Im Prinzip sehe ich das wie Krümel - es ist egal, ob man sich von einer oder von 20 Sachen abhängig macht. Und letzten Endes ist es ein Verhalten, das die Angst aufrecht erhält:
Tausend Tricks und Notlügen
Um das Leben bewältigen zu können, greifen die Betroffenen in ihrer Not oft zu tausenden Tricks und Ausflüchten und spielen vor sich und den anderen ein perfektes Theater. Fachleute sprechen von so genannten Sicherheitssignalen, die die Angst reduzieren sollen:
· Beruhigungsmittel in der Handtasche als Talisman;
· Handy in der Hosentasche mit eingespeicherten Notrufnummern;
· Trinkflasche oder Lutschtabletten zur Verhinderung von lästiger Mundtrockenheit oder Engegefühlen in der Kehle;
· Aktivitäten nur zusammen mit dem Partner, den Kindern, anderen vertrauten Personen oder mit einem Hund an der Leine;
· ständige Orientierung, wo der nächste Arzt oder das nächste Krankenhaus ist, was zu Problemen bei Reisen in fremde Länder führt, weil man unbekannten, nicht Deutsch sprechenden Ärzten kaum trauen kann;
· etwas zum Festhalten als Gehhilfe bei Schwindel oder Ohnmachtsangst: Spazierstock, Schirm, Kinderwagen, Einkaufswagen, eine Wand oder Einrichtungsgegenstände als Anhaltspunkte.
(Quelle)
Natürlich kann ich mir sagen, dass ich das Handy sowieso mitnehmen würde oder dass man ja viel trinken soll und viele, auch gesunde Leute ständig eine Flasche Wasser dabei haben. Aber so ist es nicht. Das alles dient wie ein Talisman der Beruhigung, und wenn man es mal nicht dabei hat, ist es gleich ein viel größeres Problem als Gesunde es hätten, wenn das Handy z.B. mal zu Hause liegt... Wenn man sich also wirklich von der Angst und den damit verbundenen Zwängen befreien will, muss man früher oder später bewusst ohne den ganzen Kram auskommen - auch wenn man der oder die Einzige im weiten Umkreis ohne Handy in der Tasche ist.
Nicht, dass ich das schon geschafft hätte... Obwohl, vor meinem ersten Rückfall, als ich die Agoraphobe schon einmal scheinbar besiegt hatte, gab es noch keine Handys... Jedenfalls habe ich - auch zu relativ angstfreien Zeiten - nie ganz auf solche Sicherheitssignale verzichten können. Und ich kann aus Erfahrung versichern, dass das den Rückfall wahrscheinlicher macht.
Liebe Grüße
Christina
15.04.2008 18:19 •
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