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Zitat von Wofo:
Hallo dir würde auf längere zeit eine Therapie helfen mit Medikamente einstellen Ich kenne das leider selber aber es Nützt alles nix du müsstest ...

Du kennst das? Und wie hast du es geschafft? Mit Tavor?
Tavor beruhigt mich zwar, aber ändert nichts an meinem Blutdruck und Puls..

@Agoraphobie also die Angst dass du am erhöhten Puls stirbst, was der Arzt dir da gesagt hat, kannst du streichen. Das wird nicht passieren. Lass dein Herz schlagen wie es will, deinem Herz passiert nix.

A


Morgen Therapie! Brauche Hilfe

x 3


Zitat von Agoraphobie:
Du kennst das? Und wie hast du es geschafft? Mit Tavor? Tavor beruhigt mich zwar, aber ändert nichts an meinem Blutdruck und Puls..


Mit Therapie hab ich es geschafft
Und Medikamente nimmst du
Denn was Betablocker wurde das untersucht
Zu meiner Angstzeit hatte ich auch herzrasen
Und blutdruck aber das war eher wegen
Panikattacken geschuldet man muss sich der
Angst stellen so ging es mir nach und nach
Besser aber das ein langer weg bis dahin



LG

Hallo Agora,

gut dass Du solche Werte in Betracht ziehst. Natürlich können diese extrem niedrigen Werte Auswirkungen haben. Ein Mitglied hat sich diesbezüglich mal recht intensiv ausgelassen:

Eisenmangel:
erfolgserlebnisse-f59/la2la2-s-medizinschrank-diverse-themen-t93207.html#p1535089

Vitamin D3-Mangel:
erfolgserlebnisse-f59/la2la2-s-medizinschrank-diverse-themen-t93207.html#p1535226

Zitat von Agoraphobie:
Agoraphobie, Panikstörung und somit ebenfalls unter meiner Sinustachykardie.


Ich kann mitreden, da ich seit August dieses Vorhofflimmern habe, früher Angst- und Deprikandidat war/bin, und jetzt auch wieder Monate gebraucht habe, damit ich mich vom Schreck erholen kann.

Generell möchte ich aber sagen, dass Tachykardien, oder Herzgeblubber jeglicher Art, vernünftig abgeklärt werden müssen. Und man durch Stress und Angst Herzgedöhns bekommen kann, oder durch das Herzgedöhns Angst und Stress.

Zusätzlich MÜSSEN andere Ursachen abgeklärt werden und ja, Eisen- und Vitaminmangel sind definitiv Mitursacher für Herzrasen. Dazu kommt noch Bewegungsmangel und Angst.

Dass du psychisch am Ende bist, ist verständlich, da du Vermeidung praktiziert hast, wie viele von uns.

Ich an deiner Stelle würde jetzt mal korrekt die Sache angehen in Form von Eisen und Vitamin D- Substitution. Gleichzeitig beginnst du zuhause bissle Bewegungstherapie: 15-30 Minuten schnelleres Gehen, OHNE Überforderung. Ohne Stress, nur mal etwas tun.

Hast du einen Kardiologen? Wenn nein, such dir einen.

Ich glaube, dein Therapeut hat nicht unrecht mit dem was er sagt: Klinik und Medikamente.

Versuch dies nicht als Vorwurf zu sehen, sondern als konkrete Hilfe. Dort wird dir geholfen, dort ist Fachpersonal, was 24/7 da und ansprechbar ist. Dort kann dir nichts passieren.

So wie es jetzt ist, ist es nicht lebenswert und du quältst dich doch so sehr.

Ich wünsche dir alles Gute

Ich hab auch stärkere Panikattacken nach Nahrungsaufnahme
Bei mir hängt das vermutlich mit einer Insulinresistenz zusammen… oder an Gluten oder sowas. Mir gehts morgens immer gut und sobald ich was gegessen habe, ist’s Katastrophe.

Und jaaa! Definitiv kann D3 Mangel sowas auslösen. Mängel können so viel auslösen, das ist echt erschreckend!

Zitat von JMina:
Mängel können so viel auslösen, das ist echt erschreckend!

Um diese Ängste mal ein bisschen zu beruhigen: Früher haben es die Leute auch gut überlebt. Da gab es keine Nahrungsergänzungsmittel und weitaus weniger Lebensmittel. Das einzige ist die Industrie, die Chemie, die eingreift ins normale Essverhalten, darunter zählen auch Nahrungsergänzungsmittel. Ich denke, dass es medial ist zu glauben, dass wir Mängel haben. Erwiesen ist dies jedoch nicht. Und keiner kann genau sagen, wieviel der Körper von was braucht...

@Schlaflose

Im Endeffekt hast du recht, weil die Attacke mich dann ja letztendlich überall treffen kann. Und das ist der Punkt: Ich habe jedes Mal aufs Neue Angst, dass ich die Attacke nicht überlebe oder es genauso wie an dem Tag mit dem Krankenwagen passiert… Respekt! Hast du echt gut überstanden, wow.

@moo

Ich bedanke mich für deine Zeit und Mühe!
Ja, vor allem damals mit 13 Jahren und jünger waren das echt schlimme Bemerkungen für mich, ich fühle mich dann immer so, als würde ich wieder in meine Kindheit zurückkehren. Ja, das ist wohl wahr. Da kann ich dir Recht geben, ich habe es natürlich sehr negativ aufgenommen, zumal die Person es auch negativ rübergebracht hat (immer belächelt, böse, negative Erscheinung, abgeneigte und abgeturnte Blicke, etc.)

1.1 Also, was für eine Absicht diese Leute haben, die mir das sagen, meinst du?
Wenn ja, dann auf jeden Fall Gehässigkeit, Genervtheit…
1.2 Ja, auf jeden Fall. Nicht nur das Gefühl, sondern ich merke es sehr deutlich!

Wie kannst du das nachvollziehen? Hast du das auch durchlebt?

2.1 Nein, bewusst nicht. Unbewusst, weiß ich es ehrlich gesagt gar nicht. Aber wenn ich mich jetzt so frage, ist mir das egal, ob Menschen mich blass oder schlank oder was auch immer sehen. Nur diese Kranke möchte ich immer noch nicht sein, deswegen möchte ich auch keine Panikattacke draußen erleben.

