Endlich mal gute Beiträge zum Thema Angst vor dem Nicht-Sein...
Für mein Erleben (!) macht es glaube ich schon einen Unterschied, ob ich mich mit dem Sterben/Tod abfinde oder ständig damit Probleme habe. Die Frage ist nur: Ist denn die Angst vor dem Tod wirklich (!) unbegründet? Nur weil er unausweichlich ist, bedeutet das nicht, dass ich mir keine Gedanken darüber zu machen brauche.
Im Gegenteil: Gerade weil (!) er unausweichlich ist, muss ich mich damit beschäftigen. Das bedeutet nicht, ständig Angst davor zu haben, sondern zu überlegen, was diese Tatsache für mein Leben bedeutet.
Zitat von Steve90: Aber, warum haben wir Angst?
Wir waren schonmal nicht da, was war da? Eigentlich nichts, oder? War es schlimm? Nein. Wenn wir gestorben sind, was passiert dann? Wir bekommen es nicht mit, ab da ist es für uns nicht mehr beängstigend, nicht mehr schlimm, wir wissen es nicht.
Hierzu habe ich an anderer Stelle mal einen (leider ziemlich langen ) Beitrag geschrieben. Ich füge ihn einfach mal ein...
I. Wer oder was stirbt / kann krank werden?Also, ich glaube wir sind uns einig dass wir unsere Persönlichkeit in mindestens zwei Hauptkategorien einteilen können:
A. Das Materielle.
B. Das Mentale.
Beide Bereiche kann man wieder in unterschiedlichste Untergruppen einteilen, abhängig vom Blickwinkel:
A. Körperteile, Organe, Elemente, Zellen. Im weiteren (etwas feinstofflicheren) Sinn: Temperatur, Geruch, Alter, Typus, Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe etc.
B. Denken, Fühlen, Emotionen, Wesen, Charakter, Wahrnehmung, Bewusstsein (Ich bin), Sprache, Unterbewusstsein, Träume, geistige Kräfte (Magie, Telepathie) etc.
Wie oben angekündigt möchten wir im Verlauf der folgenden Diskussion eine Antwort auf die Frage finden, wer bzw. was ich bin. Dies, um zu lernen,
wer es denn ist, der lebt und stirbt.
Notwendig ergeben sich eventuell auch Erklärungen darüber, was denn Leben und Tod für das Subjekt existenziell überhaupt darstellen oder beinhalten.
Wissenschaftliche Aspekte können dabei herangezogen werden, aber das Hauptaugenmerk soll auf unserem individuellen Seinserleben liegen.
A. Körper (Form, Materie)Was macht einen Menschen materiell aus? Wieviel kg brauche ich, um mich gut zu fühlen? Woraus besteht mein Körper?
Ist der Frühstücksbrei da ein Teil von mir oder erst, wenn ich ihn gegessen habe? Gehe ich ins Kino oder gehen da auch meine Hose, meine Socken, der Darm- und Blaseninhalt mit oder blieben letztere daheim auf'm Klo? Bin ich
weniger nach einer Amputation des Armes? Bin ich mein Gehirn oder das Blut das es versorgt?
Egal ob man en gros oder im Detail hinschaut: Eine
feste Grenze oder Ort ist
nicht auszumachen.
Gehört mir vielleicht aber der Körper? Kann ich ihn steuern nach Belieben? Ihn gesund sein lassen nach Belieben? Kann ich seine Lebensdauer nach Belieben verlängern?
Ist es nicht eher so, dass der Körper alles andere als autonom existent ist und ich
ihm offenbar ausgeliefert bin? Der Körper funktioniert weitgehend ohne jeglichen Einfluss seines Eigentümers.
Bin ich deswegen also frei, unabhängig vom Körper? Mitnichten...
Sind
wir also im oder der Körper oder sind wir außerhalb oder beides oder weder-noch?
Wie beständig und unabhängig ist der Körper? Wie lange bleibt er physikalisch lebendig ohne Sauerstoff, Atmung, Blutdruck, Nahrung, Flüssigkeit, UV-Strahlung?
Je genauer wir den Körper betrachten umso klarer wird seine
unpersönliche, vergängliche, abhängige Natur. Können wir uns auf ihn wirklich als unseren Körper verlassen?
Ich glaube nicht! Und deshalb zeugt es eher von
natürlicher Weisheit, wenn wir uns zumindest unterschwellig stets
Sorgen wegen dem Körper machen. Wir haben ihn einfach nicht in der Gewalt und das
ängstigt uns.
