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Zitat:
Ich habe beim Lesen etwas das Gefühl, dass dein Sohn mental
überhaupt noch nicht in der Klinik angekommen ist, und sich sein
Denken immer noch in der Familie und weniger in der Therapie be-
findet.


Ein beängstigender Gedanke... ich hatte schon das Gefühl dass er angekommen sei, aber dann gibt es wieder diese Rückschritte. Ich glaube es tut ihm nicht gut dass er das Handy fast ständig hat. Eigentlich darf er es ja nur während des Ausgangs haben aber er hat zwei und schmuggelt immer irgendwie eins ins Zimmer.

Ich werde mit der Doc sprechen am Dienstag... es tut weder ihm noch der Familie gut wenn er ständig anruft oder simst.

Jupp, er muss in der Klinik wirklich ankommen können, dies dauert
wegen den vielen Jahren Familienschutz nur etwas länger.

Erst wenn er dort nicht mehr den gewohnten Rückhalt der Familie
hat, kann er dort auch wirklich therapeutisch an seinen Ängsten
arbeiten. Auch, wenn dies anfangs sehr hart wird, es ist der einzige
Weg.

A


Mein Sohn besteht nur noch aus Angst

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So, das Neueste vom vergangenen WE.

Sohn wollte unbedingt am Samstag zu einer Tattoo-Messe, also bin ich mit ihm hin. Mein Freund hat uns hingefahren, zurück wollten wir dann mit Bus und Bahn fahren.

Drinnen war es gut besucht und streckenweise auch etwas laut. Erstaunlicherweise hat er das sehr gut weggesteckt, er hat sich die Stände angesehen, Tätowierer befragt usw. Da er unbedingt ein Tattoo auf der Messe stechen lassen wollte ist er dann mit einem Tätowierer einig geworden und sein Tattoo konnte in gut einer Stunde gestochen werden. Da wurde er dann doch sehr unruhig, ist vor die Tür gegangen und hat geraucht. Ich hab mit ihm geredet und er meinte er hätte schon grosse Angst, aber die müsse er nun aushalten.

Und tatsächlich, er hat es geschafft! Fast drei Stunden lang ist er tätowiert worden, vor Zuschauern, während eine Live Band spielte... und er hat keine PA bekommen, sich nicht übergeben und auch sonst alles supergut überstanden.

Rückzus ist er wie selbstverständlich in SBahn und Bus gestiegen, angstfrei.

Gestern dann war er den ganzen Nachmittag mit seiner Tante und Cousins am proppenvollen Waldsee... es ging ihm den ganzen Sonntag über hervorragend.

Wenn ich bedenke, wie übel er Panik hatte noch vor 3 Wochen... all diese Dinge wären unmöglich gewesen. Er hat immense Fortschritte gemacht und kann wahnsinnig stolz auf sich sein.

Huhu nika66

Erst einmal Glückwünsche zu diesem Erfolg.

Gebt euch aber bitte trotzdem noch viel Zeit und Geduld, denn
Ängste die sich über mehr als 10 Jahre entwickelt haben, sind
nicht immer schon nach wenigen Wochen völlig verschwunden.

Was mir gerade noch zu deinem Bericht einfällt:

Das einzige Tatto was ich habe (kleiner Flugsaurier auf dem rechten
Oberarm) habe ich mir auch in der Zeit vor 12 Jahren im Krankenhaus
(psychosomatische Therapie) mutig stechen lassen ...

Ganz liebe Grüsse, Der Beobachter

Vielen Dank, lieber Beobachter. Du hast recht, wir dürfen nicht zu euphorisch sein, es ist weiterhin Geduld angesagt. Ich weiss auch, dass es Rückschläge geben kann.... aber ich freu mich einfach so für meinen Kleinen, dass er anfängt, dem Leben wieder etwas abzugewinnen.

Er hat sich übrigens einen Phönix stechen lassen. Finde ich sehr passend .

Das vergangene Wochenende lief nicht so gut wie das davor, aber es war schon ganz ok. Sohn hatte am Freitag eine PA, als er mit anderen Jugendlichen seiner Station unterwegs war. Das hat ihn schon etwas verstört.

