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Hallo zusammen. Ich hab seit vielen Jahren immer mal wieder mit Unruhe, Herzklopfen und Zittern zu tun. Seit 9 Monaten habe ich es nun fast ununterbrochen. Seit paar Monaten ist es so, dass ich jeden Morgen mit Unruhe aufwache und abends gehts mir so gut, als wäre nichts. Am nächsten Morgen fangt alles von vorne an. Kennt ihr das?

Ich habe keine Depressionen, keine antriebslosigkeit, auch keine Angst vor dem Tag, oder panikattacken. Ich komme immer gut aus dem Bett.
Ich habe aber zu der Unruhe negative Gefühle zu fast allem, was nicht zum Alltag gehört. Angstgefühle. Die Dinge fühlen sich dann schlecht in meinem Magen an. Abends sind diese Gefühle bei den Gedanken aber weg.
Abends wünsche ich mir es wäre immer so.
Ich nehme escitalopram, was meine Symptome bessert aber es nervt einfach nur

Ich würde mich über einen Austausch freuen

27.07.2021 09:29 • 02.08.2021 x 1 #1


24 Antworten ↓


Vielleicht bist du ein Nachtmensch und durch Lärm / zu helles grelles Licht , empfindlich . Dann bekommst du Unruhe negative Gefühle etc. Wenn es dir am Abend gut geht ist doch schon was .

Es gibt Tag und Nachtmenschen dass ist normal , dazu braucht man keine Depression zu haben .

Vielleicht helfen dir Beruhingstabletten / Meditation / Therapie dazu etwas .

Passedan Tropfen kann ich empfehlen ist pflanzlich und beruhigt auch hilft es zum einschlafen .

A


Morgens Unruhe und negative Gefühle

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@alex128 Danke für deine Antwort. Abends und nachts ist ja alles gut. Schlafen kann ich gut.
Ich weiß dass es an meiner Psyche liegt. Morgens direkt Beruhigungsmittel nehmen möchte ich nicht.

@Railway Versuche vielleicht beruhigende Meditationsmusik anzuhören oder ruhige Musik , eine Morgenroutine zu schaffen , Flötenmusik beruhigt sehr , sorry für das zwemal adden .

Hallo Railway,

ja, ich kenne das auch.
Man weiß nicht, was einen erwartet, geht schon sorgenvoll und angespannt in den Tag und irgendwann schaltet der Körper dann um und sagt, oh.... ist ja alles gar nicht so wild - ich entspann mich mal,
Bisschen verrückt, aber ich glaub das haben viele hier,

Morgens ist der Cortisol-Spiegel auch höher (normal bzw. soll so sein) und ich glaube, deswegen packt einen die Angst und Anspannung auch mehr, wenn mal sensibel ist und eh viel zu viel in sich reinhört.



@Knuffelchen Danke für deine Antwort. Vielleicht gehe ich unbewusst sorgenvoll in den Tag. Denn samstags ist der Tag, an dem ich sehr wenig Unruhe habe.
Das war bei mir aber nicht immer so. Erst seit ein paar Monaten wie gesagt. Das ist so nervig. Während ich abends voller Tatendrang bin, könnte ich morgens vor diesen Dingen weglaufen. Das ist doch nicht normal.

Ja es geht wirklich sehr sehr vielen hier so, dass es denen morgens schlecht(er) geht.

@Railway hört sich einfach nach einen Nachtaktiven Menschen an , ganz normal

@Railway

Zitat von Railway:
Ich habe aber zu der Unruhe negative Gefühle zu fast allem, was nicht zum Alltag gehört. Angstgefühle.


Der Alltag unterscheidet sich vom Nichtalltag durch jede Sinneseindrücken, die a) nicht bekannt und b) deshalb schwer oder nicht kontrollierbar erscheinen.