Die o. g. Körpernatur ist der erste
existenziell-erkennbare Grund für Angst, Unsicherheit, Sorge - kurz: für Leiden.
Wir leiden aufgrund des Körpers, der wir normalerweise (!) meinen, zu sein.
Das Leiden würde weniger, wenn wir schlicht die o. g. direkt erlebbaren Fakten
sehen und akzeptieren.
(Wenn Ihr Euch nun fragt, was das alles mit dem Ich zu tun habt - keine Sorge, die Kontemplation über den Körper ist ein wichtiger Grundbaustein der Selbst-Erkenntnis).
B. GeistDem Geist wird sowohl in der Philosophie als auch in den Religionslehren deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. Ist ja auch sinnvoll, denn wenn ich über etwas rede, das Raum und Zeit überdauern soll, muss ich mich sehr bald vom Körper abwenden.
Ich möchte, um es gleich vorwegzunehmen,
das unabhängig existierende Ich als Illusion, als entscheidenden Verblendungs- und Leidensfaktor bezeichnen. Nichts destoweniger ist diese Illusion aber
vorhanden. Genau deshalb ist eine Diskussion über das Ich-Gefühl so schwierig.
Eine gute Möglichkeit besteht allerdings darin, unser Ich-Erleben aufzudröseln in seine (fünf) Bestandteile oder Faktoren:
1. Sinnesorgane und das jeweilige Bewusstsein:
Man kann mit den Augen etwas erblicken, aber zum Sehen gehört das (dahinterstehende) Sehbewusstsein.
Gleiches gilt für Hören, Riechen, Schmecken, Tasten (Berühren) und - Denken.
Zu einem Sinneskontakt der seinen Namen auch verdient, gehören also jeweils drei Komponenten: Objekt, Sinnesorgan, Sinnesbewusstsein.
2. Gefühle
Die Gefühle sind ein so entscheidender Faktor, dass wir ihn später eingehender betrachten müssen. Hier genügt vorerst die Feststellung, dass es
zwei verschiedene Gefühle gibt: Angenehm und Unangenehm. Die Emotionen sind hier nicht einzuordnen, denn sie sind bereits Produkte der Ich-Illusion. Eng verbunden mit den beiden Gefühlen sind die jeweiligen automatischen und zumeist unbewussten
Bewertungen (angenehmes Gefühl = gut / unangenehmes Gefühl = schlecht).
3. Wahrnehmung
Wahrnehmung bestimmt bzw. identifiziert alles, was über die Sinneskontakte in den Geist gelangt. Sie stellt Bezüge her, Kategorien und ist bereits durch die o.g. Bewertungen vorgefärbt! Ebenso wie die Gefühle ist die Wahrnehmung ein
dualisierender Faktor - keine Instanz! Sie teilt ein (innen, außen, Ich, Welt, meins, gut, schlecht etc.) und grenzt aus. Sie be-stimmt: Erhebt die Stimme über die Dinge.
4. Gestaltungen
Gestaltungen sind der aktiv agierende und vor allem reagierende Faktor. Sie bilden Meinungen, Überzeugungen; schmieden Pläne, setzen Perspektiven. Hier entstehen vor allem auch die
Grundtendenzen des Menschseins:
Das Wollen und das Nicht-wollen.5. Bewusstsein
Wie der Name schon sagt, ist dies die
Bewusstheit, zu sein. Es ist jener Faktor, dem die meisten Menschen (auch Wissenschaftler und Philosophen, Mystiker und Schriftgelehrte) seit langem die Heimat oder gar feinstoffliche Substanz des Ichs, des Geistes, der Seele etc. zuordnen.
Ich bin! sagt sich das Bewusstsein, doch faktisch ist das Bewusstsein ein letztlich
unpersönliches Ergebnis aus den anderen vier mentalen Faktoren und sogleich Treibstoff bzw. Baumaterial für das
unaufhörliche Weiterzusammenwirken sämtlicher Faktoren. Das Bewusstsein ist der perpetuumobilisierende Aspekt des Daseins.
Das sind also die beiden Bereiche, in denen das Ich zu suchen wäre: Körper und Geist.
Schon bei oberflächlicher Betrachtung dürfte auffallen, dass es aufgrund der ständigen Bewegung und Veränderung beider Bereiche sehr schwierig sein dürfte, ein
eigenständiges, unabhängiges Ich, ein Selbst, eine Seele auszumachen.
