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Hallo liebes Forum,

ich bin schon seit Jahren stiller Mitleser und leider aktuell wieder unter einer akuten Panikphase.

Zu meiner Person: Ich bin Philipp und habe vor ca. 10 Jahren sehr heftige Panikattacken nach dem Tod eines Angehörigen entwickelt. Es war katastrophal schlimm, die Attacken kamen mehrfach täglich und hielten oft Stunden an. Oft musste ich diese mit Tavor unterbrechen.
Gelöst hatte ich damals das Problem, in dem ich ca. 4 Monate komplett medikamenten- und möglichst stressfrei gelebt habe. Ich habe die Attacken ausgehalten und alles hat sich langsam normalisiert.

Richtig gut wurde es allerdings nie, ich hatte die letzten Jahre gelegentliche Attacken (jedoch nur so 1-2 im Jahr) und vorallem Häufig Symptome, welche mit doch mal und mal weniger begleitet haben. (Symptome im Wechsel (mild, keine Panik): Schwindel/Benommenheit/Kreislauf, Magen/Darm, Muskel- und Gelenkschmerzen)

Nun ist vor kurzem ein weiterer Angehöriger gestorben und die Attacken kamen zurück. Erst kurze schnelle Attacken, was erstmal kein Problem war. Seit einiger Zeit beoachte ich jedoch einen anderen Verlauf:

Die Attacke kommt, ich überwinde den Höhepunkt meist sehr schnell innerhalb weniger Minuten. Danach ist jedoch mein Puls teilweise viele Stunden deutlich erhöht (Ruhepuls normal 60-70; nach Attacke 100-120). Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich hier einen Tick entwickelt habe und meinen Puls min. 100x am Tag messe, daher habe ich hier genaue Informationen und werde auch leicht nervös.

Durch den genannten hohen Puls komme ich dann über viele Stunden nicht runter, teilweise werden erneute kurze Attacken ausgelöst. Das quält mich schon sehr.
Gestern wurde es so schlimm, dass ich nach 10 Jahren wieder eine Tavor eingeschmissen habe. Erst 0,5mg dann 2h später nochmal 0,5mg. Zu meinem Erstaunen hatte ich diesmal kaum Wirkung verspürt. Zwar wurde die Attacke durchbrochen (geht sowieso bei mir schnell) und ich war etwas gelassener, jedoch war der Puls unverändert hoch und es war mir noch möglich hier mich weiter hineinzusteigern.

Letztendlich habe ich nach der 2. Tavor geschlafen, jedoch war 2-3 Stunden später wieder Wach mit dem immernoch hohen Puls. Ich bin daraufhin in die Notaufnahme gefahren. Diese haben div. Checks gemacht und meinten das sei nur Aufregung. Letztendlich habe ich nach 30 Minuten einen Betablocker erhalten und bin nach Hause gefahren. Nur 20 Minuten nach der Einnahme war mein Puls bei 80-90 und ich hatte Ruhe gefunden.

Aktuell bin ich erneut auf der Suche nach einem Psychiater um hier mehr Hilfe zu erhalten, Psychotherapie mache ich bereits wieder.

Meine Fragen:
- Ist es normal, dass der Puls nach der Attacke nicht runtergeht? Im Prinzip dachte ich immer, die Attacke würde Stundenlang gehen, aber eigentlich war alles weg außer eben der hohe Puls.
- Ist ein Betablocker wirklich die Lösung und kann das als Bedarfsmedikation genutzt werden? War ggf. sogar ein Placebo Effekt verantwortlich?

Danke und Grüße

Philipp

Heute 16:25 • 28.02.2025 #1


4 Antworten ↓


Zitat von philipp244:
Ist es normal, dass der Puls nach der Attacke nicht runtergeht? Im Prinzip dachte ich immer, die Attacke würde Stundenlang gehen, aber eigentlich war alles weg außer eben der hohe Puls.

Das kann durchaus passieren, ich hatte selbst manchmal nach solchen Attacken den ganzen restlichen Tag lang erhöhten Puls, trotzdem ich mich eigentlich beruhigt hatte.