2.2 Puh, das ist eine echt gute Frage. Weite… Wahrscheinlich steht das für die Ungewissheit, die ich im Moment habe, ob ich das Studium schaffen werde, ob ich mich von dem Trennungsschmerz lösen werde, ob ich überhaupt mal wieder normal rausgehen kann, ob ich die Panik in den Griff bekomme, wie es weitergehen soll, die ganzen Aussagen von den Ärzten, diese Überforderung einfach, diese Weite an Diagnosen, Meinungen, der Ungewissheit. Klingt vielleicht unverständlich, ich weiß es nicht, aber es ist mir alles zu viel. Ich kann einfach nicht noch mehr Reize ertragen, ich will es auch nicht mehr.

2.3 Ja, natürlich. Das fängt schon damit an, dass wenn ich bspw. zu meiner Oma fahre und mir dann allein schon auf der Hinfahrt überlege, wie ich wieder zurückfahren soll, wo ich parken soll, dass ich vorsichtig sein muss, keinen Unfall bauen, dann muss ich noch auf mich aufpassen, weil ich eh diese Herz- und Magenprobleme habe. Dann erwartet meine Oma noch etwas von mir, dann fragen meine Eltern, ob ich heile angekommen bin, dann essen wir zusammen, danach kriege ich wieder Probleme und muss mich erklären, etc. Das war jetzt nur ein Beispiel, aber ich könnte noch so viele Weitere nennen. Bspw. auch an der Kasse im Supermarkt, allein das dort Anstehen und Bezahlen überfordert mich. Solche kleinen Dinge genügen, um bei mir Herzrasen auszulösen.

3.1 Ich kann das ehrlich gesagt gar nicht genau beantworten. Da bin ich zwiegespalten, weil auf der einen Seite waren sie ALLE für mich da und ich war die erste Enkelin meiner Großeltern und die haben mich alle sehr geliebt und alle Aufgaben (leider) für mich übernommen. Ich hatte immer irgendwem bei mir, meine Tante, meinen Onkel, meine Oma, etc. Aber auf der anderen Seite waren sie eine Last, weil ich ständig Erwartungen erfüllen musste (Leistungsdruck, nicht zu viel mit Freunden treffen). Übrigens hat es mich immer wütend gemacht, dass meine Mama den ganzen Haushalt und noch deren Aufgaben übernehmen musste. Sie hat z.B. zu der Zeit alle ernährt, weil sie ja die Ehefrau von meinem Papa ist (Papas Eltern).

3.2 Um ehrlich zu sein, kann ich das nach langem Überlegen immer noch nicht genau Beantworten.

3.3 JA! ICH HABE SEHR GROßE PROBLEME DORTHIN, ich fahre da gar nicht mehr hin. Dort war auch mein Vorstellungsgespräch an einer Schule, aber ich konnte nicht dorthin. Ich verbinde komischerweise irgendetwas mit dieser Stadt. Ich kriege sehr schlimme Panikanfälle dorthin…

3.4. JA!

4.1 JA!
4.2 GENAU
4.3. Zuhause = Ruhe, Zufriedenheit, ich kann zu Hause so sein, wie ich will (aber nur nachts, wenn alle schlafen), wenige Reize, nicht immer stehen müssen, Wohlfühlort, (Sicherheit). Ein bestimmtes Thema fällt mir gerade nicht ein, aber die oben genannten Aufzählungen fallen mir unter dem Begriff Zuhause ein.

Danke für den Link!
Ich bin so gespannt darauf, wohin diese Fragen mich führen sollen!

@Wofo

Ja, also mein Herz wurde untersucht und alles war okay, bis auf den hohen Puls. Beim Belastungs-EKG schnellte er ganz schnell hoch und das war dann sehr unnormal für die Ärztin. Gleichzeitig hatte ich im Liegen während der Untersuchung auch einen sehr hohen Puls. Danach wurde ein Langzeit EKG gemacht und da hat man ebenfalls gesehen, dass ich tagsüber Puls von 146 etc. habe (allein, wenn ich zur Toilette gehe oder nur am Ofen stehe, etc.). Dann wurde mir ein pulsfrequenzsenkendes Medikament aufgeschrieben, KEINE Betablocker.
Die Medikamente helfen mir bspw. vor dem TV einen Puls von 70 zu haben, aber gegen das Herzrasen nach dem Essen oder während einer Panikattacke helfen sie mir nicht!

@Icefalki

Ich war bereits bei 3 Kardiologen. Alle haben mir gesagt, dass mein Herz gesund ist, ich aber Herzrhytmusstörungen habe in Form von Sinustachykardie. Mein Herz schlägt zu schnell (generell, sowohl in Ruhe als auch bei Belastung), gleichzeitig habe ich dann noch diese Herzanfälle und abgesehen davon auch noch Panikattacken. Die Ursache weiß ich immer noch nicht, aber das Herzrasen nach dem Essen hat definitiv nichts mit meiner Psyche zu tun... Weil ich Panikattacken kenne...

Das tut mir Leid. Ich wünsche dir gute Besserung!

Ich finde das auch sehr schwierig, ob denn nun eine Herzkrankheit vorliegt oder nicht, und was für eine Ursache das alles hat, weiß ich einfach nicht und die Ärzte sind ebenfalls ratlos... Das macht Angst, vor allem bei den Anfällen.

Ich werde es machen, danke für die Tipps.

@Grace_99

Danke, ich Dir auch erstmal.

Und ich war bereits letztes Jahr in einer psychosomatischen Klinik für zehn Wochen, aber dort konnten sie mir auch nicht helfen, also wozu das ganze Spiel von vorne? Geschweige denn, dass mir niemand glaubt, dass das Herzrasen anscheinend auch wegen meinem Magen vorkommt. Gleichzeitig habe ich momentan gar nicht die Möglichkeit in eine Klinik zu gehen, weil ich an sehr schlimmen Panikattacken leide, sobald ich mich von meiner Wohnung entferne...

@JMina

Daran habe ich auch gedacht, aber ich verstehe es auch nicht..
Ich kriege dann so blasse Hände und Füße, die dann so kalt werden. Unter anderem auch bläulich.
Dann auch Durchfall und ganz schlimmes Herzklopfen und hohen Puls...

