Hallo, guten Morgen. Zunächst einmal, ich verurteile Benzodiazepine nicht, ich habe aufgrund meiner Krankheit über netto locker 20 Jahre Benzos auf Kassenrezept genommen - bisher. Aaaaber! Wenn Du 10mg Tavor genommen hast, dann war das deutlich über dem therapeutischen Rahmen. Gut, dass Du das ohne schwere Entzugserscheinungen absetzen konntest. Daher auch kein Wunder, dass eine Standarddosis Zopiclon nicht ausreicht, um Dich zum schlafen zu bringen.
Ich selbst kann diese Medikamentenform nur so lange nehmen, weil ich im therapeutischen Rahmen bleibe, ohne Dosissteigerungen. Effekt ist dann allerdings, dass die als schön empfundenen Anflutungswirkungen komplett weg sind. Situativ beruhigt mich meine Dosis nicht mehr, aber die Wirkung auf meine frei flottierenden Ängste ist noch gegeben - das haben gezielte Absetzversuche gezeigt.
Allerdings geht es hier ja darum, Dir irgendwie Rat zu geben. Ich bin kein erklärter Freund von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), aber ich denke, eine Psychiater*In würde Dir eine Kombination aus SSRI (z.B. Citalopram), Angstlöser (vermutlich keine Benzodiazepine, ich selbst würde mal Pregabalin nachfragen (Lyrica)) und vor allem Psychotherapie vorschlagen. Nun ist es ja extrem schwierig, einen Therapieplatz zu bekommen, vor allem schnell. Du könntest also zusammen mit einem Facharzt auch eine Klinikbehandlung (Psychosomatik oder Psychiatrie) in Erwägung ziehen. Das hätte den Vorteil, dass Du durch das Herausgenommen-Sein aus dem Alltag vielleicht eine Beruhigung oder Erdung erleben würdest.
Wie auch immer, ein ausführliches fachärztliches Gespräch halte ich für ganz wichtig, und wenn das ambulant nicht geht, weil auch Psychiater heute in 10-Minuten-Rhythmen planen, dann ggfs. die Ambulanz einer Psychiatrie aufsuchen.
Was ich Dir nicht empfehlen kann ist, Beruhigungsmittel (auch nicht Pregabalin oder eben Zopiclon) in einer höheren Dosis zu nehmen als therapeutisch sinnvoll und vorgesehen. Grund: Erstens nimmst Du dir die Notfallwirkung, zweitens kann das zu einer Spriale werden, in der Du Unmengen schlucken kannst ohne Wirkung - und dann hast Du schnell ein Beschaffungsproblem. Ärzten wird das irgendwann unheimlich, und die lassen Dich dann ohne Medikation stehen - es kann zu einem wirklich belastenden kalten Entzug führen, oder Du kommst in die Situation, für teures Geld fraglichen Nachschub einzukaufen. Und aus der Falle kommt man schlecht raus: ich habe das bei meinen beiden Klinikaufenthalten öfters gesehen - wie lange der Entzug bei den Hochdosisabhängigen war und auch, wieviele Vorurteile denen von Seiten der Pflegenden und auch teilweise der Ärzte entgegenschlug. In der Situation war ich nie, und will da auch nicht hin. So wie Du es schilderst, brauchst Du eine gute Psychiater*In. Viel Glück!
12.01.2023 08:54 •
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