@David7742
Hallo David,
genau das frage ich mich auch schon seit einigen Tagen und hadere momentan damit. Ich leide seit über zehn Jahren darunter, wobei es letztes Jahr während einer Panikattacke im Urlaub und im Auto besonders schlimm wurde (vorher Jahrelang Panikattackenfrei, zumindest in dieser stärke). Dadurch war ich in einem tief wie nie zuvor. Ich konnte nicht einmal zehn Minuten zu Fuß von meiner Wohnung entfernt sein, ohne angespannt zu werden. Selbst kurze Autofahrten von zwanzig Minuten waren unglaublich anstrengend. Mein Zuhause war auch kein sicherer Rückzugsort mehr, wie es früher einmal war; phasenweise fühlte ich mich sogar dort ängstlich und hatte Panikattacken.
Warum ich bisher keine Therapie gemacht habe? Keine Ahnung, ich habe es immer wieder vor mir hergeschoben und mir fehlte auch irgendwie die Energie. Heute geht es mir deutlich besser. Was mir geholfen hat: Viele Podcasts, viel Lesen, und – ganz wichtig, wie @Schlaflose es auch sagte – die Konfrontation. Ich habe mich bewusst den Situationen ausgesetzt, die mir Angst machten. Ich bin mit dem Rad an Orte gefahren, vor denen ich Angst hatte, bin joggen gegangen, bis ich dachte, ich kippe um (was natürlich nicht passiert ist), und neulich bin ich 60 Minuten alleine auf der Autobahn gefahren, um jemanden zu besuchen. Im Vorfeld hatte ich so viel Angst und Kopfkino, aber ich habe es geschafft und war extrem stolz darauf!
Die Früchte meiner Bemühungen: Ich kann wieder entspannt und mit Freude kurze Strecken Auto fahren, überall in der Umgebung unterwegs sein und Sport machen. All das war vor einem halben Jahr noch total unvorstellbar.
Trotzdem: Diese ganze Leichtigkeit ist weiterhin einfach weg, lange Fahrten in den Urlaub über mehrere Stunden? Da graut es mir jetzt schon vor. Angst statt Freude auf den Urlaub, am liebsten also vermeiden.....
Dennoch bleiben zwei Kernfragen offen: Medikamente und Psychotherapie.
Ich war und bin eigentlich gegen Medikamente. Hast du schon mal welche genommen? Ich würde sie nehmen, wenn ich wüsste, dass ich wieder der Mensch wäre wie vor zehn Jahren – einfach alles machen, ohne zu wissen, was Angst bedeutet, und das Leben genießen. Ohne dieses unsichtbare Gummiband um mich herum, das mich immer wieder nach Hause zieht.
Therapie: Da habe ich die gleichen Bedenken wie du. Ist das, was ich gerade mache, vielleicht schon eine Art Selbsttherapie? Würde mir eine richtige Therapie noch viel bringen? Ich bin nicht der extrovertierte Typ und stelle es mir anstrengend vor, dort zu sitzen und zu erzählen, was ich gemacht habe und was ich nächste Woche machen möchte. Schon die Vorstellung davon setzt mich irgendwie unter Druck.
Viele Grüße/
01.07.2024 15:07 •
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