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Hi an alle,

ich lese hier schon seit Längerem fleißig mit und es hilft einem wirklich sehr, auch wenn ich manchmal schockiert bin, wie häufig unsere Probleme in Gesellschaft vorkommen und doch totgeschwiegen werden.

Warum ich jetzt mich selbst hier melde: Ich würde gerne eure Erfahrungen hören und wissen, was Ihr so körperlich ertragen müsst. Der Grund ist, dass ich seit ein paar Monaten wieder massiv unter körperlichen Symptomen leide und das jeden Tag. Jeder Tag ist der reine Kampf (gefühlt nicht zu sterben) und in die Notaufnahme zu müssen. Es fällt mir so unheimlich schwer zu akzeptieren, dass das alles nur vom Kopf kommt. In guten Phasen, die wirklich sehr kurz sind, klappt das manchmal etwas. Aber meistens sitze ich da, leide, und versuche mir einzureden, dass das nur die Angst ist. Sie kommt und sie geht. Nur ist sie noch nicht gegangen, sondern macht nur Pausen. Wie ist das bei euch?

Zu meinen Problemen: Ich leide seit dem Tot meines Vaters von vor 12 Jahren an einer Angststörung besonders im Bezug auf das Herz (Herzneurose) mit Panikattacken. Ich hatte Glück und bekam relativ schnell einen Therapieplatz bei einem Therapeuten und nach ein paar Jahren war ich wieder so stabil (relativ gesehen), dass ich ein Studium absolvieren konnte. Aber die Symptome sind wie wirklich weg gegangen, ich habe nur gelernt mit Ihnen einigermaßen zu leben. Sogar so gut, dass ich aufgrund des Studiums jeweils mehrere Wochen im Ausland war, einmal sogar in China. Das klingt jetzt vielleicht toll, aber auch das war ein Kampf. Doch dann kam Corona. Ich bekam die zweite Impfung (Biontech) in diesem Sommer und zack einen Tag später die Nebenwirkungen wie Herzrasen, etc. Für normale Menschen wäre das nur eine Reaktion des Immunsystems gewesen, doch nicht für mich. Noch in der Nacht kam der Rettungswagen, denn ich war überzeugt eine Herzmuskelentzündung zu haben. Die Untersuchungen ergeben etwas anderes und so durfte ich wieder heim. Es ging zwei Wochen lang einigermaßen gut, dann kam die zweite Attacke am Wochenende und ich war alleine daheim. Es fing mit Kribbeln im Bauch an und explodierte förmlich im ganzen Körper. Ich nahm allen Mut zusammen, den ich aufbringen konnte und dachte daran, was mein Therapeut sagte (wo ich noch immer in Therapie als Begleitung bin): Keinen Rettungswagen rufen und selbst zur Notaufnahme fahren, wenn es denn sein muss. Das ist natürlich im Ernstfall nicht sinnvoll, aber ich wusste dass ich diese Regel nur bekam, weil er überzeugt davon ist, dass ich nichts habe. Und siehe es ging, auch wenn es mir nicht geholfen hat. Ich wurde erneut komplett untersucht, ohne Befund. Und seit diesem Tag ist der Wurm drin. Ich leide ständig unter enormer Schwäche, oft unter Schwindel, Atemnot, Nervosität und diese fiese Kribbeln im Bauch, wenn die Panik kommen will. Ich schaffe es manchmal kaum in den Garten, um meinen jüngsten aus dem Trampolin zu holen, weil meine Oberschenkel so schwach sind. Ständig denke ich, dass es das gleich mit mir war. Und es sind noch mehr Symptome wie null Stress Toleranz, Druck auf der Brust, hoher Ruhepuls, Herzklopfen und und und. Nicht alle Symptome sind zeitgleich da und dann auch mal mehr und mal weniger. Aber ich bekomme einfach nicht in den Kopf rein, dass da nichts körperliches ist. Die Symptome sind so real. und so fies und stark. Auch frage ich mich warum ich auf einmal auf dem Belastungs EKG nur 175 Watt geschafft habe, statt den üblichen 225 Watt. Mein Therapeut, der Gott sei Dank direkt einspringt und mit mir einen neuen Antrag für Stunden schrieb sagte, dass das nur so ist, weil die Angst gesehen und gehört werden will. Auch sagte er, dass es normal ist, dass ich jetzt Schwierigkeiten habe sie als Angst zu definieren. Denn ansonsten würden sie ja ihre Macht verlieren. Aber es fällt mir so dermaßen schwer. wie ist es bei euch?

Medikamente nehme ich keine. Habe ich nie außer Mirtazapin am Anfang damals. Das liegt daran, dass mein Therapeut meint, dass die die Symptome nur verstecken und ich am Ende sowieso wieder durch müsste. Zudem reagiert mein vegetatives Nervensystem immer enorm auf mögliche Nebenwirkungen, was bei diesen Medikamenten ein riesen Problem wäre. Daher muss ich wie eh und je so dadurch, auch jetzt wieder.

