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Hallo!
Ich mache hier ein neues Thema auf, weil es mir um was bestimmtes noch nicht besprochenes geht...kurz zu mir, ich bin 26 und spiele seit ca. 10-15 Jahren Konsolen und PC-Spiele. Ich habe trotz allem Freunde und auch andere Hobbys, Abi geschafft und einen Job. Zocken ist für mich ein Hobby welches ich mir nie vorstellen konnte abzustellen. Es gibt mir einfach Glücksgefühle.
Bis vor rund einem Jahr. Ich hatte ein paar Monate zuvor ein neues Spiel entdeckt (League of Legends), welches mich immer mehr gestresst hat. Bis es schließlich zum Höhepunkt kam. Mein Kopf ist durchgebrannt, hatte meine erste Panikattacke, gefolgt von täglich weiteren. Derealisation im enormen Ausmaß. irgendwann kamen Selbstmordgedanken, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Dieses unerträgliche Gefühl. die Angstattacken. mein Körper hat Adrenalin ausgeschüttet, ich konnte nur im Bett liegen und sogar das war kaum möglich . wusste nicht mehr wohin und was ich tun soll. Ich war ein paar Wochen im Krankenhaus, hab eine Therapie gemacht und Antidepressiva genommen. Nun hat es ein ganzes Jahr gedauert bis ich mich vollständig erholt habe. Escitalopram hilft mir noch immer sehr sehr gut. (5mg)
Zocken wurde unmöglich, nach der kleinsten Runde reagierte mein Körper.
Ich habe nun ein Jahr ohne Zocken hinter mir.
Auch wenns mir wieder besser geht. was allerdings nie wirklich weg ging ist ein Leeregefühl. nichts kommt an dieses schöne Gefühl des Zockens ran in meinem Leben, obwohl ich Fußball spiele, was mit Freunden mache, Partys, Freundin, Sex . usw. es geht mir was ab. es ist einfach wie eine Dro., das weiß ich.
Nun habe ich das Spielen also mal wieder ausprobiert. Ich wollte wissen wie mein Körper reagiert, ob ich wirklich nicht mehr mit kann. Ich spiele nie mehr dieses Spiel welches mich damals so gestresst und krank gemacht hat, aber eben ein anderes .
Nun zuerst dachte ich, dass es super funktioniert. Habe ca. 3 Tage jeweils 2-3 std gespielt. Aber am dritten Tag hab ich wieder ein einschleichendes Gefühl bemerkt, einen weichen Kopf und der Körper fühlt sich an als wär ich unter Strom, auch ein Herzstolpern hat sich wieder leicht eingestellt. das sind Anzeichen wie damals, als es angefangen hat.
Ich habe jetzt wieder abgebrochen und bin enttäuscht. Ich will nicht dass mein Körper so arg auf Computerspiele reagiert. Für mich sind sie ein Teil in meinem Leben, wenns mir in anderen Lebensbereichen schlecht geht, denk ich dran hey, ich hab noch das Zocken und schon stellt sich wieder ein besseres Gefühl ein.
Was ich noch nicht herausgefunden habe ist, wieso ich aufs Spielen so arg reagiere. Ich habe bemerkt dass ich sehr aufgeregt und voll dabei bin, also sehr wach, schnell, somit stresst es meinen Körper wohl sehr, ich kann nicht gechillt oder gemütlich, zurückgelehnt spielen. Ich bemerke danach auch, dass sich mein Körper nach Ruhephasen sehnt, einfach abschalten, in der Natur irgendwo hinsetzen, lesen, Vogelgezwitscher. das ganze ist wohl der Gegenpol zu dem Stress.
Ich würde mich um Rat oder Austausch freuen vielleicht sogar einen Lösungsansatz, oder ähnliche Erfahrungen. Vielleicht auch eine Antwort auf die Frage wieso es mir nach dem Spielen so schlecht geht. ist das zu viel Dopamin? Serotonin? Oder was auch immer ? Dass mein Körper nicht mehr runterfahren kann ?
Kann ich irgendwas tun, dass ich wieder zumindest ein bisschen zocken kann ohne dass mein Körper danach so reagiert ?

Danke und Grüße

29.05.2022 17:53 • 03.06.2022 x 1 #1


10 Antworten ↓


Hallo @Alex1337

ich bin 27 und hatte bei meiner ersten Panikattacke auch Probleme mit dem zocken. Ich erinnere mich, das ich letztes Jahr beim COD spielen gemerkt hab wie sich da innerlich etwas aufstaut, man wird so hippelig irgendwie. Es hat mich auch wahnsinnig angestrengt.