Trotzdem kann nicht von der Hand gewiesen werden,
dass Ich-Erleben stattfindet!Ich möchte darauf hinaus,
dass es dieses Ich-Erleben ist, welches als Selbst missinterpretiert wird und somit unser menschliches Leid erschafft und endlos am Laufen hält.Um nun ein Gespür für das Entstehen und Aufrechterhalten der Ich-Illusion zu bekommen, betrachten wir nun eingehender das Ineinander-Wirken und Gegenseitig-bedingen dieser
Fünf Geistes-Faktoren:
1. Sinneskontakt
2. Gefühle
3. Wahrnehmung
4. Gestaltungen
5. Bewusstsein
Obwohl sie nummeriert sind, ist es
kein chronologischer Ablauf der hier stattfindet. Wir neigen dazu, ein Schema oder eine Struktur erkennen zu wollen. Das ist hier schlechterdings unmöglich. Es ist vielmehr eine Art gleichzeitige Verflechtung oder besser Verfilzung. So wie beim Filzen aus einzelnen Fasern z. B. ein Tassenuntersetzer entsteht, wird aus den 5 Geistesfaktoren ein Ich, ein Selbst
ge-wirkt (- von Wirken!).
(Wir dürfen hier nicht den typisch menschlichen Fehler machen, sofort zu fragen: Von
wem denn gewirkt? Diese automatische Reaktion entspringt bereits wieder der Ich-Illusion (ich nenne sie ab hier mal der Einfachheit halber das Ego). Das Ego kann gar nicht anders, als von einem Zentrum - nämlich sich selbst - auszugehen).
Aufgrund dieser Verflechtung kann man seine Untersuchung an fast jedem beliebigen Faktor (1.- 5.) beginnen, denn wie bei einem Hologramm wird sofort die Wechselwirkung ersichtlich. Jeder Faktor wirkt auf die anderen ein und wird gleichzeitig von ihnen beeinflusst.
Da die Gefühle (2.) den Bereich darstellen, an dem bei der Geistesarbeit
echte Veränderungen erreicht werden können (und müssen), fange ich mal dort an.
Im folgenden Beispiel werde ich nun immer die jeweiligen Faktoren nummerieren, damit es übersichtlich bleibt:
Irgendeine Behauptung eines Bekannten (1.) löst einen Gedanken (1.) bei uns mit aus. Denken (4.) und Gedanken (1.) sind zwei verschiedene Dinge - nichtsdestotrotz gehen sie Hand in Hand. Diese Unterscheidung ist wichtig für das Verständnis der Geistesfunktion. Am Denkvorgang (4.) sind neben den Gedanken(objekten) (1.) idR immer auch Gefühle (2.) und damit verbundene Bewertungen (3.) beteiligt. Ebenso bilden und verändern sie die Wahrnehmung (3.) und das Bewusstsein (5.).
Das Bewusstsein (5.) beinhaltet u. a., dass sich irgendeine Sache (1.) so und so verhält - es wurde eine Meinung (3.) gebildet welche für richtig (3.) gilt.
In Wirklichkeit ist aber diese Meinung rein subjektiv - sie hat mit der objektiven Lage der Dinge überhaupt nichts zu tun.
Obgleich der letzte Satz bestimmt einleuchtet, verhält sich das Bewusstsein (5.) völlig anders, da nämlich die
Gefühle (2.) nun ihren großen Auftritt haben: Im Fall von gegensätzllichen Behauptungen anderer entstehen (automatisch und unbewusst) Gefühle (2.) unangenehmer Art (das Ego fühlt sich bedroht). Hingegen im Fall von bestätigenden Äußerungen von außen entstehen (ebenfalls automatisch und unbewusst) Gefühle (2.) angenehmer Art (das Ego fühlt sich bestätigt).
Unmittelbar mit den Gefühlen (2.) entstehen die o. g. Bewertungen (3.).
Gefühl bedingt automatisch Bewertung! Unsere (Für-)Wahrnehmung (3.) ist bereits von diesen Bewertungen (3.) gefärbt und somit alles andere als neutral oder objektiv. Das alles ist der
passive und idR
unbewusste Part des Vorgangs.
Der
aktive Part sind - und jetzt kommt´s - oftmals sogar
bewusste Reaktionen (4.). Diese Reaktionen (4.) können in dreierlei Gestalt erfolgen: Erneutes Denken, Rede und/oder Taten. Sie kann mehrgestaltig auftreten, aber niemals ohne Denken.
