App im Playstore
Pfeil rechts
6

Guten Abend.
Kurz zu mir: 31, verheiratet und 2 Kinder
Seit 15 Jahren plage ich mich mit Ängsten. 2 Therapien als Jugendliche (Verhalten Analytische Therapie). AD.
Ich kam einige Zeit gut über die Runden, bekam meine Kinder, alles lief normal. Abgesehen von den Ängsten die mich einschränkten aber das Leben an sich funktionierte.
Ich entschloss mich 2021 zu einer Hypnosetherapie, um endlich Mal wieder in ein Flugzeug steigen zu können. Naja bekommen habe ich eine Depression.
Ambulante Therapie. Stationärer Aufenthalt. Tagesklinik. Rausgekämpft. Direkt danach hatte meine Tochter (damals 6), einen schweren Verkehrsunfall. Lebensgefahr. 5 Tage Koma. 1 Monat Reha. Zum Glück alles glimpflich ausgegangen.
Letztes Jahr kam die Depression zurück. Stärker und intensiver. Suizidgedanken.
Wieder stationär, dieses Mal länger. Wieder Tagesklinik. Weiterhin meine ambulante Therapie (Tiefenpsychotherapie). Depression möchte ich meinen Zustand nicht schimpfen.
Es ist ein surreales Gefühl von Perspektivlosigkeit. Als würde ich fallen. Keine Wurzeln die mich halten. Ich weiß nicht wer ich bin, wer ich sein will. Was ich hier mache.

Kurios das ich die Panikattacken weg haben wollte und jetzt quasi an meiner Existenz zweifle. Macht das Sinn ? Keine Ahnung. Die Therapeutin meint wir kommen dem Kern immer näher. Fühlt sich aber alles sch. an.

Vielleicht ist jemand der es nachfühlen kann. Der diesen Zustand überwunden hat. Mir macht er Angst.

Habt alle einen schönen Abend.

08.07.2024 20:39 • 11.07.2024 #1


12 Antworten ↓


Zitat von MariaManchester:
Direkt danach hatte meine Tochter (damals 6), einen schweren Verkehrsunfall. Lebensgefahr. 5 Tage Koma. 1 Monat Reha. Zum Glück alles glimpflich ausgegangen.

Als ich das eben gelesen hatte, wurde mir auch gerade ganz anders..

Sowas muss man erst mal wegstecken..

Stelle ich mir persönlich sehr schwer vor.

Sowas ist einfach zu heftig

A


Nach Angststörung nun Perspektivlosigkeit - Heilung?

x 3


@mariamanchester
Habe ich das richtig verstanden? Deine Ängste / Panikattacken sind weg oder zumindest besser, aber statt Erleichterung und Lebenslust stellt sich nun Perspektivlosigkeit und Verlorenheit ein?

@Angstmaschine Die Ängste sind nicht weg. Sie sind nach wie vor da, leider.
Das neue kommt quasi in top oben drauf.

Zitat von MariaManchester:
Die Ängste sind nicht weg. Sie sind nach wie vor da, leider.
Das neue kommt quasi in top oben drauf.



Zitat von MariaManchester:
Es ist ein surreales Gefühl von Perspektivlosigkeit. Als würde ich fallen. Keine Wurzeln die mich halten. Ich weiß nicht wer ich bin, wer ich sein will. Was ich hier mache.

Ich kann mich erinnern, dass ich während der Therapie eine Phase hatte, bei der sich mein Leben angefühlt hat, wie das Entkernen eines Hauses:

Erst sind alle losen Sachen rausgeflogen. Alles was ich täglich benutze, alles vertraute und notwendige. Dann alle Möbel, Bilder, Lampen. Dann wurden langsam und schmerzhaft alle Zimmer von Farbe, Tapete usw. befreit und unter die Dielen und hinter die Wände geschaut bis ich das Gefühl hatte, ganz allein und ohne mir irgendwas vertrautes auf dem Boden zu sitzen.

Da war nichts mehr und auch keine Idee oder Zuversicht, wie das Leben wieder mit Leben gefüllt werden kann und keine Perspektive, wie es überhaupt weitergehen soll. Weil ich alles in Frage gestellt habe.

Aber das war nur für eine Zeit so. Ich musste alles entfernen um zum Kern meiner Probleme zu kommen und zu erkennen, was mir eigentlich wirklich wichtig ist und worauf ich meine Zukunft aufbauen kann.

Mir hat das (zusätzlich) Angst gemacht: Angst vor dem, was ich da womöglich (nicht mehr) finde. Aber das brauchte ich gar nicht, weil ich auf einmal gesehen habe dass ich selbst noch immer da bin und ich immer auf mich selbst zählen und mir vertrauen und ehrlich zu mir sein kann. Ich brauchte keine Angst vor mir selbst zu haben, weil ich sicher war das für mich richtige zu tun und die wirklich wichtigen Dinge wieder zuzulassen. Und aus diesem Gefühl heraus hat sich dann eine neue Lebenslust und Perspektive eingestellt.

