App im Playstore
Pfeil rechts
61

Zitat von EinafetS:
Ich bin schon über ein Jahr daheim, mehr Ruhe geht eigentlich nicht

Bei mir (und ich bin schon länger daheim) ging es nur ganz am Anfang mal tatsächlich um Ruhe. Ruhe um in ein „gesundes“ Maß von dem zu kommen, was ich tatsächlich leisten kann. Je länger ich dann aber Zeit hatte, um mir über meine Leistungsfähigkeit im klaren zu werden, umso mehr ging mir mein Grundvertrauen in meine Leistungsfähigkeit verloren. Seither zweifle ich daran, was ich mir noch zutrauen kann und das ist eigentlich kontraproduktiv. Immer schneller komme ich an meine Grenzen, zumindest gefühlt. Das zu ändern ist sehr schwer, vor allem, weil ja mal eine Leistungsfähigkeit vorhanden war, die irgendwie als Richtschnur hergenommen werden kann. Das ist insofern eigentlich Paradox, weil nahezu alles irgendwann Leistungsfähigkeit eben auch einbüßen kann.

Wohlgemerkt, ich meine nicht die Leistungsfähigkeit alleine im Beruf oder die die Andere beurteilen würden, oder eine ganz andere spezifische, ehemals vorhandene, beispielsweise im Sport. Sondern allgemein insgesamt. Ich kann sicher noch einiges leisten, aber ich traue mich nicht und wenn doch, erscheint es mir ungenügend, weil ich ja mal mehr konnte. Der Gedanke, das Andere das auch so sehen könnten, lähmt zusätzlich.

Leider weiß ich selbst nicht, wie ich diesen Teufelskreis durchbrechen kann, denn diese Gedanken kommen nunmal immer wieder. Ich weiß nur, es ist ein Teufelskreis.

Ich glaube, man muss lernen, auf sich selbst zu vertrauen ... auf die eigene Kraft, die auch dann da ist, wenn man sie nicht mehr spüren kann. Und vielleicht möchte man ja tief im Inneren oder sogar sehr offensichtlich auch gar nicht mehr, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Wäre alles perfekt gewesen, wäre man nicht so aus der Balance geraten.

A


Komme nach Burnout nicht auf die Beine

x 3


Danke an Alle für die aufmunternden Antworten. Ich weiß es braucht alles seine Zeit! Ich hatte auch schon wieder sehr viele gute Tage, seit meinem Zusammenbruch. Ich refektiere auch immer wie schlecht es mir das erste halbe Jahr ging, wo ich auch vor lauter Angst nicht mehr unter Leute konnte und es mir körperlich noch bescheidener ging.
Es wäre einfach mal wieder schön unbeschwert und ohne Grübeln durchs Leben zu gehen.

Zitat von EinafetS:
kennst du dass auch mit dem zuviel in sich reinhören und sich damit wahnsinnig machen?

Hm, wahnsinnig bin ich noch nicht, aber kenn das auch.
Ist bei mir aber eher Grübeln aller Art und das verbraucht auch sehr viel Energie, was dem Körper dann wieder fehlt. Bei dir klingt es eher in die hypochondrische Richtung, auf alles sehr genau zu schauen, was der Körper macht. Wenn du in Therapie bist, würde ich das mal ansprechen. Wenn du dich nach einem Jahr noch nicht richtig entspannen kannst, würde ich mal zum Psychiater gehen und mir Medikamente verordnen lassen. Manchmal geht das nicht ohne.

Ich bin in einer Verhaltenstherapie und habe schon ADs genommen, bloß da wurde ich noch träger als ich es eh schon war. Hab damit aber meine innere Unruhe gut wegbekommen und habe sie auch wieder abgesetzt.
Ein kleiner Hypochonder bin ich auf jeden Fall geworden, war aber noch nie soweit dass ich in die Notaufnahme gegangen bin usw.
Ich hab jetzt mal einen Hormontest gemacht und schick den Morgen weg. Habe nämlich immer auffallend in der zweiten Zyklushälfte meine Probleme. Bin 41. Will auch noch meine Schilddrüse nochmals checken lassen. Mein Hausarzt meinte dass alle Werte ok sind aber der schaut ja nur nach dem TSH. Muss L Thyroxin 150 nehmen.

Zitat von EinafetS:
Hab damit aber meine innere Unruhe gut wegbekommen und habe sie auch wieder abgesetzt.

