Hallo,
ich kann mir gut vorstellen, dass so mancher der meinen Beitrag liest böse sein wird, aber so mancher mir auch Recht geben wird.
Ich habe mir über Monate durchgelesen, was in diesem Forum über Ängste, Panik und Agoraphobie geschrieben wurde. Auch in anderen Foren habe ich mir über Monate die Beiträge durchgelesen und dazu und über die Agoraphobie möchte ich jetzt auch einmal etwas in diesem Forum veröffentlichen.
1991 wurde mein Sohn geboren. Ich war damals 24 und hatte schon eine Tochter von 1,5 Jahren. Ich wollte die perfekte Mutter, Ehefrau, Freundin usw. für meine kleine Familie sein. Bemerkte in meinem Eifer aber gar nicht, dass ich völlig überfordert war. Es war damals ein Dienstag, der mein ganzes Leben verändern sollte.
Ich wollte ein Auto abholen und musste 10 Stationen mit dem Bus fahren. Der Morgen war stressig und es war sehr heiß. Ich stieg mit meiner Tochter in den Bus und plötzlich wurde mir übel, mir wurde schwindlig und ich bekam Brechreiz, so dass ich an der nächsten Haltestelle wieder ausstieg. Ich beruhigte mich kurz, stieg in den nächsten Bus wieder ein und das gleiche Spiel wiederholte sich. Ich stieg wieder aus an der nächsten Haltestelle, nahm meine Tochter auf den Arm und lief mit ihr zu meinem Ziel. Im Auto dann war ich ganz durcheinander, durch das was mir da passiert war. Ich zitterte am ganzen Körper und wollte nur noch nach Hause. Zu Hause beruhigte ich mich langsam wieder und schluckte die unangenehmen Gefühle runter. Ein paar Tage war dann Ruhe, doch dann brach es wie ein Gewitter über mich rein. Ich stand im Supermarkt an der Kasse, als mir wieder schwindlig und übel wurde und wellen von heiß bis kalt meinen Körper durchzogen und ich alles nur noch unwirklich empfand. Ich schnappte mir meine Kids, ließ alles stehen und liegen und rannte aus dem Supermarkt. Tja und dann begann für mich dass, was tausendfach in diesen Foren beschrieben wird. Ich war zu nichts mehr fähig, konnte das Haus nicht mehr verlassen. Ich, mein damaliger Mann, meine Elter, ach eigentlich alle waren mit mir völlig überfordert. Meinen Sohn musste ich damals zu meiner Mutter geben. Ich schaffte alles nicht mehr. Nach ca. 3 Monaten nahm ich allen Mut zusammen und ging zum Arzt. Er sagte nur, ach Sie brauchen etwas Ruhe und eine gute Medizin, dann regelt sich alles wieder von allein. Tolid-Tabletten gab er mir. Ich nahm Sie und WOW, ich fühlte mich endlich mal wieder müde, schlief 3 Tage durch und mein Leben funktionierte mit den Dingern wieder einigermaßen. Jedenfalls das Nötigste konnte ich erledigen. Doch bald reichte 1 Tablette am Tag nicht mehr aus und aus einer wurden irgendwann bis zu 12 Tabletten am Tag. Mein damaliger Arzt verschrieb immer fleißig und mein Zusammenburch war vorprogrammiert. Ich kam in eine psychosomatische Klinik. Ich fühlte mich so hilflos, allein und verlassen. Sie reduzierten mir meine Dosis und ich litt 2 Wochen unter Höllenqualen. Als ich wieder klar im Kopf war, so nach 4 Wochen, ging ich auf eigene Verantwortung wieder nach Hause. Mir brachte diese Klinik absolut nichts. 1x die Woche Gruppentherapie, 1x die Woche ein Einzelgespräch und ansonsten Malen, Schwimmen und Stricken......sssssssuuuuuuuupppppppeeeeerrrrr!!! Wieder zu Hause setzte ich mich hin und recherchierte. Was habe ich? Die Therapeuten sagten eine Agoraphobie. Ich las alles, was ich über Agoraphobie finden konnte. (Damals war es mit PC ja noch nicht so weit) also blieben mir nur Bücher, Zeitschriften usw. Auch die Ärzte konnten damals mit Agoraphobie noch nicht viel anfangen. Heute ist diese Krankheit ja geradezu Salonfähig.
Ich machte verschiedene Therapien, war bei einem Heini in Hamburg zur Hypnose, nahm Bachblüten und Homöopatische Kügelchen, lernte Entspannungsübungen und ich wäre sogar übers Wasser gelaufen, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich dadurch wieder gesund werde. Nichts hat geholfen,weder die Therapien noch das ganze Zeugs was ich in mich reingefuttert habe. Alles hat nur viel Geld gekostet. Natürlich ging es mir mit der Zeit besser, aber einfach nur, weil ich mich nicht mit dieser Krankheit abfinden wollte und irgendwie gelernt habe mit ihr zu leben.