@Gaulin

Aber dennoch gibt es so viele Menschen, denen es bspw. nach der Eisenaufnahme viel besser geht, was das Herz betrifft. Unter anderem auch nach einem Magnesium- oder Vitamin D3 Mangel...

@Petros1985

Es macht so Angst, dieses plötzliche Herzklopfen (sehr stark) und Herzrasen - oh man.

Hallo @Agoraphobie,

also, fehlendes Engagement in der Forumarbeit kann Dir keiner vorwerfen - erstmal herzlichen Dank!

Zitat von Agoraphobie:
Wie kannst du das nachvollziehen? Hast du das auch durchlebt?
Ja, insbesondere nach meinem Burnout waren nahezu alle Reize und jegliche Weite völlig überlastend für mich. Ich konnte keine 100m mehr gehen, ohne der Ohnmacht nahe zu sein, auch nicht in Begleitung.

Vorschlag: Aus dem bisher Gesagten wagen wir nun eine gemeinsame objektive Interpretation, d. h. wir schauen auf das Leben einer Anderen (wir nennen Sie Agora ) und mutmaßen über die Zusammenhänge. Ich bitte Dich, Dir sämtliche Gedanken erstmal ganz objektiv anzuschauen und zu prüfen, ob das aus Deiner Sicht stimmig sein könnte. Fühle Dich bitte niemals angegriffen oder durchleuchtet - auch nicht von Dir selber. Bilde Dir einfach nur ein Urteil.

Wir beginnen beim

Themenbereich 3 (Elternhaus in Kindheit und Jugend):

Agora war die Erstgeborene in einer Mehrgenerationenfamilie, was für die frühen 2000er Jahre nicht (mehr) so üblich war. Von daher stand sie von Beginn an im Fokus nicht nur ihrer Eltern sondern auch von Großeltern, Onkel und Tante. Das prägte früh in ihr die Erkenntnis, im Mittelpunkt jeglicher Aufmerksamkeit zu stehen. Sie lernte nie, mal alleine, unbeobachtet, unbehütet zu sein. Einer von den vielen Erwachsenen, die sie alle als ihr Kind, Enkel etc. betrachteten, war immer zugegen. Das führte bereits in ihrer Eigenwahrnehmung zu einem Alleinstellungsmerkmal (im Vergleich zu anderen Kindern, Jugendlichen).

Dies ging bis ins junge Erwachsenenalter, d. h. insbesondere die Pubertät gestaltete sich für sie schwierig, da diese ja die Funktion der Loslösung und Verselbständigung eines Menschen als Individuum hat.
Die (Groß-)Familie blieb deshalb ihr Bezugs- und Reibungsschauplatz mit der Folge, dass die Verwandten sozusagen die Rollen der eigentlich naturgemäß notwendigen außerfamiliären Kontakte einnahmen. Hierdurch wurde eine Vergrößerung der Welt und somit eine entsprechend zukunfts- und außenorientierte Lebensperspektive zu einem nicht unerheblichen Teil verhindert.

Agora´s Beziehung zum Sippenhaus (anstatt Elternhaus) wurde damit immer ambivalenter: Einerseits war sie sich einer gewissen Unselbständigkeit aufgrund der Überbehütung bewusst und gab deswegen - z. T. unterbewusst - dieser Sippe die Schuld daran. Zugleich aber auch sich selbst, weil sie sich dafür schämte, solch undefinierte, schlechte Gefühle gegenüber ihren Wohltätern zu hegen als auch dafür, irgendwie zu feige gewesen zu sein, sich frühzeitig aus dieser Verbindung zu lösen.

Hinzu kam die von ihrer Mutter im wahrsten Sinne vorgelebte Rolle als Frau in diesem Sippengefüge. Dergestalt verfestigte sich unbewusst die Aussicht, dass sie (Agora) als Ehefrau und Mutter mal sehr viel zu leisten haben wird.

Insgesamt kann man dieser Lebensphase folgende Überschriften geben: Hemmung von Entwicklung. Erstarrung. Zukunftsangst. Gefangenheit.

Themenbereich 1 (Kritik an der Gesundheit):

Dass Agora in diesem Sippenhaus sozusagen krank wurde, liegt auf der Hand. Wer ab dem Alter von 10 Jahren durch stetige Überzuwendung dominiert wird, tut sich schwer mit der Entwicklung. Je nach Grundkonstitution (Erbanlagen) zehrt in dieser Wachstumsphase (!) der Eingriff von zu vielen hierarchisch übergeordneten Personen - ungeachtet deren evtl. gut(gemeint)en Absichten - sprichwörtlich an der Substanz. Agora wirkte schwach, dünn und das wurde sowohl interpretativ als auch verbal als krank formuliert. Dass für diese (Nicht-)Entwicklung eigentlich in hohem Maße die Sippe die Verantwortung trug, wurde niemals in Erwägung gezogen. Im Gegenteil - man machte ihr auch noch Vorwürfe, die unverblümt vermittelten: Da kümmern wir uns alle so um Dich und Du funktionierst einfach nicht so wie geplant!

Agora verinnerlichte diese Rückmeldungen im Laufe dieser im wahrsten Sinne prägenden Jahre als Glaubenssatz: Ich muss mich vor diesen Verurteilungen schützen, indem ich versuche, anders zu wirken. Sie lernte unbewusst, dass ihre wahre Wesenheit nicht akzeptiert wurde. Dies führte folglich zu Unvertrauen in die Welt, diffuser Angst, Misstrauen in die eigene Körperlichkeit, Gesundheit und vor allem Entwicklungsfähigkeit.

