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Hey,
Ich bräuchte mal eure Erfahrungen / Einschätzung und Meinungen…

Habe seit ca 3 Monaten 24/7 panickattacken/ angstörungen mit allem Symptomen die es so gibt ( Sehstörungen/ Sprachstörung….)
Der Auslöser wahr ein Verdacht auf Schlaganfall der sich in der Notaufnahne als Migräne mit Aura rausstellte. (mittlerweile denke ich allerdings das es meine erste Panik Attacke war)

Seit dem Tag habe ich halt das volle Programm an Symptomen, steifer Nacken, Sehstörungen, Schwindel usw.

Hatte schnell beim Neurologen und Augenarzt die Erkenntnis gewonnen das ich organisch gesund bin und mir direkt psychische Hilfe gesucht.

Von der Therapeutin habe ich nun letzte Woche Medikamente verschrieben bekommen und eine Überweisung in eine Tagesklinik…

Die Medikamente habe ich bisher nicht genommen hatte irgendwie die Hoffnung das irgendwie umgehen zu können, was aber nicht wirklich danach aussieht, ich stehe Psychopharmaka sehr skeptisch gegenüber, das beruht auf Erfahrungen in bekannten Kreis wo die Personen nicht mehr die selben sind die sie mal waren seit dem sie das nehmen.
Auch habe ich noch kein Termin bei der Klinik vereinbart, da ich mir nicht sicher bin ob man mir da helfen kann oder ob man da nur Medikamente bekommt und ruhig gestellt wird, habe leider bisher keinerlei Berührungspunkte mit psychiatrischen Erkrankungen, Kliniken usw.

Grundlegend gefragt kann man eine angsstörung „heilen“ bzw wieder normal am Leben teil nehmen?
Kann man sowas auch ohne Medikamente hin bekommen?
Hilf eine Tagesklinik? Und was macht man da?

Gestern 22:42 • 05.10.2024 #1


7 Antworten ↓


Hi!
Ich kann natürlich nur von meinen Erfahrungen berichten, aber mir ging es ganz ähnlich:
Ich habe mich am Anfang mit Händen und Füßen gegen Medikamente gewehrt weil ich wie Du Angst hatte, meine Persönlichkeit würde sich dadurch ändern. Und auch von Klinik / Tagesklinik wollte ich nichts wissen - auch aus den von dir genannten Gründen (ich werde nur ruhig gestellt...).

Irgendwann ging es aber nicht mehr anders und ich habe beides zugelassen. Zuerst war ich 2 Wochen in der Psychatrie, danach 8 Wochen in der Tagesklinik.

Weder bei den Medikamenten noch bei der Klinik oder Tagesklinik hat sich irgendwas von meinen Befürchtungen bewahrheitet. Im Gegenteil, mir ging es zum ersten mal seit einem Jahr wieder besser und erst ab da war ich in der Lage, meine Ängste zu bearbeiten und in den Griff zu bekommen.

In der Tagesklinik gab es einen festen Tagesablauf mit verschiedenen Therapien:
- Gespräche (einzeln und in Gruppen)
- Sport / Bewegung
- Musik und / oder Werken
- Meditation / Entspannung
- Mittagessen
- Ruhepause
- ...

Hat mir sehr gut getan und unheimlich geholfen, auch weil ich dadurch - anders als in der Klinik - wieder mehr in meinen Alltag eingebunden war. Medikamente habe ich dort auch bekommen, es wurde aber immer mit mir abgesprochen (spüre ich Veränderungen, stimmt die Dosis, tut mir das Medikament gut usw.).
Ich hab' mich jedenfalls sehr gut aufgehoben gefühlt.

Ob man das Ganze auch ohne Medikamente schaffen kann, hängt glaube ich von der Schwere der Erkrankung und dem persönlichen Zustand ab. Ich hätte es glaube ich nicht geschafft oder zumindest länger gebraucht.

Und ob man geheilt werden kann?
Ich will es mal so sagen: oftmals liegen hinter den Ängsten andere Probleme, die bearbeitet werden wollen. Die Ängste und Panik sind dann nur das Ventil, über das die kranke Seele ihre Probleme ablässt. Ob und wenn ja was sich hinter deinen Ängsten ggf. versteckt und wie Du diese Probleme bearbeiten kannst, wird in den Gesprächen geklärt.
Mir hat es viel gebracht und auch, wenn ich meine Ängste niemals ganz loswerde, geht es mir heute sogar besser als vor Ausbruch der Angststörung. Ich kenne mich viel besser und lebe viel mehr im Einklang mit mir selbst.

Sicher ist aber: Das fühlt sich jetzt vielleicht so an, aber Du kannst auf jeden Fall auch wieder glücklich sein und Lebensfreude haben.

A


Medikamente / Tagesklinik

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@Rabson Hi Rabson,

ich hatte 2022 meine erste Panikattacke in der Bahn. Es war Winter, und ich musste schnell rennen, um die Bahn zu erwischen. Ich trug eine dicke Jacke und als ich schließlich in der Bahn saß, wurde mir unglaublich heiß. Es fühlte sich an, als könnte ich nicht richtig atmen. Mein Herz begann zu rasen, und ich dachte, ich bekäme einen Herzinfarkt. Mein Mund wurde trocken, und alles um mich herum begann sich zu drehen. Es war schrecklich.

