heute fing es bei mir mit der Uni wieder an und ich habe mir fest vorgenommen hinzugehen mit der Angst.
Bin aufgestanden und war schon seit der ersten Sekunde wie elektrisiert. Habe mir dann den Hund geschnappt und erstmal nen paar Brötchen gekauft. Es wurde dann auch langsam wieder besser, also habe ich mich auf den Weg gemacht richtung Bahnhof. Dort angelangt, auf die Bahn wartend, fing es natürlich wieder an: Puls etwas erhöht. Aber ich dachte mir:Okay, da musst du jetzt durch! Als ich dann jedoch eine alte bekannte aus Schulzeiten auf dem anderen Bahnsteig sah, überkam mich die Angst evtl. alte Freunde zu treffen die ebenfalls auf dem Weg zu Uni sind und sehen, dass ich total aufgeregt bin und zittere.
Da die Bahn Verspätung hatte bin ich einfach weggegangen, wieder nach Hause.
Auf dem Weg wurde mir dann bewusst, dass die Angst wieder gesiegt hat und mich überkam ein beschissenes Gefühl. Als ich den Zug dann an mir vorbeirauschen hörte, kam es mir so vor, als wäre der Zug mein Leben, das an mir, ohne mein Zutun, vorüberzieht.
Kurz zu meiner Geschichte:
Angefangen hat das ganze wohl schon vor einigen Jahren. Ich war bei Freunden und wir haben Dro. konsumiert. Nach einiger Zeit erfasste mich dann die Panik in der Nacht. In der darauf folgenden Woche erfasste mich eine PA in der Schule. Ich war dann rund einen Monat nicht mehr dort und bin von Arzt zu Arzt getingelt, es konnte aber nichts gefunden werden. Irgendwann meinte ein Arzt dann, es könnte eine Herzmuskelentzündung gewesen sein, denn ich fühlte mich die ganze Zeit extrem schlapp. Die Diagnose wirkte einleuchtend, also wurde das ganze einfach so hingenommen. Ich bin daraufhin auch wieder zur Schule gegangen und habe mich langsam wieder ins normale Leben gewagt. Immer im Hinterkopf, dass ich mich schonen müsse, wegen der Herzmuskelentzündung. Das ganze ging dann auch recht gut, doch ganz bin ich nicht davon losgekommen. In den Morgenstunden ging es mir z.B oft recht schlecht und ich musste immer etwas zu Essen bei mir tragen mit dem Gedanken, dass ich meinen Körper Energie zuführen muss, weil etwas mit dem Herz nicht in Ordnung ist. Ich habe dann die Schule gewechselt, weil meine Noten nicht die besten waren, was allerdings eher auf Faulheit beruhte. In der neuen Schule ging es mir dann auch um einiges besser. Die Noten passten, ich habe ein nettest Mädchen kennengelernt und alles lief so seinen geregelten Gang. Selten habe ich mal die Schule geschwänzt, mit der Begründung für mich, dass mein Körper einfach mal wieder Ruhe braucht.
Als es dann Richtung Abitur ging, nahm natürlich die Anspannung zu, aber ich war dennoch recht glücklich die Schulzeit hinter mich zu lassen. Richtige Panikattacken hatte ich zu dieser Zeit keine. Aber mein ungutes Körpergefühl, was ich oft hatte haben mich dazu veranlasst darüber nachzudenken, ob eine Therapie eventuell sinnvoll wäre, da ich der Meinung war, dass ich mir einige Dinge nur einredete. (Nur kurz zum Verständnis: Mir ging es, im Vergleich zu heute einfach blendend. Ich hatte nur einfach das Gefühl mit dem Abitur auch diese Kleinigkeit bereinigen zu müssen um danach richtig durchzustarten.)