Wenn man nun ganz genau hinschaut, erkennt man dass diese Reaktionen (4.) eigentlich eine Art Kompensations- oder Zwangshandlung (4.) darstellt. Wir wollen (müssen!) (4.) uns dazu äußern. Das ist auch der Grund, weshalb viele Psychologen sagen dass wir unserer Meinung Luft machen sollen indem wir sowohl verbal als auch körperlich Klartext reden. Das Bewusstsein (5.) ist also eigentlich ständig
getrieben! Getrieben von was? Von den Sinneseindrücken (1.) und der unbewussten, passiven, automatischen (internen) Beantwortung durch Gefühl (2.), Bewertung (3.) und Gestaltungen (4.). Und dies seit anfangslosen Zeiten, wie wir später noch besprechen werden.
Das Ego setzt sich aus diesem o. g.
unbewussten Ablauf zusammen.
Aus diesem unbewussten Wirkens-Komplex entsteht das Ego. Es ist ein Nebenprodukt dieses Vorgangs und nährt und erhält sich selbst durch ständige Wiederholung. Das ganze Erleben ist durch das Ego Ich-gefärbt, die Welt wird ins Verhältnis zum Ich gesetzt,
alles wird vermeint. Hier liegt das ganze Problem begründet.
Aus diesem Ich-Bewusstsein heraus leben wir unser (vermeintliches) Leben, bilden unser Weltbild, unseren Glauben, politische Überzeugungen, ethische Einstellungen etc.
Ein deutscher Buddhist der alten Zeit (Paul Debes) nannte das Ego auch programmierten Wohlerfahrungssuchlauf. Denn das Ego will immer bestätigt werden. Es will angenehme Dinge erfahren und unangenehme Dinge loswerden. Und das deswegen, weil der o. g. Ablauf unbewusst erfolgt. Diese drei Fakten nennt man im Dhamma (die Buddha-Lehre) lapidar Gier, Hass und Verblendung.
Man darf nun nicht der Ansicht verfallen, dass diese 5 Geistesfaktoren irgendwie an sich unheilsam sind. Es sind lebensnotwendige Werkzeuge, denen wir uns bedienen müssen.
Den Unterschied zwischen angemessener und unheilsamer Handhabung macht jedoch das Wissen über deren Wirken.Ich möchte es für heute mal hierbei belassen und mir ist bewusst, wie trocken und theoretisch das vielleicht zu lesen ist. Aber man kann dies bei nahezu jeder Regung des Geistes mal nachprüfen, wie frei denn unsere Aktionen (besser: Reaktionen) in der Regel sind.
Von der existenziellen Notwendigkeit abgesehen, ist ein Verständnis der Geistesfaktoren eigentherapeutisch äußerst wertvoll hinsichtlich Ängsten, Phobien, Zwängen, Traumen, Depressionen etc. Derlei Krankheiten sind nichts anderes als (sichtbare)
pathologische Entwicklungen des Egos. Von Schuld kann man hier jedoch nicht sprechen. Es spielen m. E. auch karmische Entwicklungen mit rein. So komplex bei vielen von uns die Gemengelage sein mag: Eine Veränderung kann (!) bewirkt werden!
II. Tod, Karma und Vor- bzw. Nachexistenz Bisher versuchte ich zu erklären, wie Ego bzw. Ich-Bewusstsein zustandekommt und sich ständig weiterbedingt. Was passiert nun zum Zeitpunkt des Todes?
Vorweg: Im Gegensatz zu den bereits beschriebenen körperlichen und geistigen Gesetzmäßigkeiten, welche bei etwas Interesse und Bemühen von jedem nachgeprüft werden können, begeben wir uns beim Thema Tod etc. auf ein Terrain, das aus jetziger Sicht (noch) in die Kategorie Spekulation fällt.
Ich möchte aber daran erinnern, dass sich diese Sicht durch
Beschreiten des o. g. Einsichtsweges deutlich verändern und somit andere Grundlagen zur Diskussion bieten kann. Vieles, was mir am Anfang nicht einleuchtete, habe ich nicht einfach abgelehnt sondern als Arbeitshypothese einfach mal für einige Zeit so stehen lassen. Mit der Zeit wuchs das Verstehen und in der Folge auch die Überzeugung.
Also: man kann als ziemlich erwiesen annehmen, dass beim Tod sämtliche (!) körperlichen und geistigen Faktoren wegfallen. D. h. die oben beschriebenen Werkzeuge nebst Körper verschwinden restlos - Gehirn, Gedanken, Überzeugungen, Sinneseindrücke, Gefühle - alles weg. Nun könnte man meinen, dass damit alles erledigt sei, da ja das Ego sich derer bedient hat?! Dem ist nicht so! Denn das Ego besteht (!) ja nicht aus diesen Faktoren,
sondern es haftet an bzw. identifiziert sich damit.
