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Hallo ihr lieben,
Ich leide wohl unter einer Angststörung und Panikattacken. Das große Wundermittel soll ja konfrontation mit der Angst/aushalten der Angst sein. Das Problem bei mir ist aber dass ich keine Angst vor bestimmten Dingen hab (wie zB Busfahrten) klar hab ich mulmige Momente wo ich denke: was wenn du jetzt hier umkippst (ohnmächtig werden und tot sein ist meine größte Angst, sowie eine Krankheit zu haben die dazu führt) Aber Panikattacken und körperliche Symptome habe ich den ganzen Tag über und egal an welchen Orten. Ob zuhause, beim einkaufen, bei Freunden. Überall. Und immer bleibe ich in der Situation, laufe nie weg sondern halte es aus. Somit habe ich ja kein vermeidungsverhalten. Und das mache ich schon so seit mindestens 3 Monaten und es tritt trotzdem keine Besserung ein ? Kann mir jemand Tipps geben ?

21.09.2017 23:26 • 22.09.2017 x 1 #1


11 Antworten ↓


Zitat von Mimiliahlove:
Somit habe ich ja kein vermeidungsverhalten. Und das mache ich schon so seit mindestens 3 Monaten und es tritt trotzdem keine Besserung ein ? Kann mir jemand Tipps geben ?

Ich würde schätzen das du noch immer eine Art Vermeidungsverhalten hast, auch wenn es eigentlich das falsche Wort hier wäre. So wie du das beschreibst hast du ja keine direkte Angst wo man sagen kann Hey dann streichel doch mal die Spinne oder Dann geh jetzt mal mit zum Volksfest. Dein Problem scheint wirklich zu sein das du noch immer die Angst hast das dir was passieren könnte. Bedeutet du bekommst die genannte Angst ohnmächtig zu werden mit der Folge das du darüber nachdenkst was dann wäre. Genau das wäre in deinem ein Vermeidungsverhalten, du versuchst bzw. willst die Ohnmächtigkeit verhindern. Der richtige Ansatz wäre also eine Konfrontation in der Art Denkweise Wenn es jetzt passiert, dann ist es eben so. Du müsstest also ganz normal deine aktuelle Tätigkeit weitermachen und keinen Gedanken daran verschwenden was wäre wenn, sondern einfach weitermachen. Wenn du ohnmächtig wirst, dann kannst du dir im nachhinein immer noch Gedanken machen. Ähnlich bei deiner Angst tot zu sein. Wenn du Tot bist, dann bist du nun einmal tot. Ich bezweifle sehr stark das dich das in dem Moment wo das für dich real wird noch irgendwie stören könnte

A


Kein vermeidungsverhalten und trotzdem keine Besserung?

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Ich habe so eine ähnliche Angst, immer da aber was mir geholfen hat ist wirklich mit diesen Dingen auseinander zu setzten was mir Angst macht.
Zum Beispiel habe ich Angst meine Briefe zu öffnen nur weil ich glaube das darin schlechte Nachrichten stehe könnten.
Nun habe ich ich die Strategie entwickelt das ich die Briefe dann aufmache wenn ein Bekannter bei mir ist und somit ich mit der Situation nicht allein bin. So versuche ich Stück für Stück mein Leben zu meistern mit Ideen und Strategien meiner Angst keine Nahrung zu geben.

Wenn sich keine Besserung eingestellt hat dann vermeidest du wohl immer noch das, was die tatsächliche Wurzel des Übels ist. Oft ist das bewusste Gefühl das wir direkt wahrnehmen, nur eine Art Maske, die ein tieferliegendes Gefühl verbirgt. Versuch einfach mal, in die Angst genau hineinzuspüren. Wo ist die Angst im Körper? Ist sie sagen wir in der Magengrube, dann stell dir vor du sinkst ganz sanft tiefer in die Magengrube, als ob du wie durch eine Wolke durch dieses Gefühl hindurchschwebst. Dann frag dich, wenn darunter ein tieferes Gefühl läge, was wäre das? Beachte, dass die Antwort aus deinem Körper kommen wird, nicht aus deinen Gedanken, die dem ganzen nur weitere Masken aufsetzen wollen. Diese Zwiebeltechnik in der du eine Schicht nach der anderen wegschälst, kannst du immer weiter anwenden, bis du die Wahrheit gefunden hast. Das solltest du aber natürlich nur tun, wenn die Angst ein erträgliches Ausmaß hat, nicht inmitten einer Panikattacke.

Viel Glück!

Zitat von Mimiliahlove:
Somit habe ich ja kein vermeidungsverhalten. Und das mache ich schon so seit mindestens 3 Monaten und es tritt trotzdem keine Besserung ein ?

Lass mich mal ganz scharfsinnig kombinieren:
Durch Konfrontation wird nichts besser? Vielleicht weil es nicht hilft.

Diese ganze Theorie, dass Konfrontation bei Angststörung/Panikstörung helfen könnte, ist an Absurdität nicht zu überbieten und doch lassen sich alle damit abspeisen und suchen die Fehler bei sich anstatt die Wundermethode zu hinterfragen.

Als ob man eine Angststörung/Panikstörung entwickelt hätte, weil es einem an Konfrontation gefehlt hätte.
Wie soll dann Konfrontation gegen die Krankheit helfen, wenn sie nichts mit der Entstehung zu tun hat?


Hier im Forum hat mal jemand gesagt:
Konfrontation gegen Angststörung/Panikstörung ist wie Lachtherapie gegen Depressionen

Zitat von Pinball:
Als ob man eine Angststörung/Panikstörung entwickelt hätte, weil es einem an Konfrontation gefehlt hätte.
Wie soll dann Konfrontation gegen die Krankheit helfen, wenn sie nichts mit der Entstehung zu tun hat?