Im Laufe der Tage, begann ich dann verstärkt meinen Körper zu beobachten und machte mir zusätzlich Stress durch die Lernerei für die Prüfungen. Ich war nervlich extrem angespannt und hatte zu diesem Zeitpunkt schon das Gefühl, dass mit mir irgendwas nicht stimmt, dass ich verrückt werden könnte. Ich bin dann zu ein paar freunden gefahren mit denen ich auch Abitur machte und habe mir auf dem Weg dahin schon Sorgen gemacht. Ich dachte mir allerdings auch, dass ich mich in Gegenwart meiner Freunde immer gut gefühlt habe und dass ich im Moment einfach nur extrem angespannt bin. Die Bahnfahrt dahin war schon recht unangenehm.
Dort angekommen, erfasste mich dann die Panikattacke die mein Leben verändert hat. Ich denke dazu muss ich nicht mehr schreiben, denn jeder der hier liest weiß, was für Höllenqualen man erleidet. Es sei nur soviel gesagt, auf einer Skala von 0 bis 10 war es definitiv eine 10. Ich ließ mir dennoch soweit nichts anmerken und bin einfach nur etwas früher gegangen um noch etwas zu lernen, wie ich sagte, seitdem habe ich die Leute nie mehr weider gesehen. Die Zeit danach war die absolute Hölle. Alle Prüfungen standen noch an und ich hatte eine PA nach der anderen während der Klausuren (teilweise 4-6 Stunden), ebenso während der mündlichen Prüfungen. Ich habe das ganze dennoch recht sauber durchgezogen und hatte in den Klausuren durchgängig gute Noten (2+ in allen Schriftlichen Fächern, in der mündlichen sogar eine 1), was wohl mitunter auch daran lag, dass ich mich ins Lernen gestürzt habe um mich abzulenken. Ich bin dann nurnoch zu den Pflichtveranstaltungen gegangen. Am liebsten hätte ich nichtmal mein Zeugnis abgeholt, zum Abiball bin ich schon garnicht gegangen.
Alle die um mich herum mit mir das Abitur bestanden haben, waren absolut glücklich, nur ich war abgestumpft und konnte mich über nichts freuen. Das ganze ist nun fast zwei Jahre her und im Grunde hat sich nicht viel verändert. Ich habe zwar im letzten Semester angefangen zu studieren, dies jedoch abgebrochen, weil es mir in der Uni einfach meist extrem elend ging. Ich verbringen so gut wie die ganze Zeit nur zu Hause und tue nichts. Die Langeweile potenziert meine PAs noch zusätzlich, es ist einfach kein richtiges Leben mehr. Ich habe keinen Kontakt mehr zu meinen alten Freunden und mit meiner Familie mache ich nur das nötigste, wenn es denn umbedingt sein muss. Ich habe das Gefühl, trotz gutem Schulabschlusses aufgrund der PAs vom Leben komplett abgeschnitten zu sein, verdammt dazu ein kümmerliches Leben zu führen, weil ich es nicht schaffe. Ich habe mir ein paar Bücher zur Eigentherapie bestellt, aber so wirklich hat das ganze nicht gefruchtet. Ich traue mich zwar etwas mehr Dinge anzugehen, die mir Probleme bereitet haben, aber die Angst verschwindet nicht. Ich habe selbst Angst zu einem Psychiater zu gehen, weil das ganze sozusagen mein letzter Anker ist. Nicht auszudenken, sollte die Therapie nicht anschlagen.
Ich weiß im Moment einfach nicht mehr weiter. Werde aber dennoch versuchen morgen wieder zur Uni zu fahren, einfach um es nicht aufzugeben. Ich glaube es hilft mir sogar, das ganze hier mal niedergeschrieben zu haben, denn sonst bin ich mit dem Problem allein.
Eine Sache, die mir etwas geholfen hat, ist folgendes Lied gecovert von Johnny Cash:
http://www.youtube.com/watch?v=QWYrzBuRbEM
One sunny mornin' we'll rise I know
Das ganze ist jetzt etwas mehr geworden, als ich beabsichtigt habe, aber es musste einfach mal raus. Danke an alle, die sich die Zeit genommen haben meine Geschichte zu Lesen.
16.10.2008 08:23 • • 22.10.2008 #1