Zitat von Railway:
Vielleicht gehe ich unbewusst sorgenvoll in den Tag. Denn Samstag ist der Tag, an dem ich sehr wenig Unruhe habe.


Das muss nicht unbewusste Sorge hinsichtlich der restlichen Wochentage sein. Es kann im Gegenteil die (freudige?) Erwartung von Abwechslung, Möglichkeit zur kreativen Tagesgestaltung etc. sein. Mir ging es, als ich noch einen sehr zeitintensiven Beruf hatte, ebenso mit den (arbeitsfreien) Samstagen. An Sonntagen ging es mir wieder schlechter, weil ich da verstärkt familiäre Verpflichtungen spürte. Die Unfreiheit der nahezu gesamten Woche setzte mir enorm zu. Leider erkannte ich dies erst nach dem Zusammenbruch im Zuge der Therapien...

Zitat von Railway:
Während ich abends voller Tatendrang bin, könnte ich morgens vor diesen Dingen weglaufen.


Klar hört sich das nachtaktiv an, aber dann würde es sich doch schon immer (individueller Biorhythmus) so verhalten!? Hast Du vor den besagten 9 Monaten den Job gewechselt, irgendwas sonst verändert?

Ich sehe hier schon Ängste vor dem was der Tag bringen mag im Vordergrund was die mittelbare Ursache angeht. Oft geht es gar nicht um konkrete Inhalte des Tages sondern um die Rahmenbedingungen (zu wenig Zeit für die anstehenden Aufgaben, schlechtes Betriebsklima, körperliche Probleme etc.). Prüfe doch mal, ob Du unter diesen beiden Kategorien (Inhalte / Bedingungen) Punkte findest, die in Frage kämen. Das wäre der erste Schritt um ein wenig Ordnung in das psychosomatische Erleben zu bringen.

Zitat von moo:
durch jede Sinneseindrücken, die a) nicht bekannt und b) deshalb schwer oder nicht kontrollierbar erscheinen.

Vielen Dank für deine Antwort. In deinem Text finde ich mich öfter wieder. Genau das ist es! Nicht bekannt und deswegen nicht greifbar. Bei mir kommen nicht die negativen Gefühle aufgrund von negativen Gedanken sondern ich bekomme Unruhe und Angstgefühle und dann fühlt sich vieles schlecht an.

Zitat von moo:
An Sonntagen ging es mir wieder schlechter, weil ich da verstärkt familiäre Verpflichtungen spürte

Die habe ich sonntags auch.
Zitat von moo:
Leider erkannte ich dies erst nach dem Zusammenbruch im Zuge der Therapien...

und was hast du dann gemacht bzw geändert?

Zitat von moo:
Hast Du vor den besagten 9 Monaten den Job gewechselt, irgendwas sonst verändert?

Ja hab ich, und zwar geheiratet. Ich habe vor 7 Jahren schon mal eine Therapie gemacht weil ich keine Nähe zu Männern lange aushalten konnte (Bindungsangst? )
Dank der Therapie konnte ich für meinen Mann kämpfen und heute sind wir verheiratet. Während der ganzen Beziehung habe ich immer wieder mal schlechte Schübe gehabt. Aber seit der Hochzeit eigentlich ununterbrochen. Ich bereue die Hochzeit nicht, das will ich klar stellen! Aber ich denke da steckt was dahinter. Ich muss sagen dass meine Eltern mir nie gezeigt haben, was eine liebevolle Beziehung ist. Das Verhältnis zwischen denen war bis zum Tode meines Vaters grauenhaft. Und ich stand viele viele Jahre dazwischen.

Zitat von moo:
Oft geht es gar nicht um konkrete Inhalte des Tages sondern um die Rahmenbedingungen (zu wenig Zeit für die anstehenden Aufgaben, schlechtes Betriebsklima, körperliche Probleme etc.).


Stress macht mir nichts aus. Ich habe sehr humane Arbeitszeiten, mit meinen Kollegen komme ich super aus. Körperlich bin ich gesund.