Allerdings ist das wieder weg, ich habe das zocken auch nie als Auslöser gesehen, deswegen ist das mittlerweile alles cool.

Ich persönlich denke, das du deine Panikattacke mit dem zocken in Verbindung bringst und mit einer gewissen Erwartungshaltung am PC sitzt und dich das kleinste Anzeichen triggert.

Denke mal an deine erste Panikattacke zurück, da hat dich bestimmt noch etwas anderes beschäftigt als LoL.

Ich habe gelernt meinen Tagesablauf so anzupassen, das zocken auch wieder klappt. Mir hilft spazieren sehr, auch wenn’s nervt, es hilft.

A


Panikattacken durch zu viel Stress oder Dopamin?

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Zitat von Alex1337:
Ich habe bemerkt dass ich sehr aufgeregt und voll dabei bin,


Ich denke, dass wir Paniker immer ziemlich hoch am Limit laufen. Da kann deine Zockerei nur das I-Tüpfelchen gewesen sein, dass das Fass letztendlich zum Überlaufen gebracht hat.

Dieses Voll dabei scheint unser Fluch zu sein, da das Mittelmass fehlt. Und so wie du dein Zocken beschreibst, fordert es dich zu sehr, obwohl du es sehr gerne machst.

Also zuviel Stress, und das vertragen wir definitiv nicht.

Gekoppelt mit körperlicher Bewegung würde es wahrscheinlich funktionieren, da Bewegung das Adrenalin abbaut. So staut sich aber zuviel in dir an und es kann eng werden.

Zitat von Icefalki:
Ich denke, dass wir Paniker immer ziemlich hoch am Limit laufen. Da kann deine Zockerei nur das I-Tüpfelchen gewesen sein, dass das Fass ...

Ja ich war schon immer ein eher ängstlicher Junge, bin eben so von meiner Mutter erzogen worden. Als ich immer älter wurde hab ich es geschafft die ganzen Ängste zu überwinden...aber durch das Spielen gingen die tiefen Ängste in mir wohl über in etwas krankhaftes...ist das dann eher das Adrenalin ? Ich spiele eigentlich keine Horrorspiele , fürchte mich also vor nix bestimmten...vielleicht bin ich einfach nicht (mehr) gemacht für PC-Spiele, oder wenn dann gemütlichere...

Hallo Alex,

Mir ging es so ähnlich mit dem Sport! Ich bekamm so eine Art Burnout und Panikstörung nach dem ich für einen Ironman trainiert habe.

Ich kann vieles von dem was du geschrieben hast nachvollziehen.

Vor allem dieses nach Lösungen suchen sehe ich bei dir auch sehr stark:
Zitat von Alex1337:
Vielleicht auch eine Antwort auf die Frage wieso es mir nach dem Spielen so schlecht geht. ist das zu viel Dopamin? Serotonin? Oder was auch immer ? Dass mein Körper nicht mehr runterfahren kann ?

Bei mir war es auch oft so das ich dann den Sport wieder probiert habe, dann habe ich wieder etwas gespührt was mich nervös gemacht hat und dann kam schnell die Panik und viel grübeln warum das jetzt passiert, tut mir der Sport nicht gut, soll ich dieses oder jenes probieren ......

Mittlerweile mache ich wieder Sport und trainiere sogar wieder auf einen Wettkampf hin (Etwas halbherzig zwar weil ich immer noch sehr Stress empfindlich bin)

Ich würde versuchen mal mit weniger anzufangen, setz dir eine zeitliches Limit und höre dann auf wenn du grad ein gutes Gefühl hast.

Ich bin zwar kein Fan davon alles zu hinterfragen aber ich würde auch mal auf die beweggründe beim spielen eingehen.
LoL ist ja doch ein Spiel wo es um Ranglisten geht oder? Mich stresst der Sport nämlich auch schnell mal wenn ich anfange mich zu vergleichen oder mir zu hohe Ziele setze.
Zitat von Alex1337:
Ich bemerke danach auch, dass sich mein Körper nach Ruhephasen sehnt, einfach abschalten, in der Natur irgendwo hinsetzen, lesen, Vogelgezwitscher. das ganze ist wohl der Gegenpol zu dem Stress.


Dein Körper sagt dir eh sehr gut was braucht, ich glaube du musst nur noch einen guten Mittelweg zwischen Entspannung und Anspannung finden dann klappt es sicher wieder gut mit dem Zocken.