Themenbereich 4 2 (Zuhause die Welt da draußen):

Mit dem Umzug der Kernfamilie in einen anderen Ort erfolgte eine relativ späte (örtliche!) Loslösung von der Sippe, die ja auch in nahezu vollumfänglichem Umfang Heimat und Sicherheit bedeutete, trotz aller o. g. Ambivalenz. Welche Gründe auch immer zu dieser Trennung geführt haben (was noch zu klären wäre), Agora fühlt sich seitdem in irgendeiner Weise verantwortlich. Genau kann sie das nicht zuweisen, doch irgendwie ist die alte Heimat (und deren Bewohner) nun wiederum ambivalent: Einerseits bedeutet sie Sicherheit (was Agora jedoch allmählich als Irrtum erkennt), andererseits eine immense Altlast (im wahrsten Sinne des Wortes - die alten Zeiten und die Menschen, die sie ausmachten, werden - zutreffenderweise - als lästig empfunden). Agora will endlich loslassen können, sich neu erfinden, hinaus in die Welt, sie selbst sein. Und gleichzeitig spürt sie die sprichwörtlichen Fesseln, die sie halten - daheim halten. Das gilt nicht nur für das alte Daheim sondern auch in zunehmendem Maße für das aktuelle (örtliche) Daheim.

Heimat verbindet Agora nun verzweifelt vorwiegend mit dem örtlichen Zuhause. Aufgrund des nur schwachen Selbstvertrauens übersieht sie das befreiende, lebendige Potenzial, das genau in dem Gegenteil liegt: in der Welt da draußen - und zwar sowohl örtlich als auch mental. Sie haftet an dem Zuhause wie eine Ameise, die an einer Zimmerdecke entlangläuft: Sie meint zu sterben, wenn sie loslässt und gleichzeitig leidet sie unter diesem Anhaftungskonflikt.

Nun muss die Einsicht reifen: Die bestimmende Schnittstelle zwischen Heimat und Welt, Innen und Außen, Sicherheit und Gefahr, Anhaften und Loslassen bin Ich...

Wohin ich meinen Blick lenke, sind ICH UND WELT.


Liebe @Agoraphobie,

wenn Du den Text in Ruhe durchgehst, wirst Du Widersprüche zu Deinem Erleben wahrnehmen und weitere Fragen oder Ideen tauchen auf. Da können wir dann gerne weiterarbeiten, sofern Du es als zielführend erachtest.
Es mag auch sein, dass diese Interpretationen Dir nicht ganz unbekannt vorkommt. IdR sollte derlei im Zuge Deiner stationären Therapien irgendwie mal zur Sprache gekommen sein. Doch im glaube, wenn Du das mal ein wenig sacken lässt, wird sich Dein übergeordnetes Thema als Ungewissheit vor dem entscheidenden Schritt, Angst vor dem eigenen Leben o. ä. herausstellen. Du wirst lernen, die Eigenheit als nicht fremd zu erkennen.


Hierzu weitere Anmerkungen:

Der entscheidende Schritt sind in Wirklichkeit viele kleine Schritte und einige davon bist Du ja bereits gegangen! Die Anmeldung und Mitarbeit hier im Forum sind vielleicht ein etwas wesentlicherer, wenn Du es willst. Ein Abitur zu bestehen und zu studieren sind wahrlich ein Pfund, worum ich Dich ganz ehrlich ein klein wenig beneide - übersieh das z. B. bitte nicht.

Ich gehe davon aus, dass es Dir aktuell nicht möglich ist, eine eigene Wohnung oder WG finanziell zu stemmen aber irgendwie müssen Voraussetzungen geschaffen werden, dass Du Dich wirklich daheim zuhause fühlen kannst (und nicht nur Nachts, wenn alle schlafen). Fordere und schaffe Dein Reich!

Desweiteren würde ich ernsthaft erwägen, vorerst nicht mehr in die alte Heimat zu fahren. Das ist kein vermeidendes Verhalten, sondern notwendiger Selbstschutz. Es ist nicht Deine Aufgabe, irgendwie das Bindeglied der Sippe zu sein o. ä. Mache Dich von unverhältnismäßigen Verantwortlichkeiten frei. Wenn Dich deswegen jemand anjammert, sage, dass Du das nicht gegen ihn/sie tust, sondern für Dich und meine es bitte auch so!

Bzgl. Deiner Gesundheit:

Ohne in überstürzten Aktionismus zu verfallen möchte ich Dir das Buch von Julia Ross Was die Seele essen will (1) ans Herz legen. Mach dort mal den Stimmungsfragebogen-Test und lies Dir die entsprechenden Kapitel durch. Die Nebennieren sind bei Dir eindeutig ein Thema, das Du näher beleuchten solltest. Eine testweise Gabe von GABA wäre in jedem Fall mal anzuraten. Dazu bzgl. Angststörung (was ich bei Dir eher anzeigt finde als eine Phobie!) von Roger Baker Wenn plötzlich die Angst kommt (2).

In diesem Zusammenhang wäre auch das Thema HPU mal in Erwägung zu ziehen. Buchtipp: HPU und dann...? von Dr. J. Kamsteeg (3). Außerdem von Kyra Kauffmann Der Histamin-Irrtum (4) sowie Ein Lob der Magensäure von Jonathan Wright (5), denn ich denke, Du musst Dich um die oberen Verdauungsorgane kümmern. Denke, die Reihenfolge der Lektüre (1-5) bringt Dich ausreichend auf den Wissensstand, um Dir selber helfen zu können. Ärzte haben ihre Grenzen, was die Behandlung von indviduell-komplexen Symptomen angehen und es gibt Dir Sicherheit, endlich mal Deine eigene Herrin diesbezüglich zu werden.

Überstürze dabei nichts und integriere dies alles Stück für Stück in einen umstrukturierenden Masterplan der kommenden Jahre.

Abschließend:

Das Leben ist nicht so groß wie man es vielleicht einschätzt. Man selbst ist nicht so klein, wie man vielleicht glaubt. Einschätzung und Glaube - vergiss beides und gehe los...!
Sponsor-Mitgliedschaft

@moo

Ich nehme mir gerne Zeit dafür, auf solche detaillierten und ausführlichen Beiträge zu antworten. Gleichzeitig bewundere ich deine Arbeit, weil Du sehr tiefgründig bist. Sehr schön!

Heftig, dass du das auch durchgemacht hast. Wie bist du davon weggekommen und wie hast du das Alles überwunden? Ich wäre echt dankbar über Tipps über weiteres Vorgehen!
Alles klar, ich beobachte nur und nehme den Vorschlag somit an. Schreibe allerdings trotzdem mal meine eigenen Gedanken dazu, hoffentlich ist das ok.

