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Hallo. Ich bin neu hier (war aber vorher monatelang ein stiller Mitleser).

Zu mir. Ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und habe eine 3 jährige Tochter. Ich leide schon seit meiner Jungend unter Angstzustände und Panikattacken, hatte aber zwischenzeitlich 10 Jahre meine Ruhe. Seit der Geburt meiner Tochter ist es wieder schlimmer geworden.

Letzte Woche rief mein Vater mich an, weil er einen Rentenbescheid bekommen hat, in dem stand, dass die Rente meiner Mutter wieder auf ihn übertragen wurde, weil sie vor 1,5 Monaten verstorben sei! Meine Eltern sind schon ewig geschieden. Meine Mutter war 15 Jahre in einem Pflegeheim, weil sie 3 Schlaganfälle hatte. Sie konnte lediglich ihren Kopf und ihren linken Arm bewegen. Sie hat ihre Sprache und ihr Gehör verloren, was eine Kommunikation sehr erschwert hat. Trotzdem wusste ich immer, dass ihr Verstand sehr gut funktioniert (Das fand ich besonders schlimm. Sie war wirklich gefangen im Körper). Ich habe sie all die Jahre relativ (mal mehr mal weniger) regelmäßig besucht. Nur das Jahr 2020 (Corona) habe ich fast ganz ausgelassen, aus Angst, jemanden anzustecken, bzw. im Sommer wäre es zwar (mit Termin) gegangen aber da hatte ich mein Problem, dass ich ja auch psychisch dafür in der Lage sein musste. Woher soll ich heute wissen, wie es mir in 2 Tagen geht.

Was ich besonders schlimm und Respektlos für uns (ich habe noch 2 Brüder) und auch meiner sterbenden Mutter fand, dass uns gar keiner informiert hat. Nach dem Schreiben, habe ich im Heim angerufen, die die Schuld bei ihren gesetzlichen Betreuer schieben. Sie sei im Krankenhaus verstorben, weshalb die nicht zuständig seien (ich hatte auch keine Info darüber, dass sie überhaupt im Krankenhaus war). Sie dürften mir am Telefon auch keine Auskunft geben (z.b. woran verstorben und wo beerdigt). Hin darf ich im Moment ja auch nicht.

Der Betreuer sagt, dass Heim habe sie nicht über den Krankenhausaufenthalt informiert. Hat mir zumindest geholfen, an wen ich mich wenden kann, wo sie beerdigt wurde (Bestattungsinstitut genannt) und das sie positiv getestet wurde. Das ihr Körper das nicht durchsteht, ist mir klar. Sie hatte immerhin 15 Jahre gelegen und Wasser in der Lunge (das konnte sogar ich hören) etc.
Es mag jetzt hart klingen aber ich sehe ihren Tot wirklich als Erlösung an. So ein Leben wünsche ich niemandem. Vor allem bei klarem Verstand.
Ich bin traurig und wütend, weil uns jegliche Verabschiedung (Beerdigung) genommen wurde. Ich wünsche mir, dass sie zumindest im Krankenhaus in guten Händen war und das zumindest ihr Weggang angenehm war. Alles danach empfinde ich als totale Respektlosigkeit und Frage mich, ob jegliche Menschlichkeit in dieser Krise verlorengegangen ist.

30.01.2021 21:03 • 05.06.2021 x 2 #1


34 Antworten ↓


Sorry, dass verstehe ich nicht so ganz....deine Mutter hatte einen gesetzlichen Betreuer ...?
Betreuer kümmern sich meistens sehr wenig....aber du als Tochter oder deine Brüder hatten ein Recht darauf informiert zu werden.
Schon alleine,dass sie in ein Krankenhaus verlegt wurde......hm....nee verstehe ich nicht....da würde ich gewaltig nachhaken....da stimmt einiges nicht....

A


Mutter an Corona verstorben

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Habe ich das richtig verstanden, das Deine Mutter schon 1,5 Monate tot ist und Du im letzten Jahr gar nicht bei ihr warst? Ich habe auch Angstzustände, bin aber immer zu meiner Mama gefahren.
Du hast sie im letzten Jahr nicht besucht? Und was ist jetzt Respektlos? Das sie Dich nicht informiert haben, das Deine Mutter gestorben ist?

Ich kann mir das nicht vorstellen, meine Mama ein Jahr lang nicht zu besuchen,......