Servus @Alex1337,

ich kann das alles gut nachvollziehen - habe selber viele Jahre lang diverse Süchte durchgemacht. Deshalb ein paar Anmerkungen meinerseits...:

Zitat von Alex1337:
Auch wenns mir wieder besser geht. was allerdings nie wirklich weg ging ist ein Leeregefühl. Nichts kommt an dieses schöne Gefühl des Zockens ran in meinem Leben, obwohl ich Fußball spiele, was mit Freunden mache, Partys, Freundin, Sex . usw. es geht mir was ab. Es ist einfach wie eine Dro., das weiß ich.


Dass Du das so klar erkennst und offen darüber sprichst, ist übrigens nicht selbstverständlich!
Es ist nicht wie eine Sucht, sondern es ist eine Sucht. Stoffungebundene Süchte wie die Spielsucht sind oft viel schwieriger zu therapieren als Stoffgebundene. Im Gegensatz zu D rogen wie z. B. Alk bedient die Onlinesucht (und das Onlinespielen noch stärker) einen ganz existenziellen menschlichen Wunsch: das Sich-auflösen im fokussierten Tun.

Es gibt noch andere Funktionen, die das Spielen erfüllt, aber der eben Genannte ist m. E. der Kernpunkt um den Du Dich nun kümmern solltest.

Zitat von Alex1337:
Ich habe jetzt wieder abgebrochen und bin enttäuscht. Ich will nicht dass mein Körper so arg auf Computerspiele reagiert.


Das Problem bei jeder Sucht ist, dass irgendwann im Leben der Punkt kommt, wo man das Suchtmittel nicht mehr verträgt. Das kann sich vielgestaltig zeigen: durch Unruhe, PAs, Ängste, Erschöpfung, Depris, Freundin geht, Jobverlust, Suizidgedanken etc.

Gleichzeitig erkennt man aber, dass es ohne das Suchtmittel eigentlich gar nicht mehr geht:

Zitat von Alex1337:
Für mich sind sie ein Teil in meinem Leben, wenns mir in anderen Lebensbereichen schlecht geht, denk ich dran hey, ich hab noch das Zocken und schon stellt sich wieder ein besseres Gefühl ein.


Ganz genau, so ging es mir absolut jeden Tag mit meinen diversen Süchten. Nach und nach schieben sie sich über Deine Selbst- und Umweltwahrnehmung wie der Mond über die Sonne bei einer solar eclipse... Das Dilemma ist wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt: die Unverträglichkeit zehrt an Deinen Lebenskräften und die empfundene Leere durch die Abstinenz nimmt Dir jegliche Lebensfreude.

Zitat von Alex1337:
Kann ich irgendwas tun, dass ich wieder zumindest ein bisschen zocken kann ohne dass mein Körper danach so reagiert ?


Diese Frage ist typisch für Dein aktuelles Stadium. Es ist so, wie wenn jemand erfährt, dass er über Jahre hinweg eine Überdosis Gift konsumierte, die ihn krank machte. Nun bittet er darum, weiterhin zumindest eine Normaldosis dieses Gifts weiterkonsumieren zu können... Das ist sehr üblich bei Menschen, die das Wesen von Sucht generell nicht verstanden haben. Ich kenne Menschen, die seit über 10 Jahren in vielerlei Hinsicht trocken sind, aber todunglücklich. Diese Menschen nenne ich zwangsabstinente Süchtler. Sie überleben zwar, haben aber im Grund kein Leben mehr.

Und genau hier beginnt der Ansatz Deiner Heilung. Falls Du Dich näher damit beschäftigen willst, können wir hier gerne weitermachen.

Andernfalls möchte ich Dir zumindest eine ganz wichtige Daumenregel mitgeben:

Um gesund werden zu können, ist es unabdingbar, abstinent zu sein.
Abstinenz ist nicht die Lösung, aber die unabdingbare Voraussetzung für die Lösungssuche.

Zitat von cyclingdude:
Hallo Alex, Mir ging es so ähnlich mit dem Sport! Ich bekamm so eine Art Burnout und Panikstörung nach dem ich für einen Ironman trainiert habe. ...

Vielen vielen Dank für deine Antwort.Ja die Rangliste in LoL hat mich sehr gestresst...und da ist wohl auch das Problem bei dir mit dem Sport gewesen oder ? Bei mir war zumindest auch immer das Gefühl dabei ich will der aller Beste sein . Sowas stresst brutal.
Rangliste ist für mich ab jetzt taboo

Zitat von moo:
Servus @Alex1337, ich kann das alles gut nachvollziehen - habe selber viele Jahre lang diverse Süchte durchgemacht. Deshalb ein paar Anmerkungen ...