In meiner Panik rief ich den Krankenwagen, habe durchgehend geweint und die ganze Zeit Angst gehabt. Der Arzt untersuchte mich und sagte, dass körperlich alles in Ordnung sei. Er vermutete, dass es eine Panikattacke war. Nach diesem Vorfall hatte ich immer wieder Panikattacken, bis ich mich entschloss, eine Psychotherapie zu beginnen. Ein ganzes Jahr lang kämpfte ich mit Panikattacken und all den körperlichen Symptomen, die dazugehören.

Ich begann eine Verhaltenstherapie und traf mich wöchentlich mit meiner Therapeutin, um über mein Leben zu sprechen. Letztlich stellte sich heraus, dass viele meiner Probleme aus der Zeit stammten, als ich von meinem Vater geschlagen wurde. Meine Diagnose lautete „Agoraphobie mit Panikstörung“. In dieser Zeit nahm ich keine Medikamente, sondern konfrontierte mich in der Therapie immer wieder mit den Situationen, vor denen ich Angst hatte.

Heute, nach zwei Jahren, geht es mir viel besser. Ich habe nur noch selten Panikattacken, und wenn sie doch mal auftreten, weiß ich, wie ich damit umgehen kann. Mit dieser langen Nachricht möchte ich dir einfach nur Hoffnung geben: Es wird besser. Diese Panikattacken bleiben nicht für immer. Wichtig ist, zu verstehen, warum sie entstehen und wie du in solchen Momenten handeln kannst, wenn sie wiederkommen.

Alles Gute!

Ich bin jetzt zum 3. Mal in der Tagesklinik und kann dir sagen man wird nicht ruhig gestellt, im Gegenteil: man wird aufgefordert aktiv zu sein, zumindest da wo ich bin.
Es gibt verschiedene Therapien:
Ergotherapie
Musiktherapie
Rollenspiel
Backen
Sport
Spiele spielen usw...

Es gibt Einzel- und Gruppengespräche.

Zwischendrin immer genug Pausen. Ausserdem wird man mit Frühstück und Mittagessen versorgt.

Medikamente gibt's auch, aber nur nach Absprache und der Spiegel wird anhand einer Blutabnahme regelmäßig gemessen.

Aufenthalt dauert 6-8 Wochen

So ist es zumindest bei mir.
Mir tun bzw. taten die Aufenthalte sehr gut und ich konnte jedesmal eine Besserung feststellen.

@Sunny04

Diese 6-8 Wochen Aufenthalt wie werden die bemessen? Sind die festgelegt oder wird man erst entlassen wenn man wieder fitter ist?


@Melike
Danke für deine aufmunternden Worte, ich hoffe sehr, dass ich wie du in 1-2 Jahren entspannt auf die Zeit zurückblicken kann und froh bin das hinter mir zu haben!

Mein erster TK Aufenthalt war zunächst mit 6-8 veranschlagt und es wurden dann 12 Wochen daraus. Das war aber die absolute Obergrenze damals. Beim 2. mal in der gleichen Klinik wurden nur 8 Wochen genehmigt. Mein dritter Aufenthalt in einer anderen Klinik war nach 6 Wochen zu Ende. Ich fand alle Aufenthalte gewinnbringend. Eine Heilung ist natürlich eher nicht zu erwarten, wenn es komplexe Probleme gibt und am besten schaut man schon vorher nach einer ambulanten Versorgung, die idealerweise dann an den TK Aufenthalt anschließt.

Der Tagesablauf, beziehungsweise das Angebot wurde ja schon umrissen. Medikamente werden einem natürlich angeboten, aber mir persönlich nicht aufgezwungen. Ich habe aber ohnehin schon einige Psychopharmaka durch und nein, meine Persönlichkeit hat sich nie geändert. Ich war immer der der ich bin. Nur bisweilen sorgten die Medikamente dafür, dass sich meine Stimmung insgesamt verbessert hatte. Ich war allerdings auch nie so neben der Spur, dass es Medikamente gebraucht hätte, um überhaupt mit Therapeuten an meiner Genesung zu arbeiten zu können.

Zitat von Rabson:
ich stehe Psychopharmaka sehr skeptisch gegenüber, das beruht auf Erfahrungen in bekannten Kreis wo die Personen nicht mehr die selben sind die sie mal waren seit dem sie das nehmen.

Das kommt darauf an welche Medikamente man nimmt. Es gibt ja unterschiedliche Gruppen von Psychopharmaka. Was nahmen die und was wurde dir denn verschrieben? Gegen Ängste werden meistens Antidepressiva verschrieben. Die verändern einen, wenn sie gut anschlagen, im positiven Sinn. Ich war mit meinem Medikament glücklicherweise auch nicht mehr dieselbe wie vorher, sondern wieder die, wie früher, vor der schlimmen Zeit.

@Rabson es wird im laufe des Aufenthaltes entschieden wann man entlassen wird.
In der Regel wenn man Fortschritte gemacht hat.




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Dr. Christina Wiesemann
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