Mein Beileid für deinen Verlust.

Ich war bei meiner Mama jeden Tag da, auch als sie starb...und noch Stunden drüber hinaus.
Hätte ich anders auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können.

Zitat von Lilith8990:
Mein Beileid für deinen Verlust.Ich war bei meiner Mama jeden Tag da, auch als sie starb...und noch Stunden drüber hinaus. Hätte ich anders auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können.

Ich war auch bei meiner Mama als sie gegangen ist. Alle waren da, ihre Kinder und mein Mann und meine Schwägerin.
Meine Mama hat immer gesagt, sie möchte an einem Sonntag nicht alleine sein und das war sie nicht, wir waren da.

Das ist schön zu lesen.


Klar es ist mega schwer aber sie waren ja auch immer für einen da. Klingt für viele vielleicht blöd, aber ich weiß, dass sie immer bei mir ist und auf mich aufpasst.

Zitat von Lilith8990:
Das ist schön zu lesen. Klar es ist mega schwer aber sie waren ja auch immer für einen da. Klingt für viele vielleicht blöd, aber ich weiß, dass sie immer bei mir ist und auf mich aufpasst.

Ja das auf jeden Fall. Ich träume manchmal von meiner Mama, dann ist das so, als wenn sie mich besuchen kommt,
da freue ich mich zwar, aber wenn ich aufwache, weiß ich das es nur ein Traum war und dann weine ich.,
Mama ist Mama und das wird immer so bleiben. Immer. Eine Mama ist ein ganz besonderer Mensch (für mich).

Sorry ich will dir echt nicht zu nah treten... aber was ist mit den anderen Familienangehörigen? Hat Sie keiner besucht? Habt ihr noch nicht mal regelmäßig im Heim angerufen und nach ihrem Befinden gefragt? So etwas finde ich unheimlich traurig

Ihr habt schon recht. Mich plagt zu dem auch ein schlechtes Gewissen zum letzten Jahr.
Meine Geschwister haben die Situation ja nicht verkraften können und haben sie fast gar nicht besucht (nur wenn ich ich sie mitgenommen habe). Ihr müsst aber auch berücksichtigen, dass wir damals alle noch Kinder waren, als es los ging. Zu dem reden wir nicht von ein paar Monate sondern 15 Jahre. Die ersten 5 Jahre habe ich sie immer an meinem freien Tag besucht. Bis ich merkte, dass ich somit gar keine Freizeit mehr hatte, damit ging es mir auch nicht gut. Dann war es nurnoch einmal im Monat. Da wurde es für mich besser.
Dennoch bin ich enttäuscht, dass uns niemand informiert hat, weshalb wir auch keine Chance mehr hatten uns zu verabschieden.

Ihre Mutter ist 3 Jahre später eingezogen. Ihr Freund ist verstorben. Somit hatte sie nur uns Kinder. Damals war ihre beste Freundin, aus ihrer Kindheit, ihr Vormund. Sie ist allerdings daraufhin an schwerer Depression erkrankt, weshalb sie gezwungen war, die Verantwortung abzugeben.

Es tut mir leid für euch, dass ihr auch eure Mütter verloren habt, wirklich. Und es freut mich, dass ihr euch verabschieden konntet.
Bis vor einem Jahr habe ich sie ja relativ regelmäßig besucht (einmal im Monat). Dann kam allerdings Corona und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte (fernbleiben oder den Virus ignorieren). Leider habe ich mich fürs fernbleiben entschieden, was ja leider nichts gebracht hat, weil sie den Virus ja trotzdem bekam. Natürlich bereue ich meine Wahl, mit dem Wissen, dass ich ihr das letzte Jahr auch angenehmer

(Sorry, bin auf absenden gegangen. Verfasse den Text einfach weiter) machen können. Aber konnte ich das vorher wissen? Hätte ich es verkraftet, wenn sie das Virus wegen mir bekommen hätte? Ich hätte aufpassen können, wie ich will aber ich habe ein Kindergartenkind zu Hause, welches sicher die Abstandsregeln etc. vergisst. Eigentlich wollte ich mich hier auch nicht die ganze Zeit rechtfertigen, dass ich sie das Letzte mal im Januar oder Februar besucht habe (weil ich weiß, dass mein Entschluss letztendlich falsch war und ich es nicht mehr rückgängig machen kann, was mich sowieso schon sehr traurig stimmt).
Trotzdem bin ich wütend, dass uns keiner Bescheid gesagt hat und uns somit auch noch diese Verabschiedung genommen wurde (Beerdigung. Ins Krankenhaus hätten wir, auf Grund von Corona eh nicht gedurft). Das es allen die sich zuletzt um sie gekümmert haben egal war, dass da noch Angehörige sind.