Und jetzt der Teil, der so einige böse machen wird. Ich bin fest der Meinung dass Agoraphobie bei 90% der Betroffenen nicht heilbar ist und man sich damit abfinden muss, dass diese Krankheit immer ein Teil von einem sein wird. Es wird leichter, wenn man immer wieder etwas in seinem Leben gegen diese Krankheit bewegt, mit ihr zu Leben, aber das ist dann auch alles. Schaut Euch doch selbst in den Foren um. 90% mit dieser Krankheit suchen Hilfe in diesen Foren oder man tausch Erfahrungen über verschiedene Medis aus, aber ein Allheimittel, wie bei einer Lungenentzündung gibt es nicht. Menschen die diese Kranheit haben können sich am besten selbst helfen indem Sie den glauben an sich selbst nicht verlieren und ihr Schicksal nicht in die Hände von anderen legen. Glaubt ihr, dass ein Therapeut wirklich nachempfinden kann, was man als Agoraphobiker durchmacht?? Nein, bestimmt nicht. Er kann nur das weiter geben, was er an der Uni über diese Krankheit gelernt und gelesen hat und das kann man sich auch selbst aneigenen. Das Internet ist voll davon. Meines Erachtens ist es wichtig, dass jeder Arzt in der Lage ist, frühzeitig eine solche Angsstörrung zu erkennen und an das einzige an das ich glaube ist, wenn man dann sofort mit einer Konfrontationstherapie beginnt, bevor sich diese Angst so in den Kopf gefressen hat, wie sie sich bei so vielen allein hier im Forum über Jahre reingefressen hat. Manche mögen Glück haben und bei Ihnen wirkt das eine oder andere, vielleicht weil sie nicht so labil sind, doch die Vielzahl wird damit ewig leben müssen. Denn über eins sind wir uns doch einig, Gedanken kann man nicht ausschalten.
Seit ich an diesem Punkt angelangt bin, dass ich mich damit halt abfinden muss, dass ich zu den Glücklichen zähle die diese Krankheit erwischt hat, und seit mir klar ist,das auch Menschen ohne Agoraphobie die gleichen Gefühle ab und an aufbringen wie ich und denen all die unangenehmen Dinge für die man sich in der öffentlichkeit schämen müsste und die einem diese Angst einjagt auch passieren können, geht es mir sehr gut. Akzeptanz heißt das Lösungswort. Wie bei vielen Dingen im Leben.
Gruß
Christina
ich kann mir gut vorstellen, dass so mancher der meinen Beitrag liest böse sein wird, aber so mancher mir auch Recht geben wird.
Ich habe mir über Monate durchgelesen, was in diesem Forum über Ängste, Panik und Agoraphobie geschrieben wurde. Auch in anderen Foren habe ich mir über Monate die Beiträge durchgelesen und dazu und über die Agoraphobie möchte ich jetzt auch einmal etwas in diesem Forum veröffentlichen.
1991 wurde mein Sohn geboren. Ich war damals 24 und hatte schon eine Tochter von 1,5 Jahren. Ich wollte die perfekte Mutter, Ehefrau, Freundin usw. für meine kleine Familie sein. Bemerkte in meinem Eifer aber gar nicht, dass ich völlig überfordert war. Es war damals ein Dienstag, der mein ganzes Leben verändern sollte.
Ich wollte ein Auto abholen und musste 10 Stationen mit dem Bus fahren. Der Morgen war stressig und es war sehr heiß. Ich stieg mit meiner Tochter in den Bus und plötzlich wurde mir übel, mir wurde schwindlig und ich bekam Brechreiz, so dass ich an der nächsten Haltestelle wieder ausstieg. Ich beruhigte mich kurz, stieg in den nächsten Bus wieder ein und das gleiche Spiel wiederholte sich. Ich stieg wieder aus an der nächsten Haltestelle, nahm meine Tochter auf den Arm und lief mit ihr zu meinem Ziel. Im Auto dann war ich ganz durcheinander, durch das was mir da passiert war. Ich zitterte am ganzen Körper und wollte nur noch nach Hause. Zu Hause beruhigte ich mich langsam wieder und schluckte die unangenehmen Gefühle runter. Ein paar Tage war dann Ruhe, doch dann brach es wie ein Gewitter über mich rein. Ich stand im Supermarkt an der Kasse, als mir wieder schwindlig und übel wurde und wellen von heiß bis kalt meinen Körper durchzogen und ich alles nur noch unwirklich empfand. Ich schnappte mir meine Kids, ließ alles stehen und liegen und rannte aus dem Supermarkt. Tja und dann begann für mich dass, was tausendfach in diesen Foren beschrieben wird. Ich war zu nichts mehr fähig, konnte das Haus nicht mehr verlassen. Ich, mein damaliger Mann, meine Elter, ach eigentlich alle waren mit mir völlig überfordert. Meinen Sohn musste ich damals zu meiner Mutter geben. Ich