Hi Gorilla, der Thread ist zwar schon älter, aber vielleicht ist das Thema für dich noch relevant.
Hab hier viel über Medikamente oder nicht gelesen. Ich war in derselben Situation wie du, fühlte mich alleine und aufgeschmissen und habe gefühlt zwei Jahre lang nur geweint.
Hab Baldrian Tabletten getrunken, aber das wars dann auch schon, nie Medikamente genommen.
Eine Zeit lang habe ich nur lange geschlafen, am PC gezockt, Filme geschaut und geheult, das war mein ganzer Tagesablauf.
Da raus zu kommen haben mir vor allem Freunde und gute stabile Beziehungen geholfen, raus zu gehen, mit Leuten darüber zu reden.
Anschließend habe ich meine defekte Beziehung beendet, Studium gewechselt, umgezogen in eine WG zu Kommilitonen, einen besten Freund gefunden, der bis heute (7 Jahre später) mein fester Freund ist.
Mittlerweile leben wir in einer eigenen Wohnung, haben zwei Katzen, ich habe einen festen Job, den ich jetzt für meine freiberufliche Selbständigkeit gekündigt habe.
Ich habe immer noch Phasen, wo ich heulen muss, weil ich so große Angst habe. Aber ich weiß, dass es vorbeigeht, ich kenne die Trigger (Winter, allein sein, Überforderung, Erinnerungen an Trauma aus der Kindheit) und die Gefühle sind da und dürfen da sein, aber sie wechseln sich mit guten Gefühlen ab. So soll es auch sein, wir sind fühlende Wesen und dürfen alle Gefühle zulassen.
Was mir geholfen hat:
- stabile Beziehungen
- Psychotherapie, zuerst Verhaltenstherapie (war nicht so mein Ding), dann tiefenpsychologische Psychotherapie (gehe alle 1-2 Wochen zu meiner Psychotherapeutin)
- Youtube Videos über Psychologie (the Good Life, Therapy in a Nutshell, Happy holy and confident, usw.)
- alle Ängste und Sorgen aufschreiben und gezielte Schritte, wie ich diese Probleme ein Stück weit bewältigen kann
- nett zu mir selbst sein, Kunst, Musik und Film als Therapie nutzen
- Bücher: z.B. das Kind in dir muss Heimat finden
- Blogs, z.B. die Zeit zu leben
- Grundbedürfnisse: essen, trinken, Schlaf und Wärme. Das sind die Basics. Wenn du hungrig und müde bist, wird dein Gehirn es nicht schaffen die zu helfen. Pass aber auf, dass du nicht nur noch schläfst
- Stabilität im Tagesablauf, Beziehungen, Beruf
- mich nützich machen: arbeitslos zu sein und zu hause zu sitzen war die schlimmste Zeit meines Lebens. Finde etwas, was du interessant findest und probier es mal aus. Es kann ein zeitlich begrenzter Job sein wie z.B. Weihnachtsaushilfe oder Messe
- mit anderen darüber reden. Es gibt soooo viele Menschen, die das gleiche empfinden wie du und die genauso struggeln und die genauso versuchen ihren Weg nach oben zu finden.
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen Mut machen. Suche dir Hilfe, lass dir helfen und mache kleine Schritte, die dir gut tun.
Ich würde mich über eine Antwort freuen, wie es dir gerade geht
Liebe Grüße, Anna
04.12.2021 14:59 •
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