sich ja dadurch auch oft verletzbar und die Chance wollte ich anderen nicht geben.Ich vertraue Menschen per se auch sehr schlecht. Doch von nix kommt nix. Das sind alles Erfahrungswerte. Aber ich leide nicht darunter, daher ist das für mich kein Problem.Therapiemüde bin ich auch. Ich finde es immer wieder erstaunlich, was Menschen nicht alles machen, in der Hoffnung, dass ihnen geholfen wird. Hier Therapie, dort Therapie und noch mal eine Therapie. Die haben zum Teil Namen, von denen habe ich noch nie gehört. Anscheinend ist es modern, X verschiedene Therapien anzufangen. Für mich ist das nichts. Mag sein, dass ich da zwischenzeitlich auch etwas abgeklärt bin, auf jeden Fall sehe ich das Überangebot von Therapiemöglichkeiten kritisch. Wie geht es dir heute? LG
Ja, die Maske ist auf jeden Fall ein Selbstschutz, denn ich musste es öfter schon erfahren, dass Vertrauen gegen mich verwendet wurde. Weil ich als Kind auch schon mich gut mit mir selbst beschäftigen konnte, was heute immer noch so ist, brauche ich nicht viel Leute um mich herum. Mich stresst es und ich kann auch einfach nicht lange zuhören, wenn lang und viel geredet wird, die Aufmerksamkeit geht schnell verloren und es ist so, als ob sich mein Gehirn dagegen wehrt mit Engegefühl und Sehstörungen, Erschöpfung. Meine damalige Psychiaterin sagte zu mir, dass es ein Vorteil ist, denn die wenigsten Menschen können mit sich allein sein und sich mit sich beschäftigen. So fühlt sich das wohl die letzten Wochen an, wenn man dauernd unter Strom steht und raus will oder nicht allein sein will, schrecklich irgendwie, aber auch gut, um die Angst wieder etwas beruhigen zu können. Ich habe auch das Gefühl, dass sie weniger wird. Ich schlafe auch schon länger wieder zu Hause und schaffe es, seit ein paar Tagen auch wieder allein zu Hause zu sein ohne dass ich die Krise bekomme.
Ja, die vielen Therapien bringen nichts, wenn sie einem nicht weiterhelfen. Ich habe bei der letzten das Gefühl gehabt, dass es nur noch Zeitverschwendung und Geldverschwendung war. Es wurde 2 oder sogar 3 Mal eine Verlängerung beantragt, wobei ich das Gefühl hatte, dass es nicht nötig gewesen wäre, weil ich nicht weiterkam. Ich hatte den Eindruck, dass es ums Geld ging, wobei soviel Patienten auf der berühmten Warteliste stehen und die vielleicht zum 1. Mal eine Therapie machen wollen. Aber um nicht so dazustehen, als ob ich nicht wollte, habe ich mich darauf eingelassen. Wieder mal ein großer Fehler. Aber daraus lernt man bekanntlich und deshalb mache ich keine mehr, auch keine Trauma-Therapie. Ich glaube zu wissen, woher das alles kommt und deshalb muss nichts mehr wiederholt aufgerührt werden. Ich denke, irgendwann muss es auch mal gut sein, wenn man merkt, dass es nicht weitergeht, sondern sich auch noch verschlechtert und dann steht man wieder fast am Anfang.
Wie geht es dir heute, was hast du heute so vor? Ich drück dich mal und wünsche dir trotz all unserem Leid einen guten Tag. Es ist schön, wenn man sich so austauschen kann, ohne ver-und/oder beurteilt zu werden. Danke!