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Hallo zusammen,

ich wollte mich ja eigentlich zurückziehen und nicht ständig in
irgendwelchen Foren nach Antworten suchen. Hat (noch) nicht geklappt.

Meine „Geschichte“ habe ich ja hier schon veröffentlicht und spare mir
die endlosen Wiederholungen. Mein vordergründiges Problem besteht ja in
einem Entfremdungsgefühl (Depersonalisierung/ Derealisierung) in
Verbindung mit Panik.

Ich war jetzt 6 Wochen in einer psychosomatischen Klinik um
vordergründig von den Benzos loszukommen. Die Zeit war aber derart hart,
dass es mir nun schlechter geht als vor der Klinik. Ich habe dort solche
Ausnahmezustände erlebt, wie nie zuvor in meinem Leben. Ich habe
gedacht, ich werde wahnsinnig und löse mich auf, Minuten kamen mir vor
wie Jahre. Höllenqualen, die keiner dort verstand.
Ich fühlte mich alleingelassen, wie in meinen schlimmsten Kindertagen.
Seitdem begleitet mich ein so fürchterliches Gefühl, was immer wieder
aus mir heraus bricht. Ich sitze beispielsweise auf der Arbeit und
plötzlich kommt ein Gedanke hoch (wer bin ich, was macht mich aus, die
Unendlichkeit oder aber die Endlichkeit des Seins usw……) und ich gerate
in wilde Panik mit stärkster Entfremdung.
Ich komme dann einfach nicht mehr aus diesem Gedankenkarussell heraus
und verliere jeglichen Gefühlsbezug zur Realität. Ich schreie dann in
diesen Momenten oder schlage auf den Tisch, um irgendetwas zu machen.
Ich heule auch oft aus purer Verzweifelung, renne in der Wohnung rum
oder schlage auf den Boxsack. Alles ohne Erfolg.

Es gibt Tage, da geht es mir recht gut aber irgendwann erwischt es mich
wieder. Ein Gedanke, ein Buch, eine Erinnerung, eine Geste meiner
Tochter und schon hänge ich wieder drin. Das fühlt sich so elend an, so
brutal, so quälend.

Es kann sein, dass ich mit meiner Tochter (2,5 Jahre) gerade spiele und
lache und plötzlich ist alles weg. Ich fühle mich so, als würde der
Erdboden mich verschlucken. Die Welt wird fremd, meine Stimme, mein
Gesicht, meine Tochter, meine Frau, meine Wohnung. Alles löst sich auf,
wie in einem Horroralptraum.

Ich mache jetzt schon seit einem Jahr wieder Therapie und mein Therapeut
ist sich absolut sicher, dass ich wieder vollkommen genese. Es wären die
Traumas aus der Kindheit, die mir noch das Leben zur Hölle machen. Die
fehlende Wut meiner Eltern gegenüber, die mich ablehnten und mir schon
als Kind Höllenqualen zuteil werden ließen.

Ich halte es kaum aus, wenn ich mich an meine Kindheit erinnere. Ich
glaube, ich war nicht einen einzigen Tag glücklich. Das bestätigt mir
sogar mein Vater. Ich sei mit 2 Jahren schon voller Panik durch die
Wohnung gelaufen, das ist sicherlich angeboren und habe nichts mit ihm
zu tun.
Er habe mich dann gezüchtigt, damit ein Mann aus mir werde. Das einzige,
was er geschafft hat, war mich zu brechen.
Ich sitze gerade hier auf der Arbeit und kann es kaum aushalten. Ich
bin so voller Trauer, ich kann nicht mehr.

Meine Tochter sitzt manchmal vor mir und lächelt mich so bezaubernd an
und will mich trösten, während ich mich zusammenreiße. Das sind Momente,
da könnte ich meinen Alten umbringen. Meine Frau hält glücklicherweise
nach über 20 Jahren immer noch zu mir, aber kommt echt an ihre Grenzen.
Wie komme ich aus diesem Film raus? Wie gehe ich mit dieser wahnsinnigen
Entfremdung um? Was kann ich machen, um im Hier und Jetzt zu bleiben?
Ich möchte nicht mehr über das Leben philosophieren, ich möchte Leben.
Schei…e!!
Wer hat ähnliche Erfahrungen und hat es geschafft, da rauszukommen. Wer
hat Tipps, die in einem akuten DP-Zustand helfen. Ich habe einfach
tierische Angst, meinen Verstand zu verlieren.

Was macht das alles für ein Sinn?

LG Jim

18.03.2010 19:43 • 21.03.2010 #1


6 Antworten ↓


Hallo Jim,

hast du schon mal versucht, so einen Zustand absichtlich herbeizuführen, wenn du dich in einer sicheren Umgebung befindest? Also nicht gerade mit deiner Tochter oder in der Arbeit bist?

Ich kann mir deine Panik- und Verzweiflungsgefühle sehr gut vorstellen. Aber du machst trotzdem einen starken Eindruck. Deswegen glaube ich, dass du diese Gefühle ertragen kannst, ohne verrückt zu werden, wenn du sie dir ganz bewusst herbeiholst.

Und wenn du diesen Gefühls-Tsunami ein paar Mal über dich drüberfluten bzw. durch dich durchfluten lässt, wirst du merken, dass du es zum einen doch ganz gut haben, also erleben kannst, und zum anderen, dass es immer schwächer wird und idealerweise mal ganz wegbleibt.

Der Weg hinaus ist, sich nicht dagegen zu wehren, sondern es einzuladen, um es zu erleben.