Ich starte gerade eine neue Therapie. Dies mal tiefenpsychologisch. Der Antrag läuft gerade.

sorry für den vielen Text

Zitat von Railway:

und was hast du dann gemacht bzw geändert?


Erst mal alles auf NULL - das hat der Körper (totaler Burnout) für mich erledigt. Dann so ziemlich alles (aus meiner Sicht schon lange Notwendige) geändert: Firma übergeben, Umzug zu meiner Lebenspartnerin, Ernährung, toxische Stoffe weggelassen, Therapien etc. (s. Profil). Ich kam also - längst überfällige - ins Tun...

Zitat von Railway:
Genau das ist es! Nicht bekannt und deswegen nicht greifbar. Bei mir kommen nicht die negativen Gefühle aufgrund von negativen Gedanken sondern ich bekomme Unruhe und Angstgefühle und dann fühlt sich vieles schlecht an.


Das musst Du Dir mal in Ruhe genauer anschauen: Meine These wäre, dass Unruhe und Angstgefühle nicht aus dem Nichts kommen können. Sie kommen doch aus dem Geist! Auch wenn sich das vielleicht als Spitzfindigkeit liest, so ist dieser Aspekt m. E. extrem wichtig für die subjektive Wahrnehmung, was denn Angst/Unruhe überhaupt ist. Angst z. B. ist eigentlich nicht, sondern der Geist ist ängstlich. Angst ist also ein Geisteszustand. In unserer Wahrnehmung jedoch interpretieren wir diesen so: Ich habe Angst! - und schaffen damit ein Subjekt (mich), welches von einem Objekt (Angst) betroffen (belauert, daran erkrankt) ist.

Auch wenn Du der Überzeugung bist, dass Deine Angst zuerst da ist und dann erst die negativen Gedanken daraus entstehen, bitte ich Dich, das beim nächsten Mal unter folgender Erklärung erneut genau zu verfolgen. Ich sehe es nämlich genau andersrum:

Die (1.)Gedanken erzeugen ein (2.)unangenehmes Gefühl, dieses (3.)bewertet gleichzeitig die Gedankeninhalte als negativ (=Wahrnehmung!). Auf diese (negative) Wahrnehmung folgt eine (4.)geistige Gestaltung in Form von (4.)aktivem Denken.

Dieses (4.)aktive Denken unterscheidet sich von den (1.)Gedanken insofern, als dass sie neu (gegenwärtig) sind. Sie sind zwar durch die (3.)Wahrnehmung gefärbt, jedoch legen sie aktiv noch einen drauf. Dies ladet den ursprünglichen (1.)Gedanken auf und beeinflusst den (5.)Geisteszustand (=Bewusstseinsinhalte) insgesamt. Dieser Gesamtprozess läuft idR in Sekundenbruchteilen UND völlig unbewusst ab. Daher ist es auch nicht einfach, die sozusagen chronologische Abfolge zu erkennen. Schon gar nicht, wenn man das nie erklärt bzw. vor Augen geführt bekommen hat.

Wenn Du magst, können wir an einem Beispiel Deiner Wahl den o. g. Prozess nochmal griffiger darstellen. So bekommst Du ein Gespür dafür, was wann wie und warum abläuft. In der Folge geht es natürlich darum, diesen Automatismus zu beeinflussen.

Bevor man aber daran geht, muss m. E. die Funktionsweise gut verstanden sein, sonst bastelt man an etwas rum, von dem man gar nix weiß - was m. E. leider oft im Zuge von pauschalen Verhaltenstherapien geschieht: Man will ein Produkt erzeugen, ohne die Ausgangsmaterialien zu kennen. Selbst wenn das kurzfristig einen Effekt erzielen sollte, ist es erfahrungsgemäß nicht von Dauer - eben weil die wirk-same Einsicht fehlt. Die Einsicht ist nämlich der Schlüssel für die Veränderungsmöglichkeit des Geistes.

