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Hallo ihr Lieben,

sicher kennen das einige von euch, wenn man ne längere Zeit so gut wie ohne Angst war, dann hat man das Gefühl sehr stark zu sein und alles was kommt zu meistern. So ging es mir, obwohl mir auch trotzdem bewusst war, dass es wieder Situationen geben wird, in denen es nicht leicht sein wird. Tja, und im Moment hat es mich ziemlich erwischt.

Gestern habe ich mich mit einem Mann getroffen den ich schon was länger kenne. Vor zwei Jahren waren wir mal für ein paar Monate zusammen. Der Hauptgrund, weshalb es damals nicht funktioniert hat, war sicherlich, dass er grade frisch in der Scheidung einer langen Ehe steckte und überhaupt nicht frei war. Er ist jemand, bei dem ich mich ausgesprochen wohl, geborgen und sicher fühle – mehr als je bei irgend jemand anderem. Er weiß auch von meiner Angst, versucht sie zu verstehen, aber wie das bei Leuten ist, die das nicht selber kennen, ist es halt für ihn auch schwierig.

Wir hatten gestern einen wunderschönen Tag zusammen, waren in einem Wildpark und danach bei mir zu Hause. Vor zwei Jahren wäre ich mit ihm noch nicht in diesen Park gegangen, hätte mir viel zu viele Gedanken gemacht, was da alles hätte passieren können und hätte gekniffen. Von daher war das gestern schon mal ein großer Erfolg für mich, vor allem da ich mich tatsächlich auch sehr sicher fühlte.

Wie erzähl ich euch jetzt am besten, was meine Ängste sind? Die Gedanken kreisen seit gestern Abend unaufhörlich und es fällt mir schwer überhaupt einen klaren zu fassen.

Also, ich habe in den letzten rund 10 Jahren viel geschafft. Alles, an dem ich Spaß habe, kann ich heute machen. Ich gehe allein raus zum fotografieren, in Parks, Zoos, oder sonst wohin, ich gehe auf Konzerte, allein, ich gehe bummeln… Aber die Dinge, an denen mir nicht liegt, an denen hab ich halt auch nicht wirklich gearbeitet. Und da dies Sachen sind, an denen die meisten Menschen Spaß haben, komme ich wohl auch nicht drumrum da auch was dran zu machen. Mal ganz unabhängig von meiner Angst gehe ich nicht gerne essen, geh nicht gern in Kneipen, geh nicht gerne kegeln oder so was. Ich bin eher der Mensch für Natur, Tiere, Zweisamkeit oder gemütliche Runden.

Seit gestern Abend kreisen die Gedanken, ich hab knapp vier Stunden geschlafen und während ich hier sitze ist mein Puls bestimmt auf 120, ich zittere, die Tränen stehen Oberkante. Puh, hab ich lange nicht erlebt.

Ich möchte die Beziehung (keine im herkömmlichen Sinne, aber das ist hier egal) zu diesem Mann, und es wird auch drauf hinaus laufen – wenn ich nicht kneife. Er ist ein sehr geselliger Mensch, und ich möchte uns nicht auf die Zweisamkeit beschränken, sondern ein Stück weit auch mit ihm gehen.

Also, ich habe Angst vor folgenden Situationen:
- mit ihm oder auch noch anderen Leuten essen gehen
- alles, bei dem es irgendwie ums Bezahlen geht (ob es nun Eintritt ist, im Restaurant, Cafe oder sonst was)
- bowlen, Billard spielen, Kneipen…

Was es mit diesem blöden Bezahlen für mich auf sich hat, weiß ich nicht wirklich. Getrennte Kasse, jeder zahlt für sich, kein Problem – Pustekuchen, für mich doch.

Und das andere sind halt Situationen, die für mich nicht alltäglich sind, die ich auch nicht so gerne mag, in denen ich mich beobachtet fühle und Angst habe etwas falsch zu machen, mich blöd anzustellen. Wenn ich bei etwas, das ich eigentlich sehr gut kann, einen Fehler mache oder mich mal dusselig anstelle, dann kann ich über mich selber lachen, hab da überhaupt kein Problem mit. Wenn ich aber bei etwas gar nicht geübt bin und mich blöd anstelle, dann schieb ich Panik.

Naja, und jetzt kann ich halt die Gedanken daran, was alles auf mich zukommen kann, was dann alles passieren könnte… überhaupt nicht abschalten.

Ich glaube, ich hab das jetzt besser zu Papier gebracht, als ich glaubte, dass meine Gedanken das zulassen. Ihr kennt das, oder? Das einzig gute an der derzeitigen Situation ist, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl habe, nicht ganz allein mit der Angst zu sein, dass es Menschen gibt, die das kennen und verstehen.

