Hallo Miriam,
ich bin 27 Jahre alt und leide seit etwa 6 Monaten unter Angstzuständen (obwohl ich schon vor 8 Jahren ähnliche Probleme hatte, die aber damals irgendwie von selbst wieder verschwunden sind).
Meine schlimmste Zeit war Weihnachten und Silvester 2003, ich hatte zu der Zeit so massive Angstanfälle, dass ich auch gedacht habe, ich gehöre in die Irrenanstalt. Ich konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr Auto fahren und deshalb auch nicht mehr arbeiten, nicht mehr alleine zu Hause sein, lebte eigentlich ständig nur noch in Angst.
Gott sei Dank habe ich eine sehr gute Hausärztin, die mein Problem sofort erkannt hat und mir, um erst einmal die Symptome zu bekämpfen, ein Antidepressivum (Paroxetin) verschrieben hat. Das Medikament hatte anfangs zwar mehr Nebenwirkungen als Wirkung, mittlerweile geht es mir aber gut damit, obwohl ich nur eine sehr niedrige Dosis davon nehme (1/2 Tablette pro Tag). Gleichzeitig hatte ich das grosse Glück, eine Psychotherapeutin zu finden, die keine ewig langen Wartezeiten hat, sondern bei der ich sofort eine Gesprächstherapie anfangen konnte. Habe jetzt 4 Sitzungen hinter mir, kann zwar nicht sagen, dass es mir dadurch viel besser geht, das wird sich wohl erst auf lange Sicht zeigen. Habe aber inzwischen schon ansatzweise verstanden, woher meine Angst kommt (familiäre und berufliche Belastungen) und muss jetzt versuchen, etwas an meinem Leben und meiner ganzen Situation zu ändern. Dabei kann mir auch niemand helfen, auch die Therapeutin kann mir nur Ratschläge geben, handeln muss ich selbst.
Ich rate dir auf jeden Fall, auch eine Therapie zu beginnen, um die Ursache für deine Angst zu finden. Meiner Meinung nach kann dir da nur jemand Professionelles helfen, die können aus dem, was du ihnen erzählst, sehr viel herauslesen, und erkennen Probleme, die du vielleicht gar nicht als solche empfindest.
Trotz allem habe ich ab und zu auch schlechte Tage, an denen die Angst wieder durchbricht. In solchen Fällen nehme ich mir meine beiden Bücher zur Hand, die ich ebenfalls nur weiterempfehlen kann. Das eine heisst "Wenn plötzlich die Angst kommt..." und ist von Roger Baker, das zweite heisst "Angstfrei leben" und ist von Lucinda Bassett. Als ich zum ersten Mal in den Büchern las, dachte ich, mir hält jemand einen Spiegel vor. Alles, was darin beschrieben wurde, trifft voll auf mich zu. Allein das Wissen, dass es sehr viele Menschen gibt, die unter den gleichen Problemen leiden, hat mir aber schon geholfen. Ausserdem wurde darin auch beschrieben, dass dieses Gefühl, "verrückt zu werden", Teil der Krankheit (eigentlich ist es auch keine Krankheit, sondern nur eine Störung) ist. Aber keine Angst, man wird nicht verrückt!
Abschliessend kann ich dir nur sagen, dass es auf jeden Fall Zeit braucht, eine Angststörung zu überwinden. Etwas, das sich vielleicht über Jahre hinweg aufgebaut hat, kann nicht einfach von einem Tag auf den anderen geheilt werden und wieder verschwinden. Aber die Angst wird verschwinden, da bin ich mir mittlerweile sicher, du musst dir nur immer wieder vor Augen führen: Angst ist nur ein Gefühl!
Ich würde mich freuen, bald wieder von dir zu hören!
Liebe Grüsse
06.03.2004 19:18 •
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