Zitat von Icefalki:Mist, hab schneller gedrückt, als gedacht. Hihi. Was das nun wieder heisst.
Möglicherweise, dass das Unterbewusstsein als Steuerungselement doch mehr Macht über uns hat, als wir manchmal denken? Automatisierte Handlungen haben ja ihren Sitz im Kleinhirn, gleich ob es sich um Schreibmaschineschreiben, Karate oder ein 'Licht an' beim Betreten eines dunklen Raumes handelt. Hier klick...?
Zitat von Icefalki:Hab letztens eine Artikel gelesen, dass wir uns quasi schneller entwickelt haben, und die Evolution einfach nicht Schritt halten kann.
Neue Gefahren müssen erlernt werden (Kinder Steckdose), den Säbelzahntiger gibt es jetzt vielleicht in Form von Autos. Und unter allem schlummert das Urgehirn.
Einen ähnlichen Artikel las ich auch mal. Allerdings ging es mehr um den Wegfall von angstauslösenden Gründen und unser Umgehen damit. Neue Gefahren ja, die wenigsten sind jedoch Gefahren für Leib und Leben wie sie unseren Urahn betrafen. Auch das Auto als Säbelzahngefahrersatz? Mmh, weiß nicht. Ob unser Urahn sich einen Säbelzahn als Haustier und Statussymbol gehalten hätte? Ich weiß nicht. Manchmal habe ich eher das Gefühl, durch den massiven Wegfall von Gefahren haben wir verlernt mit der Angst umzugehen. Das wir eher geneigt sind sie zu verdrängen, als ihr die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.
Zitat von Icefalki: Man müsste mal eine Studie durchführen, ob Menschen, die durch die Ängste gegangen sind, dann Veränderungen vorgenommen haben, länger leben. Quasi die Angst gespürt haben, die ihr Leben frühzeitiger beendet hätte.
Eine Studie bin ich zwar sicher nicht. Allein als begeisterter Biker hatte ich aber diverse Situationen, bei denen es mir durchaus an den Pelz hätte gehen können. Nur, an Angst kann ich mich nicht erinnern, eher an eine seltsame Klarheit. Wohl aber an ein Zittern am ganzen Körper danach. In einem Fall kann ich mich erinnern, mein Bike aufgebockt zu haben. Nachdem es mir an Kraft für den Hauptständer fehlte, auf den Seitenständer. Dass ich mich auf einen Grenzstein setzte und versuchte mir eine Zig. zu kurbeln, aber meine zitternden Finger mehrere Blättchen zerrissen hatten, bis der Bauer - dessen Anhänger mein Bike und ich gerade beinahe zersägt hatte - mir eine Zig. zwischen die Lippen steckte.
Diese seltsame Klarheit hatte ich aber auch in anderen Situationen. Bei meinem ersten 'Auftritt' vor der versammelten Belegschaft eines Unternehmens, dessen Insolvenz ich abwickeln oder verhindern sollte. Ich kann mich an ein wahnsinniges Lampenfieber erinnern, mein Magen war ein Stein, der Rest fühlte sich auch nicht anders an. Am Liebsten wäre ich davon gelaufen! Ging aber nicht. Als ich dann auf der kleinen Bühne stand, war das Lampenfieber wie weggeblasen, ersetzte sich durch eine seltsame Klarheit. So ganz schlecht habe ich dort meine Sache wohl nicht gemacht, nachher applaudierten mir einige Belegschaftsmitglieder stehend, als ich von der Bühne ging klopften mir einige meiner Kollegen auf die Schulter, die obere Etage des Ladens, der Unternehmer applaudierten mir hinter der Bühne. Ich war jedoch froh Baumwollunterwäsche angezogen zu haben. Jeder Fetzen klebte verschwitzt an meinem Körper. (War mir während des Vortrages gar nicht aufgefallen) Und meine zitternden Finger verbarg ich - absolute Coolness ausstrahlend - hinter der Bühne in den Hosentaschen...
