Angsthasse
Hallo an alle,
ich bin vor paar Tagen auf im Internet auf der Suche nach Hoffnung, auf Euer Forum gestolpert und habe mir einige Themen durchgelesen.
Hab auch die Beiträge zu dem Thema „Notfallkoffer“ durchgelesen und wurde sehr traurig und wütend….damit Ihr mich versteht muss ich kurz meine Geschichte erzählen.
Also, ich habe 2005 meine erste Panikattacke bekommen wurde sofort von meine Ärztin mit Medikamenten versorgt (Tavor, Diazepam etc.). Nahm also seit 2005 bis diese Jahr im Julie Diazepam.
Somit hatte ich zwar Erinnerungen an meine erste Panikattacke, die extrem war aber ansonsten wurde ich dank Diazepam von der verschont. Die Angst PAs wieder zu bekommen hat mich aber die ganzen Jahre begleitet.
Maßnahmen wie von vielen von Euch beschrieben betreffend Notfallkoffer, haben mich die ganzen Jahre begleitet.
- Handy immer dabei um Rettungswagen rufen zu können
- Diazepam Tropfen immer dabei
- Traubenzucker usw.
Es war OK ich musste funktionieren!!
Vor ca. einem Jahr musste ich, aufgrund meines Umzugs die Hausärztin wechseln. Als ich bei der neuen Ärztin meine Probleme geschildert habe, das Erste was ich zu hören bekam, war sofort in die Entzugsklinik und von Diazepam weg kommen.
Bin also dieses Jahr in Juli ins Krankenhaus um zu entgiften, Hölle auf Erden kann ich nur sagen. Aber ich habe mir vor Augen gehalten wofür und warum ich es durchhalten will (nicht muss).
Ich bekam im Krankenhaus eine PA nach der anderen, in der Stärke kannte ich die nicht. Ich war verzweifelt und dachte es ist das Ende. Ich war kurz davor aufzugeben, ich bekam sie ununterbrochen, ich fiel aus einer in die andere.
Gruppengespräche waren die Hölle, also versuchte ich sie zu meiden.
Eine Woche vor Entlassung weigerte ich mich wie üblich an der Gruppe teil zu nehmen. Mein Therapeut nahm mich aber mit und sagte und auch wenn ich jetzt gerade eine PA habe, macht doch nichts ich soll reinkommen.
Ich musste mich zu einem Thema äußern.
Es passierte was passieren musste, ich bekam eine extreme PA, alle schauten mich an und ich schaute meine Füße an um in die Augen der anderen nicht sehen zu müssen. Meine Füße wurden blau, mein Kopf pochte, mein Herz drohte zu explodieren.
Ich sprach weiter und dachte gleichzeitig, es sind wahrscheinlich die letzten Wörter die ich von mir gebe, in paar Minuten bin ich Tod. Irrtum es hörte auf, ich sprach weiter und bekam erneut PA und merkte, dieses Mal ist es anders, in meinem Kopf war plötzlich der Gedanke ich bin bei der letzten PA nicht gestorben also werde ich auch jetzt nicht sterben. Es fühlt sich nur so an.
In den folgenden Tagen merkte ich, dass ich von einer zu anderen PA stärker wurde. Meine Angst vor der Angst war kleiner.
Bei jeder PA zog ich mich zurück, setzte mich hin und konzentrierte mich auf das Atmen und sagte mir immer wieder es fühlt sich wirklich schlimm an, aber auch diese PA stehe ich durch. Früher bei kleinsten Anzeichen wurde ich unruhig, wurde nervös und versuchte davor „weg zu laufen“ und jetzt sah ich meine Angst in die Augen.
Ich wurde entlassen und schon der Gedanke alleine zu sein, machte mir Angst. Den ersten Tag Zuhause fing ich an meinen Körper zu beobachten um bloß alle Symptome zeitig zu erkennen und allem was mir Angst machte aus dem Weg zu gehen.