Noch ein Wort zur Unruhe: Der Geist ist unruhig - das ist alles. Dieser Geisteszustand beruht hingegen nicht direkt auf Sinneskontakten sondern auf (resultierendes) Unwissen, Zweifel, Gewissensbissen, Entscheidungsunfähigkeit etc. und ist - wie die Angst - irgendwann ein Selbstläufer und die Ursache ist dann schon lange nicht mehr erkennbar.

Zitat von Railway:
Ich starte gerade eine neue Therapie. Diesmal tiefenpsychologisch. Der Antrag läuft gerade.


Sicher ein guter, neuer Ansatzpunkt!

Zitat von Railway:

Ja hab ich, und zwar geheiratet. Ich habe vor 7 Jahren schon mal eine Therapie gemacht weil ich keine Nähe zu Männern lange aushalten konnte (Bindungsangst? )
Dank der Therapie konnte ich für meinen Mann kämpfen und heute sind wir verheiratet. Während der ganzen Beziehung habe ich immer wieder mal schlechte Schübe gehabt. Aber seit der Hochzeit eigentlich ununterbrochen. Ich bereue die Hochzeit nicht, das will ich klar stellen! Aber ich denke da steckt was dahinter. Ich muss sagen dass meine Eltern mir nie gezeigt haben, was eine liebevolle Beziehung ist. Das Verhältnis zwischen denen war bis zum Tode meines Vaters grauenhaft. Und ich stand viele viele Jahre dazwischen.


Aha, gut! Wenn (!) Du magst, können wir genau diesen Punkt (Heirat) als Beispiel für o.g. Erklärung nehmen. Aber nur, wenn Dir das hier nicht zu offiziell ist bzw. irgendwie zu nahe kommt.

Zitat von Railway:
Sorry für den vielen Text


Das müsste ich sagen... Aber wie sagt man so schön: Tausend Worte sagen mehr als ein Bild

Zitat von moo:
Sie kommen doch aus dem Geist!

Ich nenne meinen Geist das innere Kind. Der Begriff ist für mich mehr greifbar

Zitat von moo:
Ich habe Angst! - und schaffen damit ein Subjekt (mich), welches von einem Objekt (Angst) betroffen (belauert, daran erkrankt) ist.

Ja da hast du recht, man identifiziert sich mit dem Geist bzw. inneren Kind, weil die körperlichen Symptome der Angst einen das so fühlen lassen. Mein inneres Kind hat Angst

Zitat von moo:
Dieser Gesamtprozess läuft idR in Sekundenbruchteilen UND völlig unbewusst ab. Daher ist es auch nicht einfach, die sozusagen chronologische Abfolge zu erkennen. Schon gar nicht, wenn man das nie erklärt bzw. vor Augen geführt bekommen hat.

Klasse deine Erklärung. Ok, in Sekundenbruchteilen und unbewusst klingt plausibel. Dann ist es klar, warum es für mich nicht greifbar bzw. ohne erkennbaren Grund passiert.

Eine Therapeutin sagte mir mal, dass meine ganzen negativen Kindheitserfahrungen tief im Unterbewusstsein weg gesperrt sind und wenn heute irgendetwas mein Unbewusstes an früher erinnert, schickt es Signale (Angst, Unruhe) nach oben. Das passt zu deiner Erklärung finde ich

Zitat von moo:
Aha, gut! Wenn (!) Du magst, können wir genau diesen Punkt (Heirat) als Beispiel für o.g. Erklärung nehmen. Aber nur, wenn Dir das hier nicht zu offiziell ist bzw. irgendwie zu nahe kommt.

