Zitat von Aladin:Irgendwie passt das nicht so ganz auf mich.
Soll es auch nicht, denn ich bin NICHT dazu da, Dir deine Antworten zu geben
Ich will vielleicht einen neue Betrachtungsweise eröffnen und wenn jemand etwas davon nehmen kann, ist es gut. Wenn nicht, auch gut.
Zitat von Aladin:Wie siehst du denn den Aspekt, dass früher so gut wie alle Kinder in Armut und mit harter Arbeit aufwuchsen? Und im Krieg. Das hätte ja bedeutet, dass die Nachkriegsgeneration besonders krank sein müsste. Aber ein sprunghafter Anstieg von psychischen Erkrankungen verzeichnet man doch erst seit Ende der 90er Jahre. Erst zum jetzigen Zeitpunkt werden es immer mehr, mehr, mehr.
Sehr guter Ansatz!
Und Du hast völlig Recht!
Der Krieg hat unsere ganze Gesellschaft traumatisiert.
Und wenn Du jetzt mal zurückrechnest, in welcher Generation sind denn jetzt die 30/40/50 jährigen?
Meine Eltern sind Baujahr 1946/1947 und haben z.B. ihren Vater, also meinen Opa, massivst traumatisiert erlebt.
Was passiert also?
Sie geben genau DAS weiter.
Traumata werden über Generationen weitergegeben und das auch unbewusst! Das ist bewiesen und es gibt einige Arbeiten darüber.
Was ist wichtig im Kindesalter?
Bestätigung der eigenen Gefühle halte ich für unendlich wichtig! Denn das Selbst-bewusst-sein und die Selbst-sicherheit werden DORT gebildet! Passiert das nicht, bleibt man in der Entwicklung stehen oder kann im Erwachsenenalter eben nicht auf ein eigenes Selbst-bewusst-sein oder Selbst-sicherheit zurückgreifen, was ja für eine Angsterkrankung fast lehrbuchartig wäre.
Die heutige Generation an Jugendlichen, die in einem großen Teil NICHT ausbildungsfähig ist, handelt nach dem Lustprinzip, da ihre Psyche im Alter von 3-5 Jahren stehengeblieben ist. Du musst die Jugend begeistern, damit sie etwas machen. Von Durchhalten keine Spur. Das kann deren Psyche schlichtweg nicht.
Warum nicht?
Weil die Eltern ihre Kinder als verlängerten Arm ihrer Selbst sehen. Die Kinder werden massiv überfordert und bereits in jüngsten Jahren zu Entscheidungen getrieben, zu denen sie überhaupt nicht fähig sind. Und wer sind diese Eltern? Genau die Generation, die grob in das Zeitraster fallen, welches wiederum Eltern hatte, die direkt Kriegserfahrungen haben (dazu zähle ich auch deren Eltern, die selber im Krieg waren).
Heute müssen Grundschullehrer erstmal ein halbes Jahr lang die Klasse so vorbereiten, dass sie überhaupt in der Lage sind, Lerninhalte aufzunehmen! Und so setzt sich das über Generation zu Generation fort...natürlich mit individuellen Ausprägungen, wie Facebook Co.
Zitat von Aladin:Ich bin 30 und das würde ja bedeuten, dass es den Kindern in den 70/80er Jahren besonders schlecht ging. Aber genau das Gegenteil ist doch der Fall.
Wenn man mal von individuellen Schicksalen absieht. Man muss ja auch die Gesamtheit betrachten. Eben die Gesamtheit der Fälle.
Dazu müsste man erstmal definieren, was denn schlecht ist?
Schlecht im Sinne von Krieg, Hunger und Not?
DAS interessiert die Psyche nicht.
Der Psyche ist es VÖLLIG (!) egal, ob Du im Urwald wohnst oder ob Du im Luxus lebst.
Es geht um Gefühle.
In den 70er, 80er war materiell gesehen alles ok. Kein Krieg, alles sicher usw., aber was ist mit den Eltern? Diese Eltern sind wieder genau die Generation, deren Eltern wiederum im Krieg war und schlimmste Erlebnisse mitgemacht haben.
Ich will dem Krieg nicht die Hauptschuld dafür geben, aber er ist insb. in Deutschland, ganz maßgeblich daran beteiligt.
Und wie o.g. werden Traumata weitergegeben. Eine psychisch kranke Mutter gibt ihre Krankheit an ihr Kind weiter, ob sie das will oder nicht.
Zitat von Aladin:Ich sehe die Gründe auch in der immer schnelllebigeren Gesellschaft. Der Druck auf die Menschen nimmt immer weiter zu und das kann doch niemand von der Hand weisen, oder?
Ich würde es anders ausdrücken:
WIR alle tun immer mehr, NUR damit wir unsere eigenen Gefühle NICHT wahrnehmen müssen.
WIR haben verlernt, es mit uns SELBER auszuhalten!