Die Ursache zu behandeln ist sinnvoll, keine Frage. Aber nicht grundsätzlich gibt es eine Ursache für eine Angststörung. Es gibt auch ganz einfach Persönlichkeiten die sehr anfällig sind ohne das es eine echte Ursache gibt wo das Hauptproblem dann nur darin besteht das man Dinge die für andere normal sind intensiver wahrnimmt weil einem die Strategie dagegen/dafür fehlt. Da hilft dann wirklich nur für sich selbst Strategien (ideal mit Unterstützung) zu finden. Strategien entwickelt man aber am besten in der Praxis und nicht nur theoretisch.

Zitat von Pinball:
Hier im Forum hat mal jemand gesagt:
Konfrontation gegen Angststörung/Panikstörung ist wie Lachtherapie gegen Depressionen

Ich sage Was dem einen hilft, schadet dem anderen.

Wir sind zu unterschiedlich um eine einzige wirksame Methode zu haben für alle Einzelfälle. Daher ist wohl bei jedem etwas anderes optimal oder hilfreich. Aber was für konkrete Vorschläge hast du denn außer das Konfrontation keine Option wäre?

Danke für die Antworten. Ich bin immer so froh dass man hier so hilfreiche Antworten bekommt. Oft überdenke ich dann meine Denkweise oder ändere Sachen auf die man alleine gar nicht so kommt.

@Pinball mich würde auch interessieren was denn deiner Meinung nach hilft

Da fällt mir jetzt spontan dazu was ein. Meine Therapeutin meinte mit mir hätte sie noch nicht allzuviel geübt, weil sie mich erstmal dazu bringen wollte, meine Gefühle, die die Angststörung ausgelöst haben, zuzulassen und sie als wichtig und auch richtig anzuerkennen. Zur Info: Bei mir ist die Angststörung mit ausgebrochen weil ich als Kind über nichts Kontrolle hatte, meine Befindlichkeiten nicht ernstgenommen und immer darüber hinweg gegangen wurde.

Bei anderen Patienten, wo die Entstehung der Angst eine andere Ursache hat, setzt sie viel stärker auf Konfrontation.

Das kann auch beim TE ein möglicher Grund sein, warum trotz Übung die Angst nicht besser wird. Also Konfrontation ist nicht immer das Allheilmittel bei Panikattacken.

Zitat von Mimiliahlove:
@Pinball mich würde auch interessieren was denn deiner Meinung nach hilft


Ich glaube da wirst du keine Antwort bekommen. Wenn man sich mal die Beiträge so anschaut member/Pinball/posts/ werden die Behandlungen grundsätzlich infrage gestellt ohne einen Ansatz zu liefern was nun doch richtig sein könnte... Eigentlich kann man das schon fast als Spam kennzeichnen

Zitat von lady77:
Zur Info: Bei mir ist die Angststörung mit ausgebrochen weil ich als Kind über nichts Kontrolle hatte, meine Befindlichkeiten nicht ernstgenommen und immer darüber hinweg gegangen wurde.

Wie lange hast du gebraucht die Ursache zu finden? Ich selbst bin schon seit vielen Jahren auf der Suche einer Ursache bei mir, scheinbar gibt es da aber keine wirkliche, sondern eher eine Ansammlung kleiner unbedeutender Dinge die in Kombination dann zu einem Problem führen. Aber wirklich einen festen Auslöser habe ich leider nicht, oder noch nicht finden können

Zitat von Mimiliahlove:
. Und das mache ich schon so seit mindestens 3 Monaten und es tritt trotzdem keine Besserung ein ? Kann mir jemand Tipps geben ?

Es ist ein Prozess von Jahren. Kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen.

Zitat von Flocke37:
Es ist ein Prozess von Jahren. Kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen.



Ja, ich setze mich wohl auch selbst viel unter Druck weil ich es unbedingt loswerden will. Man muss sich Zeit geben :/

Mimi,ich hab mich 17 Jahre konfrontiert und nix wurde besser. Ich hab nämlich nicht verstanden, dass meine Angst nicht Hilfe, nur nicht umkippen ist, Hilfe nur nicht sterben, sondern, schei., ich hab's nix mehr im Griff und das ängstigt.

Wer meint, nix im Griff zu haben, der bemüht sich dann dermassen, dass er nur noch gestresst ist. Und bei übermässigen Stress bist du eh mit Adrenalin gepusht. Wenn dann irgendein Auslöser kommt, kommt die Panik. Und dann geht es erst richtig los.

Stress kommt auf, wenn man meint, entweder, nicht mithalten zu können, oder, mithalten zu müssen. Und genau darum geht es. Funktionieren müssen auf Teufel komm raus, ungeachtet der Persönlichkeit. Nur, wer ist man denn wirklich, oder was erwartet man vom Leben? Oder was erwarten andere von einem, und wieviel zehrt schon an den Kräften?

Mich haben erst Veränderungen weitergebracht, allerdings geht das ohne Selbsterkenntnis nicht. Und solange wir gegen diese Angst kämpfen, kommen wir nicht weiter. Ist aber sehr schwer, solange wir mit Adrenalin quasi überflutet werden.

Vielleicht kann man so sagen, wir haben Angst vor dem Leben, zumindest vor diesem Leben, das uns jetzt ängstigt. Evtl. Hilft die Frage, warum halten wir solange an unseren Einstellungen, Ansichten, Befürchtungen fest? Zumindest könnte man mal mit solchen Gedanken beginnen. Besser, als sich vom Umfallen, auch einer Art von Hilflosigkeit, zu fürchten.

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Dr. Christina Wiesemann
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