Ja gerne. Ob es mir zu nahe kommt, kann ich jetzt noch nicht sagen Gehen wir da stark ins Thema rein? Denn dann würde ich glaub ich die persönlichen Nachrichten-Möglichkeit bevorzugen.
Die Planung der Hochzeit, das alles drum herum hat so Spaß gemacht, ich habe mich gut gefühlt. Eine Woche vorher ging mir dann der A* auf Grundeis. Es war für mich aber null greifbar. Alles hatte sich schlecht angefühlt. Aber ich bin froh, dass ich nicht weggelaufen bin. Die Kirchliche mussten wir aufgrund von Corona verschieben, aber daran mag ich auch nicht mehr denken.. Die haben wir wegen mir jetzt auf nächstes Jahr verschoben. Aber es ist absolut nicht greifbar für mich. Es passiert doch nix. Verheiratet bin ich ja schon... Ich versteh diesen Wandel nicht

Zitat von Railway:
Ich nenne meinen Geist das innere Kind. Der Begriff ist für mich mehr greifbar.

Ich verstehe das. Vorübergehend schlage ich aber vor, die Bezeichnung Geist ruhig ungreifbar zu akzeptieren. Das Innere Kind ist mir sowohl als therapeutischer Begriff als auch per Lektüre vertraut, aber es geht hier in der Tat um etwas anderes.

Zitat von Railway:
Ja da hast du recht, man identifiziert sich mit dem Geist bzw. inneren Kind, weil die körperlichen Symptome der Angst einen das so fühlen lassen.

Sehr gut erkannt!

Zitat von Railway:
Eine Therapeutin sagte mir mal, dass meine ganzen negativen Kindheitserfahrungen tief im Unterbewusstsein weg gesperrt sind und wenn heute irgendetwas mein Unbewusstes an früher erinnert, schickt es Signale (Angst, Unruhe) nach oben. Das passt zu deiner Erklärung finde ich.

Jedenfalls griffig formuliert, wie ich finde - damit lässt sich arbeiten. In der Therapie dient dieses Bild dazu, Reaktionen auf vermeintlich Unsichtbares sichtbar, Ursache und Wirkung nachvollziehbar zu machen. Hat Dir ihre o. g. Erklärung hinsichtlich der aktuellen Ängstlichkeit und Unruhe geholfen - zumindest theoretisch?

Derlei Erklärungen sind m. E. sicher sinnvoll und - sofern sie zum ersten Mal gehört werden - mitunter erhellend und auch eine gewisse Zeit lang spürbar effektiv. Zu bedenken jedoch bleibt, dass die verstandesmäßige Einsicht nur ein Aspekt der Heilung ist. Der zweite Punkt ist die nun bewusste Einübung verhältnismäßiger Geistesreaktionen auf jene kritischen Trigger. Ich gehe davon aus, dass Ihr das in der Therapie ebenfalls praktiziert habt?

Ein schöner Merkposten für diesen Vorgang wäre: Das Herz muss folgen. Wenn man möchte, kann man hier den Kontext der Umerziehung des inneren Kindes bemühen, doch aus meiner Sicht ist gerade hier die Formulierung Umerziehung des Geistes weitaus passender.

Umerziehung mag sich ziemlich unangenehm anhören - vor allem für Betroffene, die eben unter ihrer in der Kindheit und Jugend erfahrenen Erziehung sehr gelitten haben. Vielleicht sollten diese Menschen dann eher den Begriff Ent-ziehung verwenden - denn letztlich geht es, wie wir noch sehen werden, um ein Unabhängigwerden von Einflüssen, um ein Nicht-Anhaften an letztlich illusionären geistigen Gestaltungen.

Zitat von Railway:
Gehen wir da stark ins Thema rein?

Nö, da sehe ich persönlich keine Notwendigkeit. Mir ging es nur darum, ein Thema zu finden, dass Dich wirklich anrührt weil ich glaube, dass genau da das wirksamste Erkennen möglich ist.

