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Hallo zusammen,

mein Name ist Wolfgang und ich wohne in Düsseldorf-Süd, bin 68 Jahre jung und seit ca. als 20 Jahren von meiner EX getrennt.
Meine Angst/Panik-Karriere begann vor ca.35 Jahren praktisch innerhalb von Sekundenbruchteilen.
Ich befand mich mit der Familie im Umzugsstress, hatte den Abend vorher einiges zuviel getrunken und einen dicken Schädel.
Der Fernseher lief und in einer Spielfilmszene starb ein Mann an einem Herzinfarkt. Just dieses hat meine erste Panikattacke ausgelöst, mit plötzlichem Herzrasen,Kribbeln i.d. Gliedern und Todesangst. Der gerufene Krankenwagen hat mich ins KH gebracht und ich wurde einige Stunden später -ohne Befund auf Herzinfarkt oder so- wieder entlassen.
Danach verselbstständigten sich die Attacken und tauchten in allen möglichen Situationen auf bzw. ich hatte überhaupt keinen Einfluss mehr darauf. Vielmehr bin ich aus diesen Situationen geflohen und habe sie dann später gemieden. Es kam die Angst vor der Angst und damit der soziale Rückzug. Verabredungen habe ich kurzfristig abgesagt - mit den tollsten Ausreden- und das sprach sich herum und ich isolierte mich damit selber.
Dann kamen noch Zwangsgedanken dazu, die ich selbst meinen Feinden nicht gewünscht hätte.
Durch zig ambulante Therapien und Krankenhausaufenthalte (psychosomatische Kliniken) habe ich zwar seit Jahren keine Zwangsgedanken mehr und auch kaum mehr diese echten Panikattacken, aber die Herzphobie, eine Unausgeglichenheit ,innere Unruhe mit fast Dauerstress und einiges mehr begleitet mich bis heute und macht mir mein Leben nicht gerade leicht.
Alle bisher eingenommenen Medikamente hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Heute bzw. seit längerer Zeit nehme ich abends Concor 1,25 und morgens 8 mg Atacand und bei Bedarf - nach mehreren schlaflosen Nächten oder aufkommender Angst (Todesangst) Zoplicon bzw. Tavor.
Wobei ich schon auf die Menge und den Abständen achte wegen der Gefahr einer Abhängigkeit, bin da sehr vorsichtig.
Bisher habe ich nun wirklich alles Untersuchen lassen was überhaupt möglich ist, um mir immer wieder ein gesundes Herz bestätigen zu lassen.
Zuletzt voriges Jahr gabs einen Herzkatheter. Trotzdem renne ich nach wie vor immer mal wieder zum Kardiologen um bitte um Bestätigung , zuletzt vor ein paar Tagen mit absolviertem Stress-Belastungs-EKG. Ich kann es einfach nicht glauben, das da alles i.O. ist.
Mal schmerzt die linke Brustseite über den Arm bis zu den Fingern oder es gibt Herzstiche oder Luftnot mit kurzem Herzrasen bis ca. 150.
Sogar einen sog.Eventrecorder habe ich mir einsetzen lassen wegen der -aus meiner Sicht- gefährlichen SVES/VES. Dieser wird alle 3 Monate ausgelesen, bisher ohne schlimme Ergebnisse.
Man sieht,obwohl ich bisher schon gefühlt 1000x gestorben bin, lebe ich noch immer.....
Woher das alles so gekommen ist wurde ja zigmal in den Therapien erörtet und besprochen, geholfen hat es aber langfristig nie.
Manchmal habe ich tatsächlich keine Lust mehr , obwohl ich ein lebensfroher Mensch bin.
Ich denke, das einiges in die Wiege gelegt wurde, in der Kind/Entwicklungszeit einiges falsch gelaufen ist und letztendlich meine Ehe mit einer stark Alk./Medikamenten-Abhängigen Frau dazu beigetragen hat.
Ich war bis zur Trennung gleichzeitig Mutter und Vater für die beiden Söhne, Hausfrau und musste noch täglich meinen Job machen. Das war wohl über Jahre auf die Dauer zuviel. Hätte mich viel eher trennen sollen.
Zu meinen Söhnen ( 36 u.38) habe ich einen sehr guten Kontakt, während die Beiden ihre Mutter seit 5 Jahren nicht mehr gesehen haben.. Sie lehnt jeglichen Kontakt ab und säuft weiterhin.

