Ich glaube, mittlerweile ist mein Thema so akut geworden, dass es einen eigenen Thread braucht.
Mein Name ist Martin, bin 36 Jahre alt.
Mein Leidensweg ist leider wie bei vielen von euch auch, sehr lang. Hier mal die Kurzfassung.
Meine erste Panikattacke hatte ich mit 8 Jahren, wohl ausgelöst durch zu viel Koffein. Hab damals bei meiner Oma immer Kaffee zu trinken bekommen. Puls über 200, konnte nur durch eine Spritze vom Arzt wieder auf Normal gebracht werden.
Danach lange Zeit Ruhe, komplettes Kaffee Verbot. Dann mit Beginn der Pubertät wieder Probleme mit Herzrasen und Panikattacken. Mein damaliger Hausarzt fand das alles nicht behandlungswürdig. EKG usw war immer unauffällig, nur Puls immer viel zu schnell. Wächst sich halt raus.
Mit 14 oder 15, Panikattacke Zuhause, Notarzt. Bin ins Krankenhaus gekommen zur Untersuchung, und lag da erstmal 2 Tage auf der ITS, danach gut 2 Wochen stationär. Alles soweit ich noch von damals weiß ohne Befund. Also entlassen worden ohne weiterführende Behandlung.
Der totale Absturz kam dann mit 17 in den Sommerferien. Die schlimmste Panikattacke bisher. Puls auf Anschlag und das über Stunden, Todesängste, Zittern, Derealisation. Ich war komplett am Ende. Ausgelöst wurde die Panikattacke scheinbar durchs Fahrrad fahren und die damit verbundene körperliche Anstrengung. Meine Eltern wussten nicht mehr was sie mit mir machen sollen. Nachdem ich mich nur noch Zuhause eingeigelt hatte und kaum noch vor die Tür konnte, begleitet von ständigen Panikattacken und dauerhaften Angstzuständen, musste sich was ändern.
Also hab ich mich 2002 in die Psychiatrie einweisen lassen.
Dort war ich dann stationär bis März 2003, insgesamt rund 4 Monate, nur an Wochenenden Zuhause. Das hat ganz gut geholfen, ich wurde auf Anxut eingestellt, ein Medikament mit Buspiron, Psychotherapie , Sport usw , 2mal wöchentlich Einzelgespräche, Gruppentherapien und das volle Programm.
Danach war erstmal für einige Jahre alles relativ gut. Ich war nur noch ambulant bei einem Therapeuten, den ich sehr schnell fallenlassen hab, weil die Chemie einfach nicht passte. Anxut hab ich noch etwa 2 Jahre genommen, bis ich auch diese abgesetzt habe. In der Zwischenzeit konnte ich meinen Führerschein machen und eine Ausbildung anfangen und diese auch abschliessen. Zwar gab es hier und da mal Panikattacken, aber das hielt sich alles in Grenzen.
Wirklich aktuell ist das Thema erst wieder mit der Erkrankung meines Vaters 2013 geworden. Diagnose Lungenkrebs. Innerhalb von etwa 15 Monaten von Fit zu tot. Ende 2015 starb mein Vater dann Zuhause. Neben dem ambulanten Pflegedienst war ich hauptsächlich für die Pflege verantwortlich. Meine Mutter war schon länger krank und benötigte Pflege, wegen Epilepsie und einem Rachenkrebs, der 2012 festgestellt worden war.
Bis Ende 2020 habe ich auch meine Mutter bis zur ihrem Tod gepflegt.
Den Tod meiner Mutter musste ich hier Zuhause hautnah miterleben. Sie ist in meinen Armen gestorben.
Seitdem sind meine Ängste und auch die innere Unruhe wieder ziemlich extrem.
Dazu kam noch erschwerend hinzu dass einige Termine anstanden wegen dem Einfamilienhaus, Erbschaft und meiner gierigen Schwester, die unbedingt auch was vom Kuchen abhaben wollte, obwohl sie nie auch nur einen Finger hier im Haushalt krumm gemacht hat für meine Eltern.
Das ist glücklicherweise mittlerweile aber alles geklärt.
Nicht geklärt sind meine wieder sehr aktive Panik und dauerhafte Angst. Dazu gesellt sich momentan wieder eine extreme Angst vor körperlicher Anstrengung. Ich bin teilweise kaum noch in der Lage mit meinem Hund spazieren zu gehen, aus Angst dass ich das nicht aushalte. Ich habe ständig die Angst, dass irgendwas mit mir nicht in Ordnung ist und ich krank bin. Das ist durch die Corona Zeit nicht besser geworden. Hab immer die Angst, mir mit den Impfungen eine Herzmuskelentzündung zugezogen zu haben. Das letzte Jahr über war ich ungefähr 6 mal bei verschiedenen Notaufnahmen wegen Herzrasen. Teilweise Puls von 170 BD 180/90 ohne wirkliche Panik dabei. Und das teilweise über Stunden. EKG ist dabei immer unauffällig. Das seltsame ist dabei dann, dass die Tage darauf die Hölle sind obwohl ich meistens keine Panik mehr habe. Jede kleinste Anstrengung sorgt dann bei mir für einen hohen Puls. Ich stehe auf und habe quasi direkt einen Puls von 130. Ich bewege mich ein wenig, Puls 160. Teilweise sitze ich hier mit einem Puls von 100-110 und das dauerhaft, mit extremer Unruhe. Meistens wird mir entweder heiß oder kalt, dann bin ich am zittern. Die Finger und Hände sind dann auch immer extrem kalt. Ich überlege sogar schon, was und ob ich etwas esse, weil selbst Essen mittlerweile meinen Puls in die Höhe treibt.
Manchmal sind dazwischen Tage da habe ich Energie, laufe meine Runde mit dem Hund durch den Wald als wäre das nichts /80 Höhenmeter, ungefähr 2,4km), habe an der schwierigsten Stelle nen Puls von 140 an der Steigung und fühle mich gut.
Die meisten Tage gehts mir aber echt beschissen und ich laufe die Strecke im Schneckentempo und hab trotzdem nen Puls von 150.
Das geht so extrem auf und ab im Moment. Ich bin schon echt am verzweifeln.
Jetzt hatte ich gestern wieder eine schlimme Attacke, ohne Panik aber viel Unruhe und Herzrasen, danach musste ich mich erstmal 4 Stunden mit der Decke auf die Couch legen. Ich fühl mich dann irgendwie total schwach und gerädert.
Außerdem mache ich mir seit Tagen richtig Sorgen.
Ich hab Morgen früh einen Termin beim Kardiologen. Da hab ich so richtigen Bammel vor.
Das letzte mal als ich vor 3 Jahren da war, wurde alles durchgecheckt außer Belastung EKG. Das konnte bei mir bisher nie gemacht werden weil ich mich so extrem reinsteigere, das vor der Untersuchung mein Blutdruck schon so hoch ist, dass gar nicht erst angefangen wird. Dabei habe ich doch so extreme Angst vor Anstrengung und genau das Belastungs EKG könnte mir helfen die Angst davor etwas zu reduzieren, sofern nichts gefunden wird.
Bin echt ziemlich fertig mit der Welt im Moment.
Grüße,
Martin
13.02.2022 17:43 • • 06.04.2022 x 2 #1