Das war wohl zu früh, denn durch die innere Unruhe kommt auch diese Daueranspannung, die man manchmal ohne Medikamente nicht wegbekommt.

Mein Neurologe hat dem Absetzen zugestimmt, da die innere Unruhe weg war und eigentlich auch immer noch ist und es mir zum diesem Zeitpunkt relativ gut ging.
Ich hab im Moment einfach keine Energie, sobald ich nur ne Kleinigkeit im Haushalt mache komm ich an meine Grenzen und dann zieh ich mich zurück in mein Schneckenhaus und versuche Anstrengungen zu vermeiden.

Ich war davor beruflich den ganzen Tag auf den Beinen. Hab bei der Post gearbeitet, bei Wind und Wetter. Und jetzt hab ich in einem Jahr so abgebaut

Hallo zusammen

Seit meinem ersten Burnout beobachte ich mich ständig wie belastbar ( oder auch nicht) ich bin.
Sobald ich mich weniger gut fühle sehe ich es sofort als Alarmzeichen.
Kennt ihr das?

Verfalle dann in Panik..und denke bald ist es wieder soweit.

Zitat von BonjourSadness:
Ich glaube, man muss lernen, auf sich selbst zu vertrauen ... auf die eigene Kraft, die auch dann da ist, wenn man sie nicht mehr spüren kann. Und vielleicht möchte man ja tief im Inneren oder sogar sehr offensichtlich auch gar nicht mehr, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Wäre alles perfekt gewesen, wäre man nicht so aus der Balance geraten.

Das ist finde ich ein unheimlich toller und wichtiger Beitrag.

Vom Kopf her will man wieder zu den alten Mustern zurück,die einem eine Art Scheinsicherheit gegeben haben.

Aber tief drinnen hat man vielleicht Sehnsucht,zu sich selbst zurück zu finden.
Und endlich raus zu kommen aus dem Hamsterrad.

Erstmal ist man aufgeschmissen ,weil man nicht mehr weiss,woran man sich festhalten soll/kann und weil man keine Kraft mehr hat und keine Lebensfreude mehr.
Weil man nicht mehr weiss,was richtig oder falsch ist,absolute Unsicherheit.

Aber das,ja genau das ist der Anfang eines neuen Lebens,das um ein vielfaches schöner und befriedigender ist als das alte Hamsterrad!

Ja,vielleicht ist man hinterher (noch) weniger leistungsfähig,was in einer Leistungsgesellschaft nicht unproblematisch ist.

Aber :

Das,was ein Leben erfüllt macht ist nicht Leistungsfähigkeit,Status oder was auch immer.

Seinen eigenen Frieden zu machen mit sich selbst,das ist für mich die Definition von Erfolg.

Und das kann jeder Mensch schaffen und zwar sofort indem man den IST-Zustand annimmt.

Ja,es tut weh und ja,ich weiss nicht weiter,ja es ist hart und man darf das geschehen lassen.
All das sind innere Befreiungsschläge.

@Flame Danke . Ich teile deine Definition von Erfolg. Er hat auch für mich nichts mit Status und dem Anhäufen materieller Dinge zu tun. Am Ende ist es die Liebe zu sich selbst und zu anderen, die dem Leben einen Wert verleiht. Das meinst Du vielleicht mit Freiheit. Ich erlebe gerade auch eine für mich sehr schwere Zeit der gefühlten Haltlosigkeit und Angst. Gleichzeitig sortiert sich fast automatisch vieles neu, weil ich keine Kraft und auch nicht mehr den Willen habe, mich selbst zu belügen und zusammenzureißen und anderen etwas vorzuspielen. Gerade bin ich gezwungen genau dorthin zu schauen, wo Schwierigkeiten und ungelöste Konflikte liegen. Und ich konfrontiere auch mein Umfeld offen damit, dass ich im Moment in einer psychischen Krise stecke und lerne schrittweise, Grenzen zu setzen (was ich nie gut konnte). Die Reaktionen sind überwiegend erschreckend - aber auch das ist am Ende ein Geschenk, auch wenn es erst mal sehr enttäuschend und verletzend ist. Es sind, wie Du schreibst, innere Befreiungsschläge, die man vielleicht oft erst viel später nachvollziehen kann.

Zitat von BonjourSadness:
Die Reaktionen sind überwiegend erschreckend - aber auch das ist am Ende ein Geschenk, auch wenn es erst mal sehr enttäuschend und verletzend ist.

