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Hallo Leute,

ich mache gerade eine Therapie wegen Zwangsgedanken. Keine angenehmen Dinge, aber auch nicht sonderlich spektakulär, was mich da so rum treibt. Manchmal habe ich aber auch so Phasen, da denke ich irgendwie komische und widerliche Gedanken, aber ich rede nie mit jemandem darüber und nach ein paar Tagen ist das Thema auch wieder abgeschüttelt und vergessen. Das sind dann Dinge, bei denen ich gar nicht möchte, dass ich überhaupt etwas damit zu tun habe. Die sollen einfach nur weggehen, ich will davon nichts wissen und damit auch gar nichts zu tun haben. Typische Zwangsgeschichte: Man hat am Ende nämlich immer Angst, dass man wirklich so wäre oder was damit zu tun hat. In der Vergangenheit war das aber nie lange. Irgendwann habe ich den Gedanken vergessen und gut wars. Habe ihm nie viel Beachtung geschenkt und danach war wieder alles gut.

Nun war ich letztes Mal in meiner Therapiesitzung, lief auch soweit alles wunderbar. Und gegen Ende habe ich nur mal kurz in einem Nebensatz erwähnt, was mir ja sonst so manchmal durch den Kopf geht. Mein Therapeut hat daraufhin einfach einmal nachgefragt und das ganze war nun echt keine gute Idee. Denn irgendwie ist nun aus diesen absolut negativen Gedanken, die normalerweise nach ein paar wenigen Tagen wieder abziehen ein Thema geworden. Diese schmutzigen und abschäulichen Gedanken sind nun irgendwie auf dem Tisch und seitdem habe ich massiv Angst und Panik.

Ich weiß, dass es ja prinzipiell keinen Unterschied macht, weil ich habe ja nun nur darüber gesprochen, die Gedanken waren ja auch vorher mal da. Aber es waren nur mal kurze Gedanken. Jetzt habe ich Angst, dass sich daraus ein echtes Problem entwickelt, das nun analysiert wird. Und mein Kopf denkt nun erst recht: Ohooo! Bin ich vielleicht wirklich so? Schließlich wird es ja nun schon mit einem Therapeuten besprochen. Nun bekommt der Gedanke viel zu viel Beachtung. Dabei habe ich mit dem Therapeuten nur wenige Minuten darüber gesprochen, aber das fand ich schon zuviel.

Ich weiß nun gar nicht, was ich tun soll, weil jetzt wegen dem Jahreswechsel eine Therapiepause ist. Ich beschäftige mich irgendwie nun rund um die Uhr mit dem Thema und das passt mir gar nicht. Ich liege im Bett und zittere am ganzen Körper. Ich kann mich kaum an die letzten Tage erinnern. Ich stehe ganz extrem neben mir. Es war doch vorher zwar vielleicht mal ein nerviger Gedanke aber eben nur ein Gedanke und das hat sich wieder verzogen. Nun habe ich panische Angst, dass das nun an mir haftet. Dann bekomme ich Angst, dass der Therapeut diese Sachen in seine Akte geschrieben hat und nun diese fürchterlichen Dinge mit meinem Namen verknüpft sind. Ich will einfach gar nicht, dass diese Themen auch nur annähernd mit mir etwas zu tun haben. Ich könnte einfach nicht akzeptieren, wenn ich so tatsächlich auch nur annähernd so wäre. Und dann denkt man stundenlang darüber nach und in guten Momenten ist mir auch alles klar und ich weiß, dass ich so niemals sein werde. Aber in schlechten Momenten finde ich irgendwie Hinweise, dass es ja doch so sein könnte. Irgendwie rede ich mir das dann schon fast ein. Ich weiß gar nicht, wieso ich hier teilweise so gegen mich arbeite?

Und ich weiß auch schon, dass ich wahrscheinlich wenn ich den Beitrag wegschicke noch mehr Panik bekomme, weil dann auch noch dauerhaft im Internet steht, dass ich offenbar so kranke Gedanken habe.

Was soll ich denn jetzt machen? Ich bin wirklich total ratlos.

Ciao

Suri

22.12.2013 08:54 • 22.12.2013 #1


5 Antworten ↓


Wisst ihr, was mich besonders so daran ärgert? Ich bin eine total liebe und herzliche Person, ich kann keiner Fliege was zu Leide tun. Ich helfe im Alltag, wo ich kann. Ich fühle mich schon schlecht, wenn ich auf nen Regenwurm trete. Und dann geht einem so ein Mist durch den Kopf und macht einem das Leben schwer!

Ich hätte das niemals in der Therapie sagen dürfen. Das war einfach keine gute Idee. Dann wäre jetzt alles gut. Ach man In guten Momenten kann ich mir auch klar machen, dass ich ihm doch nur was gesagt habe, was ich mir gedacht habe. Das heißt noch lange nicht, dass das nun Thema in der Therapie wird. Aber ich habe so Angst, dass das nun pathologisch wird. Ich will diese Dinge nicht in meinem Leben haben Niemals niemals.