Am Samstag wollte ich dann mit dem Bus mit ihm in ein nahegelegenes Einkaufszentrum fahren. Hinter meinem Rücken hat er dann seine Tante angerufen, und da die auch einkaufen musste hat sie uns mit dem Auto mitgenommen. Ich fand das doof, denn er hat somit mal wieder erfolgreich etwas vermieden. Ich dachte wir könnten dann wenigstens den Bus zurück nehmen, aber auch da hat er darauf bestanden, mit seiner Tante mit dem Auto mitzufahren. Aber immerhin hat er eine Stunde im Einkaufszentrum, welches gut besucht war, verbracht.

Er hat wieder viel über seine Angst geredet, er sorgt sich aktuell davor, päd. sein zu können. Das ist selbstverständlich Quatsch, er weiss es auch, kommt aber gegen diese Angst nicht an. Er meint er könne seinem Zimmernachbarn, einem 8jährigen, etwas tun. Auch hat er immer noch Angst davor, nie mehr wieder gesund zu werden. Ich versuche mich so wenig wie möglich auf diese Diskussionen einzulassen, aber es ist trotzdem echt schwer.

Am 25.09. entscheidet sich dann, ob er die Klinik verlassen kann oder nicht. Ich halte das für ziemlich ausgeschlossen, er ist längst noch nicht stabil. Er weiss das auch, und er meinte das sei für ihn ok. Er hat sich längst mit den anderen Jugendlichen angefreundet und fühlt sich dort wohl. Auch einige der Betreuer sind für ihn wichtige Ansprechpartner und teilweise so etwas wie Freunde.

Es soll auch Jemand von Jugendamt bei dem Gespräch am 25. dabeisein, denn irgendwie muss es mit Sohn ja auch weitergehen wenn er die Klinik verlässt. Es ist wohl so dass die Klinik fast immer das JA mit einschaltet, es liegt also nicht an mir als Mutter sondern daran, dass viele Jugendliche den Klinikaufenthalt nutzen, um danach Selbständigkeit zu erlangen und ausserhalb des Elternhauses zu leben - sei es in einer Gruppe mit betreutem Wohnen, oder auch allein, mit einem Erziehungshelfer, der sie regelmässig unterstützt.

Ich würde meinen Sohn natürlich liebend gern wieder daheim haben im Anschluss an seinen Klinikaufenthalt, aber schlussendlich will ich dass er ein selbstständiger und lebenstüchtiger Mensch wird. Ich werde nicht klammern.

nika, ich bewundere nach wie vor dein Verhalten in der ganzen schwierigen Lage!

@afuman - DANKE !

Gestern durfte Sohn in ein anderes Zimmer wechseln, er wohnt nun mit einem Jungen zusammen, der ebenfalls 17 ist. Er hat sich darüber riesig gefreut, denn es war schon schwierig für ihn mit einem 8jährigen das Zimmer zu teilen.

Sohn weiss, dass er vermutlich noch weitere 6 Wochen in der Klinik bleiben muss, und es ist für ihn ok. Er liebt die Klinik vielleicht nicht gerade, aber er weiss, dass er dort bleiben muss um gesund zu werden.

Und überhaupt scheint er mir viel erwachsener und vernünftiger, er ist nicht mehr so agressiv, pöbelt mich nicht an und ist rundrum umgänglicher geworden. Im Frühjahr noch war sein Verhalten so schlimm dass ich zum Jugendamt gegangen bin. Ich freu mich riesig, dass er nun so ausgeglichen und freundlich zu mir ist.

Gestern war Stationselternabend, es hat gut getan sich mit den anderen Eltern auszutauschen. Man fühlt sich manchmal doch ganz schrecklich allein mit seinem Angstkind, auch wenn man selber schon angstkrank war.

Ich finde es sehr interessant zu lesen/sehen wie sich dein Sohn positiv verändert und diese sch.... Angst langsam in den Griff bekommt.
Danke mach weiter so, bin gespannt wie die Geschichte endet

Es geht mir gerade gar nicht gut... es gab Zoff zwischen Sohn und mir, wir sind genauso angeeckt wie vor einigen Monaten, als er sich draussen rumgetrieben und zuviel getrunken und gek. hat.