Themenbereich 3:
Genau, ich bin sehr behütet und mit viel Aufmerksamkeit aufgewachsen, allerdings war ich bspw. durch meine Magen- und Darmbeschwerden damals (Gastritis, Reizdarmsyndrom) sehr alleine gelassen worden. Niemand hat mich verstanden und es wurde nur mit mir geschimpft, wieso ich denn nicht gesund werde. Die ganzen Beschwerden hatten sich nämlich chronifiziert und ich bekam vermehrt Kreislaufprobleme in der 8. Klasse.

Man kann es so sehen: Ich bin behütet aufgewachsen, habe viel Aufmerksamkeit bekommen, genau. Aber letztendlich habe ich mich innerlich sehr einsam und alleine gefühlt, sehr hilflos besonders im Hinblick auf den Aspekt meiner Gesundheit. Ich wurde auch nie "beschützt" von meinen Eltern. Jeder durfte mich so behandeln wie er will… Auch, wenn ich im Recht war, wurde mit mir sehr viel geschimpft und ungerecht bin ich auch sehr oft behandelt worden. Habe mich oft ausgeliefert gefühlt, schutzlos. Ich war dabei erst so jung.
Ja, genau. Also das mit der Pubertät stimmt sogar, weil da die Agoraphobie komischerweise anfing, jetzt wo ich mich zurückerinnere: Hatte öfter Atteste und auch Fehlzeiten generell, weil ich dermaßen Probleme mit dem Darm hatte, dass ich nur noch zu Hause bleiben wollte, damit ich in Ruhe aufs Klo gehen darf. Ab da fing alles an… Krass, ich merke erst jetzt, dass da das Zuhause irgendwo schon mein Rückzugsort war! Aber klar doch, jeder bestimmte mein Leben und ich hatte keinesfalls irgendeine Loslösung, geschweige denn eine Verselbstständigung. Diese waren nicht Mals möglich.

Momentan bereue ich es auf jeden Fall – ich bin überhaupt nicht selbstständig und habe sogar Angst, alleine zu sein. Verantwortung kann ich gar nicht übernehmen und auf eigenen Beinen stehen geht gerade sowieso nicht. Es fällt mir so schwer, alleine ohne Eltern zu bleiben… Ich weiß nicht, wen ich dafür beschuldigen sollte oder ob ich das überhaupt tun sollte, letztendlich wollten eigentlich alle das Gute für mich, haben mich jedoch auch sehr wütend gemacht und verletzt mit ihren Handlungen und deren Verhalten.
Krass, das stimmt. Da ist echt eine Hemmung von Entwicklung!

Themenbereich 1: Da kann ich LEIDER nur zustimmen. Und die Kritik ist jetzt sogar viel schlimmer mit meiner Angststörung ("Das machst du doch alles nur selbst, raff dich auf, tu doch nicht so", etc.).
Genau, also diese Glaubenssätze sind wirklich verankert, das ergibt Sinn. Gleichzeitig kommen noch Sätze hinzu wie "Du schaffst das nicht, du kannst das nicht, komm lass mich mal", etc.

Themenbereich 4 2:
Der Umzug war wegen meiner Mama. Sie wollte nicht mehr dort leben, wollte eigentlich dort eine andere Wohnung, aber da wir dann doch eine andere in der Stadt gefunden haben, sind wir hierhergezogen. Wir brauchten mehr Zimmern, weil wir 3 Geschwister insgesamt sind und meine Mama hatte es satt, jedes Mal für alle zu sorgen (und irgendwo auch ausgenutzt zu werden).
Genau, ich will loslassen, leben, alleine sein, Verantwortung für mich und für mein Leben übernehmen, neues sehen und entdecken, reisen, aber ich fühle mich gefangen (wegen den Symptomen und der Angststörung).
Die Einsicht verstehe ich nicht so ganz…? Also ist Heimat über all dort, wo ich bin?

Ja, das ist so heftig. Das wurde wirklich in meiner stationären Therapie festgehalten, dieses "Angst vor dem Erwachsenwerden". Aber niemand weiß, wie ich daraus komme und wie ich das alles besiegen soll… Da kann mir komischerweise niemand helfen
Aber klar, ich merke die Widersprüche… Ich bin auch immer sehr geladen und wütend, weil ich ein Leben "lebe", welches ich gar nicht so leben will. Aber gleichzeitig schränkt mich die Angst und die ganzen Symptome (Magen, Darm, Herzrasen, kalte Hände/Füße, Derealisation, Panik, Atemnot, etc.) so dermaßen ein, dass ich mein Leben gar nicht leben kann… Und das Leben läuft an mir vorbei und das ärgert mich massiv.

"Ungewissheit vor dem entscheidenden Schritt": Welcher Schritt? Welche Ungewissheit?
Ahh, das steht in den Anmerkungen. Ich bin auch sehr stolz auf mein Abitur und das Studium möchte ich auf jeden Fall auch abschließen… Ich will Lehrerin werden War so kurz davor und die Angststörung nimmt mir alles weg…

Wie soll ich denn umziehen, wenn ich Panikattacken bekomme und nicht runterkomme woanders? Sonst würde mir mein Papa allerdings sogar beistehen was eine eigene Wohnung betrifft.
Ich halte Abstand, ja! Aber meine Verwandtschaft überhaupt nicht. Sie sind nahezu jeden Tag zu Besuch oder kontaktieren mich. Sie meinen es auch eigentlich nur gut, aber ich habe keine Kraft dafür… Ich kann deren Erwartungen einfach nicht entsprechen

GABA? Hab ich noch nie gehört…
Danke für die ganzen Empfehlungen. Werde ich alles machen, danke wirklich. Ich finde das so toll von Dir und bin SO dankbar dafür!

Ich hoffe, ich komme aus diesem Loch raus…

@moo

Hey moo,

ich schreibe dir noch einmal, weil ich mir deine Texte erneut durchgelesen habe und mich mal auf mich selbst fokussiert habe während ich rausgegangen bin. Beim Rausgehen habe ich versucht in mich zu kehren, was ich fühle, wahrnehme, woran ich denke... Ich habe das gemacht, weil mich dein Text dazu sehr bewegt hat und ich herausfinden möchte, wieso ich so reagiere und wieso mir kein Therapeut helfen kann. Diese Hilflosigkeit macht mich sehr traurig.