schaffte alles nicht mehr. Nach ca. 3 Monaten nahm ich allen Mut zusammen und ging zum Arzt. Er sagte nur, ach Sie brauchen etwas Ruhe und eine gute Medizin, dann regelt sich alles wieder von allein. Tolid-Tabletten gab er mir. Ich nahm Sie und WOW, ich fühlte mich endlich mal wieder müde, schlief 3 Tage durch und mein Leben funktionierte mit den Dingern wieder einigermaßen. Jedenfalls das Nötigste konnte ich erledigen. Doch bald reichte 1 Tablette am Tag nicht mehr aus und aus einer wurden irgendwann bis zu 12 Tabletten am Tag. Mein damaliger Arzt verschrieb immer fleißig und mein Zusammenburch war vorprogrammiert. Ich kam in eine psychosomatische Klinik. Ich fühlte mich so hilflos, allein und verlassen. Sie reduzierten mir meine Dosis und ich litt 2 Wochen unter Höllenqualen. Als ich wieder klar im Kopf war, so nach 4 Wochen, ging ich auf eigene Verantwortung wieder nach Hause. Mir brachte diese Klinik absolut nichts. 1x die Woche Gruppentherapie, 1x die Woche ein Einzelgespräch und ansonsten Malen, Schwimmen und Stricken......sssssssuuuuuuuupppppppeeeeerrrrr!!! Wieder zu Hause setzte ich mich hin und recherchierte. Was habe ich? Die Therapeuten sagten eine Agoraphobie. Ich las alles, was ich über Agoraphobie finden konnte. (Damals war es mit PC ja noch nicht so weit) also blieben mir nur Bücher, Zeitschriften usw. Auch die Ärzte konnten damals mit Agoraphobie noch nicht viel anfangen. Heute ist diese Krankheit ja geradezu Salonfähig.
Ich machte verschiedene Therapien, war bei einem Heini in Hamburg zur Hypnose, nahm Bachblüten und Homöopatische Kügelchen, lernte Entspannungsübungen und ich wäre sogar übers Wasser gelaufen, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich dadurch wieder gesund werde. Nichts hat geholfen,weder die Therapien noch das ganze Zeugs was ich in mich reingefuttert habe. Alles hat nur viel Geld gekostet. Natürlich ging es mir mit der Zeit besser, aber einfach nur, weil ich mich nicht mit dieser Krankheit abfinden wollte und irgendwie gelernt habe mit ihr zu leben.
Und jetzt der Teil, der so einige böse machen wird. Ich bin fest der Meinung dass Agoraphobie bei 90% der Betroffenen nicht heilbar ist und man sich damit abfinden muss, dass diese Krankheit immer ein Teil von einem sein wird. Es wird leichter, wenn man immer wieder etwas in seinem Leben gegen diese Krankheit bewegt, mit ihr zu Leben, aber das ist dann auch alles. Schaut Euch doch selbst in den Foren um. 90% mit dieser Krankheit suchen Hilfe in diesen Foren oder man tausch Erfahrungen über verschiedene Medis aus, aber ein Allheimittel, wie bei einer Lungenentzündung gibt es nicht. Menschen die diese Kranheit haben können sich am besten selbst helfen indem Sie den glauben an sich selbst nicht verlieren und ihr Schicksal nicht in die Hände von anderen legen. Glaubt ihr, dass ein Therapeut wirklich nachempfinden kann, was man als Agoraphobiker durchmacht?? Nein, bestimmt nicht. Er kann nur das weiter geben, was er an der Uni über diese Krankheit gelernt und gelesen hat und das kann man sich auch selbst aneigenen. Das Internet ist voll davon. Meines Erachtens ist es wichtig, dass jeder Arzt in der Lage ist, frühzeitig eine solche Angsstörrung zu erkennen und an das einzige an das ich glaube ist, wenn man dann sofort mit einer Konfrontationstherapie beginnt, bevor sich diese Angst so in den Kopf gefressen hat, wie sie sich bei so vielen allein hier im Forum über Jahre reingefressen hat. Manche mögen Glück haben und bei Ihnen wirkt das eine oder andere, vielleicht weil sie nicht so labil sind, doch die Vielzahl wird damit ewig leben müssen. Denn über eins sind wir uns doch einig, Gedanken kann man nicht ausschalten.
Seit ich an diesem Punkt angelangt bin, dass ich mich damit halt abfinden muss, dass ich zu den Glücklichen zähle die diese Krankheit erwischt hat, und seit mir klar ist,das auch Menschen ohne Agoraphobie die gleichen Gefühle ab und an aufbringen wie ich und denen all die unangenehmen Dinge für die man sich in der öffentlichkeit schämen müsste und die einem diese Angst einjagt auch passieren können, geht es mir sehr gut. Akzeptanz heißt das Lösungswort. Wie bei vielen Dingen im Leben.
Gruß
Christina
01.05.2007 13:50 • • 02.05.2007 #1
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