Der Grund sind das Adrenalin und Cortisol die bei Stress / Angst dafür sorgen, dass u. a. das Herz anfängt zu rasen. Das Adrenalin baut sich relativ schnell ab, das Cortisol aber braucht länger. Ausserdem kann es sein, dass Du durch deine Grundanspannung die Panikattacke immer wieder aufwärmst bzw. eine Grundanspannung aufbaust. Auch, wenn Du nach der PA direkt keine Angst empfindest, bist Du ja doch weiterhin gestresst durch deine Gedanken, das Puls messen, deine Erwartungshaltung usw. Und so ganz bist Du das Angstproblem ja auch nicht losgeworden.

Es ist also so gesehen normal und auch nicht schlimm, aber auf Dauer solltest Du natürlich dafür sorgen, dass Du wieder in die Spur kommst. Dass Du wieder zum Therapeuten gehst ist schon der erste Schritt dahin.

Was mir seinerzeit gut geholfen hat, war eine Minidosis Bisoprolol. Der Puls geht dadurch spürbar runter und ich konnte so meinen Dauer-Rappel (Unruhe, hoher Puls ..) in den Griff bekommen. Sprich deinen Doc vielleicht mal darauf an.

A


Panik ist zurück und diesmal anders - Wie damit umgehen?

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@philipp244

Das ist normal und in Ordnung, dass der Puls nach PA's etwas erhöht ist den Rest des Tages.
Es liegt zum Teil an den ausgeschütteten Stresshormone aber noch mehr - und das ist entscheidend - an der Erwartungshaltung. Selbst ein minimaler Gedanke an den Puls, eine minimale Aufregung spannt die Muskeln an und kommt auch so beim Herzen (ein Muskel!) an. Und schon ist der Puls wieder höher.

Zudem schreibst du, dass du immer dabei bist, deinen Puls zu kontrollieren indem du diesen öfter am Tag misst. Das verstärkt die Erwartungshaltung noch mehr.

Versuche nach und nach davon loszukommen, deinen Puls unter Kontrolle haben zu wollen,sprich lasse nach und nach das permanente Messen weg. Am Anfang ist es ultra schwer. Ich weiß wie es sich anfühlt, hatte in der Vergangenheit genau das selbe Thema. Nach und nach aber wirst du diesen Tick aber auch wieder verlernen.

Probiere auch, deinen Atem ruhig fließen zu lassen. Langsam einatmen, langsam ausatmen, in den Bauch atmen, nicht in den Brustkorb (Muskeln werden angespannt). Mehrere Minuten lang.

Auch wenn es im ersten Moment kontraproduktiv klingt: Bewege dich. Mach zum Beispiel einen strammen Spaziergang nach der PA. Erstmal lenkt es dich ab und zweitens, baust du auf diese Weise die Stresshormone, welche im Blut kursieren, schneller ab. Der Körper kommt viel schneller in den normalen Modus.

Zitat von philipp244:
Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich hier einen Tick entwickelt habe und meinen Puls min. 100x am Tag messe, daher habe ich hier genaue Informationen und werde auch leicht nervös.

Genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Medikamente können das Problem nicht wirklich lösen, da du das Problem künstlich aufrecht erhältst.

Wenn ich mich schneide und ziehe die Wunde jedes m wieder auseinander weil ich gucken will ob sich da was rein gesetzt hat...dann darf ich mich nicht wundern wenn es nicht heilt und sich entzündet.

Also musst du an deinem krankhaften Verhalten (du hast es liebevoll tick genannt, aber ehrlich gesagt ist es einfach krankhaftes Verhalten) arbeiten, damit dein Körper wieder ganz normal seiner Arbeit nach gehen kann.

Weil der Störfaktor in dem Kreislauf bist du. Nicht der hohe puls.

Hatte ich auch beim ersten Mal ständig und hab dann Blutdruck senker gekriegt hatte davor auch schon welche jetzt wo ich diesen Stress mit Panik und Krankenhaus usw hatte habe ich das auch tagelang gehabt weil man unruhig ist und ich habe es dann akzeptiert und Laufe nicht mehr davon weg das macht es schlimmer und ein bisschen Meditation Brauch nur übung




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Dr. Christina Wiesemann
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