Was ich feststellen konnte:
Zum Einen, dass wenn ich rausgehen möchte, allein der Gedanke daran, führt schon dazu, dass ich all die Symptome kriege (Herzrasen, Atemnot, Druck auf der Brust, Zittern, kalte Hände und Füße).
Woran ich denke... Ich bekomme echt vor Augen, wie ich draußen damals Panikattacken erlebt habe und wie hilflos ich mich gefühlt habe. Niemand konnte mir helfen, nicht Mals ein Notarzt. Ich kann dieses für mich Trauma einfach nachspüren. Ich erinnere mich an die Tage, wo ich im Auto saß voller Angst und die Umgebung so komisch aussah - ich war komplett alleine im Auto und niemand war da. Ich bekam Herzklopfen, ganz ganz stark und niemand konnte mir helfen... Ich konnte noch nicht Mals ans Telefon und einen Krankenwagen holen.
Weiterhin erinnere ich mich an die Zeit aus meiner Pubertät, wo ich mit meinen Magen- Darmbeschwerden alleine gelassen worden bin. Mit 13 hatte ich in einem anderen Land auf der Klassenfahrt einen Kreislaufkollaps, wo mich mein Lehrer ins Hotel zurückbringen musste und ich komplett auf mich alleine gestellt war (hatte so Angst und seitdem habe ich NUR noch Symptome).
Ich erinnere mich an die Tage, wo ich mit dem Zug zur Uni gefahren bin und auf den Toiletten weinte, weil ich so starke Bauchschmerzen hatte und nicht aufs Klo gegangen bin. Mein Kopf ist voll mit solchen für mich schlimmeren Erinnerungen. Besonders hinsichtlich den Panikattacken habe ich einfach Angst, ich erlebe tagtäglich welche und bin bereits in einem Alarmzustand, weil ich Angst vor einer erneuten Panikattacke habe, ich kann gar nicht mehr meine Umgebung beobachte, weil meine ganze Umgebung voll mit negativen und angstvollen Erinnerungen sind.

Für die Linderung der Symptome bekomme ich ja bereits Herztabletten (LEIDER!), aber dennoch kriege ich immer noch schlimme Panikattacken und will jedes Mal einfach nach Hause. Ich hasse es mich weiter von zu Hause aus zu entfernen...
Es belastet mich so sehr. Ich will das alles nicht mehr.

Hallo @Agoraphobie,

danke für Deine weiteren Gedanken.

Zitat von Agoraphobie:
Ich bin behütet aufgewachsen, habe viel Aufmerksamkeit bekommen, genau. Aber letztendlich habe ich mich innerlich sehr einsam und alleine gefühlt, sehr hilflos besonders im Hinblick auf den Aspekt meiner Gesundheit.

Genau so sehe ich das auch. Die Anwesenheit mehrerer Erwachsenen bedeutet leider noch lange nicht, dass man auch gesehen wird. Außerdem neigt man in dieser Gemengelage als Erwachsener dazu, Verantwortungen an die anderen Erzieher abzugeben. Wenn es blöd (oder unterschwellig sogar so beabsichtigt) läuft, verlässt sich jeder auf den Anderen und das Kind wird letztlich übersehen...

Zitat von Agoraphobie:
Ich wurde auch nie beschützt von meinen Eltern. Jeder durfte mich so behandeln wie er will… Auch, wenn ich im Recht war, wurde mit mir sehr viel geschimpft und ungerecht bin ich auch sehr oft behandelt worden. Habe mich oft ausgeliefert gefühlt, schutzlos. Ich war dabei erst so jung.

Man darf hier nicht übersehen, dass ja auch Deine Eltern und Verwandten in einer ganz individuellen Art miteinander verstrickt waren (sozialer Bezug). Wie bei einem Mobile sorgt jeder für die Stabilität (Rolle) des/der Anderen und ist gleichzeitig von Diesen gegenläufig abhängig. Auch Deine Rolle übernahm ihren Part. Wenn dieser Part aus Sicht der Erwachsenen in seiner Formung gefährdet ist, wird das als generelle Gefährung des Bezugsgefüges (Mobile) verstanden und entsprechend manipuliert. Dieses ganze Procedere läuft idR völlig unbewusst ab - für alle Beteiligten - und wird darum auch so gut wie nie hinterfragt. Bis jemand dieses Gefüge verlässt!

Zitat von Agoraphobie:
Hatte öfter Atteste und auch Fehlzeiten generell, weil ich dermaßen Probleme mit dem Darm hatte, dass ich nur noch zu Hause bleiben wollte, damit ich in Ruhe aufs Klo gehen darf. Ab da fing alles an… Krass, ich merke erst jetzt, dass da das Zuhause irgendwo schon mein Rückzugsort war!

Eine extrem bedeutende Einsicht, was die mittelbare Herkunft des Problems angeht!

Zitat von Agoraphobie:
Momentan bereue ich es auf jeden Fall – ich bin überhaupt nicht selbstständig und habe sogar Angst, alleine zu sein. Verantwortung kann ich gar nicht übernehmen und auf eigenen Beinen stehen geht gerade sowieso nicht. Es fällt mir so schwer, alleine ohne Eltern zu bleiben… Ich weiß nicht, wen ich dafür beschuldigen sollte oder ob ich das überhaupt tun sollte, letztendlich wollten eigentlich alle das Gute für mich, haben mich jedoch auch sehr wütend gemacht und verletzt mit ihren Handlungen und deren Verhalten.
Krass, das stimmt. Da ist echt eine Hemmung von Entwicklung!

Ein ebenso wichtiger Lösungsschritt, dass Du das erstmal anerkennst. Und außerdem hast Du den überaus wichtigen Aspekt bereits im Hinterkopf, dass es nun nicht darum geht, Schuldzuweisungen zu machen, sondern schlicht die Verbindungen und Entwicklungen zu sehen. Der nächste Schritt ist, eine nötige Konsequenz aus dieser Einsicht zu formulieren. Ohne Hast und Aktionismus, sondern Schritt für Schritt - durchaus nüchtern planvoll. Du gehst den Weg übrigens bereits.

