Es gibt Neuigkeiten, und zwar einschneidende. So wie es ausschaut kommt Sohn nicht mehr nachhause.
Heute war die Diagnostikvorstellung, denn Sohns 6 Wochen Psychatrische Klinik waren heute um. Wir haben uns zusammengesetzt, mein Sohn, seine Grosseltern, ich, seine Psychaterin, der Psychologe und eine Sozialarbeiterin. Während des Gesprächs wurde deutlich gemacht dass der Sohn zwar schon grosse Fortschritte gemacht und die Panikattacken weitestgehend besiegt hat, aber er sei angstbedingt recht depressiv und seine Ängste hätten sich nun in gereralisierte Ängste gewandelt. Man erzählte uns lang und breit von dem Aufenthalt, den Therapien, an denen er teilgenommen hatte usw usf. Die Gespräche mit ihm wurden reflektiert, ebenfalls die Elterngespräche. Es wurde angesprochen dass Sohn, verglichen mit seiner Altersgruppe, noch sehr auf die Familie fixiert sei, man könnte sogar von einer Dependenz sprechen, und dies sei auch Teil der Diagnose.
Man schlug vor, dass er weitere 3 Monate in der Klinik bleibt, um dann in ein betreutes Wohnen zu wechseln. Dies würde dann über das Jugendamt laufen. Wenn er oder ich mich weigern würde, diesen Schritt zu gehen, sähe man sich nicht in der Lage, ihn erfolgreich weiterzubehandeln, und er müsse seinen Klinikaufenthalt beenden.
Es hört sich zwar jetzt sehr hart an, aber ich verstehe sehr gut, was gemeint ist. Solange er immer wieder den Schutz der Familie sucht wird er seine Angst nicht besiegen können und sich nicht in Richtung Selbständigkeit entwickeln. Gerade aufgrund der genetischen Disposition sei es wichtig, dass er hier wegkommt, um es mal hart auszudrücken. Man hat mir selbstverständlich keine Vorwürfe gemacht, aber es ist ja klar dass eine angstkranke Mutter ihrem angstkranken Kind nicht so supergut in Richtung Selbständigkeit erziehen kann, da sie ihm ja Verhaltensmuster vorlebt. Ich muss zugeben, dass ich mir diesen Schuh anziehen muss. Ich lebe zwar ein normales und weitestgehend angstfreies Leben, aber ich habe mir auch viele Vermeidungstaktiken angeeignet, teilweise ohne es bewusst gemacht zu haben.
Sohn wollte erst nichts von betreutem Wohnen wissen, aber er hat sich dann doch überzeugen lassen. Unsere familiäre Bindung ist sehr stark und er weiss, dass er durch den Auszug daheim seine Familie in keinster Weise verlieren würde. Im Gegenteil, vermutlich wird sich die Beziehung noch deutlich verbessern. Und wir sind uns alle sicher, dass dieser Schritt der einzig richtige ist, denn es würde unglaublich schwer sein für meinen Sohn, bei mir daheim gesund zu werden. Es macht mich zwar ein bisschen traurig, aber ich will schliesslich nur das Beste für ihn, und in diesem Falle heisst das 'loslassen'... früher als erwartet, aber auf kurz oder lang hätte er sich ja eh abnabeln müssen, und so ist es sicherlich leichter für ihn.
Nun ja, ich kann meine Gefühle gar nicht so richtig begreifen momentan, geschweige denn benennen. Auf der einen Seite Erleichterung, da ich sicher bin, dass dies der richtige Schritt ist, und dass da so viele kompetente Leute sind, die meinem Sohn helfen. Auf der anderen Seite werde ich ihn wahnsinnig vermissen, er ist ja erst 17 und es kommt sehr sehr plötzlich für mich, dass er quasi schon gar nicht mehr hier bei mir wohnt.
Liebe Grüße und vielen Dank an alle, die hier mitlesen und Anteil genommen haben.
Nika
25.09.2012 20:10 •
#91