Wow sehr gut analysiert, danke auch für deine Antwort! Hast du keine Süchte mehr in deinem Leben ?
Und mit sie haben kein Leben mehr meinst du wohl, dass man sich im Leben was sucht, was einem richtig Freude bereitet oder ?

Zitat von Alex1337:
Vielen vielen Dank für deine Antwort.Ja die Rangliste in LoL hat mich sehr gestresst...und da ist wohl auch das Problem bei dir mit dem Sport gewesen oder ? Bei mir war zumindest auch immer das Gefühl dabei ich will der aller Beste sein . Sowas stresst brutal. Rangliste ist für mich ab jetzt taboo ...


Genau, ich hab dann angefangen mir zu überlegen wieviel und was ich pro Woche trainieren soll um auch so gut zu werden oder wenn ich einen Ruhetag gemacht hab und ich hab gesehen das ein bekannter ja noch 15km läuft hab ich mich selbst sehr viel in Frage gestellt und irgendwann hat dann der Kopf gesagt er will nicht mehr!

Zu dem Sucht Aspekt kann ich leider gar nichts sagen, mir ging es schon schlechter wie ich damit aufgehört hab aber das war vor allem weil dadurch meinem Leben der Inhalt fehlte oder besser gesagt ich hab mir das so eingeredet und hab so viele andere Dinge nicht gesehen.

Bei mir war es lustigerweise dann das zocken das mir geholfen hat, hab damals angefange FF7-FF9 durchzuspielen

Ach ich war lange WoW süchtig, nicht so extrem dass ich gleich Jobs verloren habe oder so aber ich habe es täglich gespielt. Es war einfach dieses Glücksgefühl...Dopamin irgendwas...und irgendwann bin ich selber davon losgekommen. Habe noch 2-3 x versucht wieder mit einem Addon anzufangen aber es gab mir nie mehr die Gefühle von früher. Eigentlich schade.

Ich kann heute auch keine Shooter mehr spielen und wenn dann nicht lange da ich innerlich total unruhig werde. Das geht soweit, dass ich nicht mehr schlafen kann.

Hinzu kommt, dass ich gerne Spiele und auch nach wie vor mache aber Spiele die mich nicht mehr stressen. Ich bin gerade am Planet Zoo spielen, das ist total relaxed

Ich glaube auch dass die Panikattacken nicht durch das Gamen selber losgelöst wurden, diese waren schon in dir und irgendwann ist das Fass übergelaufen. Wie schon geschrieben verbindest du jetzt Gamen mit Angst. Süchte sind wirklich dazu da von etwas davon zu laufen, von einem Gefühl etc.

Sich dem Gefühl zu stellen braucht viel Eier! oder Eierstöcke . Ich bin auch gerade an einem Gefühl in mir das so was von ätzend ist und ich so gut kenne, aber es geht kein Weg daran vorbei. Der einzige Weg zu heilen ist mitten durch das Gefühl hindurch. Ich brauchte Jahre um überhaupt Gefühle zu spüren. Ich könnte mir vorstellen, dass du dich auf den Weg gemacht hast zu dir selber.

Immer weitermachen, aufgeben ist keine Option!

Zitat von Alex1337:
Hast du keine Süchte mehr in deinem Leben ?


Nö, Sucht ist keine mehr erkennbar. Natürlich habe ich Vorlieben und Abneigungen (an denen ich wohl zeitlebens arbeiten werde), aber Sucht ist ja ein pathologisches Extrem, das einem das Leben im wahrsten Sinne des Wortes nimmt.

Zitat von Alex1337:
Und mit sie haben kein Leben mehr meinst du wohl, dass man sich im Leben was sucht, was einem richtig Freude bereitet, oder ?

Nein, so meine ich das nicht direkt. Sich etwas zu suchen, was einem richtig Freude bereitet, ist eigentlich Süchtlersprech und -denke. Ich habe mich von den Peaks und Lows befreit und bin weitestgehend zufrieden damit, wie es kommt und geht.

Dein schönes Motto: Warte nicht auf dein Glück, nimm es selbst in die Hand. sagt ja eigentlich alles: es ist alles da - nimm es (an) bzw. erkenne es (an)...das war´s im Grunde.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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