Ersten Tag Zuhause ohne „Notfallkoffer“ , ohne Diazepam Tropfen, ohne das Handy immer bei sich zu haben. Ich war überglücklich, trotz der Angst.
1 Monat nach dem Krankenhaus bekam ich eine schlimmer PA mitten in der Nacht. Ich war alleine und meine Angst war unglaublich. Ich nahm mein Handy und rief meine Freundin an und Sie kam. Früher hätte ich den Rettungswagen gerufen, da aber jetzt meine Freunde über meine Krankheit bescheid wussten, war es nicht mehr peinlich die um Hilfe zu bitten.
Die PA dauerte von 1:30 bis 6:00 Uhr morgens.
Als meine Freundin weg gegangen ist, wurde ich wütend auf mich. Ich habe es nicht geschafft, ich musste Hilfe holen.
Ich war wieder in mein altes Muster gefallen, auch wenn es diesmal meine Freundin war und nicht der Krankenwagen.
Die Wochen und Monate danach sind zum Alptraum geworden. Jeden Tag aufwachen und erst schauen welche Symptome habe ich, wie kann ich den PA vorbeugen .
So suchte ich nach Hoffnung im Internet und blieb bei dem „Notfallkoffer“ Forum hängen.
Ich lass und wurde sehr traurig. Es gibt keine Hoffnung, ich werde mein Leben lang immer mit irgendwelchen Tropfen, Handy, Traubenzucker usw. durch mein Leben vor Panikattacken weg laufen.
Wie soll ich weiter kämpfen, macht es überhaut ein Sinn……
Die Gedanken zogen mich in ein ganz tiefes Loch. Und plötzlich wurde ich unglaublich wütend. Ich will nicht so leben, ich will nicht mit „Notfallkoffer“ leben, warum ich……
Plötzlich durch die Wut kamen andere Gedanken.
Ich alleine ich bin mein „Notfallkoffer“ der beste „Notfallkoffer“ den es gibt. Hab ich bis jetzt meine PA nicht durchgestanden? Doch!! Musste ich Rettungswagen rufen? Nein!! Bin ich gestorben? Nein!! Können sie mir was an haben und mir schaden? Nein!! Sie sind nur unangenehm!!
Wenn ich ein Rettungswagen rufen würde, was würde es mir bringen? Nichts, ich würde in einem Zimmer in der Notaufnahme liegen und man würde sich nicht besonders um mich kümmern, den alle anderen wissen, dass es vorbei geht und mir nichts passiert.
Was würde es mir helfen, wenn ich meine Freundin anrufe und Sie bei mir wäre? Nicht, ich muss es sowie so alleine schaffen.
Ich und nur ich alleine kann mich auffangen, Niemand anders.
Nach dem Abend wo ich das Forum über den „Notfallkoffer“ gelesen habe, beschloss ich einiges zu ändern. Frei zu sein…..endlich wieder frei atmen können.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte und wie üblich die Bestandsaufnahme meiner Symptome machen wollte, sagte ich zu mir. STOPP auch wenn ich jetzt prüfe welche Symptome hab ich, werden sie weg sein? Nein!! Um so mehr ich mich um die kümmere, um so stärker treten sie auf .
Werden dann meine PAs weg sein, kann ich sie dadurch verhindern?? NEIN! Ganz im Gegenteil!!!
Ab sofort werde ich mich nicht mehr um die kümmern, was nicht bedeutet, dass sie weg sind. Sie sind immer noch da. Ich lass aber es nicht mehr zu, dass sie über mein Leben bestimmen.
Ich will frei sein.
Wenn die Symptome schlimmer werden, dann werden sie es. Wenn ich eine PA bekommen, dann bekomme ich Sie. Kann ich die verhindern, konnte ich die jemals verhindern? Nein! Was ich aber kann ist die PA zulassen, sie wird mich nicht umbringen und sie wird vorbei gehen.