Bedenke dabei,dass so manche Reaktion (sich abschotten,Gleichgültigkeit oder Unverständnis) eine Überforderungsreaktionen sind geboren aus Hilflosigkeit, nicht aus Desinteresse oder gar Bösartigkeit.

Es ist eine Zeit,in der alle Beteiligten überfordert sind aber es wird sich alles zu seiner Zeit wieder ordnen,so schwer vorstellbar das für Dich im Moment sein könnte.

Du wirst geliebt,glaube mir und eben deshalb ist es besonders für nahstehende Menschen manchmal kaum oder überhaupt nicht auszuhalten,Dich in einer Krise zu erleben.
Auch ,weil das sehr hilflos macht und mit eigenem Schmerz konfrontiert,vielleicht auch aus Angst vor Vorwürfen (wegen eigener Versäumnisse z.B.).

Ich finde,Du meisterst Deine Situation extrem gut und bist sehr klar in Deinem Denken und Tun.
Das wird letztendlich zur eine Besserung führen,es braucht aber wirklich viel Geduld.

Und denke dran,alles darf da sein,Du bist okay und Deine Gefühle sind okay und alles ist gut,wirklich,auch wenn das Gefühl und die Gedanken da gerade nicht mitziehen können.

@Flame
Akzeptanz ist der einzige Weg aus der Hölle.

Muss ich mir merken

Zitat von kleiner:

Seit meinem ersten Burnout beobachte ich mich ständig wie belastbar ( oder auch nicht) ich bin.
Sobald ich mich weniger gut fühle sehe ich es sofort als Alarmzeichen.
Kennt ihr das?

Verfalle dann in Panik..und denke bald ist es wieder soweit.


Kenne ich. Seit meinem Burnout 2013 und die Angststörung die ab dort dann ausgebrochen ist. Wenn dann Stress kommt, das kann auch objektiv betrachtet sehr wenig stress sein, geht mein Körper schon in Alarm modus und will mich warnen. Obwohl die Situation mit der von 2013 überhaupt nicht vergleichbar ist,

@Flame Ich bin Dir sehr dankbar für Deine Worte! Es tut sehr gut das so zu lesen. Ich verstehe absolut, dass eine psychische Krise auch für die Familie und für Freunde eine Herausforderung ist. Nicht jeder hat einen Zugang zu diesem Thema (weil die Erfahrung fehlt) und bringt daher vielleicht nicht das Fein- und Mitgefühl auf, das man sich als Betroffene wünscht. Aber ich erlebe es auch so, dass viele Menschen einfach sehr um sich selbst kreisen und verlernt haben, zuzuhören und sich vielleicht auch mal mit unangenehmen Themen zu beschäftigen. Für mich ist es durchaus eine Überwindung, offen anzusprechen, dass ich eine psychosomatische Erkrankung und Ängste habe. Was ich mir in den mittlerweile 3 Monaten gewünscht hätte, wäre, dass nur eine Person aus meinem Umfeld mal zum Telefon greift und fragt, was denn los ist und was mir helfen würde. Einfach mal zuhören und etwas Zeit nehmen! Nicht als Ersatz für therapeutische Gespräche, sondern einfach als menschliche Unterstützung. Und selbst, wenn man hilflos ist, ist es völlig ok, dass auch mitzuteilen. Das zeigt ja auch schon den Willen, dass man für den Anderen da sein möchte. Mir fällt es als sehr empathischer Mensch sehr schwer, diese (Nicht) Reaktionen nachzuvollziehen.

Zitat von BonjourSadness:
Und selbst, wenn man hilflos ist, ist es völlig ok, dass auch mitzuteilen

Ich glaube, weil ich im Grunde auch so denke und es für mich auch kein Problem darstellt, gegenüber jemand anderem, dem es nicht gut geht, mich dahingehend zu äußern, dass dies zumindest nicht falsch wäre. Aber, so denken eben nicht alle. Es muss auch nicht unbedingt „erbaulich“ sein, jemandem die eigene Hilflosigkeit dann mitzuteilen, denn derjenige der das macht, könnte dies gerne für sich behalten wollen.
Mir und wenn ich es richtig verstanden habe, macht es nichts aus, wenn jemand sagt, dass er sich angesichts meiner Verfassung hilflos sieht und daher eben auch nicht helfen kann, weil es wenigstens zeigt, dass derjenige mich wahrnimmt in meinem Leid. Das mag mir zeigen, dass ich wahrgenommen werde, mehr aber auch nicht. Den anderen zeigt es in seiner Hilflosigkeit und wer möchte sich so zeigen? Das hat schon was von Blöße geben und ich verstehe jeden, der das nicht will. Auch und gerade deshalb, weil ich mittlerweile kein Problem damit habe, da ich ja in meinen Hilflosigkeiten schon genug Möglichkeiten im Rahmen meiner Therapien hatte, mich diesbezüglich zu entblößen.