Liebe Grüße,
Petra

18.02.2008 05:57 • 28.02.2008 #1


8 Antworten ↓


Hallo Petra,
Du glaubst es nicht, genau diese Ängste habe ich auch. Ich ziehm mich immer mehr zurück weil ich sonst auch nur noch ins grübeln komme in welche Situationen ich kommen könnte wenn ich z,B. wieder einen neuen Partner in mein Leben lasse.
Und mir gehts auch so, daß ich mich viel lieber in der Natur aufhalte und auch dort wo nicht soviele Menschen sind. jedenfalls bin ich kein Kneipengänger und bin nicht gerne in Gruppen unterwegs. Ich ´habem mich fast ein halbes leben nach meinen partnern gerichtet und fühle mich, seit ich alleine bin total wohl. Trotzdem ist mir bewusst, daß ich mich immer mehr ausschließe weil es offensichtlich auf diesem Planeten niemand gibt der genauso tickt wie ich, außer jetzt Dir
Was Du da aber schreibst hat mir jetzt doch auch wieder ein bisschen geholfen, weil ich weiß, daß ich nicht ganz alleine bin
lg
Suleika

A


Neuer Mann - alte Panik

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liebe petra, liebe suleika,

mir geht es ähnlich wie euch beiden. der besuch in kneipen, restaurants oder orte an denen sich mehrere menschen aufhalten, gehört nicht wirklich zu meinen lieblingsbeschäftigungen. früher war das mal anders.

ich stecke aber momentan in einem für mich sehr wichtigen prozess des umdenkens. irgendwie scheint sich der schalter in meinem kopf umgelegt zu haben. seit dem versuche ich mein leben komplett umzukrempeln. allerdings in kleinen schritten. und ich muss sagen, es funktioniert. auch wenn es mal tage gibt an denen ich wieder in meinen änstlichen selbstgesprächen versinke, so lasse ich mich aber nicht abhalten das leben wieder zu genießen.

gesteht euch selbst zu, dass ihr nicht alles perfekt machen könnt. kleine patzer gehören einfach dazu. setzt euch selbst nicht so unter druck. versucht euch zu verinnerlichen, dass es den anderen (euch fremden) menschen völlig egal ist ob ihr gerade einen fehler macht. meistens bekommen die das garnicht mit. wozu sich also selbst verrückt machen.

beginnt euch selbst der beste freund zu werden. ich wünsche euch viel kraft und lasst euch nicht entmutigen. ihr könnt alles schaffen, was ihr euch vornehmt!!

JETZT SIND WIR SCHON ZU VIERT !

Genau diese Probleme verspüre ich auch. So alle 2 Wochen freitags gehe ich mal mit meiner Freundin etwas trinken. Ist aber auch ein gepflegtes Lokal, dass zwar gut besucht, aber nicht überfüllt ist. Dazu kommt, dass es eigentlich fast bei mir um die Ecke ist u. ich die Beruhigung verspüre, sofort nach Hause zu hasten, falls es mir elend geht.

Ansonsten sehne ich mich nach Ruhe und Natur. Ob dies vielleicht daran liegt, dass unser Körper schon enorme Kräfte entfalten muss, um überhaupt mit unseren Ängsten umzugehen?

Manchmal würde ich schon gerne mal essen gehen, doch die Angst, dass es mir plötzlich elend gehen könnte u. ich panikartiges das Lokal verlassen muss, lähmt mich. Wobei ich mir denke: man, du gehst mit Freundin was trinken, hast einen schönen Abend (vorher ist mir immer ganz mulmig u. hinterher wirds richtig toll) warum dann nicht auch mal essen gehen?

Ich muss hier Petra recht geben: Es ist ein so wunderbares Gefühl zu wissen, dass man damit nicht alleine ist!

Wie Kysira schon schreibt: WIR müssen mit kleinen Schritten anfangen, ich sage mir, ok, was trinken packst du jetzt. Die nächsten Schritte werden auch noch kommen!

Wünsche euch einen schönen, sonnigen Tag!
LG Sylvia

Hi Sonnenstrahl, hast mich ja auch ohne Wegweiser gefunden

Ich umarme euch drei mal ganz dolle. Eigentlich sollte man sich ja nicht freuen, dass noch mehr Leute diese Probleme haben, aber es ist sooooo ein gutes Gefühl nicht allein zu sein.

Mir fehlt dieses Essen gehen, Kneipe etc. überhaupt nicht, im Gegenteil. Früher habe ich das oft gemacht, aber es war nie wirklich mein Ding. Wenn ich Spaß dran gehabt hätte, dann hätte ich auch schon längst dran gearbeitet, so ist es immer in der Schublade irgendwann erledigen gelandet. Naja, und jetzt mit dem neuen Mann, da kommen diese Sachen auf mich zu. Klar, könnte ich mich wieder drücken, ein Stück weit hätte er auch Verständnis, aber ICH WILL ES NICHT! Aber ich hab so Schiss und mach mich jetzt schon verrückt, obwohl noch gar nichts aktuell ansteht. Und diese Angst vorher ist ja das Schlimmste. Möglicherweise (wahrscheinlich sogar) würde ich die Situationen ja gut meistern, aber vorher kommt halt dieses Vermeidungsverhalten, und dann kneif ich wieder.