Ich hoffe, ich hab' nicht zu sehr von mir geredet, aber was Du geschrieben hast hat mich sehr daran erinnert ..

@Angstmaschine
Zitat:
Da war nichts mehr und auch keine Idee oder Zuversicht, wie das Leben wieder mit Leben gefüllt werden kann und keine Perspektive, wie es überhaupt weitergehen soll. Weil ich alles in Frage gestellt habe.

Genau so ! Das beschreibt es wirklich sehr gut. Ich habe keinen halt mehr. Nichts was mir bekannt vor kommt und das lässt mich schutzlos zurück. Und diesen Zustand hasse ich.

Danke für deine Worte, es macht wirklich Mut

Seit wann hast Du ein Gefühl, nicht zu wissen, wer Du bist und was Du willst?

War das früher schon so? Oder hat sich dies während den Therapiezeiten verändert?

@Hotin Dieses Gefühl hat sich erst in den letzten Wochen eingeschlichen.

Zitat von MariaManchester:
@Hotin Dieses Gefühl hat sich erst in den letzten Wochen eingeschlichen.

Und wie erklärst Du es Dir selbst?

Zitat von Hotin:
Und wie erklärst Du es Dir selbst?

Ich denke, dass die Therapie viel mit mir macht. Meine Therapeutin meint ja, wir kommen dem Kern näher. Und gefühlt wird jetzt alles in mir umgeworfen.

Huhu
Da hast Du ja wirklich schon einiges durchgemacht, toll, dass Du Dir diverse Hilfen gesucht hast und nicht aufgibst.
Bei mir gab es solche Zustände auch öfters während Therapien und Behandlungen. Teilweise waren Tage dabei, wo ich einfach nur so in einem permanenten Gefühl der Angst oder der Dunkelheit schwebte und überhaupt keine Ahnung hatte, was jetzt los ist und was da passiert.
Ich glaube mittlerweile, dass da unser gesamtes System wirklich heftig am Arbeiten ist, und daher alle Energie, die es sonst in Empfindungen wie Sinnhaftigkeit, Freude und Stabilität steckt, woanders hinein investiert. Das fühlt sich dann an wie einmal Gehirn in den Mixer.
Es ordnet sich wahrscheinlich vieles neu.
Oft gewöht man sich auch so sehr an irgendwelche Ängste, Stress oder Deprigefühle, dass erstmal nichts übrig bleibt, wenn die sich verabschieden wollen, weil man sich so sehr mit ihnen identifiziert hat.
Da bist Du auf jeden Fall auf einem sehr guten Weg und wie immer braucht wahrscheinlich alles ein wenig mehr Zeit, als wir uns vielleicht denken oder wünschen würden und die Lösungen kommen einfach irgendwann irgendwie, ohne dass wir es gross herbeigeführt oder erwartet hätten

Zitat von MariaManchester:
Es ist ein surreales Gefühl von Perspektivlosigkeit. Als würde ich fallen. Keine Wurzeln die mich halten.


Wenn Du glaubst, dass die fehlende Perspektive mit Deiner Therapie zusammenhängen
könnte, dann kannst Du Dir selbst eventuell sehr schnell etwas helfen.
Kann es sein, dass Du sehr intensiv nach den Gründen suchst, warum Dich die Angststörung sehr belastet?

Zitat von MariaManchester:
Es ist ein surreales Gefühl von Perspektivlosigkeit. Als würde ich fallen. Keine Wurzeln die mich halten. Ich weiß nicht wer ich bin, wer ich sein will. Was ich hier mache.

Falls Du etwas viel nach den Gründen suchst, dann kehre in Gedanken wieder zu Deinen gedanklichen
Wurzeln zurück. Diese persönlichen Wurzeln solltest Du nie aufgeben.
Eine Therapie darf Deine Wurzeln nicht verändern.
Verändern kannst und solltest Du die eine oder andere Sichtweise. Aber nicht Deine Wurzeln.

Zitat von MariaManchester:
Kurios das ich die Panikattacken weg haben wollte und jetzt quasi an meiner Existenz zweifle. Macht das Sinn ?


Ich finde das macht keinen Sinn. Vielleicht habe ich da eine etwas gewagte Idee. Aber ich möchte Dich
damit nicht noch mehr verunsichern.

Zitat von MariaManchester:
Meine Therapeutin meint ja, wir kommen dem Kern näher. Und gefühlt wird jetzt alles in mir umgeworfen.

Ist eine Therapie wirklich dazu da, vieles in einem Menschen umzuwerfen? Ich sehe das überhaupt nicht so.

@NikoXP Danke für deinen tollen Beitrag.

A


x 4





Youtube Video

Dr. Christina Wiesemann
App im Playstore