Zitat von Agoraphobie:
Und die Kritik ist jetzt sogar viel schlimmer mit meiner Angststörung (Das machst du doch alles nur selbst, raff dich auf, tu doch nicht so, etc.).
Genau, also diese Glaubenssätze sind wirklich verankert, das ergibt Sinn. Gleichzeitig kommen noch Sätze hinzu wie Du schaffst das nicht, du kannst das nicht, komm lass mich mal, etc.

Leider folgerichtig, ja. Es hat sich bei Deinen Eltern im Laufe der Jahre so eingespielt, dass immer Du das schwache Gl. bist. Ich wage allerdings zu behaupten, dass sie das nicht mit böser Absicht taten. Eher könnte ich es mir als - etwas sarkastisch ausgedrückt - willkommenen schwarzen Peter vorstellen. Nicht nur in großfamiliären Verbünden, sondern ja auch gesamtgesellschaftlich wird sehr gerne ein Sündenbock definiert, der komfortabel als Objekt der allgemeinen Ent-Schuldigung dient. Auch das läuft idR unbewusst ab - leider auch schwerwiegenderweise bei dem Betroffenen selbst. Insofern ist Deine hier praktizierte Reflektion eine immense Hilfe für einen wirksamen Perspektivenwechsel. Indem Du es hier erkennst UND schriftlich ausdrückst (auch als Metapher zu verstehen!)
Bedenke aber, dass Deine Eltern diese Reflektion aktuell (noch) nicht miterleben und das eventuell - zumindest unterbewusst - auch gar nicht so wirklich wollen könnten. Auch sie benötigen in der Folge Zeit, Deine Einsichten in ihr Familienbild (und vielleicht auch Selbstbild) zu integrieren, was übrigens extrem schwierig für sie sein könnte! Dabei spielen nämlich mit Sicherheit auch die restlichen Mitglieder des Mobiles in der alten Heimat eine mitunter entscheidende Rolle.

Zitat von moo:
Nun muss die Einsicht reifen: Die bestimmende Schnittstelle zwischen Heimat und Welt, Innen und Außen, Sicherheit und Gefahr, Anhaften und Loslassen bin Ich...
Wohin ich meinen Blick lenke, sind ICH UND WELT.


Zitat von Agoraphobie:
Die Einsicht verstehe ich nicht so ganz…? Also ist Heimat über all dort, wo ich bin?

Korrekt! Wohin Du blickst ist Heimat. Du kannst schlechterdings eigentlich nirgendwo etwas anderes finden als Dich selbst. Aber ich will jetzt nicht zu philosophisch werden...

Zitat von Agoraphobie:
Ja, das ist so heftig. Das wurde wirklich in meiner stationären Therapie festgehalten, dieses Angst vor dem Erwachsenwerden. Aber niemand weiß, wie ich daraus komme und wie ich das alles besiegen soll… Da kann mir komischerweise niemand helfen.

Tatsächlich sind Einsichten und daraus folgende Absichten das AO. Und Hilfe findest Du z. B. hier im Forum, in Selbsthilfegruppen, bei (guten) Psychotherapeuten, in Büchern und - jetzt kommts: In einem Partner. Eine harmonische Beziehung kann ein unfassbar heilsamer Aspekt bei jeglicher psychischer Problematik sein. Aber der Partner darf dafür natürlich nicht missbraucht werden. Das Geben in einer Partnerschaft ist ja ein mindestens so transformierendes Erlebnis wie das Nehmen.

Bitte verwende für Dich ab sofort den Begriff besiegen nicht mehr, sofern Du damit das Ende eines Kampfes meinst. Erwachsenwerden wird gerne als ein solcher betitelt aber Du selber hast eigentlich bereits das wahre Wesen des Erwachsenwerdens skizziert:

Zitat von Agoraphobie:
...ich will loslassen, leben, alleine sein, Verantwortung für mich und für mein Leben übernehmen, neues sehen und entdecken, reisen...


Indem Du richtigerweise die positive (und im wahrsten Sinne lebensnotwendige) Seite des Erwachsenwerdens verinnerlichst, baust Du tragfähige Brücken für Deine nächsten Schritte. Du wirst sie mit Zuversicht gehen. Bitte übernimm nicht die Dialektik Deiner Eltern, indem Du negativ formulierst und somit immer die (vermeintlichen) Unmöglichkeiten im Blick behältst. Bedenke: Möglichkeiten beenden die Unmöglichkeiten.

Zitat von Agoraphobie:
Aber klar, ich merke die Widersprüche… Ich bin auch immer sehr geladen und wütend, weil ich ein Leben lebe, welches ich gar nicht so leben will. Aber gleichzeitig schränkt mich die Angst und die ganzen Symptome (Magen, Darm, Herzrasen, kalte Hände/Füße, Derealisation, Panik, Atemnot, etc.) so dermaßen ein, dass ich mein Leben gar nicht leben kann… Und das Leben läuft an mir vorbei und das ärgert mich massiv.

Diesen Ärger kannst Du nutzen, indem Du die Energie, die (neutral vorhanden) dahintersteht umpolst in planvolle Veränderung. Zuerst änderst Du Dein Denken, dann Dein Sprechen, dann Dein Handeln.
Um die gesundheitlichen Aspekte kümmern wir uns gerne hier weiter - natürlich nur hinsichtlich etwaiger Tipps, wo anzusetzen ist. Die bereits empfohlene Literatur ist ein wichtiger Posten. Ein guter Heilpraktiker, der sich mit der Sanierung von Magen und Darm (dazu gehören immer auch Leber, Milz Pankreas) auskennt, kann Dir in den nächsten Monaten in wichtiger Begleiter in Hinsicht der körperlichen Heilung zur Seite stehen. Es wird etwas Geld kosten, aber das empfehle ich Dir unbedingt! Schulmedizinische Ärzte beschäftigen sich idR mit so etwas nicht - sie behandeln nur anerkannt bereits manifestierte Krankheiten und nur sehr selten die Ursachen. Auch die Ernährung ist ein extrem wichtiger Faktor!

