mein Vater hat während einer Phase mit Anfang 20, als mich die Angst lahmgelegt hatte und als ich noch relativ oft zuhause war, mal was Ähnliches zu mir gesagt. Zu dem Zeitpunkt hatte er noch nicht kapiert, dass er neben der Mutter zu einem großen Teil die Schuld an meiner Erkrankung trägt. Eine Belastung für die Familie war ich, aber da hatte es nicht die Falschen getroffen. Davon abgesehen, ich finde, in diesem Zustand ist man unvermeidlich eine gewisse Belastung für andere, ohne dass es Egoismus i.S. einer Charakterschwäche ist. Vielleicht ist Dein Vater auch einfach kein Typ, der sich in sowas reinversetzen kann (oder will). Bei mir war es anfangs mit 19,20 bis 22 oft so, dass ich von solchen Angstzuständen gar nicht mehr runtergekommen bin, ähnlich wie es bei Dir im Moment zu sein scheint. Jetzt mit Ende 20 tritt es zwar noch auf (erst in den letzten Tagen wieder) , aber ich kriege mich in der Regel schnell wieder ein. Glaube, dass es viel mit der Abnabelung von daheim zu tun hat, wohne seit vielen Jahren hunderte Kilometer von zuhause weg, seit ein paar Jahren bin ich praktisch nie mehr dort.
Wegen Klinik, in Psychiatrien war ich bisher nur ein paar Mal für einen bis zur vier Tagen und einmal drei, vier Wochen in einer speziellen Klinik für Psychotherapie wegen meiner Panik vor Vorträgen vor ein paar Jahren. Psychiatrie war vom Ablauf eher entspannt, die Psychotherapie in der Klinik war sehr intensiv, aber deshalb habe ich es gemacht damals.
Bin kein Agoraphobiker, aber ich kann Dich nur ermuntern, diesen Klinikaufenthalt wahrzunehmen. Wenn Du meinst, dass Deine Bindung zur Mutter zu eng ist - vielleicht auch wegen ihrer eigenen Erfahrungen; alles zusammengenommen würde Deine Symptomatik gut erklären -, dann profitierst Du auf jeden Fall davon. Ansonsten kann ich natürlich keine Prognose abgeben, wie es bei Dir sein wird oder wie lange es dauert (unter vier Wochen wird alleine wegen des Entzugs kaum Sinn machen), das ist ja letztlich auch Deine Entscheidung, wenn Du dort bist. Aber für den Fall, dass die Angst nach dem Aufenthalt wieder auftritt, dann könnte es z.B. sein, dass sie viel schwächer ausfällt, ohne dass es wieder diese Schwierigkeiten mit der Schwester, ihrem Freund usw. gibt, weil Du nicht mehr in Depressionen gerätst oder die Angst Dich nicht mehr total beherrscht. Ist natürlich Spekulation, aber möglicherweise ist das der Schlüssel bei Dir, also mal von Deiner Familie Abstand zu haben. Ohne dass ich jetzt den genauen Hintergrund bei Dir kennen würde.
Diesen Klinikaufenthalt hab ich als Chance erlebt, mich unter professioneller Anleitung voll und ganz auf meine Probleme zu konzentrieren. Vermisst habe ich da eigentlich nichts und wollte auch nirgendwo anders sein. War allerdings auch eine super Fachklinik.
Grüße, pc
30.05.2010 16:35 • #21