Zitat von Gaulin:Magst du darüber was berichten?
Ich weiß nicht wie ich das schreiben soll, ich muss erst vieles zusammen setzen und reflektieren. Aber im Großen und Ganzen, wird mir so vieles klar, dass meine Mutter früher eine extreme Narzisstin war. Besonders gestärkt durch ihre Mutter. Außer Prügel kannten beide nichts. Das ging manchmal so weit, das meine andere Oma, die Mutter meines Vaters, eingreifen musste und schrie "Du kannst das Kind doch nicht so schlagen” Das weiß ich, da meine Oma mir das alles vor Jahren erzählte, bevor sie 2012 verstarb.
Ich kann mich erinnern wie meine Mutter mal erzählte, als ich 83’ adoptiert wurde, das ich auf dem Arm einer Betreuerin vom Kinderheim gesessen habe, wir an meiner Mutter vorbei sind und sie meinte "Die will ich haben” Ich fand das schrecklich wie meine Mutter mir das mal Wort für Wort erzählte. Wie ein Gegenstand den man im Supermarkt kaufen tut, und so ging es auch meine Kindheit durch. Ich war der Gegenstand. Bis vor 20 Jahren wusste ich nicht mal das ich adoptiert war, das erfuhr ich erst durch eine Freundin, deren Mutter meine Mutter kannte und sich an die Geschichte erinnerte. Denn immer, wenn ich neue Freundschaften schloss, sprach man irgendwann auch mal über viele private Themen wie Familie. Und ich war immer fest entschlossen, dass diese Familie nicht meine richtige wahr. Ich weiß nicht wie, es war wie ein 8er Sinn, aber ich hatte es immer im Gefühl, dass sie nicht meine waren. Auch bekam ich auf Fragen, warum ich keine Baby Bilder habe oder warum man nicht wusste zur welcher Tageszeit ich geboren wurde, keine Antwort. Da wird man schon stutzig. Tja, und dann erzählte mir meine Freundin das ich adoptiert bin. Ich war nicht erschrocken, keines Wegs, ich war heilfroh! Ich hatte mich sogar gefreut. War unglaublich! Ich war froh kein wirklicher Teil von ihnen zu sein, so hart wie klingt.
Ich will nicht sagen, das meine Kindheit besonders schlimm war, aber schön war sie auch nicht. Mein Vater ist bis heute Alk. und lebt auf eine Art und Weise in seiner eigenen Welt. All seine Geschwister sind alle durch den Alk. gestorben. Ich sage heute, ich hatte nie einen richtigen Vater, immer nur jemand der da war, aber nie Teil an meinem Leben nahm. Meine Mutter war da anders. Für sie war ich der wichtigste "Goldschatz” Meine Mutter klammerte sehr an mir auf übertriebene Art und Weise und kann bis heute nicht los lassen. Ich wurde nie als eigenständiges Individuum gesehen, immer als Objekt, das dem Idealbild meiner Mutter entsprechen musste. Ich wurde immer für ihre Zwecke instrumentalisiert. Als ich dann älter wurde und anfing mehr Selbstbestimmung zu entfalten und auch nicht vor Fehlern befreit war - meine Mutter wollte ja immer das ich perfekt bin - erfuhr ich nur Ablehnung und Missachtung. Wenn ihr etwas nicht passte wurde mir stets und ständig ein schlechtes Gewissen eingeredet. Ständig wurde ich idealisiert und abgewertet. In meiner Schulzeit hatte ich es besonders schlimm. Ich war sehr schüchtern aber nicht Kontaktscheu. Doch hab ich mir viel von anderen gefallen lassen, und wurde gemobbt. Mathe lag mir gar nicht. Meine Mutter war damit überfordern, ich war nicht mehr das perfekte kleine Baby auf dem Arm der Betreuerin. Wir übten viel und ich wurde viel geschlagen weil ich Mathe eben nicht so gut konnte und kapierte wie sie sich das vorgestellt hatte. Mir wurde ständig gesagt "Ich bin dumm” und bringe es zu nichts. War einen schlimme Zeit. Ich hatte zu meiner Schulzeit sehr oft den Wunsch eine andere Familie zu haben, sprach sogar mit Vertrauenslehrern darüber, geholfen wurde mir nicht. Ich erinnere mich an eine Sache, als ich Nachts einmal abgehauen war. Ich wollte es eigentlich nicht, ich tat es als Hilfeschrei. Ich wollte das meine Eltern sich Sorgen machen, das sie voller Angst und Sorge nach mir suchen, aber sie taten es nicht. Legten sich seelenruhig ins Bett und schliefen. Ich verbrachte die halbe Nacht bei einer Freundin, bin dann aber früh morgens wieder nach Hause. Ich hab mich immer nach Liebe und Aufmerksamkeit gesehen, viel geweint. Wenn ich das jetzt so schreibe, kommen mir die Tränen. Ich wollte einfach nur das man mich ehrlich liebt, mich so nimmt wie ich bin, und endlich damit aufhört mich als Gegenstand zu betrachten. Kein schlechtes Gewissen mir mehr einzureden, aufhörte mich zu entwürdigen, zu erniedrigen zu schlagen und zu Missachten. Wie der Artikel perfekt beschreibt, meine individuellen Interessen, Begabungen und Vorzüge wurden nie berücksichtigt. Meine Mängel nie akzeptiert. Ich wurde nie, und das ist auch heute noch so, nie angenommen so wie ich bin. Mir wurde nie geholfen so zu werden wie es meiner Veranlagung entsprach. Meine Persönlichkeit wurde ständig ausgeblendet oder als Schwäche abgewertet um meine Abhängigkeit als Kind zu deren Vorstellungen zu formen.