Und hier ist es wichtig, die
treibende Kraft der Ich-Illusion zu realisieren. Das was nicht stirbt, ist, so widersprüchlich sich das evtl. zu Beginn anhört,
das Ego: Gier, Hass und Verblendung bestehen unverändert weiter fort. Und suchen wie seit jeher wieder Nahrung in Form von
Weiter-Erleben. Die Art und Weise dieses Weiter-Erlebens ist zwangsweise bedingt (abhängig) vom
Wollens-, Nicht-Wollens- und Nicht-Wissens-Status des Egos zum Zeitpunkt des Todes. Unmittelbar nach dem vollständigen Tod beginnt ein neues, vom letzten Leben beeinflusstes Dasein bzw. Erleben. Das muss nicht notwendigerweise in Form einer menschlichen Geburt erfolgen. Wer sich im wahrsten Sinne menschlich entwickelt hat, hat gute Chancen, wieder als ein solcher zu erleben. Wer tierische Triebe kultiviert hat, wandert folglich ins entsprechende Tierreich. Es gibt auch noch andere Bereiche, die hier nicht weiter erwähnt werden müssen. Nur soviel: Die langfristige
Kausalität findet im Tod und dem unmittelbaren Beginn neuen Erlebens seine Erfüllung. Es können sich genau da karmische Früchte manifestieren, die im derzeitigen Leben einfach aufgrund der Umstände noch nicht reif waren.
Um das leichter zu begreifen, will ich ein Bild von einem Baum malen, der sich im Laufe seines 80-jährigen Lebens insgesamt (!) in irgendeine Richtung entwickelt hat. Mal wuchs er nach Osten, mal mehr nach Süden und so weiter. Er bildete Triebe, Zweige, Äste, eine Baumkrone sowie Neben- und Hauptstämme - auch die Entwicklung seiner Wurzeln muss man berücksichtigen. Der Tod des Menschen gleicht nun einem sauberen, waagerecht-gleichmäßigen Schnitt ganz unten am Hauptstamm des Baumes. Wohin fällt nun der Baum? Ausgehend von Windstille, fällt der Baum
in diese Richtung, in der er sich im Laufe seines Lebens am
stärksten entwickelt hat.
Der
Baum steht in diesem Gleichnis für den Körper und die 5 Geistesfaktoren.
Die
Fallrichtung steht für den neuen, zukünftigen Erlebensbereich.
Die
Anziehungskraft jedoch steht für das Ego, die Ich-Illusion, die Verblendung.
Das Ego hat normalerweise kein Gedächtnis oder Wissen aus Vorexistenzen. Obwohl das Erleben in hohem Maße durch die (zahllosen) Vorexistenzen (in den verschiedensten Daseinsbereichen) geprägt ist, ist es der Ansicht, dass es ein eigenständiges, unabhängiges Individuum ist. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. Diese sind vorwiegend in Ländern zu finden, die kulturell (noch) die Überzeugung von Reinkarnation oder Wiedergeburt (= eigentlich Weiter-Geburt!) haben.
Nun dürfte sich die Frage nach dem wer ist es, der stirbt? langsam beantwortet haben, jedoch in einer Weise, die viele logischerweise überhaupt nicht zufriedenstellt. Einige wenige jedoch dürften aufatmen, weil sie eine Antwort erhalten haben, die ihnen (!) nicht nur Verantwortung sondern auch
Veränderungspotenzial zuweist.
III. Fazit und AussichtDas, was überlebt ist leider exakt das Problem.
Aber es ist kein Ich das überlebt. Nur Trieb, Aversion und Unwissen über das oben Gesagte. So wird der endlose Daseinskreislauf weitergeführt.
Das Ziel buddhistischer Geistesschulung ist das Beenden dieses Kreislaufs. Das bedeutet: das
Auflösen des Egos, der Illusion. Und das kann mitnichten durch Selbstmord erreicht werden, wie man inzwischen gelernt haben dürfte.
Der Weg dorthin nennt sich der Achtfache Heilsweg und ihr Endziel ist das vollumfängliche Verstehen der Edlen vier Wahrheiten. Diese hier zu besprechen würde den Rahmen sprengen und auch zu weit vom ursprünglichen Thema wegführen.
Soweit hoffe ich, dass damit evtl. neue Sichtoptionen zur Verfügung stehen. Und für mich war es lehrreich, alles mal wieder neu formulieren zu müssen. Das ist eine gute Übung!