Suri

A


Panik nach Therapiesitzung

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Hi uris!
Im Grunde gibst Du Dir mit dem zweiten Beitrag schon selbst die Antwort:Du bist sicher eine total liebenswürdige Person,die niemandem zunahe treten möchte.Du nimmst auf die Interessen Deiner Mitmenschen jede Menge Rücksicht,denkst Dich in andere hinein und möchtest niemandem schaden.
Aber genau da liegt vermutlich der Knackpunkt.Du hälst Dich selber an der extrem kurzen Leine,verleugnest(schätze ich mal) viele ,berechtigte Eigeninteressen.
Irgendetwas in Dir spürt das und rebelliert dagegen.In Form dieser erschreckenden Gedanken.

Ich bin kein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet,kenne aber Zwangsgedanken aus eigenem Erleben.Ich weiß,wie schrecklich die sein können.
Und ich sprech´s mal aus:Wenn ich in Berlin auf dem U-Bahnsteig stehe frage ich mich manchmal:Wäre es möglich,daß ich einen anderen Wartenden vor die einfahrende U-Bahn schubse?Kann ich garantieren,daß mir das nichtpassiert?
Ich hab dann einige Bücher zum Thema gelesen und weiß heute,daß es sich um reines Kopfkino handelt.Zwischen Gedanken und Handeln liegen Welten.In Wahrheit würde ich einer fremden Person nicht einmal die Hand auf die Schulter legen konnen,geschweige denn Schlimmeres.

Es steht mir eigentlich nicht an,uris,Dir Ratschläge zu geben,aber vielleicht liegt bei Dir die Lösung darin,Daß Du Dir ruhig mal erlaubst,etwas fordernder gegenüber andren Menschen aufzutreten.
Mehr an Dich selber und Deine Wünsche zu denken.

Vielleicht ist das die Botschaft dieser unerwünschten Gedanken.
Liebe Grüße

Es war genau richtig, dass du es gesagt hast, ansonsten würde Therapie nichts bringen. Wenn du genau das, was dein Problem ist, verschweigst und nur über Belanglosigkeiten sprichst, kannst du es gleich sein lassen. Das ist ganz normal, dass es einem am Anfang der Therapie schlecht geht bzw. ab dem Punkt, wo man auf das eingentliche Problem stößt.

Hallo Chingachgook, hallo Schlaflose,

vielen Dank für Eure prompten Antworten.

Dass ich mich zu sehr an der kurzen Leine halte ist absolut richtig vermutet. Ich erlaube mir eigentlich sehr wenig, wenn es um Gedanken geht. Zumindest bei einigen wirklich schlimmen Dingen schlägt mein Kopf sofort Alarm und bekommt dann eine Panikreaktion. Daran muss ich auch sicher was ändern.

Im Moment beunruhigt mich halt, dass ich einen dieser Gedanken nun ausgesprochen habe und ich habe Angst, dass er nun ein eigenes Thema wird. Bislang konnte ich einfach sagen: Ok, komischer Gedanke, jemanden vor die Bahn zu schubsen. Fertig. Es lässt sich aber sowas schwer als nebensächlich wieder abtun, wenn man mit einem Therapeuten darüber gesprochen hat. Und ich will nicht, dass dieses Thema an Bedeutung gewinnt. Ich könnte damit nicht umgehen, dass dieses Thema irgendeine Rolle in meinem Leben spielen soll. Ich will mit dem Thema an sich nichts zu tun haben.

Jetzt muss ich mir nur was einfallen lassen, wie ich die nächsten Wochen durchstehe. Im Moment macht mich das wirklich fertig. Ich habe einfach Angst, dass nun nicht mehr die Zwangsthematik an sich, sondern dieser eine Gedanke an mir haftet.

Ciao

Suri

Um es vielleicht noch einmal anders zu sagen:

Bislang war es nur ein komischer Gedanke, dadurch, dass ich es nun auch nur kurz angeschnitten habe, bekommt es irgendwie was pathologisches. D.h. nun habe ich Angst, dass dieser Gedanke selbst das Problem ist, nicht mehr die Tatsache, dass ich manchmal komische Gedanken habe.

Und das wirklich erstaunliche ist, was mir manchmal eben wieder klar wird: Ich habe überhaupt nichts schlimmes gemacht. Es ist alleinig die Tatsache, dass ich es angesprochen habe und jemandem davon erzählt habe, was mich so belastet. Weil es eben nun irgendwie im Raum steht.

Und dann macht es mich total sauer und traurig, dass ich deswegen den Jahreswechsel nicht richtig genießen kann

Suri





Dr. Reinhard Pichler
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