Habe hier keine Ängste bzgl. Umfang und Komplexität der Maßnahmen und Veränderungen. Bilde auch hier eine positive Haltung aus und nimm die Dinge in Angriff, die jetzt gerade möglich sind. Der Rest folgt automatisch. Das Ins-Tun-Kommen wird Dein Selbstbewusstsein und Deine Freude an der Eigenverantwortung stärken und so gibt eins das andere...

Zitat von Agoraphobie:
Welcher Schritt? Welche Ungewissheit?
Ahh, das steht in den Anmerkungen. Ich bin auch sehr stolz auf mein Abitur und das Studium möchte ich auf jeden Fall auch abschließen… Ich will Lehrerin werden. War so kurz davor und die Angststörung nimmt mir alles weg…

Angststörung ist letztlich nur ein Begriff. Du kannst ihn terminierend oder motivierend verwenden. Es gibt insgesamt 4 Umgangsweisen mit Angst:

a) Angst vermeiden
b) Angst bekämpfen
c) Angst als Lehrer sehen
d) Angst als Illusion sehen.

Welcher Punkt spricht Dich spontan am ehesten an?

Ich persönlich sehe aus dem bisher von Dir Gesagten eher jetzt, aufgrund der Ängste, die Notwendigkeit zur allmählichen Loslösung vom Elternhaus in genereller Hinsicht: örtlich, geistig, perspektivisch. Nicht Hals über Kopf und radikal, aber stetig und unaufhaltsam, strategisch. Die Angst vermittelt Dir das. Die Angst erwächst aus dem Konflikt: Wollen und (vermeintlich) nicht Können. Sie wird sich abschwächen (und letztendlich lediglich wachend zugegen bleiben, sofern nötig) und hat somit ihren Zweck erfüllt.

Zitat von Agoraphobie:
Wie soll ich denn umziehen, wenn ich Panikattacken bekomme und nicht runterkomme woanders? Sonst würde mir mein Papa allerdings sogar beistehen was eine eigene Wohnung betrifft.
Ich halte Abstand, ja! Aber meine Verwandtschaft überhaupt nicht. Sie sind nahezu jeden Tag zu Besuch oder kontaktieren mich. Sie meinen es auch eigentlich nur gut, aber ich habe keine Kraft dafür… Ich kann deren Erwartungen einfach nicht entsprechen

Du musst jetzt nicht umziehen. Doch ich möchte Dich unbedingt ermutigen, Dich mit Deinen Eltern zusammenzusetzen und im Grunde das, was wir hier besprechen, mit ihnen zu teilen. Das ganze sollte durchaus offiziell angekündigt werden im Sinne von Ich muss etwas Entscheidendes mit Euch besprechen und bitte um einen Termin unter sechs Augen. Du kannst Dir Stichpunkte notieren oder ihnen sogar vorher einen Brief aushändigen, damit sie sich vorbereiten können. Im Ganzen kommen sie ja nicht umhin, in diesem Zuge eigene Versäumnisse anzuerkennen. Je nachdem wie Deine Eltern so gelagert sind, kann das in Abwehrhaltung oder neuen Anschuldigungen münden. Doch ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen. Eher werden sie nach einer eventuell anfänglichen Betroffenheit Deine Pläne nach Abnabelung unterstützen - Dein Dad hat sowas ja offenbar auch angedeutet.

Ein wichtiger Punkt in diesem Gespräch sollte der von Dir aufgrund der o. g. Verhältnisse absolut notwendige Abstand zu Deinen Verwandten sein. Es muss eine Privatsphäre für DICH gewährleistet werden - egal wie. Das ist ihr Job, nicht Deiner. Deine Aufgabe ist es, ihnen dies offen und ehrlich mitzuteilen und auch die o. g. Gründe hierfür anzuführen. Im Idealfall werden sie selber ihre Beziehung zu ihnen neu bewerten - denn wie gesagt - die Mobile-Figur Agora fällt ab sofort nämlich weg!

Und bezüglich deren Erwartungen: Sie haben keinerlei Anspruch auf Erwartungen an Dich. Dafür hätten sie selber Kinder kriegen müssen (flapsig formuliert )! Es ist absolut unakzeptabel, sich in das Leben einer lediglich verwandten Tochter einzumischen. Damit eventuell nicht klarzukommen ist ebenfalls ihr Problem, nicht Deins!

Zitat von Agoraphobie:
GABA? Hab ich noch nie gehört…

Wirst Du in dem Buch von Julia Ross erfahren - keine Sorge.

Zitat von Agoraphobie:
Beim Rausgehen habe ich versucht in mich zu kehren, was ich fühle, wahrnehme, woran ich denke... Ich habe das gemacht, weil mich dein Text dazu sehr bewegt hat und ich herausfinden möchte, wieso ich so reagiere und wieso mir kein Therapeut helfen kann.

Sehr gut! Du veränderst bereits die Perspektive. Man kann eine Sache eben aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und gewinnt dabei mitunter ganz andere Erkenntnisse!

Zitat von Agoraphobie:
Was ich feststellen konnte:
Zum Einen, dass wenn ich rausgehen möchte, allein der Gedanke daran, führt schon dazu, dass ich all die Symptome kriege (Herzrasen, Atemnot, Druck auf der Brust, Zittern, kalte Hände und Füße).
Woran ich denke...

Zu diesen Beitrag werde ich gerne einen separate Antwort inkl. Kontemplationsvorschlag machen. Das jedoch später...danke hier erstmal für diese wichtigen Ansätze!

Zum Schluss für heute noch: Ich würde mich freuen, wenn meine Kinder (sofern ich welche hätte) eine Lehrerin wie Dich bekämen . Jeder, der sich (wenn auch notgedrungen) bewusst mit sich auseinandersetzt, ist in meinen Augen ein - vorsichtig formuliert - vollkommenerer Mensch . Und das gilt m. E. für nahezu alle Anwesenden hier im Forum.

Ich bitte Dich grundsätzlich, ab sofort eine Vision zu bilden, wie Du Dir nach erfolgreicher Befreiung Dein Leben ausmalst - und zwar vor dem Hintergrund, dass alles auch wirklich so eintreten kann - (nicht muss!). Es geht um Wünsche. Anhand der Wünsche erkennst Du den, der sie wünscht - und dadurch zieht Mitgefühl zu Dir selber in den Geist ein.

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Dr. Christina Wiesemann
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