Hallo ihr Lieben, ich bin ein Frischling hier ☺
Ich habe seit 15 Jahren eine Angststörung. Mal mehr, mal weniger. Die Angst kam aus heiterem Himmel in einer überfüllten U-Bahn und sie ging 7 Jahre später aus heiterem Himmel. Ohne Therapie oder Medikamente, die ich vorher ausprobiert hatte. Sie war einfach weg. Selbst die Angst vor der Angst war weg.
Aber sie kam wieder. Nach fünf völlig angstfreien Jahren stand sie von einen Tag auf den anderen wieder auf der Matte. Mit voller Wucht. Ich stand im Supermarkt in der Schlange und – zack – Panikattacke. Von dem Moment an war sie wieder mein ständiger Begleiter. Und da ich die Erinnerung an „früher“ hatte, und an das, was sie damals mit mir gemacht hat, war es schlimmer als je zuvor. Ich wusste ja, dass nichts hilft, keine Medis, keine Therapie. Alles was ich damals getan habe war, immer jeden kleinen, hellen Moment zu nutzen, in dem ich üben kann, so klein die Übung auch war. Diese kleinen Übungen bewahrten mich vor dem Totalabsturz. Zwischendrin dann wieder eine Besserung. Im Moment eine Katastrophe. Und immer im Nacken die Menschen, die einen umgeben. Manchen kann man sagen, was mit einem los ist. Die verstehen es vielleicht nicht, aber verurteilen einen nicht dafür. Den meisten Menschen kann man es aber nicht sagen, Kollegen, sogar Familie, Nachbarn, Ärzten usw.
Ich kann niemandem einen wirklichen Rat geben, da ich selber viel zu sehr drinnen hänge. Es gibt nur eine einzige Erfahrung, die ich gemacht habe, die auf sehr „eindringliche“ Weise manchmal Linderung verschafft:
wenn ich Angst habe, dass mein Herz vor Schlagen zerspringt, dass ich vor Schwindel umfalle, meine Beine mich nicht mehr tragen und ich umfalle, wenn ich keine Luft mehr bekomme und denke, ich sterbe gleich, dann versuche ich nicht, mich zu beruhigen, sondern dann formuliere ich einen Gedanken, und der heißt: OK, dann fall halt um, los fall um. Wenn Du, ungeliebte Seite an mir, die Kontrolle übernehmen willst, bitte dann übernimm sie halt. Lass mich halt hinfallen. Dann sollen die anderen halt denken, dass ich einen an der Waffel habe.
Und komischerweise hilft genau das: nicht rauslaufen aus dem engen Kaufhaus, Kino, Restaurant, sondern sich wirklich einfach „aufgeben“ in dem Moment und sagen, schei., dann ist es halt so wie es ist.
Diese Methode geht nicht immer, denn man muss dafür schon sehr bereit und vielleicht auch sehr verzweifelt sein. Aber sie hat schon geholfen. Und das Ergebnis war: nein, ich bin nicht gestorben, nicht umgefallen, stand auf festen Füßen. Mir war zwar schwindelig von den Unmengen an Adrenalin, die mein Körper produziert hat, aber ich bin nicht umgefallen. Noch nicht mal auffällig geworden. Nur ein genauer Beobachter hätte gesehen, wie mein Nacken pitschnass geworden ist, ich schwer geatmet habe.
Wir „Phobiker“ denken immer, wie seien kraftlos, aber wir sind genau das Gegenteil. Wir wenden eine Unmenge an Energie und Kraft zur Beseitigung unserer Ängste auf und sind unglaublich stark, auch wenn es nur ein popeliger kleiner Restaurantbesuch ohne Angst, oder eine bewältigte Supermarktschlange oder ein durchstandener Stau im Auto ist. Jeder kleine Erfolg ist ein Sieg.
LG, Marlies
15.04.2012 11:06 •
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