Ich sehnte mich nach Stabilität, nicht nach Sprunghaftigkeit und Unsicherheit. Ich hatte die Manipulationen satt. In der Schule wurde ich trotzdem nicht besser. Die ganzen Familienverhältnisse nagten sehr an mir. Ich fühlte mich überfordert und so verließ ich damals die Schule ohne Zeugnis. Ich bin nicht dumm oder faul, und auch kein Sonderschüler. Ich hab, als ich mich von meinen Eltern das erste mal los riss, eine Ausbildung 400km weit weg von Zuhause gemacht. Das war die beste Zeit und tollste Klasse die ich je hatte. Ich machte meinen Hauptschulabschluss nach, meinen Realschulabschluss und bestand die Ausbildung mit der Note 2. Ich war extrem stolz auf mich. Nur meine Eltern nicht. Die konnte sich nicht freuen. Ich hab das damals alles immer damit abgetan, das meine Eltern sich nicht freuen können oder lieben können, weil ihre Eltern es ihnen nicht beigebracht haben. Ich will diese Entschuldigung nicht mehr hinnehmen und ich kann meinen Eltern, besonders meiner Mutter nicht verzeihen wie meine Kindheit abgelaufen ist. Auch heute versucht sie noch mich zu biegen und zu brechen obwohl ich schon 39 bin. Dadurch, dass ich Not gedrungen bei ihr wieder einziehen musste, merke ich es doch sehr, vor allem weil mir jetzt klar geworden ist, was für ein Narzisst sie ist.
Ich bin jetzt in meinem Leben schon mehrmals umezogen. Zur Ausbildungszeit 400km, da hat meine Mutter versucht mich zu manipulieren, doch eine Ausbildung in der gleichen Stadt zu suchen, ich hab es nicht getan. Dann bin ich nach der Ausbildung 800km weiter weg gezogen. Da hat meine Mutter selbst meine Tante vorgeschickt um mich umzustimmen mir alles auszureden und mich und meine Wünsche und Träume abzuwerten und schlecht zu machen. Auch dort stoß sie auf Granit. Nach 7 Jahren bin ich dann zurück in meine Heimat und nun nach weiteren 5 Jahren habe ich beschlossen ins Ausland zu gehen. Man kann sich nicht vorstellen, was hier abging, nachdem meine Mutter das mitbekam. Es wurde alles schlecht gemacht, alles. Ich wurde sogar bedroht von ihr aber ich war all die Jahre ohne meine Eltern stark genug geworden mich zu wehren. Ich kündigte meine Wohnung und meinen Job, verkaufte mein Auto und stellte meine Möbel bei einer guten Freundin in der Garage unter. Und dann kam Corona und die Grenzen zu meiner Wahlheimat wurden dicht gemacht. Und da bin ich nun und kann es kaum erwarten im April alles hinter mich zu lassen. Es ist mir egal, was meine Eltern denken, das meine Mutter denkt. Ich werde mein Leben so leben wie ich es möchte. Ich bin oft in meinem Leben auch durch meine Entscheidungen gescheitert, aber das gehört zum Leben dazu. Für meine Mutter sind Niederlagen immer etwas schlechtes. Sie sind negativ und zeigen das man schwach ist. Das passt nicht in ihr spießiges Lebensbild. Darunter hab ich heute noch zu knabbern, und ich merke wie sehr meine Mutter mich doch versucht hat zu so zu formen um so zu denken wie sie. Aber heute sage ich immer zu mir, ich bin stolz auf mich und meine Entscheidungen, das ich sie ausprobiert habe, auch wenn einige scheiterten. Ich sag mir immer, wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte ich mir ein Leben lang Vorwürfe gemacht und mich gefragt, was wäre wenn. Scheitern gehört zum Leben dazu. Ich bin froh auf all meine Entscheidungen und freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt im April auf der anderen Seite der Welt, egal was andere denken.