Zitat von BonjourSadness:
Mir fällt es als sehr empathischer Mensch sehr schwer, diese (Nicht) Reaktionen nachzuvollziehen.

Das versteh ich und man fühlt sich dann einfach so verloren aber vielleicht wird es in naher Zukunft gute Gespräche geben und manchmal lernt man auch ganz unerwartet Menschen kennen,die das eigene Leben sehr bereichern.Meistens dann,wenn man es am wenigsten erwartet und schon alle Hoffnung aufgegeben hat...

Du wirst also nicht dauerhaft alleine sein aber so seltsam es klingen mag,es ist manchmal gut,vollkommen auf sich selbst zurück geworfen zu sein.
Man realisiert dann nämlich,dass man durchaus auch alleine zurecht kommt auch wenn es von Zeit zu Zeit hart ist.
Du wirst daraus langfristig eine innere Stärke aufbauen,die dir nichts und niemand mehr nehmen kann.

Und Du wirst erfahren,dass wir im Innersten unzerstörbar sind,auch wenn es an der Obefläche gewaltig stürmt.
Diese innere Kraft ,die zu innere Freiheit (weitgehende Unabhängigkeit von äusseren Umständen) führt,zieht widerum Menschen an,die das ebenso in sich tragen und dann entstehen tiefe und fruchtbare Beziehungen und Beziehungen aus der Vergangenheit bekommen eine ganz andere und neue Qualität ,weil DU ein anderer Mensch geworden bist bzw. zu dem,der Du eigentlich schon immer warst.

Das ist die Kraft der Transformation und der totale Zusammenbruch ist der Beginn davon.
Sponsor-Mitgliedschaft

Liebe @Flame , ich bin Dir sehr dankbar! Und ich spüre auch, dass all diese gerade gefühlte Haltlosigkeit zu einer grundsätzlichen Um- und Neuorientierung führen kann, die dann viel Gutes bereithalten kann. Aber der Weg dahin ist nicht leicht und mit viel Unsicherheit und Angst verbunden.

Zitat von BonjourSadness:
Aber der Weg dahin ist nicht leicht und mit viel Unsicherheit und Angst verbunden.

Ja,das ist so und Du wirst wahrscheinlich noch sehr oft an Deine Grenzen geraten und weit darüber hinaus.
Du wirst Fortschritte machen und Rückschläge erleben.

Ich würde es Dir so gerne abnehmen aber das kann ich leider nicht.
Habe gerade gut reden weil es mir besser geht inzwischen,sehr viel besser.

Aber ich hab die Hölle nicht vergessen und ich weiss,dass man wirklich jeglichen Boden unter den Füssen verliert und dass jeder Tag ein Kampf ist.

Halte durch.

Immer nur einen Tag und eines Tages wird es besser,auch wenn sich diese Zeit unendlich anfühlt.
Es wird wieder gut,auch wenn es dauert.

@Flame Ich bin Dir sehr dankbar! Gerade in dieser Zeit ohne Halt, die Du sehr gut beschreibst, fehlt mir oft die Zuversicht, dass alles gut werden wird. Ich freue mich, dass Du die schlimmsten Zeiten hinter Dich gebracht hast! Umso schöner finde ich es, dass Du Menschen hier Hoffnung und Kraft gibst. Und auch, wenn ich gerade jeden Tag nur kämpfe, habe ich das Gefühl, dass ich auf diesem schweren Weg nebenbei vieles lerne, was mir vorher nie gelungen ist. Ich konnte nie gut Grenzen setzen, hab mich oft weit über meine Kraft hinaus um die Probleme anderer gekümmert. Jetzt muss ich mich abgrenzen, da keine Energie mehr da ist. Das ist ungewohnt und teilweise scheinbar auch verärgernd für mein Umfeld - aber im Grunde eine Befreiung für mich selbst.

A


x 4


Pfeil rechts



Youtube Video

Dr. Christina Wiesemann
App im Playstore