Der Übersicht halber eröffne ich hierfür einen neuen Beitrag:

Zitat von Railway:
Hallo zusammen. Ich hab seit vielen Jahren immer mal wieder mit Unruhe, Herzklopfen und Zittern zu tun. Seit 9 Monaten habe ich es nun fast ...

Bin da ganz bei dir. Morgens noch im Bett geht die Unruhe los. Je weiter der Tag voran schreitet um so ruhiger werde ich. Ganz kurios.
Ich habe mein Schlafzimmer jetzt verdunkelt, weil ich die grelle Sonne morgens nicht gleich ertrage. Nach dem aufwachen nehme ich mein Handy und schreibe erst mal einer guten Freundin. Dann geht's ganz langsam los, meistens lasse ich alles noch dunkel.
Wenn ich ganz unruhig bin, lege ich mich noch mal hin und höre etwas entspanennde Musik.

Schlimm finde ich nur, dass es ein so unangenehmer Start in den Tag ist.

Da Du im Zuge Deines ersten Threads (v. 21.06.) schon umfangreich mit den Grüßen aus der Vergangenheit (Elternhaus, vorherige Beziehungen) konfrontiert warst und offenbar die meisten diesbezüglichen Verbindungen kennst, schauen wir uns nun lediglich die akute Situation, also Dein gegenwärtiges Erleben an, denn nur in der Gegenwart ist was zu bewerkstelligen.

Behalte also jetzt mal bewusst KEINE Assoziationen aus der Vergangenheit und therapeutische Erklärungen im Hinterkopf; die hast Du eh schon verstanden. Ich möchte Dir ein paar Kontemplationen vorschlagen, die Du in Ruhe durchdenken, ja, durchsehen magst:


Status und Veränderung

Wie fühlt sich das an, was ist das:

Eine gute Ehefrau sein - eine Ehefrau sein - eine erwachsene Frau sein - eine Frau sein - weiblich sein - Kind sein -

bin ich das wirklich? War ich das jemals?

Wie bin ich Kind? Wie bin ich weiblich? Wie bin ich Frau - erwachsene Frau - Ehefrau - gute Ehefrau?

Wann veränderte ich mich tatsächlich? Kann ich das nach-erleben?

War ich jemals stabil ich, eindeutig, klar ersichtlich?



Existenz - Sein - Ich

Ich - was ist das? Woraus besteht ich? Wo bin ich? Noch detailierter: Wer bin ich? Warum bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? ...

Kann ich diese Fragen beantworten? Wenn nicht, welches Subjekt ängstigt sich dann, ist unruhig? Gehe ich dann nicht von etwas/jemandem aus, das/der gar nicht greifbar ist?

Was bliebe von mir, wenn folgende Kontakte nicht vorlägen:

Augenkontakt: Farben und Formen + Auge + Sehbewusstsein
Hörkontakt: Geräusche, Klänge und Worte + Ohr + Hörbewusstsein
Riechkontakt: Gerüche und Aromen + Nase + Riechbewusstsein
Schmeckkontakt: Geschmäcker + Zunge + Geschmacksbewusstsein
Körperkontakt: Berührungen + Haut und Nerven + Körperlichkeitsbewusstsein
Gedankenkontakt: Gedanken + Gehirn + Denkbewusstsein

?

Wie oft (eigentlich ständig!) sehe ich Dinge, die ich nicht wahrnehme?
Wie oft (eigentlich ständig!) höre ich Klänge, die ich nicht wahrnehme?
Wie oft (eigentlich ständig!) riche ich Aromen, die ich nicht wahrnehme?
Wie oft (eigentlich ständig!) schmecke ich Geschmack, den ich nicht wahrnehme?
Wie oft (eigentlich ständig!) erfahre ich Berührungen, die ich nicht wahrnehme?
Wie oft (eigentlich ständig!) denke ich Gedanken, die ich nicht wahrnehme?

Während ich dies alles nicht wahrnehme, kann ich sagen, dass ich in Bezug auf den jeweiligen Sinneskontakt dann überhaupt erlebe, also bin?

