Zitat von Petersilie31
... Ich leide an einer Angststörung, Panikstörung, ADHS und Hypochondrie. Dazu habe ich noch seit knapp 2 Jahren täglich Magen und Darm Beschwerden und seit 2016 Inadäquate Sinustachykardien mit denen ich nicht zurecht komme. Ich renne von Arzt zu Arzt,...
Hallo Petersilie,
hattest du oder dein Arzt in Erwägung gezogen, dass die Magen- und Darmbeschwerden psychosomatische Ursachen haben könnten? Ich weiß nicht, ob das auch auf dich zutrifft, wie auf mich, aber ich habe in den letzten Jahren, in denen ich eine heftige Angst- und Panikstörung entwickelt habe, einen reinen Arzt- und Klinikmarathon absolviert, in der Hoffnung, dass für meine Beschwerden organische Ursachen gefunden werden. Ich entwickelte aufgrund meiner Angst gegenüber körperlichen Sensationen/Missempfindungen und Vorstellungen über Erkrankungen ein Übermaß an Anspannung, Nervosität und Erregbarkeit, dass sich das ganze Angst- und Paniksystem ständig hochschaukelte und noch mehr Symptome produzierte. Meine Vorstellung vor Erkrankungen und dass ich bestimmte Symptome nicht aushalte, wenn ich sie bekomme oder wenn sie stärker werden würden, mein ständiges Kontrollieren und Wahrnehmen meines Körpers, führte erst recht (und unweigerlich) zu noch stärkeren Symptomen, in denen ich meine Befürchtungen bestätigt sah! Ich dachte oftmals: Das ist doch nicht in Ordnung, da muss was sein; wieso ist das ständig so; irgendwie hat sich das doch wieder verändert; das war vorher nicht da, was, wenn das noch schlimmer wird, u. v. m. Die Panikattacke war auf dem Weg. Doch im Grunde war und ist die Selbstbeobachtung und die intensive Beschäftigung mit Krankheiten und ihren Konsequenzen der Auslöser für meine hoch angespannte, ängstlich-nervöse Verfassung. Und ich finde Ähnlichkeiten in deinem, auch wenn kurzen, Beitrag über dich.
Heute sieht meine Situation völlig anders aus, auch wenn ich immer noch ein sehr ängstlicher Mensch bin und mir Sorgen um meine körperliche Verfassung mache, die Loslösung davon wird noch dauern, aber ich erkenne, dass ich zu wenig Vertrauen in meinen Körper hatte, dass ich mich zu viel mit meinem Körper beschäftige, dass der Körper Dinge auf seine Weise regelt, die natürlich sind (er kann nicht anders), vor allem jedoch, dass
wie ich eine Situation bewerte ausschlaggebend dafür ist, ob ich Angst bekomme, ob ich Symptome entwickle oder nicht. Ich erkenne ein Gefühl in Bezug auf eine Vorstellung (z. B. ach dieses Symptom, das fühlt sich nicht gut an, ist das normal? und versuche abzuwägen, welche Optionen ich habe, damit umzugehen.
1. Will ich, dass dieses unbequeme Gefühl mich bestimmt, indem ich auf ihm wie auf einer Welle surfe und so eine Angstattacke bekomme oder 2. will ich die Situation selber bewältigen, indem ich diese Symptome und Gefühle akzeptiere und versuche sie so anzunehmen, wie sie sind (d.h. nicht negativ bewerten)? Der zweite Punkt ist, nachdem ich viel Literatur zu dem Thema Angst- und Panikstörung und Hypochondrie gelesen hatte, ein Wesentlicher. Es spricht viel für die allgemein akzeptierte These, dass die Bewertungen einer Situation/eines Reizes Emotionen hervorrufen; und deshalb wird in der (k)VT sehr stark darauf fokussiert (ich möchte jedoch an dieser Stelle nicht weiter theoretisieren, sondern nur grob vereinfachen).
Ich bin nach meiner Odyssee aus Therapien, Arztvorstellungen und ärztlichen Abklärungen gelassener geworden, nachdem ich begriffen und ein Gefühl dafür bekommen habe, wie stark der Zusammenhang zwischen meiner ungesunden Selbstwahrnehmung/Selbstbeobachtung und meinen körperlichen Empfindungen ist.
Es gibt in diesem Zusammenhang den oft verwendeten Satz:
Du bist nicht dein Gefühl. Du musst nicht (sowohl negativen als auch schönen) Gefühlen folgen, nur weil sie da sind, sie wahrzunehmen reicht völlig aus. Wenn ich mich darauf versteife, nur die guten Gefühle zu akzeptieren und auszuleben, dann steigt mein psychisches Leiden. Nehme ich alle Gefühle ins sprichwörtliche Boot, dann bleibe ich flexibler. In der letzten Zeit habe ich es geschafft, während einer heftigen Angstattacke die Handlungsgewalt zu behalten, ich bin weiterhin einkaufen, anstatt meine Aufmerksamkeit der Angst zu widmen. Sie kam und ging und am Ende hatte ich mein Ziel erreicht, ich habe sinnvolles bewältigt, das außerhalb meines Körpers liegt.
Ich hoffe, du kannst etwas Nützliches aus meiner Geschichte für dich gewinnen.
Viele Grüße
Matthias