Eine weitere Situation passt eigentlich auch noch hierhin. Auf dem Weg zu einem Auftrag fuhr ich an einen gerade geschehenen Unfall heran. Metallknäuel, die mal Autos gewesen waren. Ich erinnere mich, eigentlich nur noch reagiert zu haben. Die recht gute Sani-Ausbildung, die ich beim Bund mitbekam, tat ihre Wirkung. Rechts ran, Warnblinkanlage, Dreieck und Verbandskasten greifen, im Schweinsgalopp hin. Der am wenigsten muckst, braucht als Erstes deine Hilfe. 5 Verletzte, darunter ein Kind. Eine Situation, vor der ich jetzt Panik schieben könnte. Ich erinnere mich, in aller Eile Herzschläge geprüft, Verletzungen versorgt zu haben, daneben den ersten Schaulustigen im Kasernenhofton Befehle zur Absicherung der Unfallstelle zugebrüllt, einem mein Warndreieck nach geworfen oder die Überwachung von versorgten Verletzten angeordnet zu haben. An einen leicht Verletzten, aber schwer Geschockten, den ich ausknockte, als er mich angehen wollte, weil ich die Oberbekleidung seiner Freundin zur Reanimation öffnete. Dann an eine zweite Person, der mich von ihr wegzog. Dem ich deswegen auch eine verpassen wollte, bis ich die hell orange Kleidung begriff. Die Spannung fiel ab und ich begab mich zum Auto zurück, setzte mich auf die Motorhaube. Gekurbelt habe ich zu dieser Zeit schon lange nicht mehr, aber deutliche Schwierigkeiten mit meinen blutigen Fingern die Stäbchen aus der Schachtel zu ziehen. Auch habe ich mir mehrfach meine zitternden Finger an der Glut verbrannt, wie einige kleine Brandblasen am nächsten Tag zeigten...
Auch hier hatte ich während des ganzen Geschehnisses eine seltsame Klarheit. Das ich aber Angst bewusst verspürte? Ich erinnere mich nicht. Okay, das Lampenfieber...
Das Ganze bringt mich aber zu Folgendem: Schenken wir der Angst als Solcher nicht vielleicht zu viel Aufmerksamkeit? Und zu wenig dem, worauf sie aufmerksam macht?
Eigentlich ist Angst ja 'nur' ein Kumpel, der uns anstößt, auf etwas deutet und 'sagt', PASS AUF! Da könnte Gefahr drin sein! Hast du dich ausreichend darauf vorbereitet?
Als Kind hatte ich ziemlich Prüfungsangst. Nun sind Prüfungen bestimmt keine Gefahr für Leib und Leben. Allerdings sorgte die Angst dafür, dass ich vielfach nahezu gelähmt war. Mein (Sport-)Trainer half mir, hierzu eine andere Einstellung zu finden. Wenn ich also Angst vor der Prüfung bekam, wurde dies zu einer Aufforderung, die Vorbereitungen noch mal zu prüfen. Habe ich mich genügend vorbereitet? Während ich handelte - hier lernte, übte, handelte - hatte ich keine Angst. Diese kam zwar durchaus wieder, wenn ich vor einer Prüfung stand. Aber, wenn ich mit Fug und Recht sagen konnte, ich habe genug gelernt, war die Angst nicht mehr so schlimm. Auch, mit jedem Prüfungsergebnis, welches meine eigene Sicht - genug gelernt zu haben - bestätigte, wuchs mein Selbstbewusstsein, schwand die Angst.
Heute? Prüfung? Mach ma halt! Es sei denn, ich habe vorher den Ar.sch nicht ausreichend hoch bekommen. ...
Das Ganze bringt mich aber zur Frage, ist wirklich Angst der Gegner? Ist sie überhaupt ein Gegner? Nicht vielleicht eher unser fehlendes, folgendes Handeln? Unsere Fehlinterpretation?
Wenn mich ein Kumpel anstößt, mir sagt, Pass auf! richte ich meinen Blick darauf, wohin er deutet. Ganz gleich ob es sich (Ich Mann!) ein total hübsches Mädchen, Frau handelt, ein goiles Auto oder eben um eine Gefahr. Und ich reagiere darauf, sei es dass ich das tolle Aussehen des Frau (oder nicht) bestätige, das Auto ebenso gut (oder auch nicht) finde, oder dass wir gemeinsam auf die Gefahr reagieren. Reagiere ich aber nicht, muss ich damit rechnen, dass mein Kumpel diesen Knuff verstärkt. Mir vielleicht schließlich kräftig in die Rippen haut.
Ein menschlicher Kumpel, den ich missachte, zieht sich mit der Zeit zurück. Der eingebaute Kumpel, die Angst, kann das aber nicht.
Wenn ich nun dieser eingebaute Kumpel wäre, was läge näher, dem Kumpel, bei dem ich eingebaut bin, immer stärkere Knuffe zu verpassen? Vielleicht irgendwann beide Fäuste zu nehmen?
Könnte man dann nicht Panikattacken und einfrierende Angst auch als massiven 'Knuff' eines ignorierten Kumpels ansehen? Wenn ja, macht es dann nicht mehr Sinn, einfach mal die Aufmerksamkeit darauf zu richten, worauf der Kumpel hinweisen will? Um hernach vielleicht sagen zu können, Hascht recht, Kumpel! oder aber auch Ey Alder, det ist ne Spinne! Die frisst mir die verd.ammt nervigen Mucken wech! Wat machste also für'n Terz?