Mein aufrichtiges Beileid!
Ich finde es nicht gut, dass hier so viele Vorwürfe gemacht werden.
In so einer schweren Situation, die dazu noch über so viele Jahre ging, muss jeder seinen eigenen Weg finden, damit umzugehen.
Von außen kann man das schwer beurteilen und sollte es meiner Meinung auch nicht!
Fakt ist, dass die Pfleger/das Heim/ das Personal absolut falsch gehandelt hat.
Ich finde es total traurig und wäre auch sehr wütend über dieses Verhalten.
Denn sich dafür zu entscheiden die Mama eine gewisse Zeit nicht zu sehen, ist etwas absolut anderes, als sie nie mehr zu sehen.
Diese Chance genommen zu bekommen ist wirklich sehr traurig. Tut mir sehr Leid :(

Zitat von DieSonne:
Ihr habt schon recht. Mich plagt zu dem auch ein schlechtes Gewissen zum letzten Jahr. Meine Geschwister haben die Situation ja nicht verkraften können und haben sie fast gar nicht besucht (nur wenn ich ich sie mitgenommen habe). Ihr müsst aber auch berücksichtigen, dass wir ...


Gib Dir bitte selber keine Schuld, manchmal laeuft das Leben nicht so, wie wir es wollen.

Es tut mir wirklich sehr leid, dass das so ausgegangen ist ....

Zitat von DieSonne:
Eigentlich wollte ich mich hier auch nicht die ganze Zeit rechtfertigen,


Das brauchst Du auch nicht, einige Beitraege sind wirklich daneben ... Vielleicht solltest Du nach Selbsthilfegruppen googeln, es gibt ja viele, die sich nicht verabschieden konnten.

Ich danke euch. Habe mittlerweile einige Schreiben aufgesetzt. An Träger, Gemeinde und Stadt. Um meinen Unmut kundzutun und Transparenz zu erhalten. Leider noch immer keine Antworten bekommen. Bin am überlegen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich finde es schlimm und hoffe, dass so etwas nicht öfter bei diesem Träger passiert.

Ja genau, mach was Dir hilft.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von DieSonne:
Ich danke euch. Habe mittlerweile einige Schreiben aufgesetzt. An Träger, Gemeinde und Stadt. Um meinen Unmut kundzutun und Transparenz zu erhalten. Leider noch immer keine Antworten bekommen. Bin am überlegen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich finde es schlimm und hoffe, dass so etwas nicht öfter bei ...


Wenn sie einen gesetzlichen Betreuer hatte wird dieser wohl auch als Kontaktperson im Heim als auch im Krankenhaus hinterlegt gewesen sein. Irgendwer hat sich ja schliesslich auch um die Beisetzung gekümmert.
Hatte der Betreuer eure Kontaktdaten, wusste er in welchem Fall ihr informiert werden wollt z.B. Verschlechterung des Allgemeinzustandes, KH Aufenthalt, Sterbefall etc. ? Falls nicht dann hättet ihr euch kümmern müssen. Den Betreuer informieren, das Heim informieren dass ihr informiert werden wollt wenn irgendwas ist.
Davon abgesehen auch wenn du deine Mutter nicht besuchten konntest warum hast du denn nicht gelegentlich mal angerufen um zu hören ob alles ok ist?

@DieSonne
es tut mir sehr leid, was dir widerfahren ist. Mein Beileid. Ich hoffe, es wird dir gelingen, mit deinem Schmerz umzugehen und auf deine Weise Abschied zu nehmen.

Normalerweise informiert das Heim die Angehörigen. Hast du keinen Kontakt zu ihrem gesetzlichen Betreuer? Das du im letzten Jahr nicht hingefahren bist verstehe ich. Warum hast du aber nicht ab und zu angerufen und gefragt wie es ihr geht? Hast du dir da nie Sorgen gemacht?

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Dr. Christina Wiesemann
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