Wo bleibt dann dieses Ich?

Ist es nicht stattdessen so, dass ein Ich-Erleben nur dann vorliegt, wenn das jeweilige Bewusstsein auf den jeweiligen Sinneskontakt ausgerichtet ist?
Wer oder was bestimmt denn diese Ausrichtung?
Ich?
Wenn dem so ist, was war dann zuerst da - Ich oder das Objekt?

Könnte es sein, dass diese Fragen zu nichts führen? Zu Nichts im wortwörtlichen Sinne von Leere? Kann dieses Ich überhaupt als Entität bezeichnet werden?

Ist es nicht lediglich Geist?

Also - nicht mal mein Geist - NUR GEIST !

Läge diese Idee denn nicht sehr nahe an dem was ich mir unter der Wahrheit vorstelle?

Erzeugt die Vorstellung von non-personellem Geist irgendwie Angst, Verletzlichkeit, Unsicherheit? Wenn ja - wer ist dann ängstlich und ist dies berechtigt?


Ego Ich-Illusion

Wenn ich die beiden o. g. Kontemplationen gemeinsam betrachte und gegeneinander abwäge bleibt trotzdem die Frage: Wer ist es denn dann, der leidet? Hierzu folgende Arbeitshypothese:

Es gibt den Körper, aber keinen Besitzer.
Es gibt Sinneskontakte, aber keinen der sie erfährt.
Es gibt Gefühle, aber keinen der fühlt.
Es gibt Bewertungen, aber keinen der bewertet.
Es gibt Wahrnehmung, aber keinen der wahrnimmt.
Es gibt (geistige) Gestaltungen, aber keinen der gestaltet.
Es gibt Bewusstsein, aber keinen der ist.

Vor diesen Vorstellungen sträubt sich etwas in mir - nämlich ich, das Ego, das Ich-Gefühl. Es sträubt sich deswegen, weil diese Vorstellungen mich in Frage stellt.

Obgleich diese Vorstellungen eigentlich einleuchten, fühlt es sich nicht so an, als wenn sie zuträfen! Wie fühlt es sich denn an? Nämlich so:

Ich besitze den Körper.
Ich habe Sinneskontakte.
Ich fühle.
Ich bewerte.
Ich nehme wahr.
Ich gestalte geistig (denke).
Ich bin!.

Wenn nun o. g. Wahrheit von der eigentlichen Leerheit sämtlicher Phänomene erkannt wird, ist das nicht ungefähr so, wie wenn man zu einer Ameise, die an einer Zimmerdecke entlang läuft, sagt: Lass los! ?

Das Verhalten der Ameise ist eine Metapher für das Anhaften des Geistes.

Der Geist haftet an der Körperlichkeit an - er fühlt sich körperlich.
Der Geist haftet an Gefühlen an, er fühlt sich fühlend.
Der Geist haftet an Bewertung an, er fühlt sich bewertend.
Der Geist haftet an Wahrnehmung, er fühlt sich wahrnehmend.
Der Geist haftet an geistiger Gestaltung (Denken), er fühlt sich geistig gestaltend (denkend).
Der Geist haftet an Bewusstsein, er fühlt sich [b]existent.[/b].

Das Infragestellen dieser Identifikationen des Geistes wird vom (anhaftenden!) Geist als im wahrsten Wortsinn existenzielle Gefahr empfunden. Er möchte verständlicherweise auf keinen Fall an diesen Verhaftungen rühren. Im Gegenteil - er will diese Verhaftungen ständig verstärken, fixieren, dauerhaft sichern. Das nennt man ver-mein-en:

Buchstäblich ALLES wird zu meinem gemacht: Sämtliche Sinneseindrücke (die Welt) werden ver-mein-t und mir gegenüber gestellt. Die Dualisierung und damit die Ursache des Leidens ist geist-geschaffen. Weshalb? Aus Unkenntnis der o. g. Wahrheit - aus Verblendung, wird - dem Ego folgend - Wollen und Nicht-Wollen kreiert; zugespitzt formuliert: Gier und Hass, Mögen und Nicht-Mögen, Anziehung und Abstoßung, Daseinswille und Todessehnsucht.


