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Hallo ihr Lieben,
Ich lese hier schon einige Zeit mit, in vielen euren Leidensgeschichten erkenne ich mich wieder. Ich habe riesen Respekt vor den vielen hier, die seit so vielen Jahren gegen ihre Angststörung kämpfen und die Hoffnung auf Besserung nicht verlieren. Und genau dies ist der Grund, wieso ich mich dazu entschieden habe, meine Leidensgeschichte hier nieder zu schreiben. Mir fehlt es nämlich aktuell an Hoffnung auf ein angstfreies Leben.
Aber zunächst einmal kurz zu mir, ich bin Mann, 43 Jahre und leide seit ca. 6 Jahren an der Angst vor Krankheiten. Unzählige Male war ich davon überzeugt, an Krebs erkrankt zu sein. Unzählige Arztbesuche habe ich hinter mir, nie wurde etwas gefunden (zum Glück). Als es meinem Hausarzt zu viel wurde, verschrieb er mir Antidepressiva (50mg Sertralin) und schickte mich zu einer Psychologin. Diese diagnostizierte eine mittelschwere Depression und eine krankhafte Angst vor Krankheiten. Als Auslöser der Angststörung wurden der Schlaganfall meines Vaters und der Verlust eines guten Freundes an Krebs verantwortlich gemacht. Therapiert wurde das ganze mit einer Verhaltenstherapie. Obwohl ich die Gespräche mit meiner Therapeutin immer sehr angenehm fand, fing ich relativ schnell an, am Erfolg der Therapie zu zweifeln, und da die Termine nur schwer in mein Berufsleben zu integrieren waren, fasten ich den Entschluss die Therapie gegen den Rat meiner Therapeutin abzubrechen. Zu meiner Verteidigung muss ich erwähnen, dass ich zum damaligen Zeitpunkt eine richtig gute Phase hatte, in der ich psychisch gut drauf war.
Ich kann trotzdem jeden verstehen der mich auf Grund dieser Entscheidung verurteilt, mittlerweile weiß ich selbst wie dumm diese Entscheidung war, es dauerte nämlich keine 6 Wochen und die Angst hatte mich wieder fest im Griff. Mein Therapieplatz war in der Zwischenzeit verständlicherweise anderweitig vergeben worden. Jedenfalls kämpfe ich seitdem ständig gegen die Angst. Aktuell plagen mich Schmerzen in sämtlichen Muskeln in meinem Körper, begleitet von Kopfschmerzen und Schwindel. Mein Hausarzt meinte, ich stehe ständig unter Strom, weswegen ich überall verspannt bin. Als er meinen Nacken und Rücken abgetastet hat, musste er schmunzeln, weil alles Steinhart war. Die Angst vor einem Hirntumor konnte er mir trotz seiner für mich nachzuvollziehenden Diagnose nicht nehmen. Ich bin eigentlich ständig dabei, in meinen Körper zu hören, auf der Suche nach weiteren Missempfindungen, die einen Hirntumor bestätigen würden. Wie ich bereits oben geschrieben habe, fällt es mir schwer, die Hoffnung nicht aufzugeben. Versteht mich nicht falsch, ich möchte sicher kein Mitleid, aber mich würde interessieren, wie ihr es schafft bzw. geschafft habt, den Glauben an ein angstfreies Leben nicht zu verlieren. Ich weiß mittlerweile, dass mir nur noch professionelle Hilfe helfen kann, weswegen ich mich bei unzähligen Psychologen/innen auf die Warteliste setzen lassen habe, mit der Hoffnung, noch einmal eine Therapie machen zu können.
So, das war meine Geschichte, eine Geschichte, die hoffentlich mit einem Happy End endet.

17.10.2023 00:01 • 17.10.2023 #1


1 Antwort ↓

Guten Morgen Out_of_the_Dark.

Lebensgeschichten, wie Du Deine hier beschreibst, kann man hier ständig lesen.

An den Anfang gestellt sage ich Dir. Ich finde es gut, dass Du die Hoffnung auf eine deutliche
Verbesserung Deiner Situation bisher nicht aufgegeben hast. Da kannst Du mit der Zeit sicher
herauskommen. Allerdings sind dafür zwei oder mehrere Punkte erforderlich.
Erstens: Ob mit oder ohne Therapie. Die Hauptaufgabe etwas zu verbessern liegt allein bei Dir.

Zitat von Out_of_the_Dark:
Therapiert wurde das ganze mit einer Verhaltenstherapie.

An diesem Satz kannst Du selbst sehen. Wie Deine Erwartungen sind. Du erwartest. dass andere Dir
zeigen, wie Du in den nächsten Jahren denken sollst. Diesen Denkansatz halte ich für falsch.
Besser und richtiger wäre meiner Meinung nach, wenn Du schreiben würdest.
Mit Hilfe einer Verhaltenstherapie versuchte ich herauszufinden, was kann und was muss ich in meiner
Denkweise ändern, damit meine Ängste deutlich nachlassen.


Auch Dein Thema Hoffnung auf ein Angstfreies Leben? spricht nicht von einem realistischen Ziel.
Ich verstehe Dich und weiß was Du damit meinst. Das Ziel ist aber nicht erreichbar. Bitte verstehe meine
kritische Beschreibung.
Angst ist eins der wichtigsten Gefühle in uns. Ein angstfreies Leben kann es also niemals geben.
Zweitens.
Du kannst also langsam beginnen, die Sichtweise darüber, wie wir Menschen funktionieren ein
wenig zu Deinem Vorteil zu erweitern. Entdecke Dich neu.
Auf dieser Entdeckungsreise kannst lernen, Dich und Dein selbstbewusstes Denken mehr in den
Vordergrund zu stellen. Und das hat dann zur Folge, dass Du nicht mehr so stark in Deinen
Körper hineinhörst.

Zitat von Out_of_the_Dark:
Als Auslöser der Angststörung wurden der Schlaganfall meines Vaters und der Verlust eines guten Freundes an Krebs verantwortlich gemacht.

Ich empfehle Dir, dies etwas anders zu sehen. Der Auslöser Deiner Angststörung scheint ein
in Teilen geschwächtes Selbstbewusstsein zu sein.
Sehr viele Menschen erleben das Gleiche wie Du, entwickeln im Anschluss aber keine Angst vor
Krankheiten.

Zitat von Out_of_the_Dark:
Obwohl ich die Gespräche mit meiner Therapeutin immer sehr angenehm fand, fing ich relativ schnell an, am Erfolg der Therapie zu zweifeln,

Warum?

Zitat von Out_of_the_Dark:
Jedenfalls kämpfe ich seitdem ständig gegen die Angst.

Einen Kampf gegen ein wichtiges inneres Gefühl kannst Du nur verlieren. Das Gefühl bleibt im
Kopf. Niemand schafft es, dieses Gefühl zu vertreiben.
Offensichtlich braucht es also eher eine Friedenslösung mit diesem Gefühl.
Hört sich merkwürdig an, oder nicht.

Zitat von Out_of_the_Dark:
Ich bin eigentlich ständig dabei, in meinen Körper zu hören,

Dann versuche dies weniger zu tun. In der Zeit, wo Du Dich versuchst auf eventuelle Symptome
zu konzentrieren, geht Dir an Zeit, Dich zu entspannen verloren.

Zitat von Out_of_the_Dark:
Ich weiß mittlerweile, dass mir nur noch professionelle Hilfe helfen kann,

Wenn Du das so siehst, dann suche Dir einen für Dich passenden Therapieplatz.

Viele Grüße
Bernhard




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Dr. Christina Wiesemann
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