Der gestrige Tag war richtig schön, wir waren im Einkaufszentrum shoppen und ich hab ihm eine neue Basecap und einen Krimi spendiert. Dann haben wir noch was zusammen gegessen, ich bin dann heim und er hat sich mit meiner Schwester getroffen. Als er dann heim kam hatte er einiges an B. getrunken, obwohl wir vorher ausgemacht hatten dass er höchstens 1 B. trinken wird, wegen seiner Medikamente. Er hat sich dann noch eine Shisha gemacht und geraucht und ist dann ins Bett.

Heute war er fast den gesamten Tag in seinem Zimmer, bei geschlossener Tür. Wenn ich ihn angesprochen habe hat er genervt reagiert. Und so hat es sich dann hochgeschaukelt und es endete damit dass ich in Tränen aufgelöst war. Ich habe mich geweigert, ihn mit in die Klinik zu bringen, seine Grosseltern haben ihn eben mitgenommen. Er war genauso agressiv wie zu seiner schlimmen Pöbelphase vor einigen Monaten, er warf mir an den Kopf warum ich mich so anstelle, schliesslich sei ER in der Klapse und kurz vor'm Selbstmord. Er weiss wie sehr er mich damit trifft wenn er von Selbstmord redet. Eine frühere Freundin von mir fand ihren 17jährigen Sohn erhängt in seinem Zimmer vor, daher finde ich es furchtbar, wenn mein Sohn so etwas dahersagt.

Nun ja, jetzt ist er fort, und ich hab einen Kloss im Hals, Tränen in den Augen und das Gefühl, dieses WE ziemlich viel falsch gemacht zu haben...

Es gibt Neuigkeiten, und zwar einschneidende. So wie es ausschaut kommt Sohn nicht mehr nachhause.

Heute war die Diagnostikvorstellung, denn Sohns 6 Wochen Psychatrische Klinik waren heute um. Wir haben uns zusammengesetzt, mein Sohn, seine Grosseltern, ich, seine Psychaterin, der Psychologe und eine Sozialarbeiterin. Während des Gesprächs wurde deutlich gemacht dass der Sohn zwar schon grosse Fortschritte gemacht und die Panikattacken weitestgehend besiegt hat, aber er sei angstbedingt recht depressiv und seine Ängste hätten sich nun in gereralisierte Ängste gewandelt. Man erzählte uns lang und breit von dem Aufenthalt, den Therapien, an denen er teilgenommen hatte usw usf. Die Gespräche mit ihm wurden reflektiert, ebenfalls die Elterngespräche. Es wurde angesprochen dass Sohn, verglichen mit seiner Altersgruppe, noch sehr auf die Familie fixiert sei, man könnte sogar von einer Dependenz sprechen, und dies sei auch Teil der Diagnose.

Man schlug vor, dass er weitere 3 Monate in der Klinik bleibt, um dann in ein betreutes Wohnen zu wechseln. Dies würde dann über das Jugendamt laufen. Wenn er oder ich mich weigern würde, diesen Schritt zu gehen, sähe man sich nicht in der Lage, ihn erfolgreich weiterzubehandeln, und er müsse seinen Klinikaufenthalt beenden.

Es hört sich zwar jetzt sehr hart an, aber ich verstehe sehr gut, was gemeint ist. Solange er immer wieder den Schutz der Familie sucht wird er seine Angst nicht besiegen können und sich nicht in Richtung Selbständigkeit entwickeln. Gerade aufgrund der genetischen Disposition sei es wichtig, dass er hier wegkommt, um es mal hart auszudrücken. Man hat mir selbstverständlich keine Vorwürfe gemacht, aber es ist ja klar dass eine angstkranke Mutter ihrem angstkranken Kind nicht so supergut in Richtung Selbständigkeit erziehen kann, da sie ihm ja Verhaltensmuster vorlebt. Ich muss zugeben, dass ich mir diesen Schuh anziehen muss. Ich lebe zwar ein normales und weitestgehend angstfreies Leben, aber ich habe mir auch viele Vermeidungstaktiken angeeignet, teilweise ohne es bewusst gemacht zu haben.