Und Fernsehen, Handy, Facebook Co. sind so wunderbare Fluchtmittel, nur damit wir uns nicht selber spüren müssen.
Denn Gefühle können Schmerzen verursachen und davon hat jeder so unendlich viel Angst.
Zitat von Aladin:Die Medien, ständige Erreichbarkeit, Meetings usw. usw. DAS macht in meinen Augen so viele Menschen krank. Und Burn out ist für mich das Ergebnis. Immer höher, schnell, weiter. Überall ist Streß. Nur Termine, Termine, Termine. Fängt schon im Kindergarten an. Wenn nicht im Babyalter.
Absolut richtig.
Doch warum tut der Mensch das?
Es ist ja eine freiwillige Sache.
Und meine Erfahrung ist, dass selbst in der Psychoklinik für 95% der Patienten dort, das abendliche Fernsehprogramm und das Mittagessen, wichtiger waren, als sie selbst.
Sobald die eigenen Gefühle hochkamen, sind sie geflüchtet!! Haben sich über einen Mist unterhalten, der völlig uninteressant ist.
Und selbiges kann man hier schön beobachten....
Dutzende von Diskussionen über Symptome in all ihren Ausprägungen!
Und wie ausführlichst (!) berichtet wird darüber, welche Medikamente in welcher Stärke, welche Situationen wozu führten usw.
Der totale Wahnsinn.
Die Leute begreifen einfach nicht, dass es darum überhaupt nicht geht und flüchten (!) sich genau darin! Versuchen zwingend einen Schuldigen zu finden, machen Therapie um Therapien usw.
Zitat von Aladin:Zerstreuung der Familien, keine Hilfe, Anonymität. Das sind für mich alles krank machende Faktoren. Unsichere Arbeitsplätze. Steigende Lebenshaltungskosten. Gleichzeitig Massenabfertigung beim Arzt. Immer mehr Patienten auf immer weniger Hausärzte usw. Leichtfertige und schnelle Verordnung von Psychopharmaka. Und gleichzeitig eine hohe Ablehnungsrate bei Kuren, die anfangs eher helfen könnten.
Das sind nur die Auswüchse im außen, haben aber überhaupt NICHTS mit dem zu tun, wie es im inneren des jeweiligen Menschen aussieht.
Das Rad wird immer schneller gedreht. Für mich alles eine totale Flucht.
Sind wir mal ehrlich:
Gefühle? Was ist das?
Er ist verpönt Gefühle zu zeigen.
Allein schon das normalste der Welt im Leben eines Menschen, nämlich der Tod, löst Panik bei allen Beteiligten aus! In spätestens 30 Jahren braucht jeder Trauernde psychische Hilfe, weil er damit nicht mehr klar kommt.
Eine Beziehungstrennung ist der Untergang! Und was macht man? Sich möglichst wieder schnell in das GLEICHE Muster zu stürzen und die vielen Frauen fragen sich, warum gerate ich immer an solche Männer. Von solchen Beispielen fallen mit Hunderte ein!
Zitat von Aladin:Die Menschen sollen funktionieren. Aber viele schaffen das Pensum nicht mehr. Ich könnte endlos darüber schreiben. Fast jeder, den ich kenne, leidet unter solchen Bedingungen.
Das Pensum ist nicht der Punkt. Es ist der Punkt, wie man damit umgeht. Und man DAS für sich als erstrebenswert hält.
Man kann nicht Erfolg in allen Lebensbereichen haben!
Erfolgreiche Karriere machen, das dann halten über sein Berufsleben hinweg, toller Vater mit Frau und zwei Kindern, Haus, zweimal Urlaub im Jahr, zahlreiche Freunde und dann noch anspruchsvolle Hobbies.
Hallo Burnout!
Genau DAS gaukelt man aber vor, insb. die Medien. Man rennt ein Leben lang einem Ideal hinterher und VORHER (!) darf man nicht glücklich sein, geschweige denn überhaupt zufrieden leben!
Nur dem Ersten gebührt Würde!
Siehe den tollen Dieter Bohlen.
Alle anderen 10 Kandidaten in seinem Gesangswettbewerb können auch super singen, aber nur der Erste wird der König und ist es wert, für 10 Minuten im Rampenlicht zu stehen.
Dieses Beispiel drückt es sehr gut aus, was unser Nachwuchs für sein Leben mitnimmt! Nur die Sieger kommen durch, nur das vorgelebte Bild ist das Richtige!
Das man auch als Straßenkehrer in der 3,5 Zimmer Wohnung mit 75qm glücklich sein kann, erwähnt NIEMAND. Das man auch aus der eigenen Gänseblümchensammlung ECHTE (!) Zufriedenheit am Abend, nach dem Job ziehen kann, ist schlichtweg unmöglich und wird ggf. lächerlich gemacht.
Es ist ein Hinterherrennen nach Idealen, die nur dazu dienen, sich selber nicht wahrzunehmen.
Dabei KANN nur Angst aufkommen