Viele Grüße
Jerry

26.07.2021 17:07 • 28.07.2021 x 3 #1


7 Antworten ↓


Hallöchen,

mit den gleichen Beschwerden hatte ich früher auch zu kämpfen und verstehe deine Resignation gut. Angststörungen sind leider hartnäckig. Zumindest wenn man darauf wartet, dass es von alleine wieder verschwindet, denn das tut es nicht. Über einen langen Zeitraum hat man sich mit vielen kleinen Schritten selbst in diese Situation manövriert und sich sozusagen beigebracht so zu empfinden. Auch wenn die ärztliche Diagnose dir bescheinigt, dass alles in bester Ordnung ist, stehen dir die Symptome im Weg das auch zu akzeptieren. Daher meine Frage: Wie verlebst du deinen Alltag? Angst breitet sich am besten aus, wenn der Kopf in den Autopiloten schaltet. Wenn der Alltag immer gleich verläuft, empfindest du deine Symptome auch genau in diesen Situationen, weil sie Normalität geworden sind und dazu gehören. Das hält dich unter Daueranspannung und macht dich anfällig für allerlei Empfindungen.

Da du gelernt hast, falsche Schlüsse aus Empfindungen zu ziehen, dreht sich auch das Symptomrad immer weiter. Der Schritt muss sein, genau da anzusetzen und aus diesem Muster zu kommen. Dazu gibts mehrere Möglichkeiten. Zuallererst solltest du dir die Frage stellen, warum du Herzangst hast. Welchen Grund (außer dem Tod deines Vaters) könnte es sonst geben? Was machst du zur Vorsorge oder Prävention? Bist du sportlich aktiv? Wie sind deine Essgewohnheiten? Rauchst/Trinkst du regelmäßig? Bist du Übergewichtig? Hast du eine Erkrankung wie Diabethes?

A


Jeden Tag körperliche Symptome und das seit Monaten

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Hallo Vendetta,

vielen Dank für deine enorm schnelle Reaktion und deine tolle Antwort.

Ich bin nicht Übergewichtig und hatte es vor dem Rückfall sogar geschafft viel Sport zu treiben, was mich im Bezug zum schlechteren Belastungs EKG noch mehr verunsichert. Ich würde sagen, dass ich gut trainiert bin. Ich habe kein Diabetes und gehe aufgrund der familiären Vorbelastung einmal im Jahr zum Kardiologen, da mein Vater trotz gesundem Lebensstil und jeder Menge Sport plötzlich mit einem Herzinfarkt beim Sport verstarb (mit 55). Auch meine Opas starben beide am Herzen mit jeweils 52. Daher meint mein Therapeut, dass der Tot meines Vaters komplett meine Sicherheiten im Leben zerstört hat und ich deswegen ständig damit rechne am Herzen zu sterben. Leider muss ich sagen, dass ich rauche. Zwar nicht viel (4 bis 5 Stück am Tag) und auch nur die Heets von Iqos, welche über 90 Prozent weniger Schadstoffe haben. Aber das soll keine Ausrede sein und ich weiß wie schlecht das trotzdem ist. Zumal ich meistens nach dem Rauchen einen schnellen Ruhepuls bekomme, was mir wiederum einreden will, dass das ein Beweis für eine tatsächliche Herzkrankheit ist. Bescheuert, ich weiß... sowohl das Suchtverhalten als auch die Interpretation.

Meinen Alltag versuche ich mit meiner Frau und den Kindern zu absolvieren. Ich habe einen relativ entspannten und erfüllenden Job, sofern es die Psyche zulässt. Im Moment halt eher weniger. Und tatsächlich merke ich, dass die Symptome meistens kommen, wenn ich nichts zu tun habe. Aber das ist ein paradoxes Phänomen, denn habe ich zu viel zu tun explodieren sie auch. Mein Therapeut sagt dann immer ich soll mich exponieren, also es aushalten und erleben wie weit es am Ende geht. Also tot oder nicht tot, und alles aufschreiben. Ich versuche auch trotz allem mit meinen Kindern ohne Frau zum Schwimmkurs zu fahren, Getränke einzukaufen oder was auch immer. Mal geht es, mal überhaupt nicht. Aber ich versuche nicht aufzugeben, auch wenn ich wirklich so oft kurz davor stehe.

Welche Symptome hatten dich am meisten belastet, wenn du sagst du kennst das Spiel? War es auch so extrem? Wie hast du es geschafft das so unter Kontrolle zu bekommen? Ich bin fast neidisch

Du kannst dir gerne mal meinen Bericht durchlesen, da steht schon eine Menge drin und ist recht ausführlich:

erfolgserlebnisse-f59/herzneurose-es-aengste-ich-habe-es-geschafft-t83805.html

Vielleicht erfährst du darin ein paar Dinge, die nützlich für dich sein könnten.

