Blue, du bist eine Überlebende. Du hast extrem viel Power und extrem viel Verstand..
Ich sehe einige Parallelen zu mir. Unangepasstheit, Trotz und extreme Angst. Mein Gefühl war, zeigst du Schwäche, wirst du getötet.
Also, es besteht Hoffnung, ich habs auch hinbekommen.
Was du aber gerade tust, das ist Therapie. Du wirst dir extremst bewusst, was alles bei dir nicht stimmt und kannst das aber zuordnen. Du kannst das aussprechen, benennen, dir werden Zusammenhänge klar.
Und wir sind extremst krass mit unseren Beurteilungen. Nur schwarz oder weiß. Dazwischen sind wir hilflos.
Aber um es mal klarer zu machen, Blue, dein Arbeitsumfeld, die Autoritäten dort, sind nicht deine Eltern. Es besteht zwar auch eine gewisse Abhängigkeit, die dich dann triggert aber es sind nicht deine Eltern. Ist mal ganz wichtig, das zu betrachten.
Allerdings wursteln wir das durcheinander. Auch die Regeln, an die man sich halten muss.
Ich war zwar immer die Beste, wurde aber immer entlassen. Und zwar IMMER, weil ich schwierig zu führen bin. Ich hab das lange Zeit nicht kapiert. Ich war mir keiner Schuld bewusst.
Erst meine Angst hat mir die Augen geöffnet. Im Gegensatz zu dir, hab ich mir nicht mal Hilfe geholt, weil ja Schwäche was mit getötet werden zu tun hat.
Ich hab mir auch alles hingedreht und Autoritäten mussten quasi Heilige sein, denn sonst wurden die unbewusst genauso bekämpft, oder abgelehnt wie meine Eltern. Und gleichzeitig aber der extreme
Wunsch, geliebt zu werden.
Drum spreche ich immer vom der Bewusstwerdung. Wenn du erstmals deine eigenen Problematiken erkannt hast, und das beginnt bei dir gerade, dann verstehst du die Zusammenhänge besser.
Und dann liegt es an uns, andere Bewertungen vorzunehmen. Die kann man lernen.
Draußen bei der Arbeit geht es nicht mehr um die Eltern-Kindbeziehung. Da sind andere Mechanismen gefragt. Wohl dem, der das erkennt.
Wie gesagt, ich hab dazu ewig gebraucht um das alles zu verstehen und dann zu verarbeiten.
Aber du bist ja schon dran. Meine Angst, so blöd das klingt, hat mir zu dieser Erkenntnis verholfen..
Obwohl mein verflixter und antrainierter Stolz, meine vermeintliche Stärke mich lange davon abgehalten hat, mir überhaupt Hilfe zu suchen.
Im Gegensatz zu dir, war ich extremst in der Lage, zu manipulieren, zu bekommen, was ich wollte. Ich war immer auf der vermeintlichen Gewinnerseite, obwohl kann man das wirklich sagen, wenn einem die Angst buchstäblich täglich im Nacken sitzt?
Also, liebe Blue, von einem ungeliebten Kind zum anderen, wir sind Kämpfer, aber unsere Kämpfe werden erst wertvoll, wenn wir unsere eigenen Dämonen erkannt haben.
Der Ursprung liegt im Erleben unserer Kindheit, dort wurden wir geprägt. Und jetzt müssen wir lernen, neu zu bewerten. Dafür haben wir unseren Verstand bekommen.
Wenigstens etwas Gutes war doch dabei , oder findest du nicht?
21.06.2016 21:56 •
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