Hi,
danke erstmal, dass du das hier teilst.
Du beschreibst dein Problem so, dass es in deinem Hals anfängt zu blubbern, dein Puls hochgeht, und du dabei das Gefühl bekommst, als würde dein Hals explodieren oder das Herz platzen. Das Ganze ist zeitlich klar umgrenzt (5 20 Minuten) und findet regelmäßig statt. Spannend wäre noch zu erfahren, welcher Gedanke dir als erstes in den Kopf kommt, wenn es losgeht?
Außerdem beschreibst du, dass dich und deine Frau die Situation sehr belastet. Dein Alltag sei dadurch eingeschränkt, dass du Angst hast, eine solche Attacke könnte in der Öffentlichkeit auftreten. Du hast auch noch geschrieben, dass die Attacken unspezifisch auftreten, also sich nicht an bestimmte Situationen, Menschen oder Orte gebunden sind. Außerdem meintest du, ein Arzt hat auf die EKGs mit alles okay reagiert und kein Arzt habe bisher einen Fehler an deinem Herzen feststellen können.
All das sind klassische Symptome einer Panikstörung. Ich rate dir unbedingt dazu, das Ganze mit einer Psychotherapeutin abklären zu lassen.
Der Verlauf jeder Attacke ist übrigens ein Teufelskreis und man kann ihn sich so vorstellen:
- Zuerst sind da interne oder externe Stressoren: Das können z.B. Erregung, körperliche Anstrengung, Koffeinkonsum, Hitze, Wechsel vom Sitzen oder Liegen zum Stehen etc. sein (damit ist also nicht allgemeiner Stress auf der Arbeit o.ä. gemeint!)
- Diese führen zu (gewöhnlichen) physiologischen (z.B. höherem Puls, Schwitzen, Schwindel) oder/ und psychischen Veränderungen (z.B. Gedankenrasen, Konzentrationsproblemen)
- Die physiologischen/ psychischen Veränderungen werden wahrgenommen und mit Gefahr assoziiert
- Auf wahrgenommene Gefahr wird mit Angst reagiert, die natürlich zu weiteren physiologischen Veränderungen, körperlichen und/oder kognitiven Symptomen führt, also z.B. den Puls noch höher treiben
- Werden diese Symptome wiederum wahrgenommen und mit Gefahr assoziiert, kommt es zu einer Steigerung der Angst, und das Spiel beginnt von vorne.
Das ist der Hintergrund dazu, und es kann gut sein, dass er dir vielleicht erstmal nicht allzu plausibel erscheint? Ich habe auch den Eindruck bekommen, du seist Überzeugt, dass die Attacken entweder durch eine Störung am Herz herrühren können (also was körperliches) ODER durch eine Störung an der Psyche (also Gedanken und damit verbundene Gefühle). Körper und Psyche sind sehr eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Dazu ein kleines Beispiel: Beim Treppensteigen beschleunigt sich u.a. unser Puls. Das tut er aber mit Sicherheit auch, wenn wir Nachts ruhig im Bett liegen und plötzlich jemand mit Knarre vor uns steht (also ohne körperliche Anstrengung, aber angstauslösender Situation). Und er tut es auch, wenn wir Nachts ruhig im Bett liegen und uns nur einbilden, dass jemand mit Knarre vor uns steht (also ohne körperliche Anstrengung, und ohne realer angstauslösender Situation, aber reinen Gedanken / Vorstellungen).
Bei Panikstörungen ist Psychotherapie ein hilfreiches Mittel. Dort können z.B. Übungen gemacht werden, die dir das Ganze näher bringen und die Erfolgschancen sind gut, nach einer Psychotherapie mit sehr verminderten Symptomen oder komplett symptomfrei zu sein. Schaue dich doch mal danach um, vielleicht findest du ja jemanden, der dir passend erscheint!
Ich wünsche dir alles Gute, und hoffe, dass du bald effektive Hilfe findest.
Und PS.: du bist mit genau diesen Symptomen nicht alleine, aber da keiner gerne damit auf die Straße geht und psychischen Störungen leider immer noch eher ein Tabu Thema sind, bekommt man schnell ein falsches Gefühl diesbezüglich.
06.06.2020 17:05 •
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