Liebe Grüße
GastB

A


Panik und Auflösung

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Ich habe auch schon versucht, das Gefühl einfach anzunehmen. Es ist aber so brutal, dass ich nach ein paar Stunden alles versuche, um da wieder rauszukommen.
Wenn ich mich da noch reinsteiger, wird es nur noch schlimmer.
Ich habe auch noch nicht bemerkt, dass es weniger wird. Ich habe es schon unendlich durchlebt, ohne eine Besserung zu spüren.

Seit heute morgen habe ich beispielsweise wieder diese wahnsinnige Angst, zu sterben. Nicht heute, sondern grundsätzlich.
Die Endlichkeit versetzt mich in schlimmste Panikzustände und ich komme nicht von dem Gedanken los.
Es ist so paradox, ich habe Angst vorm Sterben und höre dadurch jetzt schon auf zu leben.

Was für eine Schei....!

Meine Therapeut meint, ich hätte in der Kindheit unzählige Male das Gefühl gehabt zu sterben und hätte mich da so gefühlt, wie heute. Helfen tut das aber nicht.

Wer kennt das von euch und hat ein Tipp für mich?

Vielen Dank im Voraus und mit lieben Grüßen

Jim

Hallo Jim,

bei Derealisationsgefühlen wäre es an sich sinnvoll, sie möglichst zuzulassen. Wenn es wirklich Derealisationsgefühle sind und keine Flashbacks. Letztere würde ich nicht ausschließen. Wie sieht das denn mit deiner Therapie aus, wird da traumatherapeutisch etwas gemacht? War vielleicht EMDR schon mal angedacht?

Und wie sieht es medikamentös aus? Es gibt ja doch noch Alternativen zu Benzos (Perazin vielleicht...). Die Behandlung von Ängsten und Angststörungen ist eine Sache, die von Posttraumatischen Störungen eine andere. Sind deine Behandler darauf spezialisiert?

Liebe Grüße
Christina

Hallo Jim
es tut mir immer so leid für alle,weil ich ja genau weiss wie es ist..
was mir auch schon geholfen hatt ist ein gebet (ich bin aus der kirche ausgetreten)ich hab meinen eigenen glauben (nicht das du noch denkst ich wolle dich bekehren:-) ) das meine schutzengel mir kraft geben od. meine schutztiere oder schutzgeister,bevor ich einschlafe bitte ich auch immer darum...ich hab vor jahren auch mal 3 kurse metaltraining absolviert das hatt mich auch weitergebracht..
ich wünsche dir viel kraft..
grüessli Moni

Hallo Jim,

in diesem Fall hatte ich nicht gemeint, dass du das Gefühl annehmen solltest, sondern, - wenn du es gerade nicht hast, es absichtlich herbeiwünschen und falls es dann kommt, es durchfühlen,

- und andererseits würde ich dir empfehlen, wenn das Gefühl in einer unpassenden Situation kommt, es festzustellen und ihm dann zu sagen: Nein, jetzt nicht! Komm nachher wieder, wenn ich dich rufe. Hau ab. Und dich dann einfach der aktuellen Situation zuwenden würdest, z.B. deiner Tochter.

Ich denke, damit würdest du mehr Kontrolle über das Gefühl bekommen, anstatt dass das Gefühl so viel Kontrolle über dich hat.

(Unmöglich ist dieses Verfahren nicht, falls manche das jetzt meinen werden.)

Dasselbe könntest du mit deiner Todesangst machen.

Zusätzlich könntest du dich absichtlich gedanklich mit dem Gedanken ans Sterben und den Tod beschäftigen. Dass wir alle sterben müssen, ist dir sicher klar. Was genau befürchtest du dabei? Je genauer du es dir klar machst, desto weniger Angst wirst du davor haben, da bin ich sicher.

Liebe Grüße
GastB

@Christina
Ich kann auch nicht ausschließen, dass es sich um Flashbacks handelt. Ich denke, es ist eine Mischung von DP und FB. Oft holen mich auch die Bilder und Gefühle aus der Kindheit ein und ich reagiere mit DP.
Mein Therapeut macht EMDR und hat viel mit Traumapatienten zu tun. Ich hatte bis jetzt aber Angst, EMDR auszuprobieren. Angst vor einer Retraumatisierung und Verschlechterung des Zustandes.
Da es aber so auch nicht geht, werde ich das sicher doch mal ausprobieren.

@GastB

das Gefühl der Auflösung kann ich nicht durchfühlen. Die Angst ist zu groß. Alles in mir sträubt sich dagegen, es ist so brutal. Die Todesangst ist sicher eine Übertragung und nicht mit der realen Endlichkeit zu erklären. Diese Angst hat mich als Kleinkind hunderte Male heimgesucht, wahrscheinlich schon als Säugling.
Mir kommen immer kurze Bilder und Erinnerungen, die mich ausflippen lassen. Es ist unvorstellbar, es wird immer schlimmer.
Durch die Hölle in der Klinik ist es m.E. noch schlimmer geworden.

Ich wünschte mir so, ich könnte wieder zurück in die Oberflächlichkeit. Ich möchte einfach nur Vater und Ehemann sein, ohne Erleuchtung im Tibet.
Ich hänge gerade wieder so krass in der DP, alles ist fremd und unwirklich. Habe wahnsinnige Angst vor der Nacht, habe 2 B. getrunken ohne Erfolg. Werde gleich eine Truxal werfen und hoffen, dass ich schlafen kann.

Danke für eure Hilfe!!

LG Jim





Dr. Hans Morschitzky
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