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Hallo,

seit gestern frage ich mich seit langer Zeit mal wieder, was das Leben für einen Sinn hat. Bei dem Vater meines Freundes wurde gestern Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt. Es besteht keine Heilungschance, und er wird wahrscheinlich nur noch ein paar Monate leben. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Für mich ist das schon wieder eine absolute Katastrophe. Zumal ich jetzt schon wieder mit dem Thema Tod konfrontiert werde und ich nicht weiß ob ich das schaffe. Dazu muss ich mal kurz mein Erlebnis aus dem letzen Jahr erzählen.

Letztes Jahr wurde in meiner stationären Therapie das Thema Tod angesprochen. Für mich war das immer ein Tabu darüber zu reden. Der Therapeut wollte natürlich wissen, was mich bei dem Thema so betroffen macht. Ich bin dann während des Gesprächs so panisch geworden, und musste den Therapeuten schon fast anflehen, dass er aufhört darüber zu sprechen. Nach diesem Gespräch bin ich dann durch die Hölle gegangen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an den Tod. Ich bekam Zwangsgedanken und Depressionen. Ich habe zwar noch einige Gespräche mit Therapeuten gehabt, aber das konnte mir alles nicht helfen. Ich wollte dann einfach nur noch weg aus der Klinik. Das schlimme war, dass ich mich dann so fühlte, dass ich nur noch wenige Wochen zu leben hatte. Ich wollte raus aus der Klinik und mich noch von allen verabschieden. Das klingt vielleicht komisch. Aber ich kam mir vor als hätten die mir dort gesagt, Frau XY, sie haben nur noch 3 Wochen zu leben. Ich habe 3 Wochen in der Klinik ausgehalten, und dann die Therapie mit Einverständnis der Ärzte abgebrochen.

Diese Zeit war echt schlimm, und ich bin froh, dass ich das duch meine ambulante Therapie ganz gut gemeistert habe. Es fällt mir in manchen Situationen noch schwer das zu aktzeptieren, dass es nunmal zum Leben dazu gehört. Aber ich kann mittlerweile ganz gut darüber reden.

Wie oben beschrieben kam nun gestern die niederschmetternde Diagnose der Ärzte. Ich versuche meinem Freund so gut wie möglich beizustehen, und versuche ihm viel Kraft und Mut zu geben, damit irgendwie umzugehen, dass sein Vater sterben wird. Aber ich habe gestern schon wieder an mir gemerkt, dass mich das alles sehr mitnimmt. Nun ist das Thema so dicht an mich herangerückt und ich weiß nicht wie ich selber damit umgehen soll. Ich traue mich auch nicht mitzukommen, und seinen Vater zu Hause zu besuchen. Ich habe Angst davor, mich damit zu konfrontieren. Diesen Menschen in die Augen zu blicken und zu wissen, dass er vielleicht nächstes Jahr nicht mehr da ist. Ich habe auch Angst davor, dass die Depressionen und Zwangsgedanken wieder losgehen. Seit gestern befasse ich mich wieder soviel mit dem Tod, und ich merke das in mir schon wieder Panik und Verzweiflung brodelt. Mir ging es in den letzten Wochen sowieso schon schlecht wegen meiner Panikattacken und dieser Herzangst, und jetzt kommt das auch noch dazu.

Vielleicht habt ihr mit sowas Erfahrung, wie man in solchen Situationen mit den Betroffenen umgeht. Ich mach mir auch Sorgen, wenn ich den Vater nicht besuche, dass die Familie dann sauer auf micht ist. Das sie von mir denken, dass ich Gefühlskalt bin oder ähnliches. Ich hoffe ihr könnt mir irgendwie weiterhelfen.

LG Pueppy

04.12.2008 02:02 • 04.12.2008 #1


2 Antworten ↓


Hallo Pueppy!

Das ist natürlich eine sehr schlimme Situation... Ich wurde dieses Jahr leider sehr oft mit dem Thema Tod konfrontiert, war insgesamt auf fünf Beerdigungen. Allerdings waren diese Tode meistens sehr plötzlich und unerwartet, und ich möchte da auch gar nicht weiter drauf eingehen.

Wichtig ist denke ich, dass Du zuerst mit Deinem Freund und Deiner Schwiegermutter über Deine Gefühle sprichst. Die kennen doch sicher Dein Problem, oder? Du solltest Dich natürlich zu nichts zwingen, aber bitte denke auch daran, dass Du es später vielleicht bereuen wirst Dich nicht von Deinem Schwiegervater verabschiedet zu haben.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie jedenfalls alles erdenklich Gute in dieser schweren Zeit!

Hallo scrat,

vielen Dank für deine Antwort. Das was du geschrieben hast tut mir sehr leid für dich.

Mit meinem Freund habe ich darüber gesprochen, dass ich nicht weiß, wie und ob ich seinen Vater besuchen soll, aufgrund der Ängste. Mit seiner Mutter habe ich letztes Jahr nach der Therapie über mein Problem gesprochen. Ich denke aber, dass sie das auch nicht so ganz verstehen konnte.

Du hast natürlich recht, dass ich es wahrscheinlich bereuen werde, wenn ich mich nicht von ihm verabschieden werde. So ist es ja auch wieder eine Flucht von mir. Ich werde es am Wochenende mal versuchen dort hin zu fahren. Danach sehe ich ja wie ich das alles verkrafte. Ich werde ja auch in meinem weiteren Leben noch öfter mit dem Tod konfrontiert werden und muss das wohl oder übel akzeptieren, dass es dazu gehört. Auch wenn es mir sehr sehr schwer fällt.

LG Pueppy





Dr. Hans Morschitzky
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