vor Rund einem halben Jahren ist meine Therapie ausgelaufen. Ich habe dabei große Fortschritte gemacht, mein Trauma und meine Ängste konnte ich gut bearbeiten. Ich nehme nur noch ein Medikament, das leicht Schlaf fördernd ist und ein bisschen die Stimmung aufhellt.
Vor etwa 5 Monaten bekam ich dann eine schwere Migräne, oder zumindest vermuteten die Ärzte das. Kopfschmerzen, Übelkeit, Aura, Lähmungen, Verwirrung usw. Am nächsten Tag konnte ich schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Zwei Wochen später kam die Nächste, es erfolgte ein kurzer Krankenhausaufenthalt zur Schmerztherapie. Danach ging es mir eine Weile wieder gut. Ich hatte dann vermehrt ein kribbeln und Zuckungen in den Muskeln, auch die Kopfschmerzen gingen nie wirklich weg. Da allerdings ein CT, MRT und einen Nervenwasseruntersuchung erfolgt ist, habe ich mir nicht wirklich Gedanken gemacht. Hierzu muss noch gesagt werden, dass mein Vater, mit welchem ich zu dem Zeitpunkt unterwegs war, die Symptome meiner Migräne (hatte davor noch nie eine) überhaupt nicht ernst genommen hat und genervt von mir war. Er wollte nur zum Termin und ich soll mich nicht anstellen. Daher kam ich erst nach rund 4 Stunden in die Notaufnahme und konnte dann weder laufen, noch wusste ich meinen Namen. Ich muss sagen, das hat mich etwas mitgenommen, dass ich so lange nicht ernst genommen worden bin und so lange mit meinen Todesängsten alleine gelassen wurde. Die Symptome waren extrem, ich dachte das wars jetzt und habe mir vor lauter Schmerzen die Ohnmacht herbei gewünscht.
Eines Abends ging es dann plötzlich los. Auf ein mal Panik, die Migräne könnte zurück kommen. Ich habe mich kaum aus dem Haus getraut, ich war wackelig auf den Beinen und mir war furchtbar schwindelig. Wenige Zeit später änderte sich die Angst in eine Angst vor ALS um, da meine Arme und Beine so schwach waren und alles zuckte. Da habe ich dann realisiert: Mein Hypochonder ist zurück. Nun gut, das habe ich damals alleine in den Griff bekommen, dann schaffe ich das diesmal auch. Zumindest dachte ich das. Es folgten täglich Panikattacken, gerade auch in der Nacht. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Die Panikattacken sind eine Mischung aus typischer Hypochondrie und genereller Angst. Natürlich hat sich mein Trauma nicht in Luft aufgelöst und belastet mich zusätzlich. Dann ganz klassisch: Es muss ein Hirntumor sein! Das MRT und CT wurden ohne Kontrastmittel durchgeführt, da kann man schnell was übersehen! Deswegen habe ich immer Kopfschmerzen, den Schwindel und die Benommenheit. Deswegen erscheint das Bild gleichzeitig scharf und unscharf. Deswegen sind meine Pupillen manchmal ungleich. Zum Glück bin ich auf dieses Forum gestoßen und ich habe viele Mitgleider gefunden, die die gleichen Probleme haben und keinen Tumor haben. Auch machte mich ein anderes Mitglied darauf Aufmerksam, dass es sich bei der seltsamen Wahrnehmemung um eine Derealisation handeln könnte. Die Beschreibung passt, alles erscheint seltsam und fremd, ich fühle mich wie eingefügt in eine fremde, nicht realen Umgebung. Die Kontraste sind falsch, die Welt zittert gelegentlich, ich habe das Gefühl, das Bild ist von einem dunklen Rahmen umgeben. Mir ist nur schwindelig. Ob es sich hierbei um eine Derealisation handelt, kann nur ein Arzt sagen. Ich war positiv, alles in den Griff zu bekommen und nutze jede Methode, jeden Skill den ich in den 10 Jahren Therapie gelernt habe.