Ich tat was ich gedacht habe. Am ersten Tag fühlte ich mich unglaublich…unglaublich leicht und frei, ich konnte endlich durchatmen ohne sich Gedanken zu machen: atme ich jetzt richtig um die PA nicht zu bekommen?. Ich wusste es ist kein Zustand was bleibt. Wesen ich aber sicher sein konnte war, ich werde immer noch die PAs bekommen, also denke ich über die nicht nach. Ich werde mich um die PAs dann kümmern, wenn sie kommen. Ich werde mich nicht währen gegen sie, denn es ist sinnlos. Sie werden sowie so kommen.
Ich musste auch nicht lange warten. Am 2 Tag war die PA auch da. Es war nicht leicht mir zu sagen, es ist nicht schlimm, es wird vorbei gehen. Es war nicht leicht sich dazu zu zwingen nicht das Handy zu suchen, aber ich musste an das Forum „Notfallkoffer“ denken und daran wie ich leben werde, wenn ich nicht lerne, das ich NUR ICH ALLEINE mein eigener „Notfallkoffer“ bin.
Ich setzte mich während der PA hin, nahm mir ein Zettel und Stift und fing an zu schreiben.
Ich schrieb mir auf wie möchte ich leben , was will ich erreichen. Ich schrieb meine Träume auf. Ich schrieb auf das ich mich mag, auch mit dieser Krankheit mag ich mich. Ich schrieb, dass alle Fehler die ich in meinem Leben gemacht habe und für die ich mit Schuldgefühlen geplagt werde. Das sie OK sind. Ich bin nicht perfekt, ich will nicht mehr mit dem Druck leben perfekt zu sein.
Ich merkte während des Schreibens plötzlich, dass die PA schon lange vorbei ist und ich immer noch am schreiben bin.
Toll ein tolles Gefühl!!! Ich kann mir selbst vertrauen, ich kann mich fallen lassen. Und während ich mich bei der PA fallen lasse, loslasse, werde ich auf mich selbst warten um mich aufzufangen.
Die Tage darauf wurden immer toller. Ich kann wieder lachen, ich kann mich wieder freuen.
Das wichtigste aber ist…..ich frag mich nicht mehr warum ausgerechnet mir alles schlimmer passieren musste, warum ausgerechnet ich an PAs leide. Ich habe vor allem etwas ganz wichtiges erkannt. Alles was mir passiert ist, war schlimm, aber mir sind auch ganz tolle Moment im Leben geschenkt worden, die ich aber nicht gesehen habe. Ich sah nur das schlimme und bin dem großen Glück nachgerannt.
Es gibt kein großes Glück in der Zukunft dem wir nachrennen müssen, es sind die Kleinigkeiten des Alltags die uns glücklich machen. Erst wenn wir die annehmen, werden wir auch in der Zukunft glücklich sein. Und wir werden alle Schwierigkeiten in der Zukunft meistern, wie wir es bis jetzt auch getan haben.
Egal was uns passiert ist, jeder von uns hat schlimmes erlebt, unsere Krankheit ist die Quittung dafür. Seien wir aber ehrlich zu uns selbst, waren wir wirklich immer nur das Opfer….. hätten wir nicht selbst für uns eintreten können? Warum haben wir es nie getan? Tun wir es jetzt !!
Ich kann Euch nur Danke dafür sagen, dass ich Eure „Notfallkoffer“ lesen durfte um wütend zu werden…um wütend auf mich zu werden.
Wie angenehm ist es ein zuverlässiges „Notfallkoffer“ dabei zu haben ohne 1000 Dinge mit sich schleppen zu müssen. Bleiben wir immer bei uns und in der Gegenwart. Das wünsche ich Euch allen.
Die PAs werden kommen und ich werde immer vorbereitet sein!! Ich werde mich auffangen, wenn ich falle!!
Alles Liebe Euch allen.
PS. Sollte meine Rechtschreibung nicht richtig sein, so liegt es daran, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist (bin nicht perfekt und will es auch nicht sein, aber ich gebe mein Bestes)
12.12.2009 20:21 • • 02.01.2017 x 6 #1