Es ist halt eben wieder diese Angst vor der Angst! Allein der Gedanke, DASS ETWAS AUFTRETEN KÖNNTE! Das kenne ich nur zu gut. Man macht sich schon im Vorfeld total fertig!

Wenn du in diese Situation kommst, versuch dir mal vorzustellen, wie quer durch Deutschland verteilt wir anderen hier es auch versuchen. Jeder denkt an den anderen mit dem Wunsch, dass er es schaffen wird.

So hatte ich es mir letzte Woche bei meinem Zahnarzttermin vorgestellt. Emina hatte so einen wunderbaren Beitrag geschrieben, den ich mir ausgedruckt u. in die Tasche gesteckt habe! Es hat wirklich geholfen!

Manchmal muss man sich eben kleine Brücken bauen!

LG Sylvia

Ja, diese Angst vor der Angst ist der größte Schwachsinn und gleichzeitig der größte Hemmschuh.

Ich weiß, dass ich allein in ein Restaurant gehen könnte, in ein Cafe, ins Kino - wenn ich denn Lust dazu hätte. Aber sobald jemand dabei ist, geht gar nix mehr. Früher hab ich immer jemanden mitgeschleppt wenn ich auf Konzerte wollte, weil ich dachte, dass ich mich allein nicht traue - dabei ist es für mich allein viel einfacher.

Kleine Schritte machen und gute Gedanken mitnehmen - und dann durch. So hab ich es früher auch immer gemacht. Vielleicht bin ich einfach aus der Übung weil es mir in den letzten Jahren so gut ging und ich nichts vermisst habe.

Ich habe schon öfter positives Feedback bekommen, von Menschen, die von meinen Ängsten wissen. Ich würde auch in Situationen, in denen ich angeblich Angst hätte, absolut locker, sympathisch, lustig und selbstsicher rüber kommen. Aber wieso hilft mir das nicht?

Sorry, wenn ich euch im Moment so zutexte, aber das muss irgendwie raus, sonst platze ich. Im Moment macht es mich so wütend. Gut, dass ich morgen wieder zur Arbeit muss, da bin ich wenigstens abgelenkt.

Hallo zusammen!

Also ich hab das Gleiche wie ihr - allein kann ich ganz viel (naja, zumindest verhältnismäßig ) machen, in die Disko, in Cafés, shoppen etc...Aber sobald ich in Begleitung bin (außer meiner Mutter) krieg ich total Panik...Auch wenn es nur spazieren gehen ist...

In letzter Zeit war ich ein paar Mal mit Bekannten in einem Café, was ich vorher auch nicht gedacht hätte, und es ist mir bis auf ein paar Schwindelattacken ganz gut gegangen...Allerdings waren das auch sehr spontane Aktionen, wo ich vorher nciht viel Zeit zum Nachdenken hatte...

Durch mein Vermeidungsverhalten hab ich mir meine Beziehung (naja, sowas ähnliches ) zu meinem Ex-Freund wohl auch kaputt gemacht, denn wir haben kaum etwas zusammen unternommen...

Für mich war es zu der Zeit schon eine große Herausforderung, ihn zuhause zu besuchen, da ich da auch immer Angst hatte, umzufallen oder mich übergeben zu müssen...
Da ich mich aber immer mehr in ihn verliebt hatte, habe ich die Angst davor und auch die Panik bei ihm zuhause gerne ausgehalten...Nur mehr ging irgendwie nicht, das war für mich anstrengend genug...

Wenn er mir Bescheid gesagt hat, dass er mit Freunden in der Disko oder so war, bin ich meist auch noch hingefahren..Aber da er dann ja nicht hauptsächlich mit mir da war, konnte ich auch jederzeit ohne schlechtes Gewissen wieder gehen...

Tja, und jetzt stehe ich mit gebrochenem Herzen alleine da und werde noch depressiver wegen der ganzen verpassten Chancen, was ich alles mit ihm hätte erleben können...

Gerade, als ich motiviert genug war, mit ihm in kleinen Schritten zu üben, was ich zuvor vermieden habe, hat er Schluss gemacht...

Ich versuche, mich nicht hängen zu lassen oder zu verkriechen und mich trotzdem mal mit Bekannten zu treffen, aber das fällt mir momentan sehr schwer...

sorry, ich war das eben, war nicht eingeloggt





Dr. Hans Morschitzky
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