Vor etwa einem Monat habe ich den Warschuss gehört. Ich war im Urlaub in den Niederlanden, klassisch in einem Ferienpark. Auf ein mal war eine Katze im Garten und tierlieb wie ich bin, bin ich rausgegangen und habe mich in die Knie begeben und mit der Katze gesprochen. Nach kurzem zögern kam die Katze dann schreiend auf mich zu, schnurrte und rieb sich an mir. Ich streichelte sie und bemerkte nur, dass sie für meine Auffassund dürr war, ein Streuner wahrscheinlich. Sie folgte mir zur Tür und meine Mutter fütterte sie mit Leckerlies. Vom Hund war sie nicht begeistert, er wurde angefaucht. Nach dem Kontakt habe ich mir die Hände gewaschsn und desinfiziert, da die Katze mich ein mal, nur ganz leicht, gekratzt und dann abgeleckt hatte. Sie blieb für einige Stunden im Garten liegen, erst als wir die Vorhänge geschlossen haben ging sie. Gedanken habe ich mir nicht gemacht, nur wie süß die Katze war und das ich ein paar Fotos machen konnte. Wiedergekommen ist sie nicht mehr. Dann, ganz plötzlich Todesangst. Die Katze könnte mit der Tollwut infiziert gewesen sein und jetzt habe ich das auch, da Speichel in eine Wunde gekommen ist. Ich suchte Hilfe im Forum und erhielt diese auch. Dennoch schauckelt sich die Angst weiter hoch, trotz Logik, trotz der ganzen netten Hilfe. Ich bilde mir ständig Symptome ein, ständig Panik, ständig Schwindel und die seltsame Wahrnehmung. Alles ist ein Anzeichen für Tollwut. Nun bin ich seit einer Woche erkältet, Husten, Gliederschmerzen usw. und eine Hand mit komisch tauben Fingern. Die Panik hat sich natürlich noch stärker hochgeschauckelt, gerade wegen der Hand. Auch hatte ich noch nie eine schwere Erkältung, Gliederschmerzen und Bettruhe waren mir vorher fremd. Für mich ein weiteres Zeichen, dass meine Psyche nicht mehr kann. Gerade auch die seltsame Wahrnehmung und das Pfeifen in den Ohren machen mich wahnsinnig.
Nun bin ich völlig fertig und merke, alleine bekomme ich das nicht mehr in den Griff. Die Ängste sind extrem und irrational, die Panikattacken oft und stark. Wenn ich Glück habe, schlafe ich 4 oded 5 Stunden. Ich muss sogar häufiger Tavor nehmen, was ich noch nie zuvor musste. Nichts was ich gelernt habe hilft. Keine Skills, keine Ablenkung und keine Logik. Hilfe hatte ich mir bei meinem Psychiater erhofft. Dieser hat nur gewechselt, da mein Alter in Rente gegangen war. Hilfe habe ich keine erhalten. Er meinte, es seie nicht seine Aufgabe zu überlegen, ob ein neues Medikament helfen könnte oder sich groß um meine Probleme gedanken zu machen. Das seie die Aufgabe eines Therapeutens und ohne eine Aufforderung eines solchens, wird er nichts an der Medikamenten ändern. Wenn meine Therapie ausgelaufen ist, hätte ich halt Pech und ich soll mich zusammenreißen. Ich war geschockt. Ich bin es zwar gewöhnt, von Ärzten schlecht behandelt zu werden, aber von einem Psychiater gesagt zu bekommen, seine einziger Job besteht in Attesten und Rezepten schreiben, war dann doch zu viel. Oder liegt das nur an mir?
Nun bin ich verzweifelt, eine Therapie kann ich erst in 1.5 Jahren wieder machen. Doch so geht es nicht mehr weiter. Ich bin momentan arbeitsunfähig und glaube nicht, dass ich eine Tagesklinik schaffen würde. Was für Optionen bleiben mir noch? Die ständige Panik macht mich wahnsinnig, ich will nicht mehr. Ich bin über jede Antwort dankbar.
LG
Natalia
15.10.2023 23:13 • • 16.10.2023 #1