Guten Tag Jerry, also ich bin 28 Jahre alt und habe meine erste Panikattacke genau vor 5 Jahren erlebt zu dem Stand ich an dem Tag unter Einfluss von Alk. Dro. ( Dro. und marihuanna) dazu muss ich sagen ich habe insgesamt 3-4 Jahre Dro. konsumiert . An dem Abend wo ich dieses fiese herzrasen gekriegt habe bin ich auch ins Krankenhaus gegangen die meinten wine Toxikologische Überdosis was ich jetzt nicht glaube da es schon Tage gab wo reichlich mehr konsumiert wurde und nix war naja aufjedenfall hat alles schlechte auch was gutes und zwar habe ich sofort aufgehört Alk. zu mir zu nehmen und Dro. zu nehmen ich hatte keine Entzugserscheinungen oder sonstiges . Das einzigste was ich dann ca. 1 Jahr lang hatte war die Angst vor der Panikattacke so das ich täglich 2-3 mal herzrasen Schwindel Übelkeit und alles was dazu gehört durchstehen musste dann war alles wieder einigermaßen okai . Aber natürlich habe ich keine Therapie gemacht oder sonst was , war ja klar das sich das im inneren nur verschlimmert und irgendwann ausbricht was jetzt auch der Fall ist seit ein paar Monaten habe ich wieder enorme Ängste also ich kann nicht aufstehen ohne das mein Kopf sagt nein dir gehts nicht gut du bist krank mal drückt die Brust mal ist was am Hals mal die Schulter mal das Bein mal der Kopf also jeden Tag irgend was neues und manchmal ist das so schlimm das ich denke okai jetzt bist du verrückt und das bleibt dein ganzes Leben .. noch ein Beispiel ich würde zu gern in Urlaub fahren fliegen was auch immer aber sobald ich die deutsche Grenze verlasse wars das mit der Freude auf den Urlaub den dann fängt der Kopf an zu rattern ja ich erkranke und die medizinische Versorgung ist nicht so gut wie in Deutschland so das ich momentan eher ungern in Urlaub fahre ich geh ja schon zum Arzt sobald mich was gestochen hat und es bissl anschwillt und warm wird weil mein Kopf gleich denkt aha das ist nicht normal Vergiftung Lähmung usw. z.b heute ist es so das ich gestern etwas Sport gemacht habe ich bin heute in der Früh aufgestanden und ich hatte ein spannungsgefühl in der Brust kaum habe ich bissl etwas körperliches getan war das Gefühl weg dafür hab ich jetzt kein spannungsgefühl mehr sondern es ist mir einfach warm an der Brust höchstwahrscheinlich habe ich einen kleinen Muskelkater und die Muskeln sind warm aber du siehst du bist nicht alleine und wir wissen beide das , dass nur unsere Angst und der Kopf ist nur das zu besiegen müssen wir schaffen

Hi Cobe,

ja es ist Wahnsinn, was die Angst alles auslösen kann und das unkontrolliert und ohne jeden Grund, auf dem ersten Blick.

Mein Problem ist auch der Wechsel der Symptome, aber vor allem wenn die Panik kommt. Man hat dann das Gefühl völlig hilflos zu sein und als Herzneurotiker ist das Herzrasen für mich mit das Schlimmste. Wie schon geschrieben fällt es mir unheimlich schwer die Symptome und die Panik dann richtig einzuordnen, wenn sie kommen. Leider versteht das meine Familie (nicht meine Frau) völlig falsch und überhaupt nicht.

Grüße

Hmm ja ich denke es ist schwer für jeden der das noch nie hatte zu verstehen aber vielleicht sollte sich deine Frau mal damit befassen immerhin könnte sie dir dann beistehen und zwar so das sie dich auch wirklich beruhigen kann quasi dir das sagt was du hören willst

Hi Cobe,

tatsächlich versuchen wir das eben nicht so zu machen. Natürlich ist meine Frau immer da für mich. Aber es ist besser, dass ich selbst lerne damit umzugehen und Sie nicht als Sicherheitsverhalten mit einbaue. Irgendwann muss halt mal der Groschen bei mir fallen. Wir versuchen das, auch in der Therapie, eher so zu sehen, dass es zwei Personen in meinem Kopf gibt. Mich und dann dieses riesige Monster, dass die Angst erzeugt. Und wehe es wird nicht gehört, dann demoliert es direkt mal den Laden im Kopf. Und meine Frau soll mich kennen und mit mir zu tun haben, und nicht mit diesem Monster. Auch wenn es manchmal nicht einfach ist das ganz zu trennen





Dr. Christina Wiesemann
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