Leider habe ich mir im letzten halben Jahr 2 reale Krankheiten angeeignet.
1. den 2. bösartigsten Hautkrebs auf dem Kopf
2. ein Lungenemphysem ( obwohl ich seit über 40 Jahren nicht mehr rauche)

jetzt verfalle ich doch ins Jammern.
Wie auch immer, versuche ich den Kopf nicht hängen zu lassen und manchmal gelingt es, meine Negativstimmung zu vertreiben z.B. bei längeren Spaziergängen, Radfahren in der Natur usw.
Während meinem täglichen Sport -auch Kraftsport- habe ich übrigens keine Herzprobleme, die kommen nur in Ruhe und überwiegend des Nachts.
So, das wars nun aber wirklich, könnte noch einiges schreiben aber das obige reicht wohl für einen ersten Eindruck.

Danke für Euer Interesse.

Liebe Grüße
Wolfgang

06.12.2015 17:49 • 06.12.2015 #1


10 Antworten ↓


Hey Wolfgang.

Habe Deine Zeilen mit Interesse gelesen und hatte selber vor über 20 Jahren eine Herzphobie. Der Spuk hielt bei mir knapp 1 1/2 Jahre an und dann hatte ich es geschnallt.

Auch kenne ich die Medikation, wobei es mich wundert, das Du bislang keinen Weg daraus gefunden hast. Haben Dir die Therapien etc. Null gebracht, zumal Du weißt um Deine Baustelle, sprich Frau und Alk..

A


Panik seit 35 Jahren bedingt durch Kindheit und Ex-Beziehung

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Hallo Vergissmeinicht,

danke für die Zeilen.
Habe mal bei Dir (Profil) nachgeschaut und die Medis-Liste gesehen.
Da kann ich locker mithalten... leider.
Geholfen hat letztendlich nichts und wegen der Nebenwirkungen (teilweise unangenehm) habe ich -bis auf Cipralex- nie etwas über einen längeren Zeitraum genommen, sondern immer wieder gewechselt. Es gab auch einige viele Zeiten ganz ohne Medis. Jedoch habe ich diese besch... Herzphobie nie abschütteln können.
Trotz unzähliger ambulanter Therapien und einige KH-Aufenthalte i.entsprechenden Kliniken.
Zuletzt im August diesen Jahres. Diese für mich viel versprechende stat.Behandlung musste ich aber leider nach 14 Tagen abbrechen weil der Hautkrebs hier in Düsseldorf dringend operativ behandelt werden musste.
Schließlich muss ich aber auch zugeben, das ich kein leichter Patient bin und für einige Therapeuten u. Ärtze eine - wie sie meinten- Herausforderung sei.
Dazu evtl.später mal mehr.
Das Du Deine Herzphobie soooo schnell überwunden hast finde ich wirklich sensationell.
Wie hast Du das geschaft ? Kannst mir evtl. da einige Tips geben.

Liebe Grüße

Wolfgang

Hey Wolfgang,

vorab, Du hast nichts am Herzen und würde mir mehr Sorgen um den Hautkrebs machen.

Nun, ich hatte damals einen guten Therapeuten. Ich musste Sport machen, trotz schwerer Herzangst Auto fahren und vieles mehr. Ferner änderte ich einige Dinge in meinem Umfeld wie komplett anderer Job, andere Hobby´s die auch wieder das Herz stärkten wie schwimmen etc.

genau das -trotzdem mit dem Auto fahren, Sport usw.- habe ich auch so durchgezogen.
Bin teilweise extra in die Staus gefahren um den Zenit der PA zu erleben um dann festzustellen, das man noch lebt.
Allerdings hatte anfangs noch meine Notfallhilfsmittel immer dabei.
Übrigens eine sog.generelle Angsterkrankung taucht auch immer wieder als Diagnose auf.
Das ist der goldene Weg Dinge zu ändern auch wenn der Weg voller Hindernisse ist.
Dies und vieles andere i.d. Therapien gelernte oder auch Erkenntnisse entsprechende Änderungen anzugehen konnte ich bisher nicht positiv für mich umsetzen.
Oft hatte ich Risiken gescheut und habe einfach so weiter gemacht.
Die Entscheidung z.B.mich von meiner Frau zu trennen, hätte ich viel früher treffen sollen.
So ist es heute noch....
Aber Du hast recht, eigentlich sollte der Hautkrebs vorrang haben. Nachdem 3 Stellen entfernt bzw. ausgeräumt wurden kann ich allerdings nur hoffen, das er nicht anfängt zu streuen -oder schon heimlich hat- und ich muss meine Haut beobachten.
Ich als Sonnenanbeter muss diese jetzt möglichst meiden.

