Als ich dein geschildertes Problem gelesen habe, musste ich sofort an mich und meine ersten Panikattacken denken.
Ich war damals ca. 19 Jahre alt und befand mich allein auf einer Zugfahrt.
Dann kamen mir medizinische Themen in den Sinn und ich musste daran denken, wie manipulierbar unsere Körper sind und wie fortgeschritten die Medizin des Menschen ist, sodass es uns z.B. möglich ist anderes But in uns reinzupumpen (wenn etwas mit unserem nicht stimmt) etc.
Ich fühlte mich so unfrei, dass ich am ganzen Körper anfing zu zittern und zu schwitzen. Die Welt um mich herum verschwamm und ich hörte die Stimmen der anderen Menschen nur noch als weit entferntes Echo, alles schien fremd und ewig weit entfernt.
Ich wollte schreien und jemand anderen um Hilfe bitten, aber ich konnte mich noch zusammen reißen, es war die Hölle!
Das schlimmste an der ganzen Sache waren meine Gedanken:
Existierst du oder befindest du dich in einer Matrix?
Löst du deinen Geist gerade von deinem Körper und schwebst am Ende nur noch als leidender Gedanke umher? Etc...
Nach fünf Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, fuhr mein Körper langsam runter.
Mein ganzer Körper kribbelte und ich war leichenblass, als hätte ich dem Tod ins Auge geblickt.
Nach dieser Erfahrung habe ich mich nur noch mit Panikattacken und Ich-Auflösungen (als ich endlich herausfand was das war!) beschäftigt und mir versucht selbst zu helfen.
Keiner meiner Freunde konnte mir wirklich weiter helfen, denn was soll man schon darauf antworten, wenn jemand dich fragt, ob du wirklich existierst?
Ich habe noch ein paar weitere Panikattacken bekommen, und sie waren immer grausam
Jedoch jede etwas weniger schlimm, aber nur weil ich mich damit beschäftigt habe! Ich habe z.B. Ammoniak dabei gehabt.
Jedes Mal, wenn es wieder losging, habe ich daran gerochen und dieser scharfte Geruch lenkt deine Gedanken um.
Am hilfreichsten waren jedoch meine eigenen Gedanken, die ich mir zur Beruhigung selbst predigte:
-Diese Panikattacke MUSS zwangsläufig vorbei gehen, da es eine große Belastung für deinen Körper ist (ich hatte nämlich auch immer Angst, ich würde da nie wieder rauskommen). Dein Körper fährt bei Angst in den Flucht-Kampf-Modus, der evolutionär bedingt ist. Du bekommst einen Tunnel-Blick, deine Sinnesorgane werden weniger mit Leistung versorgt als deine Fähigkeit für den Kampf oder die Flucht (Muskeln z.B.), deswegen fühlt man sich weit weg von allem und nicht mehr wirklich da.
Versuche Entspannungsübungen oder Meditation (die Gedanken NUR auf deinen Körper zu zentrieren und ihn zu fühlen)!
Diese Dinge haben mir wirklich sehr geholfen. Man sollte sich mit Problemen immer beschäftigen, vor allem mit Angst.
Ich wollte das am Anfang nicht und habe mich immer gesträubt darüber nachzudenken, aber nur das hilft!
Versuchst du es zu verdrängen, wird es schlimmer!
Denn wenn du wieder eine Panikattacke hast, kannst du dir mit dem Wissen helfen, das du dir angeeignet hast.
Diese Frage nach der Existenz ist zweitrangig würde ich sagen oder kannst du nicht darüber nachdenken OHNE eine Panikattacke zu bekommen?
Über diese Frage haben sich schon große Philosophen den Kopf zerbrochen und auch sehr interessante Bücher zu dem Thema geschrieben (siehe Nietzsche, Schopenhauer).
Ich weiß nicht, ob du gerne philosophierst, aber mir hat die Beschäftigung mit der Frage auch sehr geholfen.
Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr nutzte sich die Frage ab und ich hielt sie irgendwann nicht mehr für relevant bzw. dachte mir, wenn die ganze Welt aus meinen Gedanken kommt, dann bin ich auch in der Lage sie zu verändern und das ist ein ziemlich starker Gedanke, der mir wieder auf die Beine half.
Es geht bei dieser Frage vor allem um das Loslassen jeglicher dir gekannten Normen, weil sich plötzlich alles verändert, das Nie-Gekannte wirft dich plötzlich aus der Bahn und du willst zurück, aber Gedanken kann man nicht zurück nehmen.
Das hat mich lange Zeit fertig gemacht, ich hatte nur noch Angst.
Konzentriere dich darauf wer du bist und was dir wichtig ist und deinen Liebsten, wenn du gerade nicht für dich da sein kannst, dann sei es für andere.
Es ist okay, wenn man in einer Sackgasse ist, dann sammle weitere Eindrücke von der Welt und irgendwann kannst du nochmal über diese Frage nachdenken.
Ich kann dir nur raten dich mit Panikattacken und Triggern (wie z.B. das Ammoniak an dem ich gerochen habe, manche Menschen kneifen sich auch um auf andere Gedanken zu kommen, du musst selbst herausfinden was dir am ehesten zusagt) zu beschäftigen!
Meditiere (Konzentration auf den Körper, so lernst du dich selbst besser wahrzunehmen und fühlst irgendwann dass du nicht ohne das andere und das andere nicht ohne dich existieren kann!), höre dir Meditationsaufnahmen an, auf denen dir jemand Anweisungen gibt, es gibt da bestimmt einiges auf Youtube und am besten mit Kopfhörern. Du kannst irgendwann sogar im Alltag meditieren dh. Ruhe bewahren und dich mehr konzentrieren!
Ich verspreche dir, du wirst dich irgendwann besser fühlen als je zuvor, weil du dich zwangsweise mit dir selbst beschäftigen musst und dann wirst du froh sein, solche Gedanken gehabt zu haben. Ich habe keine Panikattacken mehr , schon seit ein paar Jahren nicht! Und wenn sich eine anbahnt, lege ich mich hin und lasse die Gedanken fließen und beobachte mich selbst.
Es war die schlimmste Zeit meines Lebens, aber letztendlich habe ich mich weiterentwickelt und bin froh über diese Ehrfahrung.
Meine Freundin hatte vor ein paar Jahren selbst eine Panikattacke und ich konnte ihr helfen! Das sind Dinge, die es mir wert waren!
Ich hoffe, du kannst meinen sprunghaften Gedanken etwas abgewinnen.
Und ich hoffe es gibt dir neue Ansätze darüber nachzudenken.
Falls nicht, hilft eine Therapie, suche dir einen guten, freundlichen Psychiater, der dir symphatisch ist.
Ich wünsche dir viel Erfolg weiterhin und denk dran, dass sich darüber Gedanken machen auch eine Begabung sein kann.
29.12.2017 01:57 •
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