Hallo Saragossa,
Panikattacken und Angststörungen sind sicherlich verschieden ausgeprägt. Vielleicht hatte ich auch das Glück, dass es bei mir nicht ganz so heftig war. Wie gesagt, Medis waren bei mir nie ein Thema. Keine Ahnung, ob das an der Ausprägung der Krankheit lag oder ob das vom Arzt abhängig ist. Ich bin aber superfroh, dass ich es ohne geschafft habe. Nichts desto trotz hatte ich auch meine Phase in der ich gefühlt durch die Hölle gegangen bin. Ich konnte nicht mehr aus dem Haus, wollte mein Studium schmeißen, habe nichts mehr gegessen, aus Angst mich übergeben zu müssen, ... Das Anstregenste war die Phase über mehrere Wochen, als ich ständig das Gefühl hatte jeden Moment passiert etwas ganz schlimmes: ich schreie unkontrolliert los, muss mich übergeben, muss wegrennnen, drehe durch und werde komplett wahnsinnig, werde ohnmächtig oder sterbe. Ich war ständig in Lauerstellung und wartete, dass irgendetwas davon eintritt. Mein ganzer Körper stand glaube ich ständig unter Adrenalin. Ich war mit den Kräften am Ende, konnte aber einfach nicht runterfahren, mich erholen oder gar schlafen. Ganz heftig war die Zeit, als ich davon überzeugt war, dass ich sterben werde. Das habe ich auch voller Überzeugung so meinem Partner und meinen Eltern erzählt, die ich damit sehr erschreckt habe. Ich hatte einfach null Perspektive und konnte keinen weiteren Tag in die Zukunft schauen. Meine Leute planten ständig schöne Dinge, um mich aus meinem Tief rauszuholen und alles was ich dazu sagte, war in vollem Ernst: Das werde ich nicht erleben, was ihr da plant! Ich war nicht suizidgefährdet, im Gegenteil, ich hatte eine schreckliche Angst sterben zu müssen! Heute glaube ich, dass dies der Wendepunkt meiner Krankheit war.Dasdies der Zeitpunkt war, als ich alte Verhaltensmuster aufgeben und neue entwickeln musste, die ich jedoch noch nicht sehen konnte und deshalb in einer Perspektivlosigkleit endeten.
Zu Deiner Frage: Ich habe definitiv viel über mich gelernt. Ich höre mehr auf mich und meinen Körper. Weiß was ich mir zutrauen kann oder wie ich an Neues, das mich erst einmal verunsichert, herangehe.
Ob ich stärker geworden bin? Hm, ich denke ich bin vorsichtiger geworden. Es ist jetzt nicht unbedingt positiv, wenn man an alles vorsichtiger herangeht. Aber ich laufe dadurch nicht Gefahr von etwas überrumpelt zu werden. Bei meinem Berufseinstieg hat mir dies sicher Vorteile gebracht. Ich bin sehr früh in eine Führungsposition gekommen, die mich ziemlich an meine Grenzen gebracht hat. Allerdings bin ich besser damit zurecht gekommen, als manche Kollegen, die psychisch vorher keine Probleme hatten. Da hatte ich schon das Gefühl, dass ich aus dieser Erfahrung gestärkt hereusgegangen bin und besser gerüstet war als manche andere Kollegen.
Ich möchte aber auch nicht verschweigen, dass ich letztes Jahr nach einem Jobwechsel wieder mehr zu kämpfen hatte. Das ist auch der Grund, warum ich mich derzeit wieder stärker mit diesem Thema befasse und auch in dieses Forum eingetreten bin. Ich bin mir sicher von Panikattacken noch weit entfernt zu sein, aber die Angstzustände wurden wieder stärker. Also rein prophylaktische Gründe. Nach der Therapie wollte ich das ganze dann einfach hinter mir lassen.Aber anscheinend bin ich doch noch nicht ganz durch mit dem Thema. Derzeit arbeite ich deshalb mehr an meiner Einstellung, meiner Sicht zu Dingen, meinen negativen Gedanken und an meinem Selbsvertrauen, in der Hoffnung, dass mich dies noch ein Stück weiter von meiner Krankheit entfernt.
Lg
Alice01
20.02.2015 21:36 •
#23