Das ist typisch für mich. Als der Hautkrebs frisch diagnostiziert wurde und die OPs anstanden, ist das Problem Herz in den Hintergrund getreten, ich hab mich nur noch damit beschäftigt. Dann kam das mit dem Lungenemphysem und sowohl Krebs und Herz waren nicht mehr so wichtig.
Jetzt ist z.Zt. wieder das Herz drann, obwohl es unterschwellig ständig mitschwingt.

angehme Nacht und liebe Grüße
Wolfgang

Hey Wolfgang,

vorab, zu meiner Herzphobiezeit gab es als Medi nur Tafil. Die anderen Medis sind seit vorigem Jahr durch die Depression dazugekommen. Übrig geblieben ist heute Athenolol und Venlafaxin.

Ja, sich zu trennen fällt schwer und ich tat es nach 23 Jahren. Meine Psyche meldete sich aber erneut nach 21 Jahren und somit voriges Jahr im März wieder. So gilt es erneut an mir zu arbeiten, was ich immens tue.

Letztlich schreibst Du sehr richtig, erst war es dann der Krebs und dann die Lunge und das Herz geriet in den Hintergrund. Schiebe es wieder in den Vordergrund und schaue hin, was es will.

Hey Wolfgang,

hier ein Teil meiner Geschichte zum nachlesen; steht hier im Forum:

zukunftsangst-generalisierte-angststoerung-f57/mein-angstweg-vor-ueber-20-jahren-t66919.html

das Du nun wieder -nach so langer Zeit- Probleme mit Deiner Psyche hast, habe ich erst nach Sichtung Deiner letzten Beiträge festgestellt.
Bin ja ganz neu hier im Forum.
Tut mir leid, das Du nun wieder seit vergangenem Jahr kämpfen musst.
Vielen Dank für den Hinweis zu Deinem Beitrag mein Angstweg....
Werde ihn gleich lesen.

Liebe Grüße

Wolfgang

Hey Wolfgang,

ja, kämpfe wieder. Hatte voriges Jahr im März den ersten Einbruch durch Depression; ausgelöst durch Mobbing. Dies habe ich wohl nicht verarbeitet/aufgearbeitet und verlor am 01.09.15 wieder durch Mobbing einen Job. Somit war erneut Klinik angesagt, da sich meine Psyche nun mit somatischen Beschwerden meldete.

Hallo Vergissmeinicht,

man, man, habe bis eben Deinen Angstweg gelesen und auch die anderen Beiträge dazu bis zur letzten Seite.
Ich muss das alles erstmal verdauen.
Alles sehr schlimm und Du kommst trotzdem noch mit all Deinen Beiträgen positiv rüber und bist dabei noch eine große Hilfe für andere.
Ich habe jetzt schon beim Lesen Deiner Ausführungen viel für mich selber dazu gelernt, so furchtbar das auch alles für Dich war und noch ist.
Unglaublich was ein Mensch bzw. seine Psyche so aushalten kann und immer wieder aufsteht zum Weiterkämpfen.
Aber jedem gelingt das nicht und ich wäre schon lange daran zerbrochen.
Du wirst auch diesmal als Gewinner gegen die Depressionen und psychosomatischen Beschwerden hervorgehen.
Wünschen tue ich Dir das sowieso von ganzem Herzen.

Gute Nacht

Liebe Grüße
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

danke Dir sehr für Deine Wünsche und spüre, sie kommen von Herzen; vielen Dank.

Weißt Du, wir alle schaffen mehr als wir uns zutrauen und ich bin nicht die Einzige mit schlechten Lebenserfahrungen.

Helmut Schmidt´s berühmtestes Zitat lautete: In der Krise erkennt man den Charakter.

Wohl wahr. Ich lernte vor 21 Jahren in der Klinik eine schwer depressionskranke Frau kennen. Als eigentlich wildfremde Menschen waren wir 6 Monate 24 Stunden am Tag zusammen und dann später bis zu ihrem Tod.

Auch von vorigem Jahr in der Klinik bestehen noch alle Kontakte.

Jetzt im Oktober/Noevember lernte ich erneut Menschen mit ihren Erlebnissen kennen und schätzen. Viele haben weitaus schlimmere Schicksalsschläge als ich hinter mir. Eine davon hat am WE bei mir übernachtet und es war herrlich offen, ehrlich und sehr, sehr menschlich. Man sollte keine anderen Menschen für sein Schicksal verantwortlich machen und sein Leben in die Hand nehmen und die Menschen nehmen so wie sie sind. Gerade seelisch Angeschlagene sind Menschen von unschätzbarem Wert.

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Dr. Reinhard Pichler
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