Sohn wollte erst nichts von betreutem Wohnen wissen, aber er hat sich dann doch überzeugen lassen. Unsere familiäre Bindung ist sehr stark und er weiss, dass er durch den Auszug daheim seine Familie in keinster Weise verlieren würde. Im Gegenteil, vermutlich wird sich die Beziehung noch deutlich verbessern. Und wir sind uns alle sicher, dass dieser Schritt der einzig richtige ist, denn es würde unglaublich schwer sein für meinen Sohn, bei mir daheim gesund zu werden. Es macht mich zwar ein bisschen traurig, aber ich will schliesslich nur das Beste für ihn, und in diesem Falle heisst das 'loslassen'... früher als erwartet, aber auf kurz oder lang hätte er sich ja eh abnabeln müssen, und so ist es sicherlich leichter für ihn.

Nun ja, ich kann meine Gefühle gar nicht so richtig begreifen momentan, geschweige denn benennen. Auf der einen Seite Erleichterung, da ich sicher bin, dass dies der richtige Schritt ist, und dass da so viele kompetente Leute sind, die meinem Sohn helfen. Auf der anderen Seite werde ich ihn wahnsinnig vermissen, er ist ja erst 17 und es kommt sehr sehr plötzlich für mich, dass er quasi schon gar nicht mehr hier bei mir wohnt.

Liebe Grüße und vielen Dank an alle, die hier mitlesen und Anteil genommen haben.
Nika

Es klingt für mich nach einer guten Lösung, auch wenn man noch nicht genau weiß, in welche Richtung sich alles entwickeln wird. Ein zurück in die alte Situation wäre für keinen der Beteiligten zu ertragen gewesen, vermute ich mal.

Die Loslösung ist für ihn lebenswichtig, und ich finde es sehr anerkennenswert, dass du das so vernünftig akzeptierst.

So, jetzt hat er Stress mit einem Betreuer und will die Brocken hinschmeissen. Den ganzen Tag über hat er mir SMS geschickt... ich hab jetzt das Handy ausgemacht.

Morgen hat er einen Termin bei seinem Psychotherapeuten, ich hoffe sehr, dass dieser ihm erklären kann, dass er durchhalten muss!

Ansonsten bin ich bereit, um das Wohl meines Sohnes willen nochmals vor Gericht zu gehen und eine Unterbringung zu erwirken. Alternativ dazu würde ich noch das Jugendamt einschalten wegen betreutem Wohnen nebst ambulanter Therapie. Hier daheim bei mir kann ich ihn nicht mehr wohnen lassen, das weiss ich selbst .

Bitte drückt die Daumen dass er sich wieder beruhigt und dort bleibt. Er hat noch 2 Monate vor sich, dann darf er in betreutes Wohnen ziehen. So einfach wie es ihm jetzt gemacht wird wird er es NIE MEHR WIEDER haben.

Nun ist mein Sohn seit 4 Monaten in der Klinik und steht kurz vor seiner Entlassung. Eine betreute Wohngruppe konnte das Jugendamt (die zuständige Sozialarbeiterin überschlägt sich nicht gerade vor Engagement) noch nicht finden. In ein paar Tagen kommt er also wieder heim, obwohl das für ihn (und auch für mich) in keinster Weise gut ist. Aber ich bringe es nicht über's Herz, ihn in die Obhut des Jugendamtes (und somit in ein Übergangsheim) zu geben. Ob das richtig oder falsch ist kann ich nicht sagen, aber es fühlt sich falsch an.

Sohn hat immer noch Ängste, gestern Nacht hat er eine Tasse Kaffee getrunken und das Coffein, das er ja nicht mehr gewöhnt ist, hat einen Angstschub ausgelöst. Er hat sich übergeben und ist etwa 1 Stunde lang in der Wohnung rumgetigert. Aber er nimmt wieder am Leben teil, fährt Bus und Bahn und geht auf Fussballspiele usw.

Ich selbst halte gut durch, dank Unterstützung meiner Eltern und meines Lebensgefährtens, und nicht zuletzt weil meine Medikamentendosis verdoppelt wurde. Ich versuche mich nicht verrückt zu machen und auch an mich zu denken.

So, dies war mein Update vor Weihnachten. Euch allen schöne Feiertage.

Nika

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Dr. Reinhard Pichler
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