Fazit

Die o. a. drei Kontemplationen kannst Du als Übungsvorlagen verwenden um zu prüfen, ob Dir die in der letzten Kontemplation provozierte Wahrheitssicht irgendwie einleuchtet. Wenn dem überhaupt nicht so ist, hake meine Hypothese als für Dich nicht zutreffend bzw. nicht tragfähig ab. Andernfalls können wir im nächsten Schritt dann gemeinsam Deine konkrete Heiratssituation auf Basis dieser neuen Sicht als Exempel statuieren.

Zur Aussicht: Es geht darum, dieses Wollen / Nicht-Wollen zu schwächen - jedoch nicht per Dekret, sondern Durch Einsicht/Erkenntnis. Dieser Weg führt über den Punkt Gefühle/Bewertungen und besteht wiederum lediglich aus entsprechenden Kontemplationen.

Ich habe das schon seit gut 7 Jahren oder länger. Ich habe bis jetzt noch kein Mittel dagegen gefunden. Bei mir ist abends meist auch alles wieder super.

@petrus Ich habe das auch. Oft wache ich zu früh auf und wenn ich versuche, weiterzuschlafen, dann geht es los. Sinnlose Gedanken, Unruhe, aber auch gleichzeitig totale Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Aufstehen und etwas machen schaffe ich nicht.

Zitat von moo:
Hat Dir ihre o. g. Erklärung hinsichtlich der aktuellen Ängstlichkeit und Unruhe geholfen - zumindest theoretisch?

Ja hat sie, vor allem habe ich mich verstanden gefühlt.
Zitat von moo:
Der zweite Punkt ist die nun bewusste Einübung verhältnismäßiger Geistesreaktionen auf jene kritischen Trigger. Ich gehe davon aus, dass Ihr das in der Therapie ebenfalls praktiziert habt?

Diese Therapeutin war VT hatte nur ein Diagnosegespräch mit mir geführt. Aber in diesem Gespräch hatte sie mich direkt verstanden.
Nur leider war ich bei ihr falsch, da ich eine tiefenpsychologische Therapie brauche

Zitat von moo:
Umerziehung mag sich ziemlich unangenehm anhören

Ich finde Umerziehung hört sich nicht unangenehm sondern passend an.

Dein letzter Beitrag ist echt interessant aber damit kann ich leider nicht viel anfangen Ich weiß nicht so recht was ich damit machen soll. Körper und Geist trennen?
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@mariamanchester genau. Obwohl ich weiß, dass es besser wird, ist der Start echt unangenehm. Vor allem, weil ich dann so vieles aufgrund meiner negativen Gefühle in Frage stelle. Und ich weiß dass diese Gefühle nicht wahr sind.

@petrus57 oh nein, das macht mir nicht gerade Hoffnung. Machst du eine Therapie oder hast du?

Zitat von Sprotte:
Sinnlose Gedanken, Unruhe, aber auch gleichzeitig totale Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Aufstehen und etwas machen schaffe ich nicht.

Ich checke morgens meine Gefühle anhand meiner Gedanken ab. Antriebslos bin ich zum Glück gar nicht. Ich mache trotzdem alles wie immer. Nur leider nicht mit purer Freude, was klar ist, da die Angstgefühle ja da sind

Zitat von Railway:
Machst du eine Therapie oder hast du?


Nein, mache ich nicht. Habe auch nicht mehr die Kraft dafür. Weder psychisch noch physisch.

Ich versuche nur noch über